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Das Open-Source-Content-Management-System im Einsatz in der Erdsystemforschung: TYPO3 in Forschung und Lehre

Wissenschaftliche Institute sind die Basis der Forschung, der Wissenschaftler ein autonomer Geist, der vieles kann und alles lernen möchte. Leider verfügen die Institute oft über begrenzte Budgets – insbesondere für Infrastrukturmaßnahmen. Kann TYPO3 diese Brücke schlagen?

6 Min. Lesezeit
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„Wie lösen wir das Problem
schnell und innovativ?“, fragte sich die Central IT Services Gruppe (CIS) [1] Ende August 2005, nachdem eine Sicherheitslücke
auf den vorhandenen Webservern einen schnellen, eigentlich sofortigen
Umzug von 30 Websites auf eine neue, sichere Umgebung notwendig
machte. 30 Websites von Universitätsinstituten, Arbeitsgruppen
oder Forschungsprojekten; 30 Speziallösungen; 30
Verantwortliche; 30 Meinungen.

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Die CIS betreut für das Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) [2] eine große Spannbreite von IT-Systemen und -Diensten, vom
Laptop bis zum 96-Prozessor SMP-Server, vom Nameserver bis zur
Groupware. Das ZMAW wiederum ist ein Verbund von sechs Instituten der
Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg (MPI-M) [3]. Alle Institute sind im Bereich der
Erdsystemforschung tätig, die alle Aspekte des Erdsystems
(Klima, Ozean, Vegetation, Atmosphäre etc.) zu
erfassen und zu simulieren versucht. In diesem Artikel wird die Lösung
beschrieben, die für das MPI-M gefunden wurde, einen der oben
genannten 30 Fälle. Er warf die größten Fragen auf
und forderte ein System, das die gewohnte Usability der alten
Werkzeuge abbilden konnte, ohne in eine Sackgasse von Speziallösungen
zu führen. Zeitlich nahm dieser Teil die Hälfte des auf
drei Personen-Monate angelegten Projekts in Anspruch.

Das Projekt

Als Mitte 2005 die Webserver
Sicherheitslücken aufwiesen, waren verschiedene Websites
unterschiedlichster Anforderungen betroffen. Für sie sollte
innerhalb des Projekts eine sichere Zwei-Server-Umgebung aus internem
Entwicklungsserver mit komfortablem Nutzerzugang (NFS, NIS, ssh) und
einem externen Produktionsserver geschaffen werden.

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Die Entwicklung
und Umsetzung dieser Umgebung lief parallel zur unten beschriebenen
Weblösung für das MPI-M. Um die hohen
Sicherheitsanforderungen der DMZ (Demilitarisierte Zone), in der der
Produktionsserver steht, erfüllen zu können, werden nun die
Websites per Skript manuell oder automatisiert vom Entwicklungsserver
auf den Produktionsserver gespiegelt. Dies ist für klassische Websites
eine komfortable Lösung, stellt sich aber für Websites mit
komplexer Benutzerberechtigung auf Grund der UNIX-Basis als zu
unflexibel und administrativ zu aufwändig dar. Daher wurde eine
zentralisierte Lösung für komplexe Websites gesucht.

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Anforderungen

Die bisherige Website des MPI-M
stellte eine besondere Hürde dar, da sie unter der verschärften
Sicherheitsarchitektur der neuen Server nicht zum Laufen kam. Ein
eigens für die Anforderungen des MPI-M programmiertes Mini-CMS,
das einen Teil der Website verwaltete (Redaktionstool), hätte
auf Grund mehrerer Inkompatibilitäten komplett adaptiert werden
müssen.

Dies war im gegebenen zeitlichen Rahmen weder der
externen Firma, die das Tool entwickelt hatte, noch dem MPI-M durch
hausinternes Know-how möglich. Des Weiteren sollten zum einen
die komplexe Benutzerberechtigung und zum anderen die gewohnte
Usability des Redaktionstools aufrechterhalten werden. Zusätzlich
sollte das bisherige Layout möglichst eins zu eins erhalten
bleiben. Die dominanteste Anforderung war aber, dass für die
MPI-M Website nur eineinhalb Personen-Monate in Form einer
Projektstelle zur Verfügung standen.

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Warum TYPO3?

Es war schnell klar, dass die Aufgabe
nicht wieder durch spezialisierte Programmierung gelöst werden
sollte, ein "großer" Partner musste her. Hier kamen
NPS5, ZOPE und TYPO3 in die engere Auswahl.

NPS5 wurde 2002 von der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) [4] favorisiert und zentral beschafft.
Daher bietet die MPG über die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) [5] den
einzelnen Max-Planck-Instituten (ca. 80) ein Hosting für NPS5
an, auch ein MPG-Template im Corporate Design steht zur Verfügung.
Doch sind diese Angebote weder kostenfrei, noch verfügt das
MPI-M über eigenes NPS5-Know-how.

TYPO3 kam bei
der CIS schon auf der eigenen Website zum Einsatz,
Installations-Know-how war daher genauso vorhanden wie Kontakt zu
einer ehemaligen Mitarbeiterin und nunmehr externen Fachkraft.
Folgende Aspekte wurden bei dieser Entscheidung unter anderem
betrachtet:

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NPS5 TYPO3
einmalige
Kosten fürs Template
einmalige
Kosten fürs Template
laufende
Kosten fürs Hosting
keine
laufenden Kosten fürs Hosting
Lizenzkosten keine
Lizenzkosten
externe
Hilfe zur Anpassung notwendig
externe
Hilfe zur Anpassung notwendig
Kontakt
zu Dienstleistern noch nicht vorhanden
Kontakt
zu Dienstleistern bereits vorhanden
Vertrieb
strukturiert in einem Partner-Programm, keine NPS5 Partner in
Hamburg
Größeres,
flexibleres und kostengünstigeres Dienstleistungsangebot im
Raum Hamburg
Abhängigkeit
vom Produkt einer Firma
weltweite
Entwickler-Community

Weitere zentrale Argumente waren:

  • Das
    Meteorologische Institut der Universität Hamburg (MI), ein
    Institut des ZMAW, nutzte bereits TYPO3 für seine
    Institutswebsite.
  • Die
    ebenfalls von CIS betreute Gruppe „Modelle
    und Daten“ (M&D)
    plante, auf TYPO3 umzusteigen.
  • Die
    ehemalige CIS-Mitarbeiterin stand umgehend zur Templateerstellung,
    Anpassung und Extensionentwicklung zur Verfügung.

Diese Argumente führten auch zum
Ausschluss des Open- Source-Produkts ZOPE mit Plone, zumal ZOPE als
zu komplex für die gesuchte Web-Content-Management-Lösung
eingestuft wurde.

Realisierung

Innerhalb kürzester Zeit mussten
ein Konzept und eine Präsentation ausgearbeitet werden, um den
Webausschuss des MPI-M und später seine Direktoren von der
Ausbaufähigkeit und Zukunftsorientierung der TYPO3-Lösung
zu überzeugen. Nachdem das Projekt freigegeben war, wurde
umgehend mit der Schulung der ZMAW-Mitarbeiter begonnen, zu Anfang
noch an einem vorläufigen System. Es wurden insgesamt 50 bis 60
Personen auf verschiedenen Niveaus geschult, von der simplen
Text-Redaktion bis zur Backend-Administration. Besonders überzeugt
waren die Schulungsteilnehmer vom aktivierten Frontend-Editing, mit
dessen Hilfe sie nun einfach zum Beispiel die zentral zur Verfügung
gestellte Vorlage für eine persönliche Mitarbeiterseite
schnell und intuitiv anpassen konnten.

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Zeitgleich wurde das System mit TYPO3
3.8.1 aufgesetzt, die Nutzerberechtigungen abgebildet und das
bisherige Layout der MPI-M Website nahezu identisch umgesetzt. Die
nahtlose Umsetzung des alten Layouts war ideal unter der Zuhilfenahme
der Extension TemplaVoila von Robert Lemke möglich. In diesem
Zusammenhang wurde gemeinsam mit der TYPO3-User-Group Hamburg eine
TemplaVoila-Schulung am ZMAW durchgeführt. Dank TemplaVoila
konnte auf die Entwicklung diverser einfacher Extensions verzichtet
werden. Durch die Nutzung von Multiple Data Objects konnte den
Redakteuren zudem eine komfortable Maske zur Eingabe sich
wiederholender Inhaltselemente (z. B. Poster Galerie) zur Verfügung
gestellt werden.

Von den verwendeten Extensions sind
folgende besonders hervorzuheben:

  • indexed_search
    für eine komfortable und leistungsfähige Suche über
    sämtlichen Inhalten (auch .doc und .pdf) und in allen Sprachen.
  • rtehtmlarea
    mit „rf_dynamiccss“
    für einen intuitiven und gut konfigurierbaren Editor, der
    plattformübergreifend einsetzbar ist (Nutzung vorwiegend unter
    Linux). Somit konnte eine TDG-konforme (Teledienstleistungsgesetz)
    Kennzeichnung der externen Links bereitgestellt werden.
  • realurl
    für die bessere Lesbarkeit der URLs und als Grundlage für
    zukünftige Barrierefreiheit. Auf die einfachere Erzeugung
    lesbarer URLs mit Hilfe von SimulateStatic wurde verzichtet, da
    damit URLs zwar lesbar, aber nicht barrierefrei erzeugt werden.

Um zum einen
der deutschsprachigen Leserschaft und zum anderen der
englischsprachigen internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit
gerecht zu werden, waren Zweisprachigkeit und weltweiter per SSL
gesicherter Backend-Zugriff zwingend erforderlich. Die Webinhalte der
bisherigen MPI-M Website, die bis dato nicht durch das Redaktionstool
verwaltet wurden (ca. 450 der 900 Seiten), wurden nach Ende des
Projekts von studentischen Hilfskräften und Mitarbeitern des
MPI-M innerhalb von eineinhalb Monaten erfolgreich überführt.

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Ausblick

Die zeitliche Einschränkung des
Projekts machte es nicht möglich, weitere nützliche
Features in vollem Umfang einzubauen. Für die Zukunft sind noch
folgende Erweiterungen geplant:

  • Kopplung
    an den EDoc-Server der MPG: automatisierte Generierung der
    Publikationsliste des MPI-M aus der zentralen MPG-Publikations-Datenbank über OAI-Schnittstelle durch einen
    Harvester.
  • Kopplung
    an LDAP (Lightweight Directory Access Protocol)
  • Angepasste
    Lösung für die Verwaltung der Seminare
  • Vollständige
    Barrierefreiheit
  • Single
    Sign-On

Fazit

TYPO3 hat sich inzwischen als das von
CIS empfohlene Werkzeug zum Web-Publishing für die
ZMAW-Institute etabliert. Zentrale Installationsskripte und eine
ausführliche Dokumentation für CIS sind entstanden.
Mittlerweile hostet CIS sechs TYPO3-Installationen für neun
Domains der Mitgliedsinstitute des ZMAW, vier weitere sind in
Planung. Darüber hinaus wird über eine schnelle
Bereitstellung kleiner Websites für BMBF- (Bundesministerium für
Bildung und Forschung) und EU-Projekte mit Hilfe von Freesite
nachgedacht.

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