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Web-2.0-Technologie für einen Exchange-Ersatz: Groupware mit Zimbra

War der Markt für Groupware-Lösungen bis vor ein paar Jahren noch den Platzhirschen Microsoft Exchange und Lotus Notes vorbehalten, bekommen die beiden zunehmend Konkurrenz durch neue Applikationen. Webbasierte und oft freie Groupwarelösungen schießen wie Pilze aus dem Boden. Großes Aufsehen erzeugte vor allem die Zimbra Collaboration Suite, die mit AJAX und frischen Ideen auf sich aufmerksam machte.

6 Min. Lesezeit
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Ob Horde, eGroupware, Open-XChange, Scalix oder Zimbra: allen gemein ist die Zielsetzung, die Arbeit im Team mit Hilfe von untereinander geteilten Kontakten, Terminen und E-Mails zu vereinfachen. Im Gegensatz zu den altbewährten Branchengrößen gehen sie zum Teil aber neue Wege und gliedern sich dank intensiver Nutzung von AJAX ins Web 2.0 ein.

Die Köpfe sprechen Zimbra

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Die Zimbra Collaboration Suite (kurz ZCS) wird seit mittlerweile rund 4 Jahren entwickelt. Zunächst als studentisches Projekt begonnen, erschien die erste öffentliche Version im Oktober 2005. Der Name „Zimbra“ geht dabei auf den gleichnamigen Song der Talking Heads zurück, der die Programmierer bei ihrer Arbeit anscheinend beflügelt hat.

Nicht zuletzt wegen des intensiven Marketings und der seinerzeit noch bahnbrechenden Nutzung von AJAX, die das Produkt eher als Desktop- denn als Webapplikation erschienen ließ, schlug die Veröffentlichung hohe Wellen. Von Anfang an wurde daran gedacht, auch die Quellen der Software offenzulegen, wodurch die Akzeptanz innerhalb der Community zusätzlich erhöht wurde. Um Zimbra als kommerziell operierender Firma eine gute Grundlage zu schaffen, wurde auch dieser Ansatz von Anfang an strikt verfolgt. So gibt es neben der frei verfügbaren Open-Source-Variante auch die kommerzielle Zimbra Network Edition, die sich mit entsprechenden Zusätzen und Supportverträgen insbesondere für Firmen eignet. Nutzer der freien Variante sind jedoch nicht komplett auf sich allein gestellt. Zimbra bietet ein Wiki, das einige sehr hilfreiche Tipps und Kniffe bietet, sowie ein Diskussionsforum, in dem sogar die Entwickler selbst Rede und Antwort stehen.

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Gemischtes Klientel

Am sinnvollsten lässt sich das Produkt über das eigens hierfür vorgesehene Webfrontend bedienen, das eine einfache Verknüpfung zwischen den Teilen dank AJAX und den so genannten Zimlets ermöglicht. Auch die Nutzung über jeden handelsüblichen Mailclient ist möglich, doch leider gestaltet sich die Einbindung von Kontakten und Terminen dabei relativ schwierig: Die Software ermöglicht die Einbindung von Terminen im ICS- und iCal-Format (wobei nur lesend zugegriffen werden kann), persönliche Kontakte hingegen sind „nur“ via SOAP ansprechbar. Wer also Wert auf einfache Verknüpfung der Daten legt, ist mit der Network Edition gut beraten. Hier existieren so genannte „Connectoren“ für Microsofts Outlook, Apples Mail- und Kalenderprodukte sowie für das freie Evolution. Diese direkte Art der Anbindung sorgt nicht nur für eine Zwei-Wege-Synchronisierung (die sogar offline funktioniert), sondern bindet Kontakte und Termine ohne Umwege ein.

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Echte Gruppenkalender, wie sie Exchange beherrscht, kann Zimbra bislang noch nicht „out of the box“. Der Nutzer behilft sich mit einem eigenen Calendar-Account. Hierbei wird der Kalender für die entsprechenden Benutzer freigegeben, die darauf lesend oder schreibend Zugriff erhalten. So ist praktisch ein gleichwertiger Ersatz für die „normalen“ Gruppenkalender geschaffen.

Ein nur in der kommerziellen Network Edition auffindbares Feature ist die Anbindung mobiler Clients.
So lässt sich zum Beispiel ein Windows Mobile Handy (Windows Mobile 2003 oder neuer) direkt mit Zimbra abgleichen – direkt via GPRS und ohne lästiges snychronisieren mit dem PC und Active Sync. Auch eingehende Mails lassen sich seit Zimbra 4.5 bequem per PUSH-Email auf das Handy befördern. Hier funktioniert auch die Benachrichtigung von in Unterordner eingehenden E-Mails problemlos. Der Mailempfang ist auch mit anderen Plattformen kein Hexenwerk, allerdings wird bei anderen Plattformen zum Teil Software von Drittanbietern benötigt, um die Synchronisation von unterwegs zum Laufen zu bringen. So kommt beispielsweise beim Sony Ericsson M600i die Software „ActiveSync“ (ehemals Roadsync) zum Einsatz. Bei unseren Tests mit dieser Software ist es uns bislang allerdings nicht gelungen, auch Unterordner anzusprechen. Blackberry-Geräte wiederum werden nur über eine Third Party-Lösung unterstützt, die den trotzdem noch nötigen Blackberry Enterprise Server (BES) in Zimbra integriert.

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Strukturelles

Serverseitig ist Zimbra nicht nur unter diversen Linux-Distributionen, sondern auch unter Mac OSX nutzbar.
Die kommerzielle Network Edition wird jedoch ausschließlich unter einer eigenen, auf RPath basierenden Appliance-Lösung, den Enterprise-Produkten von RedHat und Suse, sowie Mac OSX supported. Da die Software komplett in einem Paket ausgeliefert wird, sollte im Normalfall ein nacktes System als Grundlage dienen. Bereits laufende Dienste, allen voran ein Mail Transfer Agent (MTA), müssen zwingend noch vor der Installation gestoppt werden. Die zum Einsatz kommenden Komponenten erfinden das Rad nicht komplett neu:

  • als MTA kommt Postfix zum Einsatz
  • ClamAV und SpamAssassin sorgen für eine grundlegende Anti-Spam und -Virenlösung
  • die gesamte Konfiguration sowie grundlegende Daten der Accounts (ID, Passwort, etc.) werden via OpenLDAP vorgehalten
  • Kontakte, Termine und die Korrelation zwischen den E-Mail-IDs und den im Filesystem liegenden Mails werden in einer MySQL-Datenbank gespeichert
  • der freie Applikationsserver Tomcat ist nicht nur für die Darstellung des Webfrontend zuständig, sondern implementiert auch zusätzlich die POP3-/IMAP-Daemons

Dank des getrennten Aufbaus skaliert das gesamte System hervorragend. Selbst große Setups mit tausenden über verschiedene Server verteilte Postfächer sind dank LDAP-Replikation und voneinander unabhängig installierbarer Komponenten kein Problem. Zimbra selbst nennt als größte Installationen derzeit Systeme mit mehr als 100.000 Postfächern. Auch die Integration in bestehende Systeme gestaltet sich recht einfach. Besonders leicht geht die Einbindung eines Zimbra-Servers in eine ActiveDirectory-Umgebung, da sie vollständig als Datenbasis genutzt werden kann. Alternativ wäre auch denkbar, einen Exchange-Server mit Hilfe der mitgelieferten Werkzeuge vollständig zu migrieren.

Wer die ZCS in einem unterstützten, hochverfügbaren Setup anbieten möchte, kommt um die Network Edition in Verbindung mit RedHat Enterprise und der dazugehörigen ClusterSuite nicht herum. Hierfür hat Zimbra ein eigenes Paket geschnürt, das sich von der Installation an nahtlos in die Clusterlösung integriert.
Wer trotz fehlenden Supports hierbei auf die Open-Source-Variante setzt, kann ähnliches aber mit Hilfe von DRBD und Heartbeat nachstellen.

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Für den produktiven Einsatz der Software nicht minder wichtig ist ein geeignetes Backupsytem. Die verteilte Struktur mag zwar sehr gut skalieren, sie erschwert jedoch ein konsistentes Backup

der verschiedenen Datenstände. Die Network Edition liefert daher geeignete Werkzeuge für diesen Zweck und sorgt dafür, dass standardmäßig ein nächtlicher Sicherungslauf erstellt wird. Bei der Open Source-Version ist man an dieser Stelle auf sich selbst gestellt. Mit vorausschauender Planung lässt sich durch die Nutzung von LVM und Snapshots aber fast genau so komfortabel ein Backup im laufenden Betrieb erstellen.

Im laufenden Betrieb

Die Administration eines Zimbra-Systems geschieht im Normalfall vollständig über ein auf Port 7071 lauschendes Webfrontend. So lassen sich Benutzer und Domains anlegen, Informationen über die Dienste, E-Mail-Queues und Backups sowie Quotas verwalten und grundlegende Systemeinstellungen vornehmen. Letzteres ist je nach Klientel auch nötig, da die Vorgaben für SMTP-Auth und POP3-/IMAP-Login recht restriktiv gewählt sind. Beispielsweise werden Klartextlogins per default nicht zugelassen. Clients, die TLS-Verschlüsselung nicht nutzen, bleiben somit außen vor.

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Sämtliche administrativen Tätigkeiten lassen sich jedoch auch über die Kommandozeile ausführen. Für manche Dinge kommt man um ihre Nutzung erst gar nicht herum. So lassen sich Backups mittlerweile zwar schon über das Webfrontend anstoßen und Mailboxen auch wieder herstellen, die Zyklen und Definitionen von Voll- und inkrementellem Backup hingegen nicht. Spätestens wenn es an fortgeschrittene Themen wie die Einrichtung eines LDAP-Replicaservers geht, besteht gar keine andere Möglichkeit.

Da es leider kein „fine manual“ gibt, hilft glücklicherweise das Zimbra-Wiki weiter, in dem die CLI-Tools mittlerweile nicht nur fast vollständig aufgelistet und beschrieben sind, sondern auch extensiv in den dort zu findenden Howtos genutzt werden.

Fazit

Der Betrieb eines Zimbra-Servers ist für den Administrator äußerst stressfrei. Einmal aufgesetzt, läuft die Software erfreulich stabil. Und wenn immer wieder mal kleinere Bugs auftauchen, dann werden sie (vor allem über Anfragen an den Support) recht schnell behoben. Gespannt sein darf man auf die kommende Version 5.0, die neben dem lang erwarteten nativen Support für Outlook 2007 auch endlich die Nutzung von Tasks ermöglicht, sowie einen Offline-Client für Windows-, Mac- und Linux-Betriebssysteme mit sich bringen soll. Dem gesteckten Ziel, den Großen der Branche das Wasser reichen zu können, kommen die Entwickler dadurch wieder einen großen Schritt näher.

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