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Frank Westphal über deutsche Blogs, Rivva und Extreme Programming: „Robert Basic ist eine Linkschleuder“

Frank Westphal ist Gründer und Entwickler des News-Aggregators Rivva, Mitentwickler des Web-2.0-Startups Qype und bekennender Extreme Programmer. T3N sprach mit ihm über Meme-Tracking, die deutsche Blogosphäre, Monetarisierung, Rails und agile Entwicklung.

13 Min. Lesezeit
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T3N Magazin: Herr Westphal, wie kam es zu der Idee, einen Dienst wie Rivva zu entwickeln?

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Frank Westphal: Ich war schwer begeistert von Techmeme, eine Art Newsaggregator, den Gabe Rivera im Oktober 2005 gelauncht hat und der die wichtigen Themen, über die die Techblogosphäre in den USA gerade schreibt und diskutiert, abbildet und zueinander passende Blogbeiträge automatisiert so bündelt, dass ein Gesamtbild entsteht. Ähnliche Ansätze gab es zwar schon im Jahr 2002 oder 2003, Techmeme ist aber wesentlich organischer und dynamischer: Die Seite ändert sich mehrmals pro Stunde und Themen werden je nach Relevanz größer und kleiner dargestellt. Als ich das sah, habe ich mir die Frage gestellt: Warum macht so etwas niemand für Deutschland? Außerdem hatte ich das Problem, viel zu viele RSS-Feeds abonniert zu haben – damals circa 500. Mir fehlte die Zeit, jeden Tag vier Stunden lang sämtliche Feeds zu konsumieren. Also fing ich im Winter 2006 einfach an, Rivva zu programmieren und hatte nach dreieinhalb Tagen einen ersten lauffähigen Prototypen. Im März 2007 habe ich dann den Vorhang gelüftet oder den Kimono gehoben, wie manche ganz modern sagen, und Rivva live ins Netz gestellt.

T3N Magazin: Wie funktioniert Rivva? Welches Modell steht dahinter?

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Frank Westphal: Rivva hat einen Crawler, auch Meme-Tracker genannt, der einen Pool von RSS-Feeds, größtenteils von Blogs, überwacht und regelmäßig abholt. Außerdem schaut der Crawler, welche Artikel neu sind und worauf diese verlinken und versucht dann, darin ein Muster zu erkennen. Rivva ist mit sieben Feeds gestartet, sogenannten Seed-Feeds, die für die thematische Kalibrierung des Meme-Trackers sorgen. Ausgehend von diesen sieben Websites hat Rivva dann durch das Verfolgen der Links weitere Sites entdeckt. Ein Link gilt dabei als Empfehlung, so dass die gefundenen Sites dann ebenfalls gecrawlt werden.

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T3N Magazin: Das heißt, neue Websites kommen vollautomatisch hinzu oder treffen Sie hier eine gezielte Auswahl?

Frank Westphal: Im Grunde genommen automatisch, aber nicht einfach nur durch eine Verlinkung. Rivva merkt sich, welche Themen durch die thematische Kalibrierung der Seed-Feeds auf der Startseite gelandet sind. Neue Sites werden daran gemessen, wie viel sie in der Vergangenheit zu Rivva hätten beitragen können. Entscheidend ist die Antwort auf die Frage: „Schreiben die auch über etwas, das Rivva in der Vergangenheit interessiert hat". So bleibt das Gesamtgebilde einigermaßen in der Bahn. Nichts desto trotz ist das Themenspektrum mit der Zeit deutlich breiter geworden. Mittlerweile sind es nicht nur technische Neuerungen, neue Web-Startups, Web-Technologien und ähnliche Themen, sondern auch zahlreiche Medienschwerpunkte hinzugekommen, weil es viele Medien-Watch-Blogs gibt. Problematisch sind trotz oder gerade wegen der Automatisierung die vielen Blog-Paraden, die innerhalb eines oder weniger Blogpostings hunderte von Links zu anderen Blogs erzeugen. Darin Relevanz zu erkennen ist ziemlich schwierig.

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T3N Magazin: Apropos Relevanz und Qualität: Wie stellen Sie sicher, dass Rivva nicht misbraucht oder zumindest getäuscht wird?

Frank Westphal: Qualität ist schwer zu definieren, da sie für jeden etwas anderes ist. Das sieht man gut beim Musik- und Filmgeschmack. Was der eine Freund super findet, findet der andere vielleicht ganz schrecklich. Meine liebste Definition des Begriffs Qualität stammt von einem IT-Guru namens Gerald Weinberg. Der hat mal gesagt „Quality is value to some person". Insofern will ich mir nicht anmaßen, die Qualität von Blogs zu quantifizieren. Man könnte allerdings themenspezifisch Autoritäten definieren, also beispielsweise festlegen, wer besonders gut über Social Networks schreibt. Das Problem dabei ist aber eine gewisse Innovationsfeindlichkeit, weil es den Kanal zu schmal macht und Neulinge es dann schwer haben, reinzukommen. Außerdem gibt es Blogs, die keinen klar abgesteckten Themenfokus haben und zu vielen verschiedenen Themen schreiben, wie Robert Basic zum Beispiel. Der ist in diesem Konstrukt dann keine Autorität, sondern nur eine Linkschleuder. Es wäre zwar sicher interessant mal auszuprobieren, den Faktor Autorität in Rivva zu integrieren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das viel ändern würde. Die deutsche Blogosphäre ist eben nicht besonders groß.

T3N Magazin: Auch ohne Autoritätsfaktor: Landen letztendlich nicht trotzdem immer die gleichen großen, gut gelesenen und gut vernetzten Blogs oben? Haben kleine und neue Blogs überhaupt eine Chance durchzukommen?

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Frank Westphal: Ja, eine Chance haben sie. Aber das Prinzip des Meme-Trackings ist eben darauf ausgerichtet zu schauen, auf welche Themen sich derzeit die Konversation im Netz fokussiert. Damit Postings kleinerer Blogs auf den Radar des Meme-Trackers kommen, müssen viele Quellen, die schon auf dem Radar sind, das Thema aufgreifen und es in den sichtbaren Bereich schaffen. Man hat das ganz gut beim Thema Burma gesehen, das im Herbst letzten Jahres in der Blogosphäre diskutiert wurde. Erst als große Blogs wie das von Robert Basic und ein paar andere das Thema aufgegriffen haben, kamen auch kleinere Blogs, die zu dem Thema geschrieben haben, auf den Radar. Insofern haben es Nischenblogs relativ schwer. Es gibt zum Beispiel eine ganze Menge ausgezeichneter Koch- und Rezept-Blogs in Deutschland, die nicht auftauchen – was natürlich auch mit der thematischen Eingrenzung zu tun. Nichtsdestotrotz fände ich es ganz spannend, so einen Kanal aufzumachen.

T3N Magazin: Seit kurzem gibt es auf Rivva ein eigenes Ressort speziall zum Thema Rails. Planen Sie weitere Ressorts dieser Art?

Frank Westphal: Ja, das wird kommen. Ich finde es allerdings ganz gut, so wie es derzeit ist, weil ich von Rivva immer mal wieder über den Tellerrand geführt werde. Das ist meiner Meinung nach auch das, was eine gute Zeitschrift ausmacht. Eigentlich kaufst Du sie, weil bestimmte Leute darin schreiben oder weil Dich das Thema interessiert. Aber hin und wieder kommt dann mal ein Artikel, mit dem Du nicht gerechnet hast. Deswegen finde ich es ganz gut, das Rivva einen Themenmix bietet. Dennis Blöte (Entwickler des Eventkalenders venteria, Anm. d. Red.) hat mir beispielsweise mal erzählt, dass er erst zu einem großen Fan von Rivva wurde, als er einen Artikel zum Thema Gesundheitspolitik in Deutschland gefunden hat, den er sonst niemals gefunden hätte. Den hat er all seinen Freuden zugemailt, die ihn auch niemals gefunden hätten.

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T3N Magazin: Die Unterteilung in themenspezifische Ressorts würde aber ja nicht ausschließen, weiterhin ein großes Ganzes darstellen zu können, oder?

Frank Westphal: Stimmt. Mir schwebt vor, Spiegel Online zu spiegeln. Die Ressorts würden also ähnlich aussehen wie die Hauptressorts bei Spiegel Online, dazu käme dann die Titelseite, die die großen Themen aus den einzelnen Ressorts und dazu noch ein paar kleinere Themen bündelt und dadurch den Überblick auf einer Seite bietet. Das Problem dabei ist, dass ich Rivva die Ressorts erst beibringen muss. Der Computer lernt wie der Mensch aus Mustern aus der Vergangenheit. Das heißt, ich müsste lauter alte Artikel durchgehen und diese kategorisieren. Das finde ich ziemlich öde, deshalb kommt das Thema nicht so recht voran.

T3N Magazin: Sie denken momentan also eher an große Ressorts wie Wirtschaft, Politik und Technik, denn an kleine Ressorts innerhalb des jetzigen Themenspektrums?

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Frank Westphal: Ja, vom Groben zum Feinen. Für mich als Extreme Programmer sind kleine Schritte das A und O. Das Team von Sevenload zum Beispiel hatte vor kurzem große Probleme mit seinem Relaunch, weil sie sich für den großen Schritt entschieden haben. Aus meiner Sicht ist das der falsche Ansatz. Statt dessen sollte man neue Features nach und nach live schalten, weil man dadurch viel schneller Feedback bekommt und auch einen schnelleren Return on Investment hat. Ich plane die Erweiterung von Rivva daher in kleinen Schritten. Der erste Schritt ist es, überhaupt erstmal Hauptressorts zu definieren. Später kann ich mir dann vorstellen, Technologie-Themen weiter aufzusplitten.

T3N Magazin: Wieviele Blogs trackt Rivva heute?

Frank Westphal: Derzeit sind es rund 2.200. Ich rühme mich gerne damit, dass ich weniger Blogs tracke als die Konkurrenz. Wikio zum Beispiel trackt viel mehr, wobei ich die Qualität der Titelseite nicht viel besser finde. Ich habe aber vor kurzem ein Vorschlagformular geöffnet, weil sich viele Leute über eine gewisse Eintönigkeit und darüber beklagt haben, dass Rivva keine spannenden neuen Blogs mehr findet. Ressorts würden da Platz für neue Themen machen, zum Beispiel für Kochen und Rezepte (lacht). Außerdem führt man so ganz neue Gruppen von Leuten auf die Plattform, was ich ziemlich spannend finde, da das zu Kreuzbefruchtungen führen kann. Viel zu viele Disziplinen schmoren heute in ihrem eigenen Saft. Ich bin der festen Überzeugung, dass die ganz großen Fortschritte in Zukunft nur noch interdisziplinär stattfinden.

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T3N Magazin: Bislang findet man auf Rivva keinerlei Werbung. Wie refinanziert sich das Projekt? Haben Sie ein Konzept, wie Sie Ihren Service in Zukunft monetarisieren können?

Frank Westphal: Eigentlich nicht (lacht). Ich schwanke da immer wieder hin und her. Zunächstmal darf ich als Freiberufler im Moment gar keine Werbung verkaufen. Ich darf nicht mal Amazon Affiliate Links einbinden. Ich müsste also ein Gewerbe anmelden, mit allem was dazu gehört, wie ein separates Konto oder Buchführung. Eine andere Sache ist der Content: Google hat eine Definition für Spam-Seiten aufgestellt. Wenn man von einer Website alle ausgehenden Links und Fremdinhalte wegstreicht und dann nichts mehr übrig bleibt, handelt es sich für Google um eine Spam-Seite. Rivva wäre demnach also eine solche. Ich sehe das natürlich anders, da Rivva Dinge zusammenbringt und miteinander vernetzt, die vorher nicht vernetzt waren und so einen echten Mehrwert bietet, den man hauptsächlich als Zeitersparnis bezeichnen kann. Trotzdem stellt sich die Frage, wie sich das vermarkten lässt. Beim Thema klassiche Bannerwerbung bin ich skeptisch, da viele Leute heutzutage Bannerblocker einsetzen oder gelernt haben, Bannerwerbung zu ignorieren. Deutlich cleverer und besser zum Modell eines Meme-Trackers passend finde ich einen Ansatz, den auch Gabe Rivera auf Techmeme verfolgt. Dort haben Firmen und Blogger die Möglichkeit, Storys aus ihrem Feed durch Sponsoring auf die Startseite zu bringen. So eine Story wird natürlich als Anzeige gekennzeichnet, um die Besucher nicht in die Irre zu führen. So kommen aber auch Storys auf die Startseite, die auf organischem Weg keine Chance hätten. Da diese Storys aus einem Feed geliefert werden, ist diese Art der Werbung nicht so statisch wie ein Banner. Voraussetzung für so ein Modell wäre allerdings, dass die bezahlten Storys zum thematischen Fokus passen.

T3N Magazin: Befürchten Sie nicht Probleme mit den Content-Lieferanten, also den Blog- und Website-Betreibern, von denen Sie Ihren Inhalt beziehen, wenn Sie Rivva stärker monetarisieren würden?

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Frank Westphal: Ich denke, dass es bestimmt ein dutzend Leute geben würde, die sich sofort auf die Hinterbeine stellen würden. Es gäbe aber zum Beispiel auch Probleme mit den Inhalten der ZEIT, die das Feed-Abonnement nur für private Seiten erlauben. Generell finde ich es schade, dass bestimmte Medienangebote aus Deutschland in meinem Leitmedien-Index gar keinen Einfluss haben, weil sie sich den Themen Verlinkung und RSS-Feeds verschließen. Die taz bietet beispielsweise gar keinen Feed an, aber auch der Spiegel liefert keinen semantisch korrekten Feed aus. Auch im Bereich Internet-Gesetzgebung ist Deutschland aus meiner Sicht ein ziemliches Entwicklungsland. Wenn der Bundesgerichtshof in dritter Instanz im Rechtstreit um perlentaucher.de, die Resümees von Zeitungsartikeln veröffentlichen, zugunsten der Süddeutschen Zeitung und der FAZ entscheidet, kann ich Rivva dicht machen.

T3N Magazin: Lesen Sie überhaupt noch RSS-Feeds oder sind Meme-Tracker die Informationsquelle Ihrer Wahl?

Frank Westphal: Es gibt schon noch eine ganze Menge Feeds, die ich in der Gesamtheit lesen möchte. Weniger wegen der Themen, sondern wegen der Leute, die da schreiben und die ein gutes analytisches Gespür haben, Sachen auseinander nehmen, gut kommentieren und Hintergründe aufzeigen. In Deutschland sind das zum Beispiel Markus Spath von hackr.de, Marcel Weiß von neunetz.com, Martin Weigert von zweinull.cc und Christiane Schulzki-Haddouti von KoopTech. Im Englischen lese ich gerne Steve Gillmor, John Udell, John Gruber und Brian Oberkirch.

T3N Magazin: Neben Ihrer Arbeit an Rivva sind Sie bekennender Extreme Programmer, der sein Wissen auch in Schulungen und Coachings an andere weitergibt. Was verbirgt sich hinter Extreme Programming?

Frank Westphal: Extreme Programming, kurz XP, ist eine agile Methode zur Entwicklung von Software, die verschiedene Grundsätze und Praktiken bündelt. Ein wichtiger Grundsatz beim Extreme Programming ist, dass man immer im Paar arbeitet, was man als Pair Programming bezeichnet. Ein Entwickler programmiert also, während ihm der andere über die Schulter schaut. So ergibt sich ein guter Wissensaustausch im Team, da immer zwei Leute an einem bestimmten Stück Code arbeiten und Bescheid wissen. Es gibt da den Witz mit der Truck Number und der Frage: „Wie viele Leute darfst Du mit einem Truck überfahren, bis das Projekt zum Erliegen kommt?" In den meisten Projekten ist die Antwort 1. In XP-Projekten sind es immer mindestens 2. Auch Fehler fallen viel früher auf, wenn zwei Leute den Code betrachten. Letztlich kommt Pair Programming nicht nur der Qualität, sondern auch der Disziplin zugute. Eine weitere Praktik beim Extreme Programming ist Test-Driven-Development. Bevor man ein Stück Code schreibt, schreibt man zunächst einen Test, der erstmal fehlschlägt und einem zeigt, dass es das Feature noch nicht gibt. Man programmiert dann so lange, bis der Test positiv durchlaufen wird. Man schreibt also jeden Tag Tests, die einem – wenn sie durchlaufen – zeigen, dass man etwas geschafft hat. Das ist psychologisch für einen Entwickler unheimlich positiv, da Software und der Projektfortschritt ja nicht direkt greifbar sind. Die automatisierte Testsuite sichert außerdem zu, dass bewältigt bleibt, was bewältigt ist, also nichts durch neue Features wieder kaputt gemacht wird.

T3N Magazin: Ist es nicht schwierig Projektmanager und Entscheider davon zu überzeugen, dass Extreme Programming sinnvoll ist? Schließlich klingt das zunächst mal nach Mehrarbeit.

Frank Westphal: Es gibt im Grunde genommen kein Projekt, das von sich behaupten würde, dass es zuviel Qualität hat. Stattdessen hängen die meisten Softwareprojekte in einem Zustand, den die Projektbeteiligten als „fast fertig“ bezeichnen. Und dieses „fast fertig“ zieht sich häufig über Wochen und Monate, ohne dass der Projektleiter Fortschritt erkennen kann und weiß, wo genau das Projekt steht. Test-Driven-Development zeigt hier, wo man steht, was fertig ist, wo man einen Haken hinter machen kann und was noch nicht fertig ist. In der Rails-Community ist dieses Vorgehen fest verankert, da Rails Testumgebungen mitbringt, mit der Entwickler ihre Applikation zum Beispiel ohne Datenbank oder ohne Zugriff auf Drittsysteme testen können. Tests zu schreiben, bevor man mit der eigentlichen Programmierung beginnt, ist mittlerweile Best Practice, auch wenn viele Leute das nicht einsehen wollen und die Tests lieber später schreiben. Ich vergleiche dieses Vorgehen gerne mit dem Messen des Ölstands bei einem Auto. Das geht auch nicht, wenn ich vor dem Bau des Autos gar keinen Ölmessstab eingeplant habe.

T3N Magazin: Haben Sie das Gefühl, dass Ruby, auch dank Rails, anderen Skriptsprachen wie PHP oder Python gerade den Rang abläuft?

Frank Westphal: Schwer zu sagen. Jede Sprache hat da ihre ganz eigenen Stärken. Ich würde in Projekten die Technologie weniger danach auswählen, was man damit alles machen kann, sondern vielmehr danach, was die Team-Mitglieder kennen und können. Ich glaube, dass Rails momentan aus dem PHP- und Java-Umfeld Zulauf erfährt und das zurecht, weil Rails ein gutes Gerüst bietet, um nach dem Prinzip „Don’t Repeat Yourself“ immer wiederkehrende Aufgaben einmal zu lösen und dann mehrfach zu verwenden. Das erhöht mit der Zeit die Geschwindigkeit bei der Entwicklung enorm.

T3N Magazin: Gibt es andere Technologien, die aus Ihrer Sicht das „nächste große Ding“ werden könnten?

Frank Westphal: Nein, außer dem iPhone gibt es da im Moment nichts. Aber ich glaube, dass viele Leute, die über Rails zu Ruby gekommen sind, in Zukunft die Mächtigkeit von Ruby schätzen lernen werden. Da geht noch viel mehr. Positiv finde ich außerdem die Renaissance von JavaScript. Jahrelang war die Sprache total verpönt und wurde zu Dotcom-Zeiten oft nur per Copy & Paste eingesetzt, ohne dass sich Entwickler wirklich mit der Sprache beschäftigt hätten. Dabei ist das Sprachdesign von JavaScript viel eleganter und einfacher als beispielsweise das von Java. Ich glaube, dass es in Zukunft immer mehr Leute geben wird, die serverseitig JavaScript programmieren. Google hat beispielsweise das gesamte Rails-Framework zu JavaScript portiert, weil Google intern nur Python, Java und JavaScript verwendet.

T3N Magazin: Haben Sie sich bei der Programmierung von Rivva bestehender Code-Fragmente bedient?

Frank Westphal: Für Rivva nicht. Generell ist es aber ein großer Vorteil in der Ruby- und Rails-Community, dass man einen großen Marktplatz von Komponenten bzw. Plugins hat, die aus diversen Web-2.0-Projekten extrahiert wurden. So kann man sicher sein, dass diese nicht auf der grünen Wiese entstanden sind, sondern schon mal funktioniert haben. Das GitHub auf github.com hat sich für den Austausch unter Entwicklern ziemlich etabliert.

T3N Magazin: Setzen Sie Tools zum Projektmanagement ein, die Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen?

Frank Westphal: Nein, ich bin ja alleine (lacht).

T3N Magazin: Und zur Verwaltung Ihrer Tasks?

Frank Westphal: Beim Extreme Programming schreibe ich Storycards. Das sind Karteikarten, auf denen ich Ideen festhalte. Die fliegen überall bei mir rum und ich habe auch immer welche dabei. Dinge, die mich aktuell interessieren, halte ich auf Papier fest. Sachen, die langfristig sind, habe ich in einer GTD-Anwendung namens Taskpaper auf meinem Mac abgelegt. Ich bin zwar eigentlich kein großer Fan von Tools und auch so etwas wie Mindmapping mache ich viel lieber auf Papier statt mit irgend einem Tool. Ich finde es wichtig, etwas Physisches zu haben, Karteikarten kann man auf dem Tisch hin und her schieben und auch mal zerreißen – auch das finde ich wichtig und hilfreich. In Sachen GTD-Tools für den Mac habe ich vieles ausprobiert. Am Anfang war ich total begeistert von einem Tool namens Inbox. Das kann zum Beispiel jeden beliebigen Ordner mounten, um deren Inhalt mit Tasks zu verknüpfen und bietet auch sonst eine sehr gute Integration von Applikationen wie Mail, Safari und iCal. Inbox war allerdings ziemlich fehleranfällig und scheinbar schlecht programmiert, sodass ich es irgendwann wieder deinstalliert habe. An Taskpaper finde ich gut, das es so schön einfach ist. Software sollte nicht versuchen, zu intelligent zu sein.

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