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Vorgestellt – Wie „mixxt“ Social Networks zum Massenphänomen macht: Netzwerke im Baukastenprinzip

Mit mixxt kann jeder ein Social Network starten – im einfachsten Fall innerhalb von Minuten. Aber auch Unternehmen bekommen eine individuell angepasste Lösung in vergleichsweise kurzer Zeit bis hin zur eigenen Plattform mit Hunderten von Netzwerken. Eine gute Idee, die allerdings noch vor zehn Jahren während des „Dotcom“-Hypes nicht so recht gezündet hatte. Das Beispiel mixxt zeigt, wie wichtig es ist, aus Rückschlägen zu lernen. Und: Nichts geht über den richtigen Zeitpunkt.

7 Min. Lesezeit
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Oliver Ueberholz, einer der vier Gründer von mixxt [1], ist besonders unter Bloggern bestens bekannt. Kein Wunder: Die vor allem von Bloggern organisierten „Un-Konferenzen“ namens BarCamp standen am Anfang von mixxt. Das BarCamp in Köln war 2007 der erste Nutzer. Da war mixxt offiziell noch gar nicht gestartet. Inzwischen gibt es kein BarCamp in Deutschland mehr, das sich nicht über mixxt organisiert. Entsprechend wird das Portal von vielen als BarCamp-Plattform wahrgenommen. Dabei machen diese Nutzer inzwischen nur noch einen kleinen Teil aus.

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Social Networks werden auf mixxt von vielen Branchen eingesetzt: Frisöre, Hundezüchter, Studenten, Imker – sie alle organisieren sich, tauschen sich aus, diskutieren und arbeiten zusammen. „Als wir mixxt geplant hatten, haben wir uns zwölf Nutzungsszenarien vorgestellt. In der Realität sind es inzwischen 42“, sagt Oliver Ueberholz.

Alles begann mit „Alles Bonn“

Die Grundidee von mixxt lässt sich dabei gut zehn Jahre zurückverfolgen. „Alles Bonn“ hieß die Community, die Oliver Ueberholz gemeinsam mit anderen gestartet hatte. Es sollte eine Vorzeige-Installation sein, um Ähnliches für andere Städte und weitere Institutionen umzusetzen. Und tatsächlich: „Alles Bonn“ war als Website erfolgreich und konnte viele Nutzer gewinnen. „Das hat in Bonn alles übertrumpft, inklusive des Generalanzeigers“, erinnert sich Oliver Ueberholz. Allerdings hatte die Sache einen großen Haken: Es ließ sich nicht, wie erhofft, Geld damit verdienen.

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Ein Grund: Der Mittelstand war zum damaligen Zeitpunkt nur schwer für Online-Werbung zu begeistern. Und das Geschäft mit weiteren Network-Installationen lief zäh an. „Das Thema war vielen zu komplex. Sie wussten nicht, was sie damit anfangen konnten“, sagt Oliver Ueberholz. Zudem wollten viele ein solches Projekt nicht einem Startup überlassen. „Die wollten, dass ein riesiges Unternehmen wie IBM dahintersteht.“

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So platzte der Traum vom Geschäft mit Communitys gemeinsam mit der großen Internetblase. Die Idee hat Oliver Ueberholz allerdings nie ganz losgelassen. Weiterhin hat er Skizzen gemacht und Ideen gesammelt. Vor gut zwei Jahren sah er die Chance erneut aufziehen. Er saß bei einem Kunden, sprach über die Einrichtung einer Community. „Ich habe mir gedacht: Es kann doch nicht sein, dass wir bei jedem Auftrag so vieles neu entwickeln, wo doch 80 Prozent zu früheren Projekten gleich sind.“ Die Idee kochte wieder hoch: eine Plattform für Social Networks, die sich leicht an Kundenwünsche anpassen lässt, und das bis hin zum Design. „White Labeling“ ist das Stichwort dazu: Das Produktetikett ist sozusagen unbeschriftet, der Kunde kann stattdessen sein eigenes Logo anbringen.

Verhandlungen mit Investoren

Im Vergleich zum ersten Internethype stellt Oliver Ueberholz heute viele entscheidende Veränderungen fest. „Die Gründer sind beispielsweise sehr viel stärker vernetzt. Damals gab es zwar kleine Cliquen, aber keine Szene, die sich ausgetauscht hat.“ Generell sei der Markt inzwischen viel offener und Kunden stünden Startups aufgeschlossener gegenüber. Auch Investoren vernetzten sich besser, was allerdings Vor- und Nachteile habe. Auf der einen Seite komme man schneller an neue Kontakte. Auf der anderen Seite könne es passieren, dass schlecht über jemanden geredet werde.

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Die Gründer von mixxt aber hatten offenbar einen guten Ruf. Zu den wichtigsten Geldgebern zählen der Däne Morten Lund, der auch schon in Skype investiert hat, und Mountain Partners aus der Schweiz. Mit im Boot sind außerdem Stefan Wiskemann, Mitgründer von Ricardo, Sarik Weber von Cellity und Jürgen Habichler, der für Atlas Ventures Investment-Portfolios gemanagt hat.

„Die ganze Investmentthematik ist sehr spannend“, sagt Oliver Ueberholz und hat für andere Gründer einige Tipps parat: „Man sollte möglichst viel üben, seine Ideen darzustellen und viel Feedback dazu einholen.“ Die Kontaktaufnahme kann auf Events passieren, oft außerdem indirekt über Empfehlungen.

Wichtig sei außerdem, bei den Verhandlungen Rückgrat zu beweisen. Dabei gehe es nicht nur darum, die eigenen Ideen und Vorstellungen zu vertreten. Gerade bei der Investitionssumme und den damit verbundenen Bedingungen sollte man nicht zu schnell einwilligen. „Es lohnt sich auf jeden Fall, sich bei mehreren umzuschauen.“

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Zwischenbilanz nach einem Jahr

Ein Jahr liegt der offizielle Start des Portals mixxt nun zurück. Mit der bisherigen Entwicklung der Firma und ihrer Produkte ist Oliver Ueberholz zufrieden. Dabei hat das Unternehmen in mancher Hinsicht eine andere Entwicklung hinter sich, als zunächst gedacht. Zu den Überraschungen gehörte die schnelle Konkurrenz. „Wir dachten zunächst, das Thema sei zu komplex, um es bald nachahmen zu können“, sagt Oliver Ueberholz. Tatsächlich aber gab es schon nach wenigen Monaten die ersten Konkurrenten. Inzwischen sind es zwölf andere Anbieter. „Das ist allerdings kein Problem“, ergänzt er. „Die haben nicht unsere White-Label-Lösung.“ Und die zielt schließlich direkt auf den lukrativen Business-Bereich.

Auch hier gab es Überraschungen – vor allem positive. Es zahlt sich für mixxt offenbar aus, bei vielen Veranstaltungen präsent zu sein. Und das hat System: Sobald es um Social Networks und Communitys geht, versucht man dort zu sein. „Wir wollen eine relevante Größe sein, auf die die Leute stoßen“, erklärt Oliver Ueberholz. Dabei sei es immer der schwierigste Part, die richtigen Ansprechpartner zu finden, die mit dem Thema etwas anfangen können. Inzwischen aber komme das Geschäft auch zu ihnen. Jeden Tag gebe es mehrere Anfragen. „Wir sind auf jeden Fall unserem Finanzplan voraus.“

Vieles hat sich somit schneller entwickelt, als zunächst angenommen – beispielsweise die Feature-Liste. Ein Motor der Entwicklung sind dabei die Blogger und ihre BarCamps. „Das sind die besten Tester, die man sich wünschen kann“, schwärmt Oliver Ueberholz. „Wenn da ein Problem auftritt, bekommst du sofort Betriebssystem, Browser und alles mitgeliefert.“ Kein Wunder, dass Oliver Ueberholz auf annähernd jedem BarCamp anzutreffen ist und damit ganz nebenbei auch das Ohr am Puls der Zeit hat. Wie wird mixxt genutzt? Was fehlt noch? Was muss verbessert werden?

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Dabei geht es allerdings nicht darum, allen Trends gerecht zu werden. Wenn Nutzer mit Wünschen kommen, fällt die Entscheidung nicht immer leicht, ob man sie erfüllen will. Die mixxt-Macher haben sich dazu eine Entscheidungsmatrix zurechtgelegt, in die unter anderem der Aufwand und der zu erwartende Nutzen einfließen. Trotzdem werden sie auch hier gelegentlich überrascht. So integrierten sie sehr viel früher als geplant die Wiki-Funktionalität: Es können also innerhalb eines Social Networks Seiten angelegt werden, die jedes Mitglied bearbeiten kann. „Das haben sich die Blogger gewünscht und wir haben es gemacht. Jetzt ist es eines der gefragtesten Features.“ Und das, obwohl Wikis normalerweise als eine Funktion für Insider gelten.

Zukunftspläne: Version 1.0

Im nächsten Schritt steht die Version 1.0 von mixxt auf dem Plan. Dazu fehlen noch einige wenige Funktionen. So wird es beispielsweise ein File-Modul geben, damit Nutzer Dateien austauschen können. Hinzu kommen außerdem Gruppen- und Video-Features.

Für die Zukunft hat sich mixxt ehrgeizige Ziele gesteckt, zum Beispiel die Nr. 1 in Deutschland zu werden, was Social Software im White-Label-Bereich angeht. „In manchen Bereichen wird das schwer, weil wir dort mit IBM oder Microsoft konkurrieren.“ Aber gegen Microsofts Sharepoint habe man sich beispielsweise bereits einmal durchsetzen können.

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Große Schlagworte für mixxt sind künftig zum einen „Customer Relationship Networks“, bei denen eine Firma mit ihren Kunden in Kontakt tritt und die Kunden untereinander. Zum anderen sind es „Enterprise Collaboration Networks“, bei denen es um die Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens geht.

Besonders wichtig ist Oliver Ueberholz dabei die Flexibilität des Produkts. So biete man „sehr feinkörnig einstellbare Privacy-Features“. Hierarchien und Zuständigkeitsbereiche von Unternehmen könne man „noch nicht ganz perfekt“, aber „schon ziemlich gut“ abbilden. Zudem kann jedes Network zu jedem Zeitpunkt auf einen anderen Server umziehen. Theoretisch könnte ein Kunde mit einem eigenen Social Network auf der mixxt-Plattform beginnen und es später unters eigene Dach holen.

Größe spielt dabei kaum eine Rolle: Für einen Kunden wurde gerade ein Projekt mit rund 2.200 Social Networks realisiert. Das sei sozusagen „ein zweites mixxt ohne mixxt“, sagt Oliver Ueberholz. Der Kunde organisiert darüber die Kommunikation zwischen Filialen und Außenstellen. Für Radio Schleswig-Holstein wiederum wurde ein einzelnes Social Network umgesetzt, versehen mit eigenem Zugang. Hier steckt zwar mixxt unter der Haube, aber für den Nutzer ist das nicht sichtbar.

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Ein weiteres Thema ist die Internationalisierung. Seit diesem Jahr gibt es mixxt in Polen und der Türkei. Das seien wichtige Märkte mit viel Potenzial und bislang wenig Konkurrenz. Vier weitere Länder sollen im nächsten Jahr hinzukommen.

Weiteres Wachstum angepeilt

Während also anderswo derzeit die Alarmglocken läuten, stehen die Zeichen
bei mixxt auf Wachstum. „Ich hätte am liebsten doppelt so viele
Mitarbeiter“, sagt Oliver Ueberholz und blickt ausgesprochen optimistisch in die Zukunft.

Die Finanzkrise hat sich bei mixxt bislang nicht bemerkbar gemacht. Natürlich würden Projekte wie Social Networks künftig stärker hinterfragt. Die Kosten-Nutzen-Rechnung, der „Return On Investment“ spielen dann wieder eine größere Rolle. „Aber da haben wir einiges zu bieten“, erklärt Oliver Ueberholz selbstbewusst. „Produktivitäts- und Kommunikationssteigerung – alles messbar.“ Sollten einmal weitere Investorengelder benötigt werden, sieht er dem ebenfalls optimistisch entgegen. Ein Unternehmen mit einem richtigen Business-Case werde immer gefragt sein. „Da mache ich mir überhaupt gar keine Sorgen.“

Zahlen und Fakten zu mixxt
Verwendete Technologien
PHP, eigenes Lightweight Architecture Framework (Lamda Framework),
MySQL, Smarty, JQuery, Trimpath.
Linux mit lighthttpd, angebundene externe Applikationen in Java und Python.
Hosting-Konzept
Eigene dedizierte Server in einem Cluster, vollständig virtualisiert.
Entwicklungsteam
Entwickler im Hause, zzgl. Freelancer.
Nutzungsdaten
2.281 Netzwerke, 4,1 Mio. Seitenabrufe, vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Polnisch, Türkisch).
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