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UX & Design
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Vor- und Nachteile des ASP-Shopsystems: Shopify: klein, fein und charmant

Man sollte es einfach administrieren und leicht bedienen können. Der ausgegebene Code sollte valide sein, auf Tabellen verzichten und dabei über ein Templatesystem gesteuert werden. Suchmaschinenfreundliche URLs nebst einem aufgeräumten und übersichtlichen Backend wären auch nicht schlecht. Produkte muss man schnell und sauber einpflegen können, ebenso wie eigene statische Inhalte. So oder so ähnlich dürfte sich der Wunschzettel eines Shop-Betreibers auf der Suche nach dem passenden E-Commerce-System lesen. Shopify schickt sich an, diese Wünsche zu erfüllen.

7 Min. Lesezeit
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Shopify ist im Gegensatz zu den großen Brüdern wie osCommerce oder Magento Commerce keine selbstgehostete Open-Source-Software, sondern eine fremdgehostete ASP-Lösung („Application Service Provider“). Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Installation, keine Einrichtung einer Datenbank, automatische Updates, Backups im Hintergrund und in wenigen Minuten ist ein neuer, komplett funktionsfähiger Shop einsatzbereit.

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Aber es gibt natürlich auch Nachteile einer solchen Lösung: Man ist nicht „Herr im eigenen Haus“, sensible Daten müssen Dritten anvertraut werden, man macht sich abhängig, kann keine Änderungen im Quelltext vornehmen und es entstehen monatliche Kosten. Und: Was ist, wenn der Anbieter einmal pleitegeht?

Wer sich trotz dieser Bedenken fünf Minuten Zeit nimmt und Shopify eine Chance gibt, wird ein kleines, feines und charmantes Shopsystem vorfinden, das sich erstaunlich elegant und intuitiv bedienen lässt, jedoch vor allem für deutsche Nutzer den ein oder anderen Stolperstein bereithält.

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Schnelle Einrichtung

Auf der englischsprachigen Shopify-Website [1] lässt sich nach Auswahl des geeigneten Leistungspakets in wenigen Schritten ein eigener Shop anlegen.

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Neben kostenpflichtigen Paketen steht auch eine kostenlose „Trial“-Version zur Auswahl. Diese lässt sich theoretisch zeitlich unbegrenzt nutzen, erlaubt aber nur das Einstellen von fünf Produkten und den Empfang von zehn Bestellungen insgesamt. Danach muss man auf ein kostenpflichtiges Abo umstellen.

Die verschiedenen Pakete unterscheiden sich in der maximalen Anzahl von Produkten und den zusätzlichen Kosten für jede Transaktion. Aber auch Features wie SSL-Verschlüsselung und die Nutzung einer eigenen Domain sind erst bei höherpreisigen Paketen enthalten. Für ein erstes Ausprobieren des Systems reicht die kostenlose Trial-Version aber vollkommen aus.

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Nach Auswahl des Leistungspakets und einer kurzen Anmeldung kann man einen Shopnamen sowie eine Subdomain (der Marke: meinshopname.myshopify.com) festlegen und eines von zehn vorgegebenen Themes aussuchen.

Die Einrichtung des Systems verläuft insgesamt einfach und unkompliziert. Nach
der Anmeldung wird der frische Shopbesitzer in das aufgeräumte Backend
weitergeleitet und kann dort im Bereich „Preferences“ Angaben zu
Adresse, Zeitzone, Währung und Steuersatz machen. Angenehm dabei: Die
wichtigsten Informationen sind bereits eingetragen – in Abhängigkeit
vom gewählten Heimatland bei der Anmeldung. Ist beispielsweise
Deutschland die Shop-Heimat, sind der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent
und die Währung „Euro“ voreingestellt.

Probleme mit deutschen Besonderheiten

Kleiner Wermutstropfen: Zwar lässt sich die Sprache beim Bezahlvorgang auswählen, die Ausgabe im Shop-Frontend ist allerdings Englisch. Inhalte kann man also in deutscher Sprache eingeben und auch die Link-Texte in Menüs entsprechend übersetzen, Systemnachrichten wie „Your cart is currently empty“ muss man aber direkt im Template anpassen. Erst nach diesen manuellen Änderungen präsentiert sich Shopify komplett in deutscher Sprache.

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Steuersätze kann man manuell für jedes Land oder für bestimmte Ländergruppen (z. B. „Europa“) angeben. Als Steuerberechnungssysteme stehen die in Nordamerika bekannte „Sales Tax“ und die in Europa genutzte VAT („valuable added tax“) zur Auswahl. Bei Ersterem wird die Steuer erst hinterher auf den Gesamtpreis aufgeschlagen, bei Zweiterem gleich miteingerechnet.

Für Produkte oder Produktgruppen können jedoch keine unterschiedlichen Steuersätze festgelegt werden. Beispiel: Ein Shop für Bücher (7 Prozent Mehrwertsteuer), der auch DVDs (19 Prozent Mehrwertsteuer) anbieten möchte, hat mit Shopify ein Problem. Auch zeigt das System den aktuellen Steuersatz nicht bei der Preisauszeichnung an. In Deutschland ist das juristisch bedenklich. Zwar kann man den aktuellen Steuersatz als statischen Text in der Design-Vorlage hinterlegen, wer aber Produkte auch ins Ausland zu anderen Steuersätzen verkaufen möchte, stößt hier an die Grenzen des Systems.

Auch bei der Auswahl der Bezahlmethoden merkt man dem System deutlich an, dass es primär für den US-Markt zugeschnitten ist. So stehen mehrere Dutzend Schnittstellen zu den verschiedensten Anbietern zur Verfügung, die aber fast ausschließlich aus den USA kommen und entweder gar keine europäischen Kunden akzeptieren oder ab einem bestimmten Limit einen Scheck schicken – eine teure und zeitraubende Angelegenheit für deutsche Nutzer.

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Eine Ausnahme ist PayPal: Dieses Micropayment-System wickelt sowohl die Bezahlung via Kreditkarte als auch direkt vom PayPal-Konto eines Kunden ab. Das Geld ist in diesem Fall innerhalb weniger Sekunden auf dem eigenen PayPal-Konto und innerhalb weniger Tage auf dem eigenen, deutschen Bankkonto.

Wer jedoch seinen Kunden das in Deutschland sehr beliebte elektronische Lastschrift-Verfahren (ELV) anbieten möchte, kommt an dieser Stelle nicht weiter.

Gut: Neben den elektronischen Online-Bezahlverfahren lassen sich manuelle Verfahren, wie „auf Rechnung“ oder „per Vorkasse“, einbinden und entsprechende Informationen am Ende des Bestellprozesses hinterlegen.

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Anlegen der Produkte

Nach der Anmeldung und Einrichtung beginnt man mit dem Anlegen der ersten Produkte. Standardmäßig wird die Produktbeschreibung nicht in purem HTML-Code oder mittels eines WYSIWYG-Editors eingegeben, sondern mit Hilfe der „Textile“-Auszeichnungssprache. Diese ist durch MediaWikis oder das Blog/CMS „Textpattern“ bekannt und zunächst gewöhnungsbedürftig. Für Laien ist sie hingegen schnell und einfach zu erlernen. Gute Nachricht für Profis: Bei Bedarf kann man den „Textile“-Modus deaktivieren und reines HTML eingeben.

Jedem neuen Produkt muss man neben der Beschreibung einen Titel, einen Typ, einen Hersteller, einen Preis, ein Gewicht und eine „SKU“ („Stock keeping unit“) zuordnen. Auch kann man die Anzahl der verfügbaren Produkte hinterlegen: Sind alle Einheiten verkauft, wird es automatisch deaktiviert. Zu den Features gehören außerdem Produkt-Tags und Produktbilder.

Licht und Schatten bei den Funktionen

Eine andere praktische Funktion von Shopify sind die „Collections“, über die man Produkte mit ähnlichen Eigenschaften automatisiert zusammenfassen kann. Sie sind vergleichbar mit manuell angelegten Produktkategorien, dabei in ihrer Handhabung aber wesentlich flexibler: Für jede „Collection“ legt man beliebig viele Kriterien fest, nach denen sich neue Produkte selbst einsortieren. Beispielsweise könnten alle Produkte, die weniger als 1 kg wiegen, in die Sammlung „versandkostenfrei“ fallen, die dann über den Adresszusatz „/collections/versandkostenfrei“ im Frontend angezeigt werden.

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Aber es gibt auch Lücken im Funktionsangebot von Shopify: Shop-Besitzer müssen auf Profi-Features wie beispielsweise „Cross-Selling“ (um ähnliche oder ergänzende Produkte zu bewerben) oder auch auf personalisierte Produktempfehlungen verzichten.

Neben diesen Funktionen rund um Produkte bringt „Shopify“ einige CMS-typische Möglichkeiten mit. Zum einen lassen sich statische Seiten mit Inhalten frei anlegen. Das ist beispielsweise praktisch für AGB, Versandbedingungen, Impressum oder eine „Über uns“-Seite. Zum anderen ist ein kleines Blog-System integriert, das dem Shopbetreiber ermöglicht, chronologisch sortierte Artikel zu veröffentlichen.

Layout individuell anpassen

Die zehn mitgelieferten Design-Vorlagen sind vom technischen Standpunkt aus gesehen von hoher Qualität: So bieten sie beispielsweise valides XHTML/CSS, verzichten auf Tabellen und glänzen mit semantisch korrekter Anordnung der Elemente. Zudem sind alle von bekannten Designern entworfen. Stellt sich dennoch der Wunsch nach einem individuellen Design ein, bietet Shopify einen Backend-Editor sowie die Offline-Testumgebung „Vision“ an, mit der sich eigene Templates lokal verwalten, testen und exportieren lassen.

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Ähnlich wie bei anderen Shop- und Content-Management-Systemen besteht das Layout aus einem Set verschiedener Vorlagen, die zusammen das „Theme“ ergeben. Neben einer Hauptvorlage gibt es Vorlagen für den Einkaufswagen, Blog-Artikel, Produktseiten und weitere Unterbereiche, aus denen sich dann die komplette Seite dynamisch zusammensetzt.

Statische HTML-Vorlagen werden durch die hauseigene „Liquid“-Templatesprache mit dynamischen Funktionen verknüpft. Dabei bindet man Inhalte in das HTML-Gerüst durch einfache Tags ein. Das folgende Beispiel erzeugt einen DIV-Container mit dem Text: „Alle Preise sind in Euro angegeben“ , sofern „Euro“ als Währung angegeben wurde:

Kleines „Tag“-Beispiel
<div>Alle Preise sind in {{ shop.currency }} angegeben</div>

Listing 1

Die einzelnen Tags sind sehr gut auf Englisch dokumentiert und die Änderungen an bestehenden Templates oder das Einbinden einer statischen HTML-Vorlage gehen recht schnell von der Hand. Voraussetzung sind jedoch gute XHTML- und CSS-Kenntnisse. Außerdem kann Basiswissen in PHP nicht schaden, da der „Liquid“-Syntax mit seinen „if…else“-Schleifen daran angelehnt ist.

Tipp für Layout-Laien

Nicht jeder ist ein begnadeter Webdesigner und zugleich Spezialist
für das Shopify-Templatesystem. Um dennoch an ein
individuelles Design zu kommen, gibt es zwei kostengünstige
Möglichkeiten: Ein vorgefertigtes Template kaufen [2] oder ein eigenes
Design „slicen“ lassen – sprich: von einem Profi in eine
funktionsfähige Shopify-Vorlage verwandeln lassen [3].

Fazit

Shopify ist ein schnelles und einfaches Shop-System, das es auch Laien ermöglicht, in wenigen Minuten einen schönen und funktionalen Online-Shop anzulegen. Die Verwaltung ist dabei sehr benutzerfreundlich und eingängig und erinnert stark an die Einfachheit eines WordPress-Backends. Dabei wird nicht versucht, den „Großen“ wie osCommerce oder Magento Commerce Konkurrenz zu machen. Shopify zielt auf die Nutzer ab, für die diese Systeme zu umständlich sind und die dennoch möglichst schnell ein ansehnliches und funktionales Ergebnis möchten.

Wer also auf Profi-Features verzichten kann, kein Problem mit ASP-Lösungen hat, der englischen Sprache mächtig ist und darüber hinaus die Fokussierung des Systems auf US-Kunden verschmerzen kann, bekommt eine kleine und charmante Shop- Lösung, die einen guten Einstieg in die E-Commerce-Welt erlaubt.

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4 Kommentare
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Dein t3n-Team

Alex

Meiner Meinung nach sind die größten Vorteile von Shopify die sehr schnelle Einrichtung eines rudimentären Shops und die flexible Anpassung des Shopsystem im späteren Verlauf. So kann man ein neues Geschäftskonzept oftmals einfacher ausprobieren, als viel Zeit und Arbeit in Business Pläne zu stecken. Falls das Konzept nicht aufgeht hat man einen Tag für die Einrichtung des Shop Systems und einfache Marketing Maßnahmen z.B, Google Adverts investiert. Wenn das Konzept aufgeht kommt man sehr weit mit einem Shopify System, Grenzen sind zur Zeit leider nur die Nutzung von Benutzeraccounts und Internationalisierung (Mehrsprachigkeit).

Der wichtigste Schritt einer Gründung ist nämlich immer noch der erste, einfach mal loslegen ;-). Falls ihr einen kostenlosen Shopify Shop erstellen möchtet, würde ich mich freuen wenn ihr mir ein bisschen Taschengeld zukommen lasst indem ihr die Anmeldung über den untenstehenden Link ausführt. Besten Dank, Alex

Shopify

Antworten
Marc

Shopify ist genial, weil man wirklich sofort damit starten kann. Die Designs finde ich super und insgesamt macht alles in allem einen sehr professionellen Eindruck. Wer es mal testen will, der sollte die Trial-Version nutzen. Viel Spass!

Antworten
Julian

Weil die Template-Sprache If und Else verwendet, ist sie an PHP angelehnt??? Oh mann…

Antworten
mhuegel

Abgefahren, dass der Artikel nach 9 Jahren immernoch weitestgehend aktuell ist. In einigen Punkten hat Shopify aber nachgearbeitet. Eine lückenlose Übersetzung (ohne Eingriffe ins Template) ist mittlerweile möglich, ebenso gemischte Steuersätze.

Eine aktuelle Übersicht über die Vor- und Nachteile von Shopify gibt es außerdem hier.

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