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Porträt

Ipai Spaces: Warum in Heilbronn ein ganzer Stadtteil für KI gebaut wird

Berlin oder München: Wer sich mit KI in Deutschland beschäftigt, landet immer wieder an diesen Orten. Doch in Zukunft soll sich hier auch das beschauliche Heilbronn einreihen – indem es künstliche Intelligenz zum Teil der Stadt macht.

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Auf dem Ipai Campus sollen Menschen auch wohnen und ihre Freizeit verbringen können. (Abbildung: Ipai)

Bereits die Adresse soll wohl zeigen, dass hier große Pläne verfolgt werden: Im Zukunftspark. Hier wurde Ende Juni 2024 mit den Ipai Spaces ein Gebäude eröffnet, das nur der Auftakt ist für ein Projekt, das am Ende ausgerechnet das schwäbische Heilbronn zu einem weltweiten Hotspot für künstliche Intelligenz machen soll – „The Global Home of Human AI“ nennen sie das.

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Ipai – das steht für Innovation Park Artificial Intelligence, und am Ende soll auf rund 23 Hektar nur ein paar Kilometer Luftlinie vom Zukunftspark entfernt ein ganzer KI-Campus entstehen. Inklusive Infrastruktur mit Rechenzentrum und Testfeldern für KI-Produkte, aber auch mit Wohnraum, Freizeitangeboten, Gastronomie, nachhaltigem Energiemanagement und intelligenten Mobilitätskonzepten – auf einem Renderbild ist ein Flugtaxi zu sehen. Menschen sollen dort leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, erste Gebäude sollen 2027 bezugsfertig sein.

Dieser Artikel ist Teil unseres Heftschwerpunkts, in dem wir viele spannende Köpfe, Projekte und Visionen vorstellen, die zeigen, dass „KI made in Germany“ kein leeres Buzzword ist. Mehr zum t3n Magazin Nr. 78 erfährst du hier.

Bis dahin sollen die Ipai Spaces Anlaufstelle sein für etablierte Unternehmen, Startups und die interessierte Bevölkerung gleichermaßen. Schon jetzt seien 70 Prozent der rund 6.000 Quadratmeter ausgebucht, zu den Partnern des Ipai gehören große Konzerne wie Audi oder Porsche genauso wie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, die Landesbank Baden-Württemberg und der KI Bundesverband. Aber auch zahlreiche Startups sind vertreten, darunter zum Beispiel Aleph Alpha, das eine eigene Sprach-KI entwickelt. Auch dessen Mitgründer Jonas Andrulis bekennt sich zum Ipai – und zum Standort Deutschland: „Es gibt hier viele gute Sachen, und Verantwortung übernehmen heißt eben auch, nicht gleich wegzulaufen.“

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Digitalisierung im Alleingang

Wichtigster Partner ist – neben dem Land Baden-Württemberg, das das Projekt mit 50 Millionen Euro Anschubfinanzierung unterstützt – aber die Dieter Schwarz Stiftung des gleichnamigen Eigentümers der Schwarz-Gruppe, zu der unter anderem die Lebensmitteleinzelhändler Kaufland und Lidl gehören. Dieter Schwarz gilt mit einem geschätzten Vermögen von über 44 Milliarden Euro als zweitreichster Deutscher; er ist seiner Heimatstadt Heilbronn sehr verbunden und treibt die Digitalisierung in der Region in zahlreichen Projekten voran. Und so kommen zu den 50 Millionen Euro vom Land auch 50 Millionen von Schwarz – vorerst, denn es wird davon ausgegangen, dass die Stiftung den Ipai in Zukunft noch mit deutlich größeren Summen unterstützen wird.

Diese Investments werden sich auszahlen; davon ist Moritz Gräter, CEO des Ipai, überzeugt. Er sieht auch im eher ländlich gelegenen Standort keinen Nachteil: „Wir sind noch lange nicht am Ziel und es gibt noch viel aufzubauen, aber wir haben definitiv schon die höchste Dynamik in Deutschland“, erklärt er. Mit dem Bildungscampus Heilbronn – ebenfalls ein Gewächs der Dieter Schwarz Stiftung –, auf dem unter anderem die TU München, eine kostenlose Programmierschule und bald auch die ETH Zürich vertreten sind, gebe es zudem bereits „ein extrem schnell wachsendes Ökosystem“ vor Ort.

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In dieses Ökosystem sollen sich Campus und Spaces einfügen: Denn trotz Rechenzentrum und Reallabor sieht Gräter die Rolle des Ipai in erster Linie als eine Art Vermittler oder Vernetzer – von Menschen und Ideen gleichermaßen. „KI in die Produkte und Prozesse von Unternehmen zu bekommen, ist eine vielschichtige Herausforderung. Das kann man besser im Ökosystem gemeinsam lösen, wirklich kollaborativ“, sagt er. „Wir als Ipai können KI-relevante Bausteine zentral vordenken und mit allen unseren Partnern und Mitgliedern teilen.“

In den Fokus stellt Gräter dabei das, was Deutschland seiner Meinung nach vom Ausland abhebt: „Wir können vielleicht nicht mit den Milliardeninvestments in den USA mithalten. Aber wir können mit ganz anderen Dingen punkten, die es dort nicht gibt: Kraft und Kompetenzen der Mittelständler und Familienunternehmen, deren Know-how und Branchenwissen. In Kombination mit dem grundsätzlichen Investitionswillen und den Chancen datengetriebener Innovationen“, ist er sich sicher, „können wir den Unterschied machen.“

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Die ganze Welt in Heilbronn

Damit dieser Unterschied zum Tragen kommen kann, ist eins wichtig: In die Ipai Spaces darf sich nicht jeder einmieten. Die Nachfrage ist da – „in den letzten drei Monaten haben wir Dutzende Erstgespräche geführt“, erzählt Gräter. Wer sich im Ipai ansiedeln will, muss drei Kriterien erfüllen: Unternehmen müssten eine gewisse Offenheit mitbringen und bereit sein, ihre Erfahrungen mit dem Ökosystem zu teilen. „Zweitens“, so Gräter weiter, „es muss ernsthaft um die eigene KI-Transformation gehen. Das darf nicht nur ein Label des Marketings oder fürs Recruiting sein.“ Dann – das ist der dritte Punkt – sei es auch gar nicht so wichtig, wie weit fortgeschritten das Unternehmen schon ist. „Unternehmen müssen es ernst meinen und den Ökosystemansatz mitgehen. Dann passt das“, erklärt er.

Diesen Ansatz denkt man beim Ipai über Infrastruktur, Rechenzentren oder Businesspartnerschaften hinaus – auch die Bevölkerung soll eingebunden werden. Deshalb befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudes auch ein rund 1.000 Quadratmeter großes Besucher:innenzentrum mit dem Namen Ipai Living Room. Interessierte sollen sich künstlicher Intelligenz hier entlang der Leitlinien „begegnen, begreifen, begeistern“ annähern. Dafür steht neben einem Café auch eine Ausstellungsfläche zur Verfügung, die die Projektionskünstlerin Betty Mü derzeit mit KI-Kunst bespielt. Dazu kommen Lernangebote, kostenlose Führungen durch das Gebäude und Möglichkeiten, KI selbst auszuprobieren.

Am Eröffnungstag konnten Besucher:innen beispielsweise gegen eine KI im Videospielklassiker Pong antreten, mit einer intelligenten Roboterhand interagieren oder am Stand von Aleph Alpha mit einer künstlichen Intelligenz debattieren. So sollen nicht nur Berührungsängste oder Vorurteile abgebaut werden – die Region, die ihren Wohlstand lange Zeit der Automobilbranche verdankt hat, spürt die Notwendigkeit einer Transformation genauso wie die Autobauer und ihre Zulieferer. So ist es kein Wunder, dass man mit dem Ipai auch dem Fachkräftemangel begegnen will. Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut betonte in ihrer Eröffnungsrede jedenfalls, dass dort auch KI-Fachkräfte ausgebildet werden sollen.

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Es sind große Hoffnungen und Erwartungen, die in das vierstöckige Gebäude im Zukunftspark gesetzt werden – und CEO Moritz Gräter nimmt die Herausforderung an. Sein Wunsch für die Zukunft: „Dass KI-Talente und Pioniere aus der ganzen Welt sagen: In Heilbronn, im Ipai, da muss ich mal gearbeitet haben.“

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