Anzeige
Anzeige
Analyse

25 Jahre Ebay: Wie der Online-Vorreiter zum Underdog wurde

Im Onlinegeschäft gehört Ebay als E-Commerce-Pionier zur alten Garde. Der Konzern erlebte einen steilen Aufstieg, doch das ist lange her. Zum 25. Jubiläum dümpelt Ebay im Schatten von Amazon und Alibaba vor sich hin und zählt nicht mehr zur Spitzenklasse der Tech-Firmen.

4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

(Foto: George Sheldon/Shutterstock)

Ein Vierteljahrhundert haben nicht viele Internetkonzerne auf dem Buckel, Ebay zählt damit zu den Urgesteinen der Online-Ära. Nur wenige E-Commerce-Firmen haben so viel Konkurrenz kommen und gehen sehen. Aber auch die Onlinehandelsplattform selbst geriet in den vergangenen Jahren immer stärker in den Schatten größerer Rivalen wie Amazon und Alibaba. Am Donnerstag feiert Ebay sein 25. Jubiläum, doch im Zeichen von Expansion und Prosperität steht es nicht. Zuletzt gab es sogar noch einen handfesten Skandal.

Anzeige
Anzeige

Ganz am Anfang stand ein kaputter Laserpointer. Das war der Artikel, der am 3. September 1995 auf der Website Auctionweb vom damals 28-jährigen Ebay-Gründer Pierre Omidyar eingestellt wurde. Einige Tage später gab es den ersten Zuschlag für 14,83 Dollar. Der verdutzte Omidyar fragte den Bieter zur Sicherheit, ob ihm bewusst sei, dass er gerade ein defektes Gerät ersteigert habe. Aber alles passte: Der Käufer war ein Sammler kaputter Laserpointer.

Zunächst betrieb Omidyar das Geschäft quasi im Alleingang, 1996 heuerte dann mit dem noch heute beim Konzern beschäftigten Chris Agarpao der erste Mitarbeiter an. Richtig los ging es aber erst 1997 mit der Umbenennung in Ebay und der Einführung des Bewertungssystems für Käufer und Verkäufer. Im März 1998 wurde Meg Whitman als Vorstandschefin verpflichtet, die den Aufstieg des Unternehmens stark prägen sollte. Im September folgte der fulminante Börsengang an der Nasdaq, der Omidyar schlagartig zum Milliardär machte.

Anzeige
Anzeige

Als Ebay wertvoller war als Amazon

Wie vor dem Platzen der Dotcom-Blase üblich, reichten bescheidene Zahlen, um Anleger zu beeindrucken. Im Halbjahr vor dem Börsendebüt hatte Ebay gerade einmal 348.000 Dollar verdient, bei einem Umsatz von 14,9 Millionen Dollar. Einige inzwischen vergessene E-Commerce-Rivalen wie Onstar galten manchem Analysten als das bessere Geschäft. Inzwischen konzentriert sich Omidyar auf die Rolle als Mäzen und finanziert unter anderem die durch Edward Snowden und den NSA-Skandal bekannte Investigativ-Website „The Intercept“.

Anzeige
Anzeige

In Deutschland legte Ebay nebenbei den Grundstein für den Reichtum der Samwer-Brüder: Omidyar kaufte ihnen 1999 für über 50 Millionen Dollar den rund ein halbes Jahr zuvor gegründeten Ebay-Klon Alando ab. Die Deutschen hatten Ebay in Kalifornien entdeckt und die Idee schneller in Deutschland umgesetzt als das Original den Markt betreten konnte. Ebay erreichte damals zehn Millionen registrierte Mitglieder weltweit. Heute sind es 182 Millionen aktive Käufer, zu jeder Zeit sind rund 1,5 Milliarden Angebote auf dem Marktplatz.

Es ist aus heutiger Sicht schwer zu glauben, aber es gab durchaus Zeiten, in denen Ebay von Investoren deutlich höher bewertet wurde als der weltgrößte Onlinehändler Amazon. Mittlerweile wirkt Ebay mit einem Börsenwert von knapp 40 Milliarden Dollar im Vergleich zu Amazon mit 1,6 Billionen wie ein Zwerg. Das ist auch einer der Gründe, warum sich die Feierlaune am 25. Geburtstag in Grenzen halten dürfte. Konkurrenten wie Amazon und Alibaba haben die einstige Internet-Auktionsfirma, die sich über die Jahre immer mehr zu einer normalen Online-Handelsplattform entwickelt hat, längst abgehängt.

Anzeige
Anzeige

Zwar hat Ebay derzeit einen kleinen Höhenflug, weil der Onlineshopping-Boom in der Coronakrise starke Geschäftszuwächse beschert. Doch insgesamt ist spätestens seit der Abspaltung der wachstumsstarken Ex-Bezahltochter Paypal vor fünf Jahren klar, dass Ebay nicht mehr in der Champions League der Internetkonzerne mitspielt. Tatsächlich stehen die Zeichen weiter auf Verschlankung, jüngst erst schlug Ebay seine Kleinanzeigensparte, zu der unter anderem die deutsche Website mobile.de gehört, für 9,2 Milliarden Dollar an den norwegischen Online-Marktplatz Adevinta los.

Kakerlaken und Schweinemasken

Wirklich unangenehm und potenziell rufschädigend wurde für Ebay jüngst eine Affäre, bei der Ex-Mitarbeiter Blogger tyrannisiert haben sollen, die das Unternehmen kritisiert hatten. Die Anklage der Staatsanwaltschaft liest sich teilweise wie das Drehbuch eines schlechten Gruselfilms. So sollen die sechs früheren Ebay-Angestellten den Verfassern eines Online-Newsletters zum Thema E-Commerce zur Einschüchterung unter anderem lebendige Kakerlaken sowie einen Trauerkranz und eine Schweinemaske geschickt haben.

Den Beschuldigten drohen nun jahrelange Haft- und hohe Geldstrafen. Ebay betonte zwar umgehend in einer Stellungnahme, dass sich die Anklage weder gegen das Unternehmen selbst noch gegen aktuelle Angestellte richte. Doch aus den Gerichtsunterlagen wird deutlich, dass der Skandal Kreise bis in die Chefetage zog. Es ist zwar unklar, inwieweit das Management selbst eine treibende Kraft der Aktionen gewesen ist, doch die Klageschrift bringt eindeutig zwei Mitglieder von Ebays damaligem Führungsteam damit in Verbindung.

Anzeige
Anzeige

Einer davon ist der ehemalige Leiter der Kommunikationsabteilung, er wurde im Zuge der Affäre rasch gefeuert. Bei dem anderen soll es sich brisanterweise um Ex-Vorstandschef Devin Wenig handeln, der im September 2019 abrupt seinen Rücktritt eingereicht hatte. Eine interne Untersuchung der Vorfälle habe ergeben, dass Wenigs Kommunikation unangemessen gewesen sei, teilte Ebay mit, nachdem der Skandal im Juni öffentlich wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf eine vorherige Kenntnis oder Autorisierung der Einschüchterungen. dpa

Zum Weiterlesen:

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige