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Yubo: Das steckt hinter dem sozialen Netzwerk für die Generation Z

Keine Werbung, keine ­Likes und eine extrem junge Zielgruppe: Das in Frankreich ent­wickelte ­soziale Netzwerk Yubo will anders sein als Facebook und Co und ist damit relativ erfolgreich.

4 Min. Lesezeit
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Yubo will vieles anders machen. (Abbildung: Yubo)


Fast täglich versucht ein neues ­soziales Netzwerk es mit Twitter, Facebook oder Snapchat aufzunehmen – und viele scheitern daran. Das bisher letzte, dem es dennoch gelungen ist, ist Tiktok. Doch auch Yubo verzeichnet zumindest Achtungserfolge. Yubo? Noch nie gehört? In Deutschland startet die App gerade erst durch.

Yubo will vieles anders machen. Wer ein modernes soziales Netzwerk nutzt, findet fast immer die Möglichkeit, die Beiträge anderer Nutzer zu liken und diesen auch zu folgen – nicht so bei Yubo. Stattdessen treffen sich die Nutzer in virtuellen Räumen, um dort per Video oder Chat zu kommunizieren, Spiele zu spielen und eventuell neue Freundschaften zu schließen. Die Räume sind häufig nach Themen oder dem Standort der Nutzer aufgeteilt und werden im Schnitt von fünf bis zehn Menschen genutzt. Dort tauscht man sich auch durchaus zu politischen Themen aus, häufig drehen sich die Gespräche aber über belanglosere Dinge.

(Screenshot: Yubo)

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Die virtuellen Räume können alle Nutzer von Yubo betreten; um selbst aktiv an der Kommunikation teilzunehmen, benötigt man allerdings eine Einladung der anderen Nutzer im Raum. Eine weitere Besonderheit von Yubo: Die App finanziert sich nicht durch Werbung oder den Verkauf der Nutzerdaten, sondern setzt auf das von Spielen bekannte Freemium-Modell. Viele Funktionen sind kostenlos, für weitere muss man meist einmalig ein bis zwei US-Dollar zahlen oder ein Abo für zehn Dollar pro Monat abschließen. Damit ist es zum Beispiel möglich, das eigene Profil mehr Nutzern anzuzeigen und damit die eigene Reichweite zu erhöhen. Die in anderen sozialen Netzwerken sehr aktiven Influencer sucht man bei Yubo ebenfalls vergeblich, denn Produktplatzierungen oder andere Formen der Werbung in Videos und Chats sind verboten.

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Gegründet und entwickelt in Frankreich

Im Jahr 2015 von Sacha Lazimi, Jérémie Aouate und Arthur Patora nach ihrem Studium in Paris entwickelt, arbeitet nach eigenen Angaben inzwischen ein Team von 15 Entwicklern, Designern, Datenanalysten und Marketing-Spezialisten in Paris, London und Jacksonville an Yubo. Bedingt durch die Corona-Pandemie stiegen die Nutzerzahlen bei Yubo 2020 sprunghaft an. Weltweit haben sich inzwischen fast 40 Millionen Menschen für das soziale Netzwerk registriert. Die meisten von ihnen sind zwischen 13 und 25 Jahre alt. Nur fünf Prozent kommen aus Frankreich, mehr als die Hälfte aus Nordamerika – außerdem aus Großbritannien, Kanada und Australien. In Deutschland ist Yubo erst seit Ende 2020 offiziell verfügbar, verzeichnete hierzulande aber schon vor dem Start etwas mehr als 300.000 Nutzer. 2019 lag der Umsatz bei 8,6 Millionen Euro.

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Für 2020 rechnet Yubo mit rund 17 Millionen. Diese Zahlen überzeugten mehrere Investoren, unter anderem ­Idinvest Partners, die zum Beispiel auch auf Deezer setzen. Im November 2020 konnte Yubo die inzwischen dritte Finanzierungsrunde mit fast 40 Millionen Euro abschließen. Die Marktchancen für Yubo sieht Stephan M. Czaja, Inhaber der Social-Media-Agentur Social Media One, zumindest nicht bei Null: „Der Markt innerhalb des Social-Media-Networks bietet immer Platz für neue, innovative Netzwerke oder auch für Netzwerke, die sich mit einer ganz besonderen Zielgruppe beschäftigen. So wie zum Beispiel Twitch sehr beliebt bei Gamern ist.“ Besonders die Kombination mit anderen Apps wie Snapchat und Youtube hebe Yubo von anderen sozialen Netzwerken ab.

Strenge Regeln, technische Sicherheitsmaßnahmen

Yubo selbst spricht davon, strengere ­Regeln zu besitzen als andere Social-­Media-Plattformen. Ziel sei es, seine jungen Nutzer so gut wie möglich zu schützen. Die Community-Richtlinien verbieten zum Beispiel Nacktbilder oder Fotos in Unterwäsche. Ebenfalls nicht erlaubt sind Pornografie, Gewaltdarstellungen, Mobbing und Drogen. Yubo setzt aber nicht nur auf Regeln, sondern lässt nach eigenen Angaben ein Drittel der Investitionen des Unternehmens in Sicherheitsmaßnahmen fließen. So können Nutzer, die älter als 17 Jahre sind, etwa nicht mit jüngeren Nutzern kommunizieren. Künstliche Intelligenz scannt die Nutzeraccounts, um das angegebene Alter zu verifizieren und Spammer und Fake-Accounts zu identi­fizieren. Bestehen Zweifel an der Echtheit eines Accounts, müssen sich die Nutzer mit ihrem Ausweis in einem Videoanruf gegenüber einem Menschen identifizieren. Außerdem scannt ein Algorithmus alle Nachrichten und warnt, falls sie personenbezogene Daten enthalten. Yubo blendet dann ein Popup mit einer Warnung ein, das Nutzer aktiv wegklicken müssen. Erst im Anschluss können sie zum Beispiel Adressen oder Telefonnummern austauschen.

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Junge Zielgruppe nicht unproblematisch

Trotz der Sicherheitsmaßnahmen gibt es auch Kritik an Yubo. Viele Nutzer sehen das soziale Netzwerk als Dating-Plattform, was bei einer dermaßen jungen Zielgruppe alles andere als ungefährlich ist. Mit ein Grund dafür dürfte die von der Dating-App Tinder bekannte Swipe-Funktion sein, mit der Nutzer die Yubo-Accounts anderer Nutzer durch einfache Wischgesten bewerten können. Britische Jugendschutzorganisationen bescheinigen Yubo außerdem das Risiko, in der App auf sexuelle Inhalte oder Gewalt und Hass zu treffen – allen technischen Schutzmaßnahmen zum Trotz. Auch das Freemium- und Abo-Modell wird von Verbraucherschützern im Zusammenhang mit minderjährigen Nutzern kritisiert.

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Alles auf Wachstum

Um das Wachstum weiter voranzutreiben, will Yubo bald in Südostasien, Japan, Taiwan und Südkorea starten. Außerdem sollen Büros in allen wichtigen Regionen öffnen, unter anderem in New York – auch eine Deutschland-Zentrale in Berlin ist im Gespräch. Das Geld der aktuellen Finanzierungsrunde soll in neue Mitarbeiter und App-Funktionen fließen. Geplant ist auch ein neuer Algorithmus, um das Nutzererlebnis auf Grundlage von Interessen, sozialen Interaktionen und Aktivitäten in der App zu personalisieren. Stephan M. Czaja wartet lieber ab, ob Yubo auch in Zukunft ohne Werbung und Influencer auskommt: „Sobald die Datenmenge an relevanten Informationen zu den Nutzern groß genug ist, wird Werbung immer interessanter.

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Viele Plattformen haben zu Beginn ohne Werbung angefangen – das verkauft sich natürlich auch schön als zusätzlicher Vorteil. Aber irgendwann müssen alle Server, Mitarbeiter und Strukturen bezahlt werden. Investoren helfen nur in den ersten Jahren.“ In diesem Jahr – und vor allem nach der Pandemie – wird Yubo zeigen müssen, ob der momentane Wachstumstrend beibehalten werden kann, denn zu den aktuell 800 Millionen aktiven Nutzern vom Konkurrenten Tiktok ist es noch ein weiter Weg.

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