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Wie unsere vierbeinigen Freunde den Büroalltag aufmischen: Der Wau-Effekt

Sie gehören fast so sehr zur Metaphorik der hippen neuen Arbeitswelt wie Tischkicker oder Motivationsposter: niedliche Labradore, Setter und sonstige Promenadenmischungen, die es sich als flauschige Kollegen in unseren Büros gemütlich machen. Alles nur fürs Image? Nein, sagt die Wissenschaft – von einem Hund im Büro profitieren auch die Menschen.

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Wenn der Chef von Ligatura nicht gerade eine Runde durchs Büro dreht, stehen die Chancen gut, dass er irgendwo herumliegt und schläft. Möglicherweise schnarcht er dabei zufrieden vor sich hin. Der Chef des Saarbrückener Coworking-Spaces heißt Graeme und ist eine französische Bulldogge: drei Jahre alt, freundlich, mit einer Vorliebe für italienische Feinkost.

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Genau genommen ist natürlich nicht Graeme der Chef von Ligatura, sondern Stefan Hübsch. Der teilt die Rolle als Bürovorsteher aber gerne mit dem Vierbeiner, wie er sagt: „Graeme trägt angenehm dazu bei, das Office weniger als Office zu betrachten.“ Seit zwei Jahren ist Graeme ein Teil des Teams, sein Herrchen, der Grafikdesigner Jono Garrett, nimmt ihn fast täglich mit in die Büroräume an der Europaallee. Mittlerweile falle es den anderen Co-Workern direkt auf, wenn Graeme einmal nicht da sei, sagt Stefan: „Dann wird direkt gefragt, wo er stattdessen rumhängt.“

Tierisches Gespür: Graeme gibt schon mal Buchempfehlungen auf Facebook.
Tierisches Gespür: Graeme gibt schon mal Buchempfehlungen auf Facebook.

Das Hunde-Hormon

Graeme ist aus dem Ligatura-Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Gründe für seine Beliebtheit sind längst auch in den Fokus der Wissenschaft gerückt. In seiner Studie zu Hunden am Arbeitsplatz hat Randolph T. Barker von der Virginia Commonwealth University 2012 herausgefunden, dass Hundebesitzer, die ihren Vierbeiner mit zur Arbeit nehmen dürfen, sich messbar weniger gestresst fühlen als ihre Kollegen. Darüber hinaus, so das Fazit der Studie, könne die Anwesenheit von Hunden am Arbeitsplatz „sogar die Zufriedenheit aller Mitarbeiter einer Organisation steigern.“

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Barkers Ergebnisse finden sich in einer ganzen Reihe von Forschungen wieder, die den positiven Einfluss von Tieren auf unsere Stressresistenz, unsere Gesundheit und das Konzentrationsvermögen nahelegen. Verantwortlich dafür: Oxytocin, ein Hormon, das beispielsweise auch zwischen Müttern und ihren neugeborenen Kindern eine wichtige Rolle spielt. Oxytocin erhöht die Bindung und animiert zu sozialen Kontakten, es senkt den Blutdruck, verlangsamt die Herzfrequenz und hilft dabei, das Stresshormon Cortisol abzubauen. Auch Hunde und Menschen schütten bei regelmäßigen Streicheleinheiten Oxytocin aus. Daneben fördern noch weitere Faktoren die Gesundheit der Mitarbeiter: das „Gassigehen“ zum Beispiel, das für regelmäßige Pausen und Bewegung an der frischen Luft sorgt.

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Weniger Burnouts, mehr Teamgeist

Der „Bundesverband Bürohund e.V.“ [1] fasst die Vorteile für Unternehmen und ihre Mitarbeiter wie folgt zusammen: Senkung des Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risikos, der Burnout-Gefahr und der Risiken für sonstige psychische Erkrankungen auf Seiten der Mitarbeiter. In diesem Zusammenhang: Verminderung der Fehltage und Einsparung von Krankenkosten für den Arbeitgeber. Im „War for Talent“ könnten Firmen sich durch einen „Hundebonus“ von der Konkurrenz absetzen. Und natürlich sorgten die Vierbeiner außerdem für ein positives, kreatives Klima im Büro und motiviertere Mitarbeiter.

Denn wer richtig produktiv arbeiten will, muss öfter mal kleine Pausen machen. Das weiß auch Graeme und sorgt bei Ligatura gerne für Abwechslung: „Wenn jemand mal kurz abschalten will, geht er rüber und spielt mit ihm“, sagt Stefan Hübsch. Graeme hat für solche Situationen eine Gummihantel, einen Ball mit Schnur und mehrere Stofftiere vorrätig – ganz gemäß den Empfehlungen des Deutschen Tierschutzbundes: „Hunde brauchen einen festen Rückzugsort“, erklärt Sprecherin Lea Schmitz, „mit Schlafdecke, Wassernapf und hundefreundlichem Spielzeug.“

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Wie sieht es eigentlich mit anderen Vierbeinern und Kleintieren aus? „Katzen brauchen ihr gewohntes Umfeld und kommen mit dem täglichen Transport von Zuhause ins Büro nicht so gut zurecht“, sagt Schmitz. Vögel und kleinere Nagetiere vermieden menschliche Nähe und empfänden Berührungen als besonderen Stress. Die meisten Hunde dagegen seien gerne überall mit dabei und freuten sich, Herrchen oder Frauchen auch auf die Arbeit begleiten zu können. Der Deutsche Tierschutzbund ist von den positiven Auswirkungen auf Mensch und Tier so überzeugt, dass er den Aktionstag „Kollege Hund“ ins Leben gerufen hat [2].

Grenzen und Bedingungen

Dennoch gibt es Situationen, in denen selbst eingefleischte Hundeliebhaber während der Arbeitszeit auf ihren Liebling verzichten müssen. Gibt es einen oder mehrere Allergiker im Team, lässt sich der Traum vom Tier im Büro schlichtweg nicht realisieren. Ähnliches gilt, wenn Kolleginnen oder Kollegen Angst vor Hunden haben: Hier ist zumindest ganz besondere Sensibilität gefragt. Dass ein Bürohund gut erzogen sein und auch einmal für längere Zeit stillhalten können sollte, versteht sich von selbst. Für Graeme ist das laut Hübsch kein Problem – „wobei wir ihm bei Leuten, die gar nicht mit Hunden können, jedes Mal erst klar machen müssen, dass nicht jeder ein guter Freund ist.“

Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.

Generell gilt: Hunde dürfen nur mit Erlaubnis des Arbeitgebers ins Büro, wer gegen den Willen seiner Chefs handelt, muss mit Konsequenzen rechnen. Um Konflikte und Irritationen im Team zu vermeiden, hilft es, wenn alle zusammen vorab feste „Hunderegeln“ definieren und auch aufschreiben, damit niemand sich eingeschränkt oder übergangen fühlt.

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Das betrifft auch den Ablenkungsfaktor, den ein quirliger Vierbeiner zwangsläufig mit ins Office bringt: Denn so gut kollegiale Streichel-Stopps, Haustier-Smalltalk und gemeinsame Spaziergänge auch für das Zusammengehörigkeitsgefühl sind – vom Motivations-Booster zum Produktivitätskiller ist es nicht immer weit. „Wenn Graemes vierbeinige Kollegen auftauchen, mutiert unser Office manchmal zum IKEA-Bälleparadies“, sagt Stefan Hübsch, „Geräuschkulisse inklusive.“ Und das darf wohl in den wenigsten Büros zum Dauerzustand werden.

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