Anders als bei der klassischen Bereitstellung von Infrastrukturdiensten über das Internet übernehmen die Dienstleister beim Managed Hosting je nach den Wünschen ihrer Kunden auch Teile der Wartung und Pflege der Betriebssysteme oder sogar die einzelner Anwendungen, welche auf den von ihnen bereitgestellten Infrastrukturen laufen.
Zu den hierbei üblichen Mehrwertdiensten, die Unternehmen bei der technischen Umsetzung und ihrem laufenden Betrieb unterstützen, gehören automatische Upgrades der Administrations-Software, Sicherheitseinstellungen, die Installation von Web-Anwendungen und Sicherheits-Patches sowie deren Updates, automatische Backups, die Fehlerbehebung an der Hardware und Netzwerkinfrastruktur, Updates des Betriebssystems, der Schutz vor DDOS-Attacken sowie die Überwachung und das Monitoring wichtiger Dienste.
Managed Hosting ist vor allem für diejenigen Kunden interessant, die entweder selbst nicht genug technisches Wissen mitbringen oder sich vornehmlich auf die eigenen Geschäftsprozesse konzentrieren wollen und deshalb den laufenden IT-Betrieb an einen Dienstleister auslagern möchten. Derzeit sind die Managed-Hosting-Angebote zumeist individuell auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten. Das ist auch der Grund, warum sie teurer sind als die standardisierten Angebote.
Die unterschiedlichen Varianten
So unterschiedlich wie die Anforderungen von Unternehmen sind, sind deshalb auch die Managed-Hosting-Lösungen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die zugrundeliegenden Server-Architekturen und ihren Service-Umfang. Außerdem haben Managed-Hosting-Anbieter meist speziell auf Kundengruppen zugeschnittene
Dienstleistungen, für zum Beispiel Startups, kleine und mittelständische Betriebe
(KMU) oder Großkunden.
Wenn es um das Unterscheidungsmerkmal der Server-Strukturen geht, lassen sich insgesamt vier verschiedene Varianten unterscheiden:
- Shared Hosting: Mehrere Kunden erhalten einen für sie abgeschirmten Bereich auf einem physikalischen Server des Hosting-Anbieters.
- Dedicated Hosting: Ein Kunde bezieht seine Infrastrukturdienste direkt von einem physikalischen Server des Hosting-Anbieters, auf den nur er Zugriff hat.
- Virtual Private Hosting (Cloud Hosting): Mehrere Kunden erhalten virtuelle Server, die der Anbieter auf Basis von einem oder mehreren physikalischen Servern virtualisiert.
- Managed Public IaaS: Ein Dienstleister stellt einem Dienstleister virtualisierte Server und weitere Dienste über eine bestehende Public Cloud (etwa AWS oder MS Azure) zur Verfügung.

Der Grad der Unterstützung
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal für die Wahl des richtigen Dienstleisters ist der Grad der Unterstützung, den sich ein Unternehmen beim Managed Hosting wünscht. Einige Anbieter beschränken sich auf grundlegende Unterstützungsleistungen wie die Installation eines Betriebssystems. Andere beraten ihre Kunden umfassend und bieten ihnen regelmäßiges Monitoring, Sicherheits-Updates sowie die Optimierung der Kundeninfrastrukturen. Dabei gibt es die vier folgenden Unterstützungsformen:
- Unmanaged Hosting (UH): Der Anbieter stellt die physikalischen und virtuellen Infrastrukturen bereit. Der Kunde ist für alles andere zuständig und hat vollen Root-Zugang zu den Servern.
- Slightly Managed Hosting (SMH): Der Anbieter baut die physikalischen oder virtuellen Infrastrukturen auf und stellt verschiedene Betriebssysteme bereit, die er wartet und betreibt. Der Kunde übernimmt die Installation, das Monitoring und den Betrieb der Anwendungen.
- Partly Managed Hosting (PMH): Der Anbieter ist für die Standardwartung und Pflege der gesamten Infrastruktur und der Software-Produkte zuständig, die der Kunde wünscht. Über das Self-Management-Tool des Anbieters kann der Kunde die Konfigurationen der Infrastruktur und der (vom Hosting-Anbieter vordefinierten) Software-Produkte bestimmen.
- Fully Managed Hosting (FMH): Über die Leistungen des PMH hinaus sorgt der Hosting-Anbieter zum Beispiel für ein regelmäßiges Monitoring oder die Optimierung der Infrastrukturen. Er ist also strategischer Partner des Kunden und unterstützt sie dabei, eine langfristig erfolgreiche IT-Strategie umzusetzen.
Je nach IT-Wissensstand und -Strategie kann sich jedes Unternehmen entscheiden, wie viel Unterstützung es von dem Managed-Hosting-Anbieter in Anspruch nehmen will. Generell gilt dabei: Je mehr Unterstützung, desto weniger Kontrolle über die IT seitens des Unternehmens. Firmen sollten daher eine klare Dienstleistungsvereinbarung – oder auch Service Level Agreement (SLA) – mit dem Managed-Hosting-Anbieter formulieren. Diese sollte unter anderem regeln, in welchem Zeitraum der Dienstleister Störungen an der Infrastruktur beseitigt und wie verfügbar die gemieteten Ressourcen sind.
Typische Anforderungen
Auch wenn jedes Unternehmen seine eigene, individuelle Entscheidung treffen muss, so lassen sich doch einige typische Anforderungen ausmachen.
Tech-Startups
Tech-Startups bringen oftmals viel internes Know-how mit und sind daher selten auf externe Unterstützung angewiesen. Deshalb nutzen sie meistens klassische Hosting-Angebote oder Public-Cloud-Infrastrukturen, die sie selbst bedienen. Dennoch kann es auch für Startups sinnvoll sein, wenn Hosting-Anbieter Bereiche der Infrastruktur verwalten oder bei der Administration unterstützen, um beispielsweise im Sinne des DevOps-Trends Teilbereiche der Infrastruktur zu automatisieren.
Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU)
Anders als Tech-Startups haben KMU oft weniger IT-Know-how und brauchen daher mehr Unterstützung. Sie sind meistens mit Fully- und Partly-Managed-Angeboten am besten bedient. Der gehobene Mittelstand jedoch hat in der Regel eine eigene IT-Abteilung, welche die erforderlichen IT-Kenntnisse besitzt und braucht somit weniger Unterstützung als kleinere KMU.
Hier stellt sich die Frage, ob das Unternehmen nur wenige Aufgaben auslagern will oder ob das Managed Hosting ein zentraler Bestandteil der IT-Strategie ist. Für die klassischen Hosting-Anforderungen passen somit oftmals Slightly- und Partly-Managed-Hosting-Angebote am besten. Will das Unternehmen jedoch IT-Infrastruktur in einem virtuellen Rechenzentrum mieten (Public-IaaS), empfiehlt sich tendenziell eher das Fully- oder Partly-Managed-Hosting.

Große Unternehmen
Auf Enterprise-Ebene sind die IT-Abteilungen meist eng mit der Unternehmensstrategie verzahnt. Daher ist die Kontrolle der eigenen IT-Ressourcen oft sehr wichtig. Außerdem gibt es in großen Unternehmen in der Regel Teams mit geschulten IT-Spezialisten, die viele Aufgaben selbst erledigen können.
Große Unternehmen greifen aus diesem Grund für geschäftskritische Arbeitsbelastungen (Workloads) am ehesten auf Slightly-Managed-Hosting zurück oder erweitern ihre IT durch Self-Service-Angebote. Für unkritische Workloads setzen manche Großunternehmen aber auch auf Managed Services mit einem höheren Unterstützungsniveau.
Der deutsche Managed-Hosting-Markt
Im deutschen Managed-Hosting-Markt gibt es viele Anbieter, die sich in zwei Klassen einteilen lassen: In die internen und externen Hosting-Angebote. Beim klassischen, internen Managed Hosting verwaltet der Anbieter seine eigenen Ressourcen. Bei dem neueren externen Managed Hosting nutzt er die Infrastruktur von Partnern, die sogenannten „Public Clouds“. Er vermittelt sie an seine Kunden und ist für ihre Wartung und Pflege verantwortlich.
Das interne Managed-Hosting-Angebot lässt sich wiederum in mehrere Entwicklungsschritte unterscheiden: Firmen wie All-incl.com, DomainFactory und Strato konzentrieren sich ausschließlich auf die klassischen Angebote wie Shared oder Dedicated Server. Das heißt sie nutzen keine Virtualisierungstechniken, weshalb sich die Angebote vor allem für statische Workloads mit einem gleichbleibenden Ressourcenbedarf eignen.
Andere Anbieter wie 1&1, Adacor, Vodafone Cloud & Hosting oder Host Europe bieten zudem verwaltete Virtual-Private-Server (VPS) an, um ihren Kunden mehr Flexibilität und Agilität zu ermöglichen. Der Dienstleister Plusserver hat sich zum Beispiel vor allem auf die intensive Beratung seiner Kunden spezialisiert und bietet ihnen dementsprechend ausschließlich virtuelle und dedizierte Server an, verzichtet also ganz auf Shared Hosting.
Die externen Managed-Hosting-Dienstleistungen unterscheiden sich vor allem durch die Public-Cloud-Lösungen. Während TecRacer sich beispielsweise ausschließlich auf die Public Cloud von Amazon-Web-Services beschränkt, haben andere Managed-Public-Cloud-Provider (MPCP) wie die Reply-Gruppe, Direktgruppe oder Root360 auch andere Public Clouds im Programm. Darunter befinden sich zum Beispiel Microsoft Azure oder Google Cloud Platform. Rackspace ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall, da der Dienstleister sowohl Amazon-Web-Services und Microsoft Azure als Managed-Public-Cloud sowie Dedicated und Shared Hosting aus dem eigenen Rechenzentrum anbietet.
Deutsche Unternehmen werden in Zukunft verstärkt eine Multi- und Hybrid-Cloud-Strategie verfolgen. Allerdings bringen viele von ihnen – gerade in Bezug auf die großen Public Clouds – nicht genug IT-Wissen mit, sodass sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. Die Nachfrage nach Managed Hosting wird infolgedessen weiter steigen – sowohl, was den Aufbau von Public-Cloud-Umgebungen angeht, als auch nach Managed VPS zum Aufbau firmeninterner Private Clouds. Managed-Hosting-Anbieter werden künftig also sicher sowohl im externen als auch internen Hosting entsprechende Lösungen anbieten.