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Porträt

Ein Think-Tank fürs Digitale: Über die ehrgeizigen Ziele von D21

Im Zweifelsfall ist eine ­Arbeitsgruppe zu bilden: Selbst mit der ­Digitalisierung kommt dieses ­Prinzip in Deutschland nicht aus der Mode. Die ­Initiative D21 hat den Ansatz perfektioniert und wir stellen ihn im Rahmen der Themenwoche Digitales Deutschland vor.

Von Miriam Binner
5 Min.
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(Screenshot: InitativeD21.de)

Es geht um die ganz großen Fragen: Wer wird künftig in der Lage sein, die Vor­züge neuer Technologien zu nutzen? Welche Kompetenzen sind dafür notwendig? Und wie kann digitale Bildung eine Spaltung der Gesellschaft verhindern? Um Antworten zu finden, bringt das Netzwerk D21 Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen.

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„Wir stellen uns die Frage, was eine erfolgreiche und funktionierende ­digitale Gesellschaft ausmacht“, sagt ­Hannes Schwaderer. Der Präsident der Initiative ist zugleich Head of Enterprise Sales bei Intel Deutschland: D21 ist als gemeinnütziger Verein eingetragen, die Vertreter der mehr als 50 Mitgliedsunternehmen und -organisationen richten sich neben dem Job Zeit für ihr Engagement in der Initiative ein.

Auf der Mitgliederliste stehen überwiegend große Namen aus der Wirtschaftswelt wie Dax-Schwergewicht Telekom, der IT-Konzern SAP oder der Versicherer Allianz. Außerdem dabei sind Forschungsorganisationen wie die Fraunhofer-Gesellschaft und die Hochschule Darmstadt sowie einige staat­liche Stellen wie der Beitragsservice des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Bundesagentur für Arbeit. Natürlich profitieren die Teilnehmer auch von ihrem ehrenamtlichen Einsatz: Sie halten sich gegenseitig über digitale Trends und neue Technologien auf dem Laufenden, greifen Ideen für die eigene Arbeit ab und erhalten eine Plattform, um sich in der öffentlichen Debatte zu positionieren – nicht etwa als Lobbyisten ihrer Arbeitgeber, sondern als Vertreter eines renommierten Think Tanks zur Digitalen Transformation in Deutschland.

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Auch Präsident Schwaderer betont, das Netzwerk sei keine Interessensvertretung einzelner wirtschaftlicher Player, sondern branchenübergreifend und überparteilich organisiert. Ziel sei es, ausge­glichen über Chancen und Risiken der Digitalisierung zu diskutieren.

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Heraus kommen dabei mehrere ­Studien im Jahr – unter anderem der D21-Digital-Index zur Lage der digitalen Gesellschaft und der Egovernment-­Monitor. Darüber hinaus beteiligt sich der Verein an verschiedenen Initiativen, eröffnet mit Kanzlerin Angela Merkel den deutschlandweiten Girl’s Day und bringt gemeinsam mit dem Digitalverband ­Bitkom und dem Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen der Breitband­initiative regelmäßig die wichtigsten Akteure der Telekommunikationsbrache zusammen.

Die D21 will „mitdenken, vordenken, frühzeitig notwendige Debatten anstoßen.“ Ein Hauptteil der fachlichen Arbeit läuft dabei in Arbeitsgruppen ab, etwa zu den Themen Bildung oder innovativer Staat. Seit 2017 konzentriert sich zudem eine Gruppe auf „Digitale Ethik“ – warum das Thema brennt und wie genau sich die Gruppe den heiklen Fragestellungen nähert, erklärt Nicolai Andersen, Chief Innovation Officer bei Deloitte, der die AG ehrenamtlich leitet.

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t3n Magazin: Nicolai, an der Arbeitsgruppe Digitale Ethik beteiligen sich 110 Personen aus knapp 90 Organisationen. ­Warum betreibst du den Aufwand, all diese Akteure zusammenzubringen?

Nicolai Andersen: Es gibt in Deutschland viele Menschen, die ein tiefes Verständnis für neue Technologien und ihre Bedeutung haben. Sie werden aber in der Öffentlichkeit zu selten gehört – vom Gesetzgeber und von denjenigen, die Zukunftsszenarien entwerfen. Ich bin der Meinung, dass wir spezifisches Fachwissen besser aggregieren und nutzen müssen. Das heißt auch, verschiedene Perspektiven zusammen­zubringen, um zu antizipieren, wie zum Beispiel Firmen neue Technologien künftig nutzen könnten. Kurzum: Es geht darum, fundierte Szenarien für die Zukunft unserer Gesellschaft zu entwerfen.

t3n Magazin: Wie genau arbeitet ihr auf dieses Ziel hin?

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Nicolai Andersen: Wir treffen uns vierteljährlich zu einer Sitzung, um ein Thema aus dem Bereich Ethik ausführlich zu diskutieren. In der Regel schaffen wir es, zwischen 35 und 50 Personen zu versammeln. Wir hören drei Impulsvorträge von Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln – zum Beispiel zum Stand der Forschung, zu Praxis­beispielen aus Unternehmen und Sichtweisen der Institutionen. Danach diskutieren wir. Methodisch bauen wir gezielt Gegenpositionen auf, lassen also Bedenkenträger gegen Vordenker argumentieren. Die Standpunkte fassen wir dann unter anderem in Denkimpulsen zusammen und versuchen, diese in die Öffentlichkeit zu bringen.

t3n Magazin: Dabei geht es zum Beispiel um autonomes Fahren?

Nicolai Andersen: Ja, aber es nervt mich kolossal, dass die Ethikdebatte immer mit diesem Fall­beispiel eröffnet wird. Dahinter steckt die Frage nach der Entscheidung des selbstfahrenden Autos in Gefahrensituationen: Wenn es nicht ausweichen kann, soll es auf eine Gruppe Kinder oder lieber einen erwachsenen Straftäter zusteuern? Das ist allerdings eine absolute Verkürzung der Debatte. Denn Ethik in der digitalisierten Welt ist viel mehr als nur das eine Beispiel.

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t3n Magazin: Okay, was wäre denn das aus deiner Sicht drängendste Thema?

Nicolai Andersen: Ich finde, wir sollten uns viel stärker mit Datenspenden für die Medizin beschäftigen. Hier könnten wir mit bereits vorhandenen Technologien relativ einfach einen gewaltigen Fortschritt für die Menschheit erzielen.

t3n Magazin: Wie soll das konkret funktionieren?

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Nicolai Andersen: Dahinter steckt die Idee, der klinischen Forschung große Datenmengen zur Verfügung zu stellen, um mehr über Krankheitsbilder und deren Warnzeichen zu erfahren. Millionen Menschen haben jeden Tag ein Smartphone am Ohr, das – mit den entsprechenden Sensoren ausgestattet – theoretisch in der Läge wäre, interessante Vitaldaten wie den Puls zu sammeln und zu senden. Aus meiner Sicht könnte aus solchen Datensätzen viel Gutes entstehen – wenn wir nicht mehr in erster Linie Schreckensszenarien malen, sondern uns auf die praktische Umsetzung konzentrieren: Wie anonymi­sieren wir persönliche Daten? Und wie richten wir eine sichere Übertragung ein, um uns vor Diebstahl durch Hacker zu schützen?

t3n Magazin: Mal abgesehen von solchen prak­tischen Fragen: Welchen Nutzen soll uns die Ethikdebatte auf lange Sicht bringen?

Nicolai Andersen: Wenn wir über Ethik nachdenken, ermöglichen wir uns eine Zukunft, in der der Mensch im Zentrum steht. Wahrscheinlich werden wir immer Risiken übersehen. Aber wir eröffnen uns damit auch enorme Chancen, die digitale Gesellschaft positiv weiterzuentwickeln. Meine Vision ist, dass Unternehmen und andere Organisationen in Deutschland so eine Sicherheit im Umgang mit ethischen Fragen entwickeln, dass sie im Alltag jederzeit selbst die richtigen Antworten finden können. Das heißt: Ohne zuerst in einem Ordner im Regal nachblättern zu müssen, in dem die Ergebnisse vergangener ­Debatten festgehalten sind.

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Mitmachen

Mitglieder des Vereins können nur juristische Personen werden – nähere Infos unter initiatived21.de

Weitermachen

Der Verein D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt begleitet ebenfalls die Entwicklungen der digitalen Gesellschaft und tritt für eine bessere Netzpolitik ein.
d-64.org

Der Verein Digitale Gesellschaft setzt sich für Grundrechte und Verbraucherschutz im digitalen Raum ein.
digitalegesellschaft.de

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Who to follow

Lena-Sophie Müller ist ­Geschäftsführerin der Initia­tive D21 und twittert unter anderem über digitale Ethik und ­Verwaltung.
@LSMueller

Cornelia Gottbehüt ist Mitglied des D21-Vorstands und beschäftigt sich mit Karrierethemen und Gleichberechtigung.
@CGottbehuet

Thomas Langkabel ist D21-­Vizepräsident und leitet die ­Arbeitsgruppe „Innovativer Staat“.
@tlangkabel

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