Heute mit einem Blick auf Details: Webstandards aktuell
Seit einiger Zeit schon läuft die Debatte über die h1-Überschrift [1]. Wofür sollte sie genutzt werden? Für die Angabe der Firma, etwa <h1>Firma XY GmbH</h1>, oder lieber für die erste Überschrift der jeweiligen Seite in der Art <h1>Unser Unternehmen</h1>?
Das W3C schreibt zu den Überschriften lediglich: „Das Überschriften-Element beschreibt kurz das Thema der Sektion, die es vorstellt“. Es lässt sich also argumentieren, dass die wichtigste Überschrift h1 zunächst klärt, dass es sich hier um eine Webseite der Firma XY handelt. So habe ich es auch lange gehandhabt. Mittlerweile halte ich das für eine Verschwendung der Hauptüberschrift. Schließlich geben schon die Domain und der Titel den Hinweis auf die Firma. Außerdem ist eine Firmen-h1 für alle Seiten des Unternehmens gleich und würde nichts zur Unterscheidung beitragen. Also gehöre ich mittlerweile zur Fraktion, die eine seitenspezifische h1 bevorzugen. Allein: Es gibt kein richtig oder falsch.
Fügen wir diesen Argumenten noch zwei Aspekte hinzu: Muss es überhaupt nur eine einzelne h1 geben? Warum nicht zwei h1, eine für die Firma und eine für die Überschrift [2] ? Außerdem sprechen diverse Quellen davon, dass Google die h1 weniger beachtet als andere Überschriften [3]. Mit dieser Diskussion können wir eine Webworker-Runde problemlos einen Abend lang beschäftigen.
Link oder nicht Link?
Wie steht es mit aktiven Links in der Navigation? Verlinken oder nicht verlinken? Kein Standard liefert die Antwort, es bleiben ein paar alte, bekannte Usability-Argumente [4] und vielleicht die Frage, ob man ein CMS dahingehend anpassen möchte oder nicht.
Nehmen wir einen User, der sich gerade beim Impressum befindet. Ein Klick auf diesen Menüpunkt führt ihn nur wieder auf dieselbe Seite. Außerdem ist der Menüpunkt ja ohnehin hervorgehoben (sollte er zumindest), warum sollte man ihn also verlinken?
Allen guten Argumenten fürs Nicht-Verlinken zum Trotz, gab es in den letzten Jahren zu oft Kunden, die mich gefragt haben: „Warum kann ich jetzt auf diesen Menüpunkt nicht klicken?“ Wer hat nun Schuld daran, dass der Nutzer nicht durchblickt? Ist er nicht Web-erfahren genug? Ist der Menüpunkt nicht deutlich genug hervorgehoben? Ich erspare diesen Nutzern ihre Verwirrung, indem ich den aktiven Menüpunkt doch verlinke. Wer unbedingt draufklicken möchte, klickt eben darauf. Das ist immer noch besser, als den Eindruck zu erwecken, hier funktioniere etwas nicht.
Bevormundung oder netter Hinweis?
Überhaupt stellt sich oft die Frage: Wieviel dürfen wir einem Nutzer unserer Webseiten zumuten? Wir tragen Sorge dafür, dass er die Schriftgröße ändern kann, dass die Seite auch ohne CSS und JavaScript nutzbar ist, dass er auch mit der Tastatur navigieren könnte. Aber: Dürfen wir den Nutzer auch darauf hinweisen, dass es anders ginge? Konkreter: Sollten wir einen Nutzer des Internet Explorers 6 darauf hinweisen, dass es mittlerweile auch leistungsfähigere, sicherere, modernere Browser gibt? Auch das ist eine vortreffliche Frage für die persönliche Vorliebe und die Zielgruppe.
Ich baue in meine Projekte immer öfter kleine Infoboxen ein, speziell für IE6-Nutzer. Darin verweise ich auf moderne Browser. Diese Hinweise sind nicht hervorgehoben, sie springen einem nicht sofort ins Auge. Ich möchte es nicht als Bevormundung des Nutzers sehen, sondern eher als dezenten Hinweis. Zumindest zwei Bekannte, beide nicht besonders web-affin, haben sich daraufhin Firefox installiert. Insofern: Solche Hinweise helfen. Zumindest ab und zu. Und jeder Nutzer, der den IE6 hinter sich lässt, hilft uns Webworkern, die sich für Webstandards einsetzen [5].
Und sonst?
Streiten lässt sich auch vortrefflich über XHTML 2 vs. HTML 5 vs. HTML 4.2. Wer sich selbst für Webstandards engagieren will und des Englischen mächtig ist, kann bei der Spezifikation von HTML5 helfen und nach Fehlern und Unstimmigkeiten suchen. Dafür winkt die Nennung des Namens in den Acknowledgements [6].