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Die besten Tricks bei der Budgetplanung für Freelancer und Agenturen

Wie als Agentur oder Freelancer ein Budget berechnen? Welche Richtlinien gilt es, dabei zu beachten? Worauf kommt es bei Honorar-Verhandlungen an? Kapitale Fehler in entsprechenden Berechnungen oder Verhandlungen führen nicht selten zum wirtschaftlichen Scheitern. Ein Einblick in die richtige Kalkulation.

8 Min. Lesezeit
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„Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung“, meinte Wilhelm Busch. Als Agentur oder Freiberufler möchte man diese Aussage sicherlich dahingehend ändern, dass nicht der Neid, sondern das Geld die ehrlichste Form der Anerkennung für die eigene Arbeitsleistung ist. Der Berufswunsch, etwas in den Medien zu machen, erfährt häufig einen großen Dämpfer, wenn es dann darum geht, dass man mit seiner Arbeit auch den Lebensunterhalt bestreiten muss. Kreativität und die Lust, sich mit kaufmännischen Dingen zu beschäftigen, sind oftmals zwei weit auseinanderliegende Welten.

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Für das wirtschaftliche Scheitern eines Kreativen ist selten dessen fachliche Kompetenz verantwortlich: Es gibt begnadete Grafiker oder Webdesigner, deren Arbeiten über alle Zweifel erhaben sind, die es aber dennoch nicht schaffen, finanziell über die Runden zu kommen. Manchmal erscheint es geradezu ungerecht, wenn sich ein kreativer Mensch einen anderen Beruf suchen muss, weil er es nicht schafft, richtig zu kalkulieren. Das Problem liegt häufig in den Verhandlungen um die Bezahlung, bei denen sich zwei komplett unterschiedliche Partner gegenüber sitzen: Der kreative Designer ist in Sachen Verhandlungsgeschick dem Chefeinkäufer eines Unternehmens meist unterlegen, denn der Ansprechpartner auf Kundenseite beschäftigt sich tagtäglich damit, möglichst günstig einzukaufen.

Kreative Leistung ist keine Schraube

Außerdem bestimmen immer mehr Betriebswirte den Einkauf von Kreativleistungen und nicht mehr ein ausgebildeter Werbefachmann: Eine grafische Arbeit wird da gleichgestellt mit dem Einkauf von Schrauben oder Maschinen. Es fehlt häufig das Verständnis für die kreative Leistung. Den Auftrag gewinnt oftmals nicht die bessere Agentur, sondern diejenige, die den besseren und geübteren Verhandlungsführer ins Rennen schickt.

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Aber auch die Kreativen selbst sind oft schuld, dass sie unterbezahlt sind: Oftmals wissen sie nicht, wie denn die von ihnen angebotene Leistung abgerechnet werden muss, damit sich ein Auftrag auch wirtschaftlich lohnt.

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Die Basis für jede Kalkulation ist der eigene Stundensatz

reative haben oft Probleme bei der Berechnung ihres Stundensatzes.

In der Industrie kann der Controller auf Knopfdruck sagen, an welchem Produkt welcher Rohertrag erzielt wird, wie viel jeder einzelne Produktionsschritt kostet und welcher Preis am Markt beim Verkauf erzielt werden muss. Dieses Wissen ist in der Kreativwirtschaft oft nicht vorhanden. In Verhandlungen kennen Kreative nicht einmal den Spielraum, wie weit sie dem Kunden preislich noch entgegen kommen können und dennoch ausreichend viel verdienen, um das eigene Leben zu finanzieren und den Bürobetrieb mit allen Kosten am Leben zu halten.

Die Basis für jede Angebotskalkulation ist immer der eigene Stundensatz. Wer es sich einfach machen möchte, der fragt einen Steuerberater mit Erfahrung in der Kreativbranche. Dieser kennt die Zahlen und weiß, wieviele Stunden ein Grafiker oder eine Agentur als maximale monatliche Arbeitszeit ansehen kann.

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Unabhängig davon, ob der eigene Steuerberater aufgrund seiner spezifischen Erfahrung den korrekten individuellen Stundensatz eines Kreativen ermitteln kann, ist es immer sinnvoll, sich auch einmal selbst mit seinen Zahlen zu beschäftigen. Daraus entwickelt sich ein Gespür, was man alles im Monat mit seinen Einnahmen bestreiten muss und wo sich sinnlose Geldfresser verstecken. Vor allem gehen Designer mit diesem Wissen auch sicherer und selbstbewusster in Verhandlungen mit potenziellen Auftraggebern.

Stundensatz einer vierköpfigen Agentur

Basis der Stundensatzermittlung ist die Erfassung aller monatlichen Kosten. Berechnen wir beispielhaft den Stundensatz einer vierköpfigen Agentur, deren Personalkosten inklusive der Lohnnebenkosten 20.000 Euro betragen. Für Miete, Leasing, Strom, Heizung, Telefon, Internet fallen monatlich weitere 3.000 Euro an. Nicht zu vergessen sind bei der Erfassung aller monatlicher Kosten auch Posten, die nur einmal im Jahr abgebucht und deshalb bei einer Auflistung oftmals übersehen werden. Kosten für den Jahresabschluss, Versicherungen und Pflichtbeiträge für die IHK und die Berufsgenossenschaft sind jedoch schnell gefunden, wenn Stück für Stück die Kontoauszüge des Vorjahres durchgegangen werden. Auch überraschende, banale Kosten fallen an, beispielsweise die Neuanschaffung eines Bürostuhls oder einer Kaffeemaschine. Zusammen mit kontinuierlich anfallenden Investitionen lassen sich hierfür 3.000 Euro monatlich ansetzen. Ohne dass zusätzliche Kosten durch eine konkrete Projektarbeit entstehen, die unter Umständen weitere Kosten nach sich zieht, muss die vierköpfige Agentur also 26.000 Euro im Monat erwirtschaften.

Bei einer Arbeitszeit von acht Stunden und einer Fünf-Tage-Woche ergibt sich eine maximale Agenturleistung von 640 Stunden im Monat. Diese Zahl reduziert sich durch Urlaubstage und Fehltage, wie beispielsweise Krankheit, um 20 Prozent. Eine weitere Reduzierung der potenziell abzurechnenden Stunden um 10 Prozent ergibt sich aus Tätigkeiten, die sich keinem Kunden oder keinem Projekt direkt zuordnen lassen. Auch wenn kein Kreativer seine Plauderei unter Kollegen als unproduktive Zeit betrachtet, kalkulatorisch ist sie das. Somit stehen der Agentur rechnerisch im Monat 448 potentiell abrechnungsfähige Stunden zur Verfügung. 26.000 Euro durch 448 Stunden ergibt in diesem ersten Schritt einen notwendigen Stundensatz von 58 Euro.

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Damit ist aber der tatsächlich notwendige Stundensatz noch nicht ermittelt. Ein Unternehmerlohn setzt sich nicht nur aus der Position des eigenen Gehaltes zusammen. Dann müsste der Agenturinhaber oder der Freiberufler nicht das Risiko der Selbständigkeit eingehen. Um den steuerlichen Aspekten und einer angemessenen Gewinnerwartung Rechnung zu tragen, werden dem im ersten Schritt ermittelten Stundensatz 30 Prozent aufgeschlagen.

Eine Agentur mit dieser exemplarisch angenommen Kostenstruktur muss damit betriebswirtschaftlich sinnvoll einen Stundensatz von 75 Euro berechnen. Je nach Agenturgröße verschiebt sich der Stundensatz, beispielsweise durch Sekretariats- oder Buchhaltungskosten, die ebenfalls durch die Kreativleistung erwirtschaftet werden müssen. Die geografischen und zeitlichen Nutzungsrechte sind in der Kalkulation noch nicht berücksichtigt. Das sind die Aufschläge, die einem in Preisverhandlungen Luft verschaffen, um dem Gegenüber seinen gewünschten Rabatt zu gewähren.

Freiberufler sollten nicht weniger berechnen

Selbstverständlich hat ein Freiberufler weniger Kosten für Miete und Infrastruktur als eine Agentur, aber der freiberufliche Grafiker oder Datenbankprogrammierer kann auch nur seine eigene Arbeitsleistung berechnen. Die Fehlzeiten sollten etwas großzügiger bedacht werden. In einer Agentur kann ein Kollege unerwartete Ausfälle kompensieren. Ein Freiberufler aber stellt während einer Krankheit keine Rechnungen. Bei einem Kostenapparat von 6.000 Euro und einer maximal zu berechnenden Stundenzahl von 100 im Monat ergibt sich in etwa der identische Stundensatz, wie ihn auch eine Agentur ansetzen muss.

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Die häufige Praxis, dass Freiberufler sechs oder sieben Tage die Woche arbeiten, hängt oftmals mit der falschen Berechnung der Arbeitsleistung zusammen. Wenn man nun die Agenturrechnungen in der Praxis untersucht, ist es kein Wunder, dass bei berechneten Stundensätzen von 40 oder 50 Euro zahlreiche Kreative leider permanent am Existenzlimit agieren.

Ein auch häufig vorgetragenes Argument von Agenturen und Freiberuflern ist, dass der Markt keine besseren Honorare hergibt und man auf Grund der Konkurrenzsituation zu niedrigen Preisen gezwungen ist. Das mag natürlich stimmen, nutzt aber dem eigenen Kontostand wenig. Man wird es immer wieder mit Wettbewerbern zu tun haben, die mit Dumpingpreisen in den Markt drängen. Ein hauptberuflich tätiger Freiberufler oder eine Agentur kann niemals preislich mit einem Studenten mithalten können, der seine Dienste als Webdesigner nebenher für 20 Euro die Stunde anbietet. Nicht selten ist es wirtschaftlich sinnvoll, auf einen Auftrag zu verzichten und sich auf die Kunden zu konzentrieren, die bereit sind, ein angemessenes Honorar zu bezahlen.

Wie lange dauert ein Projekt?

Eine detaillierte Projektbeschreibung schützt vor schwierigen Nachverhandlungen.

Der Stundensatz alleine macht noch keine Projektkalkulation. Kann man den Stundensatz noch aus den Buchhaltungsdaten errechnen, so basiert der Faktor Aufwand auf vielen persönlichen Gegebenheiten. Der eine Grafiker benötigt für ein neues Unternehmenslogo 20, der andere 30 Stunden und für das Shop-Template hat ein Webdesigner je nach kreativer Phase auch mal die doppelte Zeit seines Mitbewerbers oder Kollegen aufzuwenden.

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Eine Abrechnung auf Basis der tatsächlich benötigten Stunden ist jedoch kaum durchzusetzen. Gefragt sind fest vereinbarte Preise für konkrete Leistungen. Hier liegt die Gefahr, dass der Kreative selbst bei der Durchsetzung eines marktgerechten Stundensatzes bei einem Auftrag nicht auf seine Kosten kommt, wenn er entweder nicht die notwendige Stundenzahl berechnen kann, oder aber mehr Zeitaufwand für ein Projekt hat, als ursprünglich angenommen. Die nachträgliche Verhandlung über ein höheres Honorar ist selten erfolgreich. Nur wenige Kunden erlauben im Nachhinein noch Zugeständnisse wie eine Erhöhung des Budgets.

Fehler in der Aufwandseinschätzung sind jedoch eher selten. Agenturen und Freiberufler haben ein ganz gutes Gespür dafür, für welche Aufgabe sie wie lange brauchen. Nur sehr selten läuft ein Projekt zeitlich komplett aus dem Ruder und dann ist diese drastische Erhöhung der aufzuwendenden Stunden meist durch den Auftraggeber verursacht. Wichtig ist daher für jeden Auftragnehmer, das Projekt schon im Angebot sehr detailliert zu beschreiben.

Leider schreiben Kreative oftmals keine Auftragsbestätigungen. Doch das ergibt Sinn, gerade um im Nachhinein keine bösen Überraschungen zu erleben. Auftragsbestätigungen müssen nochmals den konkret verhandelten Umfang beschreiben. Auch ist es von Vorteil für Kreative, wenn sie Instrumente aus der IT-Branche übernehmen, wo es die Gegenüberstellung von Pflichten- und Lastenheft gibt. Nur so hat man eine Chance, den vom Kunden verursachten Mehraufwand berechnen zu können.

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Wer als Frischling anfängt und noch wenige Erfahrungswerte bezüglich des Zeitaufwands hat, der kann sich der bekannten Nachschlagewerke bedienen. Für Designer gibt es beispielsweise von der Allianz deutscher Designer (AGD) den „Vergütungstarifvertrag“ und für die Werbebranche den jährlich aktualisierten „Rotstift – Wie viel kostet Werbung“. Solche Nachschlagewerke sind zudem ein gutes Hilfsmittel, um die eigenen Kalkulationen mit denen der Mitbewerber zu vergleichen. Wobei immer zu berücksichtigen ist, dass der eigene Stundensatz in Verbindung mit der persönlichen Aufwandseinschätzung Priorität haben muss.

Honoraraufschläge beachten

Es ist gibt einen Unterschied in der Entlohnung, ob eine Anzeige nur regional für kurze Dauer oder bundesweit über einen längeren Zeitraum benutzt wird. Bei einer regionalen Nutzung wird das Honorar um den Faktor 0,1 erhöht. Dies kann sich um den Faktor 0,3 für die nationale Nutzung auf bis zu 0,8 steigern, wenn die Agenturleistung weltweit zum Einsatz kommt. Auch die unterschiedliche Nutzungsdauer führt zu einer höheren Honorarforderung für eine identische Leistung. Bei einem Jahr um den Faktor 0,2 und bei unbegrenzter Nutzungsdauer um 0,8. Die wenigsten Kunden sind aber bereit, einen Aufschlag auf die Logogestaltung zu akzeptieren, nur weil das Logo langfristig verwendet wird.

Jeder Einkäufer erwartet Nachlässe. Mit einer niedrigeren Berechnung der Nutzungsrechte oder gar dem Wegfall nimmt man dem Verhandlungspartner auf elegante Art den Wind aus den Segeln. Sollte der potenzielle Auftraggeber nicht bereit sein, die kreative Leistung wirtschaftlich sinnvoll zu würdigen, dann ist zu empfehlen, den Verhandlungstisch ohne Auftrag zu verlassen.

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Professionell verhandeln

Einkäufer berichten es immer wieder: Häufig haben Kreative Angst davor, vermeintlich große Zahlen zu präsentieren. Das ist nicht ganz verwunderlich, agieren beide doch in ihrem Alltag mit ganz verschiedenen Summen. Für den Einkäufer, dessen Unternehmen jährlich mehrere Millionen Umsatz macht und der laufend für hunderttausende Euro Waren einkauft, sind 25.000 Euro für eine neue Imagebroschüre keine gewaltige Summe. Für den freiberuflichen Grafiker hingegen schon. Er tendiert aus der eignen Scheu vor einer großen Zahl unter seinem Angebot dazu, diese selbst in Abrede zu stellen. „Gerne können wir über den Preis noch reden“, muss jeder Verkäufer aus seinem Vokabular streichen.

Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung in Vertragsverhandlungen, dass Kreative mit einer ordentlichen Angebotskalkulation antreten und sich nicht auf reine Verhandlungen über den Preis einlassen. Versuchen Einkäufer den Preis zu drücken, knicken die Kreativen in ihrer ungewohnten Rolle als Verkäufer oftmals sehr schnell ein und verschenken viel Geld. Gerade bei kreativen Leistungen gibt es aber wichtigere Faktoren als den Preis. Die kreative Leistung, Termintreue, eine besondere Erfahrung auf dem zu bearbeitenden Themengebiet – das sind Argumente, die hervorgehoben werden müssen.

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12 Kommentare
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narc

Perfekt formuliert und alles Nötige zusammengefasst, dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Ich persönlich hatte erst vor Kurzem ein Gespräch mit einem potenziellen Neukunden. Meine Kalkulation war schon recht stramm kalkuliert, als ich dann hörte: „Aber Sie sind doch allein, warum kostet diese Dienstleistung bei Ihnen soviel“ – habe ich komplett abgewunken, leider wollte sich der Herr auf kein Kompromiss einlassen.

Das Problem von uns Freelancern, ist eben das bereits angesprochene, wird man krank zieht sich der Auftrag in die Länge, der Kunde wird verärgert oder droht mit einer Vertragsstrafe. Die meisten mittelständischen Unternehmen nehmen lieber noch mehr Geld in die Hand und beauftragen gleich eine große Agentur – auch wenn die Qualität der Arbeit nicht unbedingt besser wird.

Traurig aber war, ist ein ständiger Spagat bei einem Freelancer.

Antworten
Fach kräfte und Mangel

Man müsste mal eine kleine Tabelle mit unterschiedlichen Rechenwegen aufzeigen. Meist kommt man dann auf ich glaube 1600(?) Stunden pro Jahr auf die man das Brutto(Steuern, Krankenkasse,Kosten,…)gehalt verteilen muss um gleich gut zu stehen wie der gleich-verdienende Festangestellte.

Zahlungs-Ausfälle muss man (möglicherweise speziell bei Medien-Jobs) auch einkalkulieren. Neulich bei einer Auswanderer-Doku so in etwa aus Erinnerung zitiert: „Hier hatte ich in einem Jahr so viele Zahlungsausfälle wie in 10 Jahren in Deutschland nicht.“
Auch Trivialpatente und Abmahnungen kosten Geld.
Das viele Vertragsklauseln unzulässig sind und man alle Verträge vom eigenen Anwalt kostenpflichtig überprüfen lassen muss, wissen viele vielleicht auch nicht.

Die Gewerkschaften mag ich zwar nicht so besonders aber je nach Branche gibts durchaus Hinweise und Quasi-Preislisten für beispielsweise Kreativleistungen die man regelmäßig checken sollte. Bei Abmahnungen werden gerne die offiziellen Preislisten zugrunde gelegt (z.b. 200 Euro für ein Foto) obwohl in Wirklichkeit bei den legalen Foto-Vermarktungs-Servern der Bildagenturen viele Bilder für 7,50 Euro zu haben sind. Wenn die Versicherung bezahlen soll, schaut man in die Schwacke-Liste. Wenn man selber kaufen oder verkaufen will, schaut man bei Autoscout usw. . Die Existenz unterschiedlicher unterschiedlich zweckmäßiger Listen muss man auch lernen. Salz und Pfeffer sind beides Gewürze aber meist wohl eher nicht austauschbar. Die Gewerkschafts-Statistik über die Informatiker-Einstiegs-Gehälter ist ja nur für Unternehmen mit Haustarif-Vertrag bzw. Tarif-Vertrag (also oft Mittelständler). Viele Informatiker arbeiten aber eher für kleine Klitschen und können von diesen „offiziellen“ Löhnen, die den Abiturienten jedes Jahr zeitlich zur Uni-Anmeldung (also vor den Sommerferien) passend präsentiert werden, eher oft nur träumen.

Und warum denn kommen Konkurrenten ? Weil keiner den Schülern aufzeigt, welche Berufe (Medien, aber auch Informatik,…) zu viele Studenten haben bzw. wie hoch die Übernahmequoten sind.
In einer echten Marktwirtschaft produziere ich ja keine Weihnachtsmänner, Autos oder Osterhasen wenn die Läden noch welche abverkaufen und die Regale voll sind. Ausbildungs-Plätze und Studienplätze für ausweglose Berufe hingegen finden leider zu viele Teilnehmer und belasten jeden Monat mehr den Arbeitsmarkt. Siehe z.B. Redakteure von der Frankfurter Rundschau, Financial Times Deutschland, 34 Stellen heute irgendwo bei einem größeren Verlag und anderen Zeitungen und Zeitschriften wo aktuell ständig entlassen wird. Werden deswegen weniger Journalisten ausgebildet ? Usw.
Echte Informatiker wissen das schon lange. Fachinformatiker (Betrieb+Berufsschule) ist wohl ok. Alles andere ist problematisch weil man für gute Software eher selten belohnt wird. Oder wie viel gute Software und überlegene Apps kennt ihr ? Die BMWs und Rolexe haben doch wohl eher die BWLer, Juristen und Aufsichtsräte im Unternehmen.
Und wenn man Dinge (Software-Produkte) kauft, wo man keine „Handwerker“(Software-Techniker mit ganz superspeziellen API- bzw. Anwendungskenntnissen) findet und dann wegen Fachkräftemangel „jammert“, ist man selber schuld. Kühlschränke, Fernseher, Autos,… kann jeder entsprechende Handwerker-Geselle einbauen und warten und reparieren und von den Herstellern gibts auch Fortbildungen und wer die offizielle Werks-Werkstatt nicht mag kann freie Werkstätten nehmen und sich auch im Urlaub das Auto problemlos in der Walachei reparieren lassen. Die Ludolfs kennen alle möglichen Automodelle seit 50-80 Jahren. Wie viele kennen alle Oracle-Versionen oder Nokia-Phone-Firmwares oder SAP-Versionen oder können Datenbanken genau so gut administrieren wie HandwerkerGesellen (ohne Abitur!) einen Gasbrenner oder alle gängigen Auto-Modelle ? Keep it so simple that you can handle it. Wer sich Knebel-Wartungs-Verträge u.ä. aufschwatzen lässt und wegen Support-Wegfalls alle paar Jahre immer wieder teuer neu kaufen muss, macht was falsch. Gleichzeitig stimmen in der Softwarebranche Preis-Leistung oft nicht. Beide Seiten sind unzufrieden. Tja.

Antworten
jswebschmiede

Hallo,
das ist wirklich gut. „…relative haben oft Probleme bei der Berechnung ihres Stundensatzes…“ das glaub ich weniger, eher das jemand den Bezahlt. Was in Deutschland mittlerweile los ist unfassbar, Freelancer bekommen Stundenlöhne in Höhe von 10 € die Stunde, von manch Agentur angesagt und die finden das noch nicht mal unverschämt.

Also besser mal eine Artikel über Lohn Dumping im Freelancer Bereich.

Antworten
Andreas Frank

@jswebschmiede: Ist auch das Blog vom Autor. :-)

Antworten
Sebastian

Interessanter Artikel. Gibt’s nicht eine web app mit der ich mir meinen Stundensatz ermitteln kann?

Antworten
Andreas Frank

@Sebastian: Einen Stundensatz musst Du ja nicht jeden Tag oder oder Monat neu kalkulieren, nur wenn sich in Deiner Kostenstruktur etwas gravierendes ändert. Von daher ist eine App eine gute Idee, aber nicht unbedingt nötig. Gerne kann ich Dir anbieten, bei der Ermittlung Deines persönlichen Stundensatzes behilflich zu sein. Wenn Du möchtest, dann schicke mir einfach eine eMail.

Antworten
Sven

Was in der Berechnung oben noch zu kurz kommt ist der Fakt, dass man als Freelancer nicht zu 100% der Zeit ausgelastet ist.
In einer Agentur hat man idealerweise ein oder mehrere Personen die sich darum kümmern, dass permanent Aufträge da sind. Als Freelancer muss man sich darum selber kümmern und es passiert zwangsläufig, dass man Leerlaufzeiten hat. Diese sollte man bei seinem anvisiertem Stundenlohn einkalkulieren.
Ebenso trägt man auch ein unternehmerisches Risiko und man möchte auch nicht von der Hand in den Mund leben, sondern sollte auch Rücklagen einplanen.

So gesehen sollte niemand mit einem 10 Euro Stundenlohn kalkulieren, auch wenn ihm das als Angestellter netto auf die Hand vielleicht reichen würde.

Antworten
Andreas Frank

Wir hatten durch desen Artikel hier sehr viel Traffic auf unseren WerbeCheck-Seiten und es haben sich dadurch schon ein paar für beide Seiten ganz interessante Kontakte ergeben. Dafür ganz herzlichen Dank! Da die Frage aufkam, ja, den Rotstift gibt es auch bei Amazon. Allerdings nicht als Download, sondern als Taschenbuch mit 440 Seiten: http://www.amazon.de/dp/3000393293

Antworten
YUHIRO.DE

Vielen Dank Herr Frank für den Artikel,

besonders die Beispiel-Kalkulation ist sehr hilfreich. Ich denke auch das grössere Agenturen einen etwas höheren Stundensatz berechnent müssen,
da diese oftmals noch mehr Mitarbeiter haben, die nicht direkt an der Leistungserbringung beteiligt sind. Zum Beispiel Leute im Vertrieb und Marketing.

Ich habe auch eine Beispielkalkulation mit einer 10 Mann Agentur erstellt: http://www.yuhiro.de/was-ist-der-stundensatz-von-agenturen/

Dort sieht man auch, das der Stundensatz etwas höher ausfällt, als bei kleineren Firmen.

Danke für die hilfreichen Informationen.

Antworten
GeraldM

Hi Frank,
danke für Deinen Artikel. Als Anregung noch hier die Möglichkeit den Stundensatz auf Basis seiner jährlichen Kosten auszurechnen, mit Auslastung, Berücksichtigung der Krankheitstage, Urlaub etc.

Stundensatzrechner für freiberufliche Tätigkeit:
https://www.mein-tagwerk.de/app/stundensatzrechner.html

Gerne ausprobieren!

Beste Grüße
Gerald von tagwerk

Antworten
Thomas Karbowski

Gut zu wissen, dass eine Abrechnung auf Basis der tatsächlich benötigten Stunden für einen Freelancer praktisch kaum durchzusetzen ist. Mein Neffe möchte nach seinem Abitur als Selbstständiger tätig werden. Er weiß dank dieses Beitrags, dass er sich mit der Abrechnungsfrage intensiv auseinandersetzen soll. Auf der Suche nach weiteren Infos bin ich auf die Webseite https://www.stbwagemester.de/ankum- gestoßen.

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