Content Management: Willkommen an Bord von Joomla 2.5
Ein neuer, schmaler Rumpf
Joomla 2.5 bringt im Gegensatz zu der letzten Long-Term-Version 1.5 keinen veralteten Code mehr mit. Auf den Legacy Mode verzichtet das Core-Team komplett. Erweiterungen, die unter der Version 1.5 laufen, müssen Entwickler für die neue Version umschreiben, damit Anwender sie auch unter 2.5 verwenden können. Die Core-Dateien wurden so umcodiert, dass das CMS einen Performance-Gewinn verzeichnen kann. Generell ist der Aufbau der Seiten nun schneller als beim Vorgänger. Die Library ist auf aktuellen Stand gebracht, sodass zum Beispiel MooTools [1] in Version 1.4 zum Einsatz kommt und für Entwickler zur Verfügung steht. An dem Prinzip der Overrides [2] hat sich hingegen nichts geändert. Für den Webdesigner ist es also weiterhin möglich, den Output von Komponenten zu steuern, indem er eine gleichnamige Datei im Template anlegt, die die Originaldatei „überschreibt“ (engl. override). Somit lässt sich eigener Code schreiben, ohne Core-Dateien verändern zu müssen. Overrides haben sich bewährt und wurden erweitert, dazu später mehr.
Einfache Wartung
Mussten Anwender zum Einspielen der Updates bislang noch einen FTP-Client bemühen, um die aktuellen Dateien auf den Webspace hochzuladen und die alten damit zu überspielen, lässt sich das CMS jetzt bequem vom Backend aus aktuell halten, wenn die richtige Server-Umgebung vorhanden ist. Dafür ist es in der PHP-Konfiguration zwingend erforderlich, das Öffnen und Inkludieren von externen Dateien freizuschalten (allow_url_fopen = On; allow_url_include = On) [3]. Hinweise zu neuen Joomla-Versionen und Updates zu Erweiterungen gibt es direkt auf der Startseite des Backends.
Werden Backups nicht serverseitig erstellt, sollte jeder Anwender vor einem Update manuell eine Sicherungskopie anlegen. Hier empfiehlt sich weiterhin die Erweiterung Akeeba Backup [4], die sich gegebenfalls auch mittels „Cron Jobs“ automatisieren lässt. Backup-Space außerhalb des Servers, auf dem die Website liegt, ist ratsam. Bestrebungen, eine Versionierung in das System einzubauen, sind mit dem Framework „Nooku“ [5] („Joomla’s new brain“, Johan Janssens) im Gang. Dabei will Nooku nicht nur als Framework, sondern als Plattform begriffen werden, mit Hilfe derer Entwickler schnell und vor allem effizient eigene Erweiterungen für Joomla programmieren können.
1., 2. und 3. Klasse
Joomla 2.5 zeichnet sich vor allem durch die verbesserte Benutzer- und Rechteverwaltung aus. Sie war lange Zeit die „Achillesferse“ des Systems und sehr statisch – es war lediglich möglich, die vorgegebene Hierarchie zu nutzen. Nun sind sämtliche Szenarien denk- und umsetzbar; der Anwender konfiguriert die gewünschte Hierarchie in der Nutzerverwaltung einfach selbst. Rechte lassen sich beliebig ausbauen und auf Benutzer übertragen. Soll beispielsweise ein spezieller Download für eine einzige Person zur Verfügung gestellt werden, ist dass nun mit „Bordmitteln“ kein Problem mehr. Aber auch komplexe Gruppenverwaltungen sind mit dem neuen ACL-System (Access Control Level) jetzt umsetzbar. Bei größeren Projekten, in denen hunderte Personen mitarbeiten, macht sich diese Erleichterung sehr schnell bemerkbar.
Übersetzungstechnik
Joomla unterstüzt in der neuen Version 2.5 jetzt auch Mehrsprachigkeit. Somit können Anwender nun eigene Inhalte für mehrere Sprachen anlegen. Einen Service wie den Google Translator bietet Joomla jedoch nicht. Redakteure müssen die entsprechenden Inhalte selbst übersetzen und anlegen. Was hingegen automatisch abläuft, ist die Auswahl der Sprache, unter der die Website angezeigt wird. Anhand der Browsereinstellungen kann das System erkennen, in welcher Sprache beispielsweise Firefox läuft, und so die entsprechenden Inhalte bereitstellen.
Gleiche Inhalte unterschiedlicher Sprache lassen sich via Menüs miteinander verknüpfen. Angenommen, es existieren zwei Menüs: das „Hauptmenü“ für die deutschen Besucher und das „Main Menu“ für die englischen. Der Eintrag „Kontakt“ im Hauptmenü ist mit dem englischen Pendant „Contact“ im „Main Menu“ verlinkt. Der Seitenbesucher ruft nun die Seite „Kontakt“ auf und entscheidet sich aus irgendwelchen Gründen anschließend, die englische Version lesen zu wollen. Dafür muss er lediglich auf die englische Flagge im Sprachmenü drücken, um die Seite „Contact“ angezeigt zu bekommen.
Overrides gibt es jetzt nicht nur für Komponenten und Module, sondern auch für Sprachen. Ist eine Übersetzung nicht da oder schlichtweg falsch, kann der Administrator seine eigene Übersetzung anlegen, die dem Original vorgezogen wird. Nicht nur die Sprache des Frontends, auch die des Backends lässt sich so korrigieren. Während der Administrator Overrides für Komponenten und Module im Template anlegen muss, steht für Sprach-Overrides ein eigener Bereich im Backend zur Verfügung.
Gleichlautende Titel, auch „Aliase“ genannt, anhand derer das System suchmaschinenfreundliche URLs erzeugt, sind in der Version 2.5 für unterschiedliche Sprachen möglich. Adressen wie http://example.com/de/joomla.html und http://example.com/en/joomla.html können nun nebeneinander bestehen – was sich in Sachen SEO positiv auswirkt.
Neue Instrumente auf der Brücke
Neben den großen Neuerungen gibt es auch zahlreiche kleine. Joomla 2.5 unterstützt technisch jetzt mehrere Datenbanksysteme. Neben MySQL und MS SQL werden zukünftig auch PostgreSQL, Oracle, SQLite und PDO hinzukommen. Das Entwickler-Team schaffte den nötigen Layer hierfür.
Eine weitere Neuheit ist, dass sich Inhalte in Kategorien ablegen lassen, deren Hierarchie der Anwender selbst aufbauen kann. Mit Joomla 1.5 waren bezüglich der Kategorisierung des Inhalts nur zwei Ebenen (Bereich > Kategorie) möglich. Diese Einschränkung gilt nicht mehr, sodass der Nutzer nun Kategorien mit beliebig vielen Ober- und Unterkategorien erstellen kann.
Weiterhin erlaubt es Joomla 2.5, einen Index zu erstellen, um die Suche zu verbessern. Anhand des Indexes bekommt der Suchende Vorschläge angeboten und kann diese dann direkt auswählen, um zu den für ihn interessanten Treffern zu gelangen – was zu einer zusätzlichen Erleichterung der Benutzerführung führt. Auch wenn Captcha [6] benutzerfeindlich ist und der Einsatz wohlüberlegt sein sollte (jede Alternative ist vorzuziehen), kann die jetzt im Joomla-Core vorhandene Captcha-Funktion automatisches Versenden von Formularen verhindern. Zudem bietet die Grundversion dem Nutzer nun die Möglichkeit, Textfilter zu erstellen, um bestimmte Wörter oder Wortgruppen zu zensieren. Insgesamt ist die Handhabung deutlich verbessert, das Backend wirkt aufgeräumter. Die Trennung von Menü und Inhalt wird für Neulinge allerdings weiterhin eine Stolperfalle sein. Hier gilt es, sich in das System hineinzudenken, um in der Praxis zu begreifen, warum diese Trennung notwendig ist.
Auf lange Sicht
Endlich wurde Klarheit geschaffen, was die Long-Term-Releases [7] angeht: Alle X.5er-Versionen sind stets Long-Term-Versionen und werden mindestens für anderthalb Jahre unterstützt. Zu den Hauptverbesserungen gehören die neue Benutzerverwaltung und die Mehrsprachigkeit, die Joomla für komplexe Webprojekte qualifizieren. Die Änderungen in 2.5 sind allesamt Schritte in die richtige Richtung. Die Version 3.0 soll die User-Experience deutlich verbessern. Erste Screenshots [8] kursieren bereits im Netz und verraten, dass sich in dieser Disziplin noch einiges ändern wird. Dank 1-Click-Update müssen Joomla-User dann nicht mehr lange auf neue Features warten.