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E-Commerce

Neues bei Magento, Oxid, Shopware & Co

Das vergangene E-Commerce-Jahr war geprägt von spannenden Entwicklungen im Softwarebereich. Unternehmen wie jüngst die Shopware AG erkennen zunehmend den Wert einer Open-Source-Strategie und legen den Quellcode ihrer Anwendungen offen. Dieser Artikel beleuchtet, was sich in der letzten Zeit bei den bekanntesten Vertretern des Open-Source-E-Commerce getan hat und wo die Reise in den nächsten Monaten hingehen könnte.

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Magento

Auch in 2010 hat Magento nichts von seinem enormen Popularitätswachstum eingebüßt. Die auf dem Zend Framework basierende E-Commerce-Software aus Kalifornien unterhält mittlerweile eine Community von weltweit 345.000 Mitgliedern, die diese Software einsetzen, Support leisten, Patches zum Core beitragen oder Bugs aufspüren. Es wurden einige neue Versionen veröffentlicht, die aktuellste stabile Version ist 1.4.2.0. Die Version weist wenig funktionale Änderungen auf, dafür wurden einige entscheidende Fehler ausgemerzt. Einen Ausblick auf das, was Magento Inc. – so der neue Name der früher unter „Varien“ bekannten Firma – in Zukunft plant, beinhaltet die Version 1.5.0.0-beta1 [1], die Mitte Januar veröffentlicht wurde. Entscheidend ist hierbei vor allem der verbesserte Produktimport/-export, mit dem sich Hunderte von Produkten binnen weniger Sekunden importieren lassen.

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Neu ist eine Extension namens Magento Mobile, die man kostenlos über MagentoConnect installieren kann. Sie ergänzt das Backend um die Möglichkeit, eine native iPhone-App zu konfigurieren. Mit der Applikation kann man via iPhone in einem Magento-Shop einkaufen. Auf diese Weise kommen Shopbetreiber für eine einmalige Gebühr von 800 US-Dollar und mit einem Jahresbeitrag von 700 US-Dollar in den Genuss einer iPhone-App, ohne dass sie diese aufwändig individuell programmieren lassen müssen. Kritisch ist anzumerken, dass sich die so produzierten Apps nur in wenigen Punkten voneinander unterscheiden, das heißt bis auf wenige Elemente wie Logo und einige Farbschemata können sie nicht angepasst werden [2].

In seiner Keynote im Rahmen der Meet-Magento-Konferenz, die im November zum vierten Mal stattfand, kündigte CEO Roy Rubin weitere Initiativen an, darunter den Beginn offizieller Schulungen und Zertifizierungen sowie den Präsenzausbau auf dem europäischen Markt. Auf der Magento-Konferenz „Imagine“ [3], die im Februar in Los Angeles stattfand, wurden unter anderem neue Produkte präsentiert. Dort gab Magento auch den offiziellen Startschuss für „Magento Go“, mit dem das kaliformische Unternehmen seine eigene SaaS-Lösung [4] ins Rennen schickt.

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OXID

Vor über zwei Jahren hat sich die OXID
eSales AG entschieden, eine Version ihrer Software unter dem Namen
OXID eShop Community Edition
unter einer Open-Source-Lizenz (GPLv3) zu veröffentlichen, die im
Funktionsumfang der etablierten Professional Edition entspricht. Seitdem
ist die Community auf circa 11.000 Benutzer angewachsen und OXID
kommt damit immer mehr in der Open-Source-Wirklichkeit an – eine große
und hilfsbereite Community ist bekanntlich ein wichtiger Faktor für den
Erfolg einer Open-Source-Software. In der Version 4.5, die kurz vor
Weihnachten als Betaversion veröffentlicht wurde [5], ist das Frontend komplett überarbeitet. Außerdem gibt
es einen 1-Click-Installer für Module und Templates. Bereits mit der
letzten Version 4.4.0 [6],
die im Sommer 2010 veröffentlicht wurde, orientierte man sich an
aktuellen E-Commerce-Trends und legte Wert auf eine tiefe
Facebook-Integration sowie Funktionen, die den Betrieb von Life-Shopping
und Shopping-Clubs ermöglichen.

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Shopware

Shopware ist das jüngste Kind der Open-Source-E-Commerce-Familie. Im
letzten November veröffentlichte der Softwareanbieter eine quelloffene Variante namens Community
Edition 3.5 [7].

Dabei wurde im ersten Schritt der Quellcode offengelegt,
ab der Version 4 soll dann die Community-Edition auch unter einer
entsprechenden Lizenz stehen. Diese neue Version baut unter anderem auf
dem Zend Framework auf, verwendet jQuery als JavaScript-Framework und
nutzt Smarty3 als Template-System. Laut Roadmap werden in den nächsten
Monaten Features für die Version 4.0.0 [8] gesammelt.

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Die Community-Edition wird im Gegensatz zu den anderen
Shopware-Editionen ohne Supportleistungen angeboten. Auch der Abschluss
eines Wartungsvertrags ist in diesem Fall nicht möglich, was sowohl für
den Programmkern als auch für eventuell zugekaufte Zusatzmodule gilt. Um
die Community-Edition zu nutzen, ist eine einmalige
Registrierung beim Anbieter nötig. Damit wird jeder Nutzer der quelloffenen
Version automatisch zum Kunden der Shopware AG. Diese Praxis,
die ein wenig an das Prozedere in Apples App-Store erinnert, ist
einzigartig für die Gruppe der hier besprochenen Systeme. Es bleibt
abzuwarten, ob diese Art der Sammlung von Nutzerdaten langfristig von
der wachsenden Shopware-Community akzeptiert wird.

PrestaShop

Eine Shopsoftware aus Frankreich hat sich mittlerweile zu einer
soliden Lösung entwickelt, die in diesem Jahr verstärkt für
Aufmerksamkeit sorgen wird. Laut eigenen Angaben arbeiten rund 25
Vollzeitentwickler an der Open-Source-Software Prestashop, die von mehr
als 50.000 Onlinehändlern genutzt wird.
Das Forum verzeichnet eine Mitgliederzahl von 160.000, die vor allem in
den französischen, spanischen und englischen Teilen des Support-Forums
unterwegs sind. Schaut man sich das offizielle Blog an, wird deutlich,
dass die Release-Zyklen sehr kurz sind, die aktuelle Version ist die 1.4
beta 2 [9]. Erwähnenswert ist ebenfalls, dass PrestaShop jüngst den Packt-Publishing-Online-Award in der Kategorie E-Commerce gewonnen hat [10].

Den Herstellern dieser Software war offensichtlich an der Entwicklung
einer leichtgewichtigen Lösung gelegen, die keine großen
Herausforderungen an die zugrundeliegende Hosting-Lösung stellt.
PrestaShop nutzt kein bestehendes Framework, ist aber in
objektorientiertem PHP geschrieben und verwendet die populäre
Smarty-Template-Engine. Mit Hilfe von Erweiterungen [11] kann man neue Funktionalitäten in den Shop integrieren sowie verschiedene
Sprachpakete und Templates installieren, damit der Shop in
verschiedenen Sprachen und verschiedenen Layouts dargestellt werden
kann. Die Lösung ist durch ihren Aufbau und nicht zuletzt durch die einfache
Benutzerführung im Backend gerade für E-Commerce-Einsteiger besonders
interessant.

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Für den Einsatz im deutschsprachigen Raum steht die kostenpflichtige Erweiterung germaNext [12] zur Verfügung. Diese wurde gemeinsam mit Trusted Shops entwickelt, um
PrestaShop fit für den deutschen Markt zu machen. Zusätzlich gibt
es ein separates, inoffizielles Community-Projekt namens PrestaShop
German Edition [13],
das ebenfalls Anpassungen für den deutschen Markt verspricht, in diesem
Fall sogar kostenfrei. Mittlerweile existieren auch in Deutschland verschiedene
Onlineshops, die auf Basis von PrestaShop erstellt wurden [14].

Erwähnenswert ist noch, dass PrestaShop eine eigene SaaS-Lösung namens PrestaBox (www.prestabox.com)
anbietet. Hierbei muss sich der Shopbetreiber nicht mehr selbst um die
Installation seines Shops kümmern, sondern mietet die
PrestaShop-Infrastruktur samt Hosting. Beim Kauf einer Domain fällt
keine Einrichtungsgebühr an, der Verkäufer zahlt eine zweiprozentige Provision
bei jedem Verkauf.

osCommerce

Die große alte Dame des E-Commerce ist nicht von der Bildfläche verschwunden. Bei vielen Onlineshops weltweit werkelt im Hintergrund noch eine osCommerce-Installation. Diese Software hat zahllosen Shopbetreibern einen günstigen Einstieg in die Welt des E-Commerce bereitet und Entwicklern die Skriptsprache PHP nähergebracht. Eine Community von 240.000 Mitgliedern spricht für die nachhaltige Beschäftigung mit der Software, bei der in puncto Erweiterungen beinahe alles möglich ist. Zwar ist das Hinzufügen neuer Funktionalitäten mangels modularem System immer mit „ersetze in Datei XY die Zeilen 1-10 durch die neuen Zeilen 10-20“ verbunden. Hat man sich daran aber gewöhnt, kann man mit diesem System solide Onlineshops erstellen und betreiben.

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Da die Code-Basis von osCommerce jedoch mittlerweile mehr als zehn Jahre auf dem digitalen Buckel hat, widmet man sich seit einiger Zeit der kompletten Überarbeitung der Software. Konkret soll eigens ein neues E-Commerce-Frameworks namens OSCOM 3.0 [15] programmiert werden, das modernsten softwarearchitektonischen Anforderungen genügt und als Basis für zukünftige osCommerce-Versionen dient. Das Framework ist durchgängig objektorientiert umgesetzt und setzt beispielsweise auf PHP in der Version 5.3, was viele Hoster sicherlich vor einige Herausforderungen stellt. Leider hat osCommerce mit sehr langen Entwicklungszyklen zu kämpfen – die aktuellste Version mit dem klangvollen Namen „Online Merchant v.3.0 Alpha 5 Vanillekipferl“ ist mittlerweile fast ein Jahr alt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Framework hauptsächlich von einer Person programmiert wird. Harald Ponce de Leon hob osCommerce seinerzeit aus der Taufe und ist nun für OSCOM 3.0 verantwortlich. Jeder Interessierte kann das Projekt auf Github [16] verfolgen. Schaut man sich aber die Liste der Beitragenden an, wird klar, dass im Wesentlichen Harald Ponce de Leon die Entwicklung vorantreibt. So ehrgeizig der Versuch auch ist, ein solides und modernes E-Commerce-Framework im Alleingang auf die Beine zu stellen, so riskant ist es auch, gegenüber Systemen wie Magento oder OXID wertvollen Boden zu verlieren.

xt:Commerce

Das aus dem oben erwähnten osCommerce hervorgegangene xt:Commerce ist im deutschsprachigen Raum noch immer eine der verbreitetsten Lösungen. Die Version 3.04, von der es rund 100.000 aktive Installationen weltweit geben soll, wird nicht mehr weiterentwickelt. Stattdessen hat man sich entgegen des allgemeinen Trends dazu entschieden, mit Version 4 (Veyton) die Open-Source-Bühne zu verlassen und eine mit Ioncube verschlüsselte, proprietäre Lösung anzubieten. Eine Veyton-Lizenz kostet ab 97 Euro, man bekommt diese seit einiger Zeit jedoch auch bei Abschluss bestimmter Strato-Hosting-Pakete [17]. Die xt:Commerce GmbH selbst wurde im Sommer vergangenen Jahres an den Payment-Provide SafeCharge verkauft [18].

Rund um xt:Commerce 3.04 hat sich in den letzten Jahren ein breitgefächertes Angebot an Produkten und Dienstleistungen entwickelt, das seinesgleichen sucht. xt:Commerce bietet nicht nur verschiedene Weiterentwicklungen oder Forks wie beispielsweise Gambio an, sondern hat auch ein großes Angebot an Zusatzmodulen und Templates. Ähnlich wie bei seiner technischen Mutter osCommerce gibt es auch hier nichts, was es nicht gibt.

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Fazit

Um die bestmögliche Software produzieren zu können, verfolgen alle hier genannten Hersteller von Open-Source-Shopsystemen eine Strategie, die
nachhaltig auf die Offenlegung des Quellcodes und damit den Einsatz der
Community setzt – mit Ausnahme von xt:Commerce. Vorbei sind die Zeiten, in denen Innovationen nur von kommerziellen Produkten vorangetrieben wurden, die durch die Erhebung von entsprechenden Lizenzkosten finanziert wurden. Auch Shopbetreiber selbst profitieren von dieser Offenheit, da sie ihre digitalen Geschäfte selbst ausbauen und erweitern können. Damit können sie aktuelle E-Commerce-Trends wie die Integration von sozialen Netzwerken und Mobile Commerce miteinbauen, ohne durch eine proprietäre Software in ihrem Handeln begrenzt zu werden. Hinzu kommt, dass die Strategien zur Migration von Daten zwischen quelloffenen Shopsystemen immer ausgefeilter werden. Mittlerweile gibt es sogar Dienstleister wie Cart2Cart [19], die sich auf den Datenumzug zwischen Systemen spezialisiert haben und diesen zu erschwinglichen Preisen anbieten. Zwar funktionieren diese Maßnahmen in den seltensten Fällen auf Anhieb perfekt. Trotzdem ist es nicht unmöglich, das Shopsystem auf diese Weise zu wechseln, wenn die eigene digitale Heimat mehr einschränkt, als das eigene Verkaufskonzept sinnvoll zu unterstützen.

Bei der Entwicklung hin zu E-Commerce-Modellen, die beispielsweise Dynamik und Viralität verschiedenster sozialer Netze verstärkt nutzen und daher schnell am Markt platziert werden müssen, kann die Offenheit der eigenen Plattform der entscheidende Faktor für Erfolg oder Misserfolg sein.

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