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Community Building

Nach näherer Betrachtung muss man zwangsläufig feststellen, dass TYPO3 eine äußerst aktive Community besitzt. Doch welche Eigenschaften zeichnet eine derart prosperierende Community aus? Welche Aspekte sind wichtig für das zukünftige, nachhaltige Wachstum des Projekts?

11 Min. Lesezeit
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Dieser Artikel basiert auf den Ergebnissen der Lizenziatsarbeit
„Open Source Community Building“ [1], die zum Ziel hatte
Grundlagen zu analysieren sowie Handlungsempfehlungen im Bereich des
Community-Aufbaus von Open-Source-Projekten abzugeben. Dafür
wurden acht Interviews mit „hochrangigen“ Community-Mitgliedern
von unterschiedlichen Open Source CMS und weiteren Web Applications
durchgeführt und analysiert.

Die Akteure eines Open-Source-Projekts

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Bevor im Folgenden die verschiedenen Aspekte einer
Open-Source-Community betrachtet und beurteilt werden, empfiehlt es
sich klarzustellen, wie der Begriff „Community“ in diesem
Artikel verstanden wird. In jeder Community lassen sich mehr oder
weniger präzise verschiedene schichtartige Rollen
identifizieren. Als tatsächliche Open-Source-Community wird die
Gesamtheit aller Personen bezeichnet, die durch direkte oder indirekte Beiträge an der Entwicklungstätigkeit eines
Open-Source-Projekts mitwirken. Dies sind ausdrücklich nicht
nur die Programmierer, die den eigentlichen Source-Code entwickeln.
Ausgegrenzt sind hingegen jene Personen, die die Software
lediglich nutzen, ansonsten aber keinen aktiven Beitrag zur
Weiterentwicklung leisten. Ausgesprochen oder unausgesprochen haben
die Personen, die als Entwickler (beispielsweise von
Erweiterungen) den Source-Code vorantreiben, oftmals eine
privilegierte Stellung innerhalb der Community. Dabei kann sich
sowohl aus der Art als auch des Umfangs der Entwicklungstätigkeit
ein unterschiedlicher Status ableiten. Diesbezüglich wurde die
Rolle des Hauptentwicklers herausgehoben und dem innersten Kreis der
Community zugeordnet.

Weiterhin
erfordert eine Community auch die
Rolle von Koordinatoren, welche vor allem im zwischenmenschlichen
Bereich arbeiten und sich um die Anleitung, Motivation und vor allem
auch Information von Community-Mitgliedern kümmern. Wie bei den
Entwicklern kann diese Rolle auch hier mit einem unterschiedlichen
Status verbunden sein. Die Projektverantwortlichen
sind dem engsten Kreis zuzuordnen.

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Es handelt sich dabei um Personen,
die praktisch uneingeschränkten Zugriff auf den
Entwicklungsserver sowie die Software haben und anderen Personen
bestimmte Zugriffsrechte einräumen (oder verweigern) können. Sie erfüllen ebenfalls Koordinationsaufgaben. In den Kernbereich
eines Projekts sind sehr häufig auch die Projektinitiatoren
einzuordnen, sofern sie sich nicht zurückgezogen haben. Die
folgende Abbildung visualisiert die angesprochenen Rollendefinitionen
anschaulich.

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Ideale Communities

Wie zeichnet sich nun eine prosperierende Community aus? Welches
sind die erstrebenswerten Charakteristiken der Community-Mitglieder?
Die Interviews haben sieben Kriterien ergeben, welche ideale
Communities definieren. Das heißt also, dass nicht einfach ein
generelles Wachstum der im Projekt involvierten Personen erzielt
werden sollte, sondern primär ein solches, das die folgenden
Punkte berücksichtigt:

1. Die Community hat keinen Selbstzweck, sondern ein primäres
Anliegen: die „Weiterentwicklung“ des Open-Source-Projekts, d. h.
Programmcodes zu erstellen und zu verbessern, Dokumentationen zu
erstellen, Marketing zu betreiben und auf andere Art produktiv
zu sein. Dies ist nicht selbstverständlich, denn in vielen
Projekten wird wertvolle Energie in endlose Diskussionen und
Streitigkeiten gesteckt, ohne die Software tatsächlich weiter zu
bringen. Ein anderes Phänomen sind Einzelpersonen und vor allem
Unternehmen, die Open-Source-Software für sich und für
Kunden gewinnbringend einsetzen ohne z. B. im Rahmen dieser
Tätigkeiten erstellte Weiterentwicklungen dem Projekt zur
Verfügung zu stellen. Solches Trittbrettfahrverhalten ist in der
Community unerwünscht und bringt auch das Projekt nicht direkt
weiter.

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2. Eine wichtige Eigenschaft von aktiven Community-Mitgliedern ist
deren hohe „Selbstmotivation“.
Optimal ist es, wenn Personen eigene Ideen von Anfang bis Ende selbst
realisieren und dennoch für Kritik und
Verbesserungsvorschläge anderer offen bleiben. Üblicherweise müssen
die Entwickler gewisse Barrieren überwinden, bevor sie
Änderungszugriff auf die Software erhalten. Dadurch wird
gewährleistet, dass nur Personen, die schon längere Zeit
intensiv am Projekt mitarbeiten und Beiträge liefern, direkten
Einfluss auf die Weiterentwicklung der Software nehmen können.

3. Um die Langlebigkeit eines Open-Source-Projekts gewährleisten
zu können, ist es vorteilhaft, Community-Mitglieder aus
verschiedenen Organisationen und Regionen zu beteiligen. Einerseits
macht diese „Vielfältigkeit“
der Mitwirkenden das Projekt unabhängig von lokalen
Veränderungen, weshalb unter anderem die Apache Foundation für
neue Projekte voraussetzt, dass die Entwickler aus mindestens drei
unterschiedlichen Unternehmen stammen müssen. Andererseits bringen erst
verschiedenartig talentierte Menschen das umfangreiche Wissens- und
Fertigkeits- spektrum mit, welches für die Leitung und Umsetzung
von Open-Source-Projekten notwendig ist.

4. Da sich die Mitarbeitenden in Open-Source-Projekten vielfach
freiwillig auf unentgeltlicher Basis beteiligen, ist „Korrektheit“
in der Kommunikation unentbehrlich. Das heißt konkret, dass
z. B. selbst einfache Anfängerfragen von der Community
respektvoll beantwortet werden sollten. Andererseits bedeutet es aber
auch, dass Neueinsteiger sich an die geltenden Kommunikationsregeln
zu halten haben und ihre Fragen zuerst selbst in Mailing-List-Archiven oder Wikis zu beantworten versuchen.

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5. Auch ein gewisser Grad an „Altruismus“
ist wichtig, denn grundsätzlich gilt: Open-Source-Projekte sind
keine „One Man bzw. One Company Shows“ und „die Community ist
wichtiger als der Einzelne.“ Auch wenn z. B. jemand sehr viel
Quellcode beiträgt und wichtige Tätigkeiten für die
Community ausführt, kann dies langfristig das Ende des Projekts
bedeuten, wenn er durch seine dominante Art die anderen Mitglieder
vertreibt und damit die Community schwächt. Besonders wenn
Unternehmen maßgeblich an der Weiterentwicklung eines Projekts
beteiligt sind, müssen sie Rücksicht nehmen auf die
Bedürfnisse der Community und dürfen zum Beispiel bezüglich Fragen über Rückwärtskompatibilität nicht egoistisch vorgehen.

6. Ein „langfristiges
Engagement“ von Mitarbeitenden in
Open-Source-Projekten ist ein wertvolles Gut. Vielfach kommt es vor,
dass neu Dazugestoßene sich über die vorhandene Situation
beschweren und Änderungswünsche anbringen aber bald wieder
verschwinden. Verbesserungsvorschläge z. B. an der
Software-Dokumentation können nützlich sein, viel wichtiger
ist es jedoch, dass Personen sich über lange Zeit
produktiv in das Projekt einbringen und Aufgaben verantwortungsvoll
ausführen. Deshalb erhalten in allen fortgeschrittenen Projekten
nach dem Meritokratie-Prinzip ausschließlich solche Mitglieder
Zugriff auf wichtige Ressourcen, die sich schon lange aktiv
in der Community beteiligt haben.

7. Auch wenn sich viele Personen aus unterschiedlichsten
Motivationen in einem Projekt einbringen, ist eine „gemeinsame
Vision“ für die Weiterentwicklung der Software
unentbehrlich. Neben aller Offenheit für Beiträge neuer
Mitwirkender muss sich eine klare Stoßrichtung für die
Zukunft des Projekts herauskristallisieren, sonst wird die Diskussion
stets an den gleichen Stellen hängen bleiben. Zu bewältigen ist
also die Gratwanderung zwischen Berücksichtigung der Interessen
aller Beteiligter und der Fokussierung auf bestimmte Ziele, wobei
einerseits die schon entwickelten Stärken der Software und
andererseits die vorhandenen Personen und Mittel beachtet werden
sollten.

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Möglichkeiten der Wachstumsförderung

Nachdem nun klar ist, wohin es mit der
Community eines erfolgreichen Open-Source-Projekts gehen soll, wird
im Folgenden anhand von acht umfassenden Bereichen im Detail beschrieben, wie das
Wachstum einer Community gefördert werden kann. Diese
Wirkungsfelder zeigen verschiedene Aspekte auf, in denen die
Projektverantwortlichen konkrete Maßnahmen zur nachhaltigen
Vergrößerung der Community unternehmen können. Um die
zahlreichen Handlungsmöglichkeiten noch in eine zweite Dimension
zerlegen zu können, sind sie in die drei Ebenen Rekrutierung,
Zusammenarbeit und
Entwicklungstätigkeit zusammengefasst. Aktivitäten auf
der Ebene Rekrutierung beabsichtigen, weitere
Projektbeitragende für die Community zu gewinnen und
betreffen somit Themen wie Projektattraktivität, Bekanntmachung,
Verteilung und externe Kommunikation. Maßnahmen
auf der Ebene Zusammenarbeit sollen die internen Prozesse
verbessern und beeinflussen deshalb Organisation, Koordination,
interne Kommunikation und Beziehungen. Aktionen auf der Ebene
Entwicklungstätigkeit betreffen die Weiterentwicklung der
Software und behandeln Themen wie Quellcode, Softwarearchitektur und
Technologien. Acht weitere Bereiche
von Maßnahmen, die ausschließlich in einer der
drei Ebenen wirken, werden ebenfalls noch kurz angesprochen. Die oben
stehende Tabelle stellt einen Überblick empfohlener Aktionen der
Projektverantwortlichen dar. Die Handlungsmöglichkeiten der sieben
übergreifenden Bereiche werden im Folgenden kurz erläutert.

In der Software-Entwicklung ist seit langem bekannt, dass
„Modularität“ des
Quellcodes seine Verständlichkeit und Flexibilität erhöht
und dadurch den Aufwand für die Weiterentwicklung verringert
(Parnas 1972). Besonders in einer meist virtuell zusammenarbeitenden
Open-Source-Community ist es wichtig, dass sie an derselben
Applikation programmieren kann, ohne alle Einzelheiten des
Gesamtsystems kennen zu müssen. Wenn die Entwicklung von
umfangreichen Erweiterungen und Plug-Ins möglich ist und durch
eine entsprechende Einstiegsdokumentation unterstützt wird, kann
das Projekt einen breiten Kreis von Anwendern und potentiellen
Entwicklern ansprechen. Ihnen wird ermöglicht, die Software
auf relativ einfache Weise ihren Bedürfnissen anzupassen, was
auch die Eintrittsbarriere für neue Programmierer senkt. Auf der
Ebene der Zusammenarbeit schafft Modularität die Grundlage für
die Spezialisierung der Programmierer und macht diese unabhängiger
von den Hauptentwicklern der Software, da nun konkrete Probleme ohne
Eingriff in die Kernapplikation gelöst werden können. Steigt die Anzahl verfügbarer Erweiterungen, ist die
Qualitätssicherung durch erfahrene Entwickler zu empfehlen.

Die Wichtigkeit von ausführlicher und vielseitiger
„Dokumentation“ wurde
bereits mehrmals erwähnt. Für Anwender wie auch für
Entwickler ist sie von zentraler Bedeutung und beeinflusst stark die
Eintrittsmotivation zukünftiger Community-Mitglieder.
Entscheidend ist, dass ein klarer Dokumentations-Leitfaden anhand von
wenigen, dafür aktualisierten und zweckmäßig
strukturierten Tutorials und Handbüchern den Einstieg in die
Software ermöglicht. Freiwillige für die Erstellung
qualitativ hochwertiger Dokumentationen, die z. B. für Lehrbücher
verwendet werden können, sind schwer zu finden. Deshalb sollten
Projektverantwortliche ein Anreizsystem schaffen, das zum Beispiel in
Form von öffentlichen

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Empfohlene Tätigkeiten von Open-Source-Projektverantwortlichen
Übergreifende Bereiche
Rekrutierung Zusammenarbeit Entwicklungstätigkeit
Modularität Beschreibung zur Entwicklung von
Erweiterungen zur Verfügung stellen
Bei starker Zunahme der Erweiterungen
Qualitätssicherung durch erfahrene Programmierer einführen
Erweiterbarkeit der Software durch externe
Komponenten von Anfang an vorsehen
Software soll modular programmiert werden
Dokumentation Wenige, dafür aktuelle und klar
strukturierte Tutorials und Handbücher verfügbar machen
Anreizsystem für die Erstellung
hochwertiger Dokumentation schaffen
Erläuterungen im Quellcode und zum
Application Programming Interface schreiben
Für verschiedene Interessensgruppen Dokumentationen
erstellen
Release Management Regelmäßig und häufig
Software-Releases inklusive aussagekräftiger Ankündigungen
herausgeben
Fairen Veröffentlichungsprozess, u.a. mit
Feature-Freeze, praktizieren
Rückwärtskompatibilität
gewährleisten; wenn unmöglich, Migrationsskripte
entwickeln
Release-Management-

Prozess einführen

Umgebung der Zusammenarbeit Projekt auf den bekannten
Platt- formen unter kennzeichnenden Stichwörtern registrieren
Vorhandene bzw. individuelle Entwicklungs- und
Zusammen- arbeits-Plattform aufbauen
Den Entwicklern ein hochverfügbares
Revision Control System zur Verfügung stellen
Eine Umgebung der Zusammenarbeit verwenden
Physische Begegnungen Präsentationen und Workshops
an Konferenzen und Messeveranstaltungen geben
Community-Treffen zur tech- nischen und
organisatorischen Zusammenarbeit organisieren
Entwickler-Sprints in motivierender Umgebung
und mit klaren Zielen veranstalten
Physische Treffen veranstalten
Trägerorganisation Das Projekt einer bestehenden
Trägerschaft anschließen oder eine maßgeschneiderte
neue gründen
Organisatorische, rechtliche und
repräsentative Aufgaben durch die Trägerschaft
wahrnehmen lassen
Entwicklertätigkeiten durch die
Trägerschaft unterstützen und beschützen lassen
Eine organisatorische Trägerschaft für das Projekt
gründen
Internationalisierung Auf Englisch kommunizieren und
Übersetzungsaufgaben ausschreiben
In einer multikulturellen Community höflich
und respektvoll miteinander kommunizieren
Mehrsprachigkeit der Software auf technischer
Ebene von Anfang an vorsehen
Eine internationale Community anstreben
Ebenenspezifische Bereiche
Rekrutierung Zusammenarbeit Entwicklungstätigkeit
Bekanntmachung Herkömmliche
Marketingaktivitäten betreiben und Pressemitteilungen
verfassen
Credit System Alle Beiträge mit deutlichem
Hinweis auf Autoren veröffentlichen
Kommunikationskanäle Entsprechend
der Community-Größe Kommunikation auf einige wenige
Kanäle fokussieren
Community-Struktur Den
Bedürfnissen der Community entsprechende Strukturen schaffen
Aufgabenliste Kurze
Beschreibungen anstehender Aufgaben mit Aufforderung zur Mithilfe
publizieren und aktuell halten
Software-Qualität Nur
funktionierende und ausgereifte Software-Änderungen und
-Erweiterungen integrieren
Benutzeroberfläche Benutzeroberfläche
für einfache Bedienbarkeit und Gestaltung ausarbeiten
Installation Installationsprozess
anhand eingeholter Feedbacks optimieren

Danksagungen oder finanzieller
Unterstützung Projektmitarbeitende ermutigt, Ressourcen für
die Erstellung einer anspruchsvollen Projektdokumentation
einzusetzen.

Die Attraktivität eines Open-Source-Projekts wird auch durch
dessen „Lebendigkeit“ bestimmt. Diese kommt vor allem durch die
Häufigkeit von veröffentlichten Software-Versionen zum
Ausdruck. Die Projektverantwortlichen sollten deshalb regelmäßig
neue Releases veröffentlichen. Zum „Release
Management“ gehört neben einer Ankündigung mit
Hinweis auf alle wegweisenden Erneuerungen auch ein vollständiges
Änderungsprotokoll der neuen Software-Ausgabe. Die Festlegung
eines neuen Releases ist eine sensible Aufgabe, bei der unter
Einbezug aller Interessengruppen auch Feature Freezes eingehalten
werden müssen. Dies erfordert zuweilen einige Durchsetzungskraft
der verantwortlichen Personen. Um eine gewisse Kontinuität
ausweisen zu können, sollte auch ein zeitlich festgelegter
Veröffentlichungsrhythmus von beispielsweise einem halben Jahr
in Betracht gezogen werden. Bei jedem Update ist die
Rückwärtskompatibilität zu gewährleisten und
nur unter unumgänglichen Umständen zu brechen.
Migrationsskripte können in diesem Fall einen Lösungsansatz
bieten.

Obwohl SourceForge, Freshmeat, Tigris und andere
„Kollaborationsplattformen“
dieser Art Einschränkungen unter anderem in den Bereichen
Technologie, Server-Zugriff und Gestaltung vorgeben, bieten sie
dennoch zahlreiche Möglichkeiten an, unkompliziert ein neues
Open-Source-Projekt zu starten und die anfängliche
Zusammenarbeit zwischen den Community-Mitgliedern zu unterstützen.
Oft beschließen Projektverantwortliche zu einem späteren
Stadium, das Projekt auf einen individuellen Server zu transferieren.
In jedem Fall ermöglichen diese Plattformen dem
Open-Source-Projekt eine breite Sichtbarkeit, wodurch sie im Internet
einfacher aufgefunden werden – besonders wenn es durch den
intensiven Gebrauch der Plattform-Funktionalitäten eine hohe
Platzierung in den Aktivitäts-Ranglisten bekommt.

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„Physische Begegnungen“
wie Präsentationen, Vorträge und Workshops an Konferenzen
oder Messeveranstaltungen sind eine geeignete Möglichkeit die
Funktionalitäten der Software vorzuführen und neue Anwender
und damit potentielle zukünftige Entwickler zu gewinnen. Dabei
wirken soziale Kontakte, besonders zu den Hauptentwicklern,
vertrauensbildend und erhöhen den Anreiz am Projekt
mitzuwirken. Der Wissenstransfer, der bei solchen physischen
Begegnungen auf intensive Weise stattfindet, fördert die
Zusammenarbeit auf technischer und organisatorischer Ebene und
motiviert zur Weiterarbeit. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch,
dass abwesende Community-Mitglieder nach Möglichkeit nicht
benachteiligt und wichtige Diskussionen und Entscheidungen immer noch
online geführt werden sollten. Bei Sprints sollten im Vorfeld klare
Ziele gesteckt werden, um fokussiert auf die nötigen Verbesserungen
hinarbeiten zu können.

Die meisten großen Open-Source-Projekte werden heutzutage
von einer nicht gewinnorientierten Trägerorganisation
geleitet. Diese juristischen Institutionen tragen zur Stabilität
und Kontinuität des Open-Source-Projekts bei, indem sie sich
beispielsweise um rechtliche Aspekte der Lizenzen und Marken kümmern,
mehr Transparenz in Hinsicht auf Entscheidungsprozesse bieten, personelle
Fluktuationen glätten, die Entwicklungs-Infrastruktur
bereitstellen und finanzielle Fragestellungen zentral angehen können.
Gegenüber Externen repräsentiert die Trägerschaft den
Ansprechpartner des Projekts und kann dadurch auch die
Community-Aktivitäten im Bereich Marketing bündeln und
einen Image-Aufbau bewirken. Für individuelle Entwickler bietet
sie, beispielsweise bezüglich etwaiger
Programmierfehler, Schutz gegenüber Anklagen, sichert die Rechte
am Quellcode und kann unter bestimmten Voraussetzungen auch
Hauptentwickler für gewisse Tätigkeiten finanziell
entschädigen.

Den Community-Aufbau eines Projekts „international“
anzugehen erfordert unter anderem sämtliche Kommunikation auf
Englisch zu führen. Dies ist für einen
Nicht-Muttersprachler etwas schwieriger, bringt aber gewichtige
Vorteile mit sich. Einerseits kann ein viel größeres
Anwender- und damit auch Entwickler-Publikum angesprochen werden, was
ermöglicht, eine multikulturelle Community aufzubauen.
Andererseits sind Übersetzungstätigkeiten, wenn technisch
vorgesehen, eine gute Einsteigeraufgabe für motivierte Anwender
um erstmals aktiv am Projekt mitzuwirken. Des weiteren trägt
eine Community mit vielseitiger Herkunft zu einer ausgeglichenen
Kommunikation bei und kann bei respektvollem Umgang gewisse lokale
kulturelle Phänomene abschwächen.

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Neben den erläuterten sieben übergreifenden Gebieten des
Community-Aufbaus fördern weitere Tätigkeiten das Wachstum,
die Zusammenarbeit und die Entwicklungstätigkeit der
Community-Mitwirkenden. So steigern herkömmliche
Marketingaktivitäten,
wie beispielsweise der Versand von Pressemitteilungen an alle
bekannten Technologie-Medien, den Bekanntheitsgrad der Software und
wirken imagebildend. Des weiteren werden Mitwirkende durch ein
Credit-System
motiviert, qualitativ hochwertige Beiträge für das Projekt
zu liefern. Die bewusste Wahl der Kommunikationskanäle
wie Website, Chat-System, Mailing Listen, Wiki und Foren helfen, die
Diskussionen auf einige wenige Kanäle zu konzentrieren. In jedem Fall ist die
Qualität der Software
sicherzustellen, was bedingt, dass ausschließlich
funktionierende und ausgereifte Software-Änderungen und
-Erweiterungen ins Projekt integriert werden. Auf technologischer
Ebene spielen auch die ansprechende Benutzeroberfläche
und der einfache Installationsprozess wichtige Rollen und dürfen nicht als Nebensache abgehandelt
werden.

Ausblick

Sind nun nach den erstrebenswerten Community-Charakteristiken auch
die Maßnahmen aufgezeigt, welche eine derartige Entstehung
unterstützen, ist es interessant, zum Schluss noch kurz einen
Blick auf die TYPO3 Community im Spezifischen zu werfen. Dazu sei
festgehalten, dass – auch wenn hier nicht explizit ausgewiesen –
zahlreiche der oben angesprochenen Themen aus dem beinahe
zweistündigen Interview mit Daniel Hinderink von der TYPO3
Community stammen. Es ist deshalb kein Zufall, dass alle der acht
umfassenden Handlungsbereiche von der TYPO3 Community vollständig
oder zumindest in Teilbereichen bereits heute bearbeitet werden.

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