Virtuelle Server: Die wichtigsten Anbieter im Überblick

So kompliziert der Name „Managed Virtual Private Server“ klingen mag, das Prinzip ist – von hinten aufgerollt – schnell erklärt: Server, genauer gesagt Webserver, bieten eine geschlossene Hosting-Umgebung für eine bestimmte Webanwendung. Diese Umgebung steht dem Nutzer exklusiv („private“) zur Verfügung. Das unterscheidet die Angebote grundlegend vom Shared Hosting, bei dem sich mehrere Kunden die Leistung eines Rechnersystems teilen.

Dieser Artikel stammt aus dem brandneuen t3n Magazin Nr. 34.
Darüber hinaus unterscheiden sich Managed Virtual Private Server aber auch klar von dedizierten Servern, bei denen dem Kunden explizite Hardware zugeteilt ist. Stattdessen simulieren die Server eine solche Umgebung mit zugesicherten Ressourcen, stellen sie also „virtual“ zur Verfügung. Dabei teilen mehrere virtuelle Maschinen die Leistung eines besonders leistungsfähigen physikalischen Servers, wobei eine Software für die Steuerung sorgt. Nach außen hin erscheinen virtuelle Rechner wie dedizierte Server, in Wahrheit bieten sie das Beste aus zwei Welten: Die Einfachheit von Shared-Hosting-Paketen und die Leistungsfähigkeit dedizierter Server.
Managed Server von A bis Z
Die Wartung, dafür steht das erste Wort des Begriffs, übernimmt zu großen Teilen der Hoster. Dieser verwaltet („managt“) die Hard- und Teile der Software und sorgt so dafür, dass man sich selbst auf das Wesentliche der ganzen Angelegenheit konzentrieren kann – die Website.
Dabei übernimmt der Hosting-Provider nicht nur das Management der Hardware, mit welcher der Kunde gar nicht in Berührung kommt. Er kümmert sich auch um Installation und Wartung des Betriebssystems auf dem virtuellen Server. Im Vergleich (Tabelle am Ende des Artikels) kann der Kunde bei Centron, Emsnet und Thomas Krenn zwischen Linux und Windows wählen. Das macht insbesondere die ersten beiden interessant, da diese zusätzlich Root-Zugriff gewähren. Host Europe setzt auf ein eigens entwickeltes Betriebssystem, während alle anderen Managed Virtual Private Server im Vergleich mit Linux-Distributionen betrieben werden.
Doch Management heißt noch viel mehr. Die Anbieter installieren auch die zum Betrieb des Webservers notwendige Software sowie Applikationen, die der Kunde benötigt. Hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen: Während alle verglichenen Hoster zumindest PHP5 unterstützen, sind die für moderne Webprojekte häufig benötigten MySQL-Datenbanken nicht überall unbegrenzt verfügbar. 1blu bietet beispielsweise nur 25 solcher Datenbanken. Auch die Programmiersprachen Python und Ruby sowie Cronjobs, mit denen sich wiederkehrende Aufgaben auf dem Webserver automatisieren lassen, sind nicht in allen Angeboten enthalten.
Auf die Frage nach weiteren unterstützten Skript- und Programmiersprachen antworteten uns die Hoster sehr unterschiedlich: Während Host Europe etliche Features aufzählen kann und Centron sogar anbietet, prinzipiell alle vom Kunden gewünschten Funktionen nach Rücksprache zu installieren, konnten andere Anbieter keine Angaben machen.
Pro und Contra des Root-Zugriffs
Etwas verwirrend scheint die Tatsache, dass bei manchen Managed Virtual Private Servern ein Root-Zugriff erlaubt ist, bei anderen nicht. Dass der Hosting-Kunde auf einem gemieteten Webserver Betriebssystem und Software selbst installieren und administrieren muss, ist eigentlich eine spezifische Eigenschaft von dedizierten Servern, die deshalb auch als „Root Server“ bezeichnet werden. Im Vergleich sind Centron und Emsnet diejenigen Hoster, die Root-Zugriff gewähren.
Grundsätzlich ist das positiv zu sehen, denn immerhin erlaubt der Root-Zugriff weitreichende Möglichkeiten, das System individueller zu gestalten. Doch bei weitem nicht jeder Anwender benötigt diese Möglichkeiten. Im Gegenteil: Die meisten Anwender, für die sich ein Managed Virtual Private Server lohnt, wollen mit der Administration so wenig wie möglich zu tun haben.
Echte Hilfe kommt von Menschenhand
Dabei will Administration und Management nicht überall gleich verstanden werden. Von „durch Menschen gemanagten Servern“ spricht man etwa bei Thomas Krenn – andere Anbieter würden indes nur eine Verwaltungsoberfläche und einige automatische Updates als Management verkaufen. Im Zweifel sollten solche Fragen vor Abschluss eines Vertrags geklärt werden. Im Idealfall legt der Anwender sofort mit seiner Web-Applikation los, ohne dass spezielle Konfigurationen für die Kern-Services erforderlich sind. Auch Updates und Patches sollte der Hoster einspielen, nicht der Kunde.

Im Idealfall regelt ein Service Level Agreement (SLA) die wichtigsten Service-Leistungen des Hosters – wie bei netcup.
Support ist nicht gleich Management
Neben dem Management des Webservers spielt der Support durch den Hosting-Provider eine große Rolle. Im Idealfall regelt ein Service Level Agreement (SLA) die wichtigsten Leistungen des Hosters. Ein solches SLA bieten Centron, cubos, Estugo, Host Europe, internet24, netcup, sitorix und Xentos. Bei Emsnet und Thomas Krenn ist die Service-Vereinbarung optional erhältlich. Manch andere Anbieter garantieren zumindest die Verfügbarkeit des Servers im Jahresmittel. Meist wird sie in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) genannt, doch dabei ist Vorsicht angebracht. Denn 99 Prozent Verfügbarkeit klingen zwar nach viel, bedeuten aber, dass der Server immerhin rund dreieinhalb Tage im Jahr ausfallen darf.
Für den Support ebenso entscheidend sind die Service-Zeiten. Vorbildliche Hoster bieten einen kostenlosen 24/7-Service per Telefon und E-Mail, also Hilfe rund um die Uhr. Bei anderen kann die telefonische Hilfe teuer werden. So verlangt etwa Xentos außerhalb der auf Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr begrenzten Service-Zeiten für jede Minute 1,99 Euro, weil eine 0900-Nummer angerufen werden muss.
Server-Überwachung und Backups
Ebenfalls nicht für alle Anbieter gleichermaßen gehört Sicherheit zu einem Managed-Hosting-Paket. Sie wird zum einen durch eine permanente Überwachung, zum anderen durch regelmäßige Backups erhöht. Während letzteres häufiger Teil des Angebots ist, fällt insbesondere eine proaktive Überwachung wichtiger Server-Daten gerne durch den Rost. Im Idealfall gehört dazu eine Überwachung der CPU, des Speicherplatzes, der Schreib- und Lesezugriffe auf die Festplatte, der Bandbreite und des Traffics.

Centron ordnet die Managed Virtual Private Server ganz richtig als goldene Mitte zwischen klassischen Managed und Root Servern ein.
Eine automatische tägliche Datensicherung des Servers ist für die meisten Anbieter hingegen selbstverständlich. Noch besser ist es, wenn der Kunde selbst steuern kann, wann er welche Daten sichern will. Diese Möglichkeit fehlt jedoch bei goneo, WebGo24 und Webhod. Emsnet bietet benutzergesteuerte Backups nur nach einer individuellen Kundenvereinbarung an.
Rechenzentren und Anbindung
Alle verglichenen Hoster verfügen über hochsichere Rechenzentren, die einen zuverlässigen Schutz der Kundendaten vor Verlust, Diebstahl, Feuer-, Wasser- und anderen Schäden gewährleisten. Die Websites der Anbieter informieren meist ausführlich über die Infrastruktur. Dazu gehört auch die mehrfach redundante Backbone-Anbindung der Rechenzentren an das Internet.
Aufgrund dieser Homogenität unter den Anbietern ist für den einzelnen Kunden die Anbindung seines Servers interessanter. Wie aus der Tabelle ersichtlich, versprechen 1blu, cubos, Estugo und Webhod jeweils ein GBit/s, alle anderen Anbieter 100 MBit/s. Zwar äußert sich diese Differenz kaum bis gar nicht im Umgang mit statischen HTML-Seiten, je nach Inhalt der eigenen Website lohnt jedoch auch hier ein zweiter Blick.
Kriterien für den Anbietervergleich
Die Vergleichstabelle zeigt Managed Virtual Private Server im unteren bis mittleren Preissegment. Dabei sind für sämtliche Anbieter jeweils das kostengünstigste Angebot mit mindestens zwei Gigabyte garantiertem RAM und wenigstens 50 Gigabyte Festplattenspeicher gelistet. Um keine Hoster zu benachteiligen, sind größere Festplattenspeicher nicht linear besser bewertet. Wer besonders viel Speicherplatz für eine Webanwendung benötigt, findet bei allen Hostern Angebote mit entsprechender Mehrleistung.
Versteckte Kosten beim Traffic
Beim inkludierten Traffic bieten viele Provider Flatrates an, bei denen keine weiteren Kosten entstehen. So genannte Fair-use-Vereinbarungen ähneln einer Flatrate, indem sie ein recht hohes Kontingent an Inklusiv-Traffic bieten und dessen Überschreitung nicht gleich mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Sollte die Grenze dennoch einmal deutlich überschritten werden, finden Hoster und Kunde in gemeinsamer Absprache eine Lösung, die zum Beispiel darin bestehen kann, dass der Kunde im Folgemonat eine geringere Bandbreitennutzung zusagt.
Vorsicht ist bei Hostern geboten, die weder Flatrate noch Fair Use bieten. Bei internet24 etwa sind 1.000 Gigabyte je Monat inklusive, jedes weitere Gigabyte wird mit 0,49 Euro berechnet. Estugo ist mit 5.000 Gigabyte/Monat großzügiger, kassiert dafür aber 0,80 Euro je weiterem Gigabyte. Gut besuchte, Traffic-intensive Webprojekte wie Video-Websites oder große Bildergalerien können die großzügig anmutenden Traffic-Grenzen durchaus erreichen.
Fazit
Die Website wächst, die technischen Ansprüche steigen, ein Shared-Hosting-Paket reicht nicht mehr aus. Doch auf dem Weg zum dedizierten Server liegt noch eine eindrucksvolle Zwischenstation: Managed Virtual Private Server. Diese sind bei oftmals günstigerem Preis genauso leistungsstark wie vergleichbare dedizierte Server, einige bieten sogar kompletten Root-Zugriff.
Der eigentliche Vorteil ist jedoch das Management durch den Hoster. Dank ihm muss sich der Kunde weder um Installationen noch um Updates kümmern. Entsprechend sollte auch die Auswahl des Managed-Hosting-Partners mit besonderem Augenmerk auf Management- und Service-Leistungen gefällt werden.
Übersicht zu Managed Virtual Private Server als Tabelle
Fehlerteufel eingeschlichen
Richtigstellung: In der Printausgabe des Artikels (t3n 34) sind uns leider zwei gravierende Fehler passiert. Der ursprünglich mit einer Preis-/Leistungsempfehlung ausgezeichnete Hoster „Alfahosting“ bietet für vServer im Sinne der hier vorliegenden Betrachtung kein Management an, weshalb „Alfahosting“ aus dem Marktüberblick rausfällt. Stattdessen erhält goneo die Preis-/Leistungsempfehlung. Zudem hat sich bei centron, unserer Qualitätsempfehlung, ein Fehler beim monatlichen Grundpreis eingeschlichen, der nicht 18,98 Euro, sondern 136,79 Euro beträgt. Centron behält dennoch die Qualitätsempfehlung, weil diese unabhängig vom Preis ausgesprochen wird. Einen weiteren Fehler gab es beim Anbieter „netcup“. Hier ist der kostenlose Telefon-Support in den Management-Leistungen enthalten und verursacht keine zusätzlichen Kosten. Diese Punkte sind in der hier verlinkten Tabelle sowie im Artikel korrigiert.