Direktüberweisung im Onlinehandel: Das müssen Shop-Betreiber wissen

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An der Auswahl der richtigen Zahlungsmethoden hängt viel für einen Shopbetreiber: Die Kunden sollen die gewünschten Zahlungsweisen vorfinden, damit kein Umsatz verloren geht, die Kosten für die Zahlungsweisen sollen nicht zu hoch sein, damit nicht zuviel Ertrag verloren geht und sicher sollen die Zahlungsweisen auch sein – für den Kunden genauso wie für den Onlinehändler. Immer noch sehr weit verbreitet ist in Deutschland die Vorauskasse: Der Kunde zahlt per Überweisung, der Händler wartet auf den Zahlungseingang und versendet dann nach Zahlungseingang die Bestellung an den Kunden. Der Vorteil: Händler bezahlen keine Transaktionsgebühren und tragen kein Risiko. Der Nachteil: Kunden warten lange auf ihre Bestellung, deshalb leidet die Konversionsrate und der Händler muss die eingehende Zahlung manuell bearbeiten. Verschiedene E-Payment-Verfahren bieten eine direkte und überprüfbare Überweisung aus dem Onlinebanking des Kunden an: die Direktüberweisung.
Die Direktüberweisung
Schematisch dargestellt schaltet sich bei einem Direktüberweisungsverfahren ein Zahlungsdienstleister als technischer Mittler zwischen Bank, Kunde und Onlineshop. Die Zahlung wird zwar immer noch über eine ganz normale Überweisung abgewickelt, aber die technische Plattform des Zahlungsdienstleisters verfolgt die Durchführung der Überweisung im Hintergrund. Wird die Durchführung der Überweisung vom Onlinebanking-System der Bank bestätigt, leitet der Zahlungsdienstleister diese Information an das Shopsystem weiter. Die Zahlung ist bestätigt, der Onlineshop ist informiert, dass das Geld unterwegs ist und der Onlinehändler kann sofort den Versand der Bestellung an den Kunden freigeben.
Einordnung in den deutschen Markt
Laut der EHI-Studie Online-Payment-2014 sind die am meisten ausgewiesenen Zahlungsarten in den deutschen Top-1.000-Shops Paypal, Kreditkarte, Vorauskasse und Sofortüberweisung. Wichtig: Aus dem Zahlungsangebot der Onlineshops lässt sich aber noch kein Rückschluss auf die tatsächliche Nutzung der Zahlungsverfahren schließen. Die Studie errechnet Marktanteile in Höhe von 25,4 Prozent für Kauf auf Rechnung, 19,9 Prozent für Paypal, 19,3 Prozent für die Lastschrift und 2,9 Prozent für Sofortüberweisung. Für die Anbieter Giropay und Skrill Direct weist die Studie für den B2C-Retail-Markt keine signifikanten Marktanteile aus.
Die Funktionsweise
Es gibt zwei gängige Verfahren, die bei den Anbietern der Direktüberweisungsverfahren verbreitet sind: entweder nutzt der Anbieter eine eigene grafische Umgebung um den Überweisungsvorgang samt Pin- und Tan-Eingabe abzuwickeln, oder der Anbieter nutzt die grafische Umgebung der Bank, also den Onlinebanking-Bereich der kontoführenden Bank, und hält sich selbst im Hintergrund. Bei ersterem Verfahren wird eine getunnelte, verschlüsselte Verbindung vom Shop zum Zahlungsdienstleister und von diesem zum Onlinebanking hergestellt. Die Daten werden dann vom Dienstleister als technischer Mittler sozusagen „durchgereicht“. Beim zweiten Verfahren übernimmt der Dienstleister über eine verschlüsselte Verbindung die Transaktion vom Shop, reicht diese an die Online-Banking-Umgebung weiter, den Kunden erwartet dort dann ein bereits ausgefülltes Überweisungsformular. Ist die Überweisung abgeschlossen, übernimmt der Shop die Transaktion wieder vom technischen Dienstleister.

Schematische Darstellung einer Direktüberweisung von giropay: Die Bank bestätigt die Ausführung der Überweisung, der Händler kann jetzt liefern. (Grafik: giropay)
Technische Integration
Händler können zur Nutzung der Zahlungsart entweder einen einzelnen Vertrag mit Sofort, Giropay, Skrill oder Safetypay abschließen oder, falls der Händler mit einem Payment-Service-Provider (PSP) zusammenarbeitet, die Zahlungsart dort zusätzlich buchen. Die Einbindung in gängige Shopsysteme ist durch vielfach vorhandene Plugins relativ problemlos möglich. Für den Fall, dass kein Plugin vorhanden sein sollte, lässt sich das Verfahren meist auch vom Payment-Service-Provider (PSP) auf dessen Zahlungsschnittstelle aufschalten. Eine Integration über eine API ist bei allen Anbietern im Feld ebenfalls möglich.
Wieso die Direktüberweisung anbieten
Direktüberweisungen sind eine bequeme Alternative zu einer klassischen Vorkassezahlung: Der Händler bekommt einen sicheren Zahlungseingang und hat keinen Aufwand mehr bei der Zuordnung der Zahlung, denn der Zahlungsdienstleister ordnet die Zahlung gleich der Bestellung im Shop zu. Der Kunde erhält seine Ware früher, denn der Händler muss nicht mehr auf den Zahlungseingang warten – sondern kann gleich versenden. Bequemlichkeit ist aber nur einer von vielen Gründen, die für Direktüberweisungen sprechen: Kunden ohne ausreichende Bonität für eine Kreditkarte, den Rechnungskauf oder das Lastschriftverfahren bekommen eine Zahlungsalternative. Ebenso Kunden ohne Kreditkarte, denn Kreditkarten sind in Deutschland immer noch deutlich geringer verbreitet als im internationalen Vergleich.
Eine Zahlung per Vorkasse zu ermöglichen ist wichtig, die ibi-Research-Studie „Erfolgsfaktor Payment 2013“ zeigt aber auch, dass das ausschließliche Angebot von klassischen Vorkasseverfahren keine gute Idee ist: 67 Prozent der Kunden verlassen den Shop, wenn nur Sofort-Überweisung oder Vorkasse zur Verfügung steht, nur 9 Prozent sind bereit, das umständliche Vorkasseverfahren zu akzeptieren und 25 Prozent nutzen stattdessen lieber die Sofortüberweisung.
Die Direktüberweisung wirkt sich aber auch positiv auf die Kaufabbruchquote aus. Wie positiv, will das 2ECC Köln in der Studie „IZ 2013″ untersucht und festgestellt haben: die Einführung von Sofort-Überweisung hat laut der Studie einen Umsatzzuwachs von 33,1 Prozent, die Einführung von giropay 32,9 Prozent erbracht.
Vor- und Nachteile des Verfahrens
Das Zahlungsverfahren ist nahezu ausfallsicher, da Banken einmal ausgeführte Überweisungen nicht wieder stornieren oder zurückbuchen. Es gibt die theoretische Möglichkeit eines Zahlungsausfalls, falls eine Bank nicht in der Lage ist, eine in Auftrag gegebene Überweisung auszuführen – die statistische Wahrscheinlichkeit für einen solchen Zahlungsausfall soll laut Banken und Dienstleistern aber verschwindend gering sein. Ansonsten überwiegen die Vorteile: Im Vergleich zu anderen Zahlarten sind Direktüberweisungen nicht kostenintensiv, sowohl die direkten Kosten durch Tansaktionsgebühren als auch die indirekten Kosten für Buchhaltung, Zahlungsausfälle, Risikomanagement und Rückabwicklung sind 3laut einer Studie von ibi Research so niedrig, dass es sich um die günstigste Zahlart am Markt handelt. Zum Vergleich: Sofortüberweisung wird in der Studie mit durchschnittlichen Gesamtkosten von 1,88 Euro beziffert, die klassische Vorkasse mit 3,54 Euro. Fehlender Aufwand spielt eine entscheidende Rolle: Die eingehende Zahlung wird beispielsweise der jeweiligen Onlineshop-Bestellung bereits automatisch zugeordnet, manuelle Zahlungszuordnungen gehören damit der Vergangenheit an. Endkunden profitieren vom sofortigen Versand der Ware, es wird jedoch immer Kunden geben, die das Verfahren nicht nutzen möchten: das Gefühl, einem fremden Anbieter Zugriff auf das Bankkonto zu gewähren, kann manchem Kunden zu unangenehm sein.
Die Anbieter im Überblick
Sofort AG / Sofort Überweisung
Die zur schwedischen Klarna Group gehördende Sofort AG mit der „Sofort Überweisung“ ist seit 2005 am Markt, das Produkt ist mittlerweile in 11 Ländern europaweit verfügbar: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Niederlande, Großbritannien, Belgien, Italien, Polen, Ungarn, Spanien. Sofort nutzt eine eigene, mobil-optimierte grafische Umgebung für die Abwicklung der Überweisung. Während der Verbindung zum Bankkonto prüft der Dienst, ob der Verfügungsrahmen ausreicht und ob in den letzten 30 Tagen erfolgreich Sofort-Überweisungen ausgeführt wurden. Schließen Händler direkt über Sofort einen Akzeptanzvertrag ab, kostet die Einrichtung einmalig 59 Euro, keine monatlichen Gebühren und die Umsatzbeteiligung beginnt bei 0,9 Prozent und einer Transaktionsgebühr von 0,25 Euro. Tarife für Händler mit höherem Volumen sind möglich.

Der Paycode der Sofort AG integriert die Sofortüberweisung in Vorkasse-Rechnungen. So können auch Standard-Vorkasse-Zahlungen über Sofort abgewickelt werden. (Screenshot: Sofort AG)
Giropay
Giropay nutzt technisch das oben beschriebene Verfahren über die Onlinebanking-Umgebung der Bank. Giropay wird von 1.500 Banken in Deutschland unterstützt und erreicht etwa 35 Millionen Kunden: Postbank, alle Sparkassen und fast alle Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie zahlreiche PSD-Banken und Privatbanken: Darunter die comdirect bank, Deutsche Kreditbank (DKB) und MLP-Bank. Seit kurzem kooperiert Giropay mit dem österreichischen Anbieter eps, so können deutsche Händler auch Zahlungen aus Österreich akzeptieren – und umgedreht. Die eps-Integration kann beim Vertragsabschuss zusätzlich ohne Aufpreis gewählt werden. Giropay über den Direktvertriebspartner girosolution kostet einmalig 99 Euro Einrichtungsentgelt, 9,90 Euro monatlich zuzüglich 0,09 Euro PSP-Entgelt pro Transaktion, 100 Transaktionen sind monatlich frei. Diese Gebühren können variieren, wenn giropay über den eigenen PSP gebucht wird. Grundsätzlich fällt eine Umsatzbeteiligung von 0,95 Prozent an, mit mindestens 0,33 Euro pro Transaktion.
Skrill Direct
Skrill bietet ein Verfahren namens Skrill Direct und arbeitet in Deutschland mit der Sofort AG zusammen. Neben Skrill Direct hat der Anbieter noch zusätzliche Endkunden-Dienste wie eine Prepaid-Master-Card mit einem verbundenen Wallet im Angebot. Rund 110 Banken außerhalb Deutschlands unterstützen Skrill Direkt und rund 110 Millionen europäische Kunden können den Dienst nutzen. Einmalige oder monatliche Gebühren fallen nicht an, für jede Transaktion wird eine Umsatzbeteiligung von 2,90 Prozent plus einer Gebühr von 0,25 Euro berechnet. Verfügbar ist Skrill in folgenden Ländern: Deutschland, Finnland, Estland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Schweden, Spanien, Großbritannien.
Safetypay
Safetypay setzt kein eigenes Direktüberweisungsverfahren ein, sondern kooperiert in Deutschland mit dem Direktüberweisungsanbieter giropay. Safetypay hat einen Fokus auf die nord- und südamerikanische E-Commerce-Landschaft und ist somit für Händler mit Expansionsplänen in diese Gebiete sehr attraktiv. In Südamerika spielen neben dem Onlinebanking auch Bar-Einzahlungen an Bankschaltern und Einzahlstellen eine große Rolle, da nicht jeder Kunde über eine Möglichkeit verfügt, am Onlinebanking teilzunehmen. Safetypay berechnet keine einmaligen oder monatlichen Fixkosten, die Transaktionsgebühren sind individuell und nur auf Anfrage erhältlich. Der Dienst steht außer in Deutschland weltweit für über 100 Banken und 350 Millionen Kunden zur Verfügung und wird in folgenden Ländern angeboten: Österreich (eps), Kolumbien, Deutschland, Brasilien, Costa Rica, Mexiko, Niederlande (iDeal), Nicaragua, Panama, Peru, Spanien, USA und Kanada.
Fazit: Einsetzen!
Die geringen Gesamtkosten, eine hohe Verbreitung und gute Akzeptanz bei den Endkunden sprechen für die Direktüberweisung. Sie gehört in den Zahlungsmix jedes Onlineshops und kann auch für ausländische Kunden attraktiv sein, wenn der gewählte Anbieter im jeweiligen Land aktiv ist. Aufgrund der Verbreitung und Bekanntheit, die für den Endkunden bei der Auswahl der Zahlungsmethode eine wesentliche Rolle spielt, ist die Sofort AG in Deutschland die erste Wahl. Giropay deckt von den rund 2.000 Banken in Deutschland nur rund 1.500 ab, es gibt keinen schwerwiegenden Grund, einen so großen Anteil von Kunden von vornherein auszuschließen. Das vielfach hervorgehobenen Argument, dass sich sensible Kunden in der „sicheren Onlinebanking-Umgebung der eigenen Bank“ wie bei giropay wohler fühlen, als in einer „externen grafischen Umgebung“ wie bei Sofort, dürfte ein Argument sein, das meist nur noch in den Köpfen der Marketer, aber nicht in den Köpfen der Kunden existiert. Die Kunden sind da eher polarisierender: die finden entweder alle Verfahren obskur und nutzen sie nicht, oder sie nutzen die Direktüberweisung bedenkenlos.
Sofortüberweisung.de hat keinen Tarif ohne monatliche Grundgebühr, die beträgt 4,90 EUR. Habe eben mit denen telefoniert.
Das ist wohl abhängig von irgendwas, denn meine Kunden zahlen auch keine monatlichen Grundgebühren bei Sofortüberweisung.
Vielleicht ist das ja bei Altverträgen oder Aktionsangeboten so.
Ist es nicht so, dass die Banken die Nutzung der Dienste Dritter (Weitergabe der Zugangsdaten) untersagen?