25 kritische Rohstoffe: Darum ist Grönland so begehrt – nicht nur bei Trump

Grönland ist begehrt: Das zeigen nicht nur Donald Trumps jüngste Äußerungen. Schon während seiner ersten Amtszeit hatte er 2019 ein gieriges Auge auf Grönland geworfen und einen Kauf der Insel ins Gespräch gebracht. Für die EU-Kommission war das gewissermaßen ein Weckruf. Denn das autonome Gebiet, das zur dänischen Krone gehört, beherbergt immerhin 25 von 34 kritischen Rohstoffen, die für den geplanten grünen und digitalen Wandel in Europa unabdingbar sind.
Das weckt natürlich Begehrlichkeiten: Immerhin unterzeichnete die EU mit Grönland im November 2023 eine Vereinbarung über die kritischen Rohstoffe auf der Insel. Europa sicherte sich den Zugang und will bei der Förderung der Schätze und beim Aufbau von Lieferketten helfen.
Vor einem Jahr untermauerte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den europäischen Anspruch auf Grönland dann noch mit der Eröffnung eines EU-Büros in der Hauptstadt Nuuk. Bis 2027 will die EU 225 Millionen Euro auf der Insel ausgegeben haben – für das Bildungswesen, aber auch als Investitionshilfe in Wertschöpfungsketten für Energiegewinnung und kritische Rohstoffe.
USA wollten schon mehrfach Grönland kaufen
Blickt man auf die Geschichte Grönlands, ist Trumps Interesse nicht das Erste seitens der USA. Seit bald 160 Jahren ist es im Visier der US-amerikanischen Regierung. 1867 kauften die USA für 7,2 Millionen US-Dollar Alaska von Russland. Gleich danach boten die Staaten Dänemark 5,5 Millionen Dollar für Grönland an, das mit 2,2 Millionen Quadratkilometern sechsmal größer als Deutschland ist. 1910 versuchte es ein US-Botschafter in Kopenhagen erneut. 1946 bot schließlich der US-Präsident Harry Truman 100 Millionen Dollar in Gold an, um Grönland von Dänemark zu übernehmen. Auch das klappte nicht. Immerhin durften die USA 1953 die Thule Air Base hoch im Norden der Insel bauen, die heutige Pituffik Space Base. Im Kalten Krieg diente sie zur Schiffsüberwachung und Machtdemonstration.
Welche Rohstoffe beherbergt Grönland?
Grönland gilt als enorm ressourcenreich. Schon lange wird dort auch Bergbau betrieben. Ende des 18. Jahrhundert gab es auf der Halbinsel Nuussauq an der Westküste einen lokalen Kohlebergbau. 1798 entdeckte ein dänischer Arzt im Süden die erste Kryolith-Lagerstätte, die ein englisches Unternehmen ab 1854 ausbeuten durfte. Bis 1962 erbrachte sie jährlich rund 30.000 Tonnen Kryolith. Einst für Emaille und Keramik genutzt ist das Mineral heute unabdingbar zur Aluminiumgewinnung mit Hilfe der Schmelzflusselektrolyse, bei der aus Aluminiumoxid erst das nutzbare Aluminium wird.
Inzwischen sind zwar einige Vorkommen von Bodenschätzen in den Küstenbereichen geologisch untersucht, aber riesige Gebiete sind nach wie vor unerforscht. Immerhin listet die Datenbank auf dem Portal der Behörde für Bodenschätze 1.460 Mineralvorkommen auf, die auf ihre Erschließung warten:
- So finden sich nach Untersuchungen von Geolog:innen im Norden, im Osten und im Bereich der Disko-Bucht Gesteinsformationen, die reichlich Zink, Blei, Kupfer und Platin enthalten dürften.
- In der Nordwestecke sieht es so aus, als würde sich Gold zusammen mit Eisen und Kupfer fördern lassen. Ganz im Süden kommen Seltene Erden und Gold zusammen mit Uran vor.
- Vor den Küsten gibt es zwar auch Öl- und Gasvorkommen, aber deren Förderung ist aus Umweltschutzgründen schon lange verboten.
Die Herausforderung bei der Erschließung der Rohstoffquellen
Bis heute gab es immer wieder Versuche, einige der Bodenschätze zu erschließen. Aber viele der Projekte kamen und kommen nicht in Gang, wie das einer Zink-Blei-Mine im Citronen Fjord am Nordrand Grönlands. Seit 2016 liegt zwar eine Förderlizenz vor, aber die Sozial- und Umweltgenehmigungen stehen noch aus. Hinzu kommt, dass es Geldprobleme gibt, weil den Investoren inzwischen klar wurde, dass für den Abtransport der erwarteten 300.000 bis 380.000 Tonnen Erz pro Jahr nur ein jährliches eisfreies Fenster von sechs Wochen bleibt.
Balanceakt für Grönländer:innen
Trotz allen geologischen Wissens über die Bodenschätze: Die Grönländer:innen können sich nicht zwischen der wirtschaftlichen Nutzung der Bodenschätze und dem Schutz ihrer Natur, Kultur und Lebensweise entscheiden. Zumal die nur 57.000 Grönländer:innen, zu 90 Prozent Inuit, durchaus auch andere Möglichkeiten für ihre Wirtschaftsentwicklung sehen. Dabei rangiert ganz oben ein nachhaltiger Tourismus. Außerdem gedeihen mit dem wärmeren Klima inzwischen auch Land- und Viehwirtschaft recht gut.
Aus den Wahlen in Grönland 2021 ging eine Koalition aus den beiden Parteien Inuit Ataqatigiit und Naleraq hervor mit Mute Bourup Egede als Regierungschef. Sein Wahlversprechen war, dass die wirtschaftliche und soziale Entwicklung nicht auf Kosten der Umwelt gehen darf. So ist inzwischen auch der Uranabbau verboten. Das bedeutete beispielsweise auch das Ende der Kuannersuit-Mine in der Kommune Kujalleq im Süden, weil hier beim Abbau von Seltenen Erden auch Uran als Nebenprodukt anfällt. Der Minenbetreiber verklagte die Regierung auf Schadenersatz. Der Prozess läuft.
Nachdem 2023 in Kujalleq auch die Aappaluttoq-Rubinmine wegen Absatzmangels und Schulden dicht gemacht hat, fördert heute nur noch die 40 Kilometer südlich gelegene Goldmine bei Nalunaq, die wegen schwacher Goldpreise ein paar Jahre pausierte.
Regierungschef Grönlands: „Wir müssen mit den USA ins Geschäft kommen“
Dennoch: So ganz will Egede die USA denn doch nicht verschrecken. „Wir müssen mit den USA ins Geschäft kommen. Wir haben mit einem Dialog begonnen und suchen nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Trump“, sagte Egede. Er fügte hinzu, dass die „Türen in Bezug auf den Bergbau offen“ seien. Egede geht es also vornehmlich um den Handel. Wie er zu einem Kauf Grönlands durch die USA stand, ließ Egede nicht durchblicken.
Aber die Arktis rückt angesichts der jüngst aufgekommenen geopolitischen Spannungen zunehmend ins Zentrum globaler Handelswege. So suchen Europa und Nordamerika Versorgungswege, die von China und Russland unabhängig sind, und hoffen auf die arktischen Seewege. Aber die Hoffnung könnte verfrüht sein. Ein Blick auf den Globus zeigt nämlich, dass Schiffe aus Rotterdam, Marseille oder New York nach Singapur auch in Zukunft besser den Suez-Kanal nehmen.
An Russland und China vorbeizukommen, dürfte sowieso nicht einfach sein, weil Russland die Hälfte der Arktisküsten und die leichter zugängliche Nordostpassage kontrolliert. China wiederum hat ein weltweites Quasi-Monopol für die Aufarbeitung und Trennung von Seltenen Erden. 87 Prozent dieser Elemente müssen durch chinesische Fabriken, egal woher sie kommen. Zudem investiert das Land in Bergbauprojekte, wie sie auch auf Grönland locken.
Mit diesen Entwicklungen schlägt Grönland also ein weiteres Kapitel als begehrtes Kaufobjekt auf. Wie sich die Geschichte weiterentwickelt, bleibt abzuwarten.
„Schon während seiner ersten Amtszeit hatte er 2019 ein gieriges Auge auf Grönland geworfen und einen Kauf der Insel ins Gespräch gebracht. “
Diese Aussage ist doch reine Stimmungsmache.
Europa hat sich doch genauso die Ressourcen unter den Nagel gerissen.
Die USA haben eben auch Interesse an den Ressourcen und ist entsprechend genauso „Gierig“ die wie Europäer.