5 Dinge, die du diese Woche wissen musst: Die Stechuhr und die moderne Arbeitswelt

56 Prozent der Deutschen könnten im Homeoffice arbeiten. (Foto: Shutterstock-Fizkes)
Vergangene Woche hat ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts für ziemliche Aufregung in den Unternehmen gesorgt. „Der Arbeitgeber ist nach § 3 Abs. 2 Nr. 1 ArbSchG verpflichtet, ein System einzuführen, mit dem die von den Arbeitnehmern geleistete Arbeitszeit erfasst werden kann.“ Diese Stechuhr-Pflicht hat umfangreiche Konsequenzen auf die Art, wie wir künftig zusammenarbeiten. Das Urteil ist die Festschreibung eines überholten Arbeitsmodells. Die Arbeitszeiterfassung in dieser Form ist ein Bürokratie-Monster aus der Steinzeit der Arbeitswelt. Sie wird kaum Probleme lösen, aber viele neue Schwierigkeiten schaffen.
Probleme mit dem Wandel in der Arbeitswelt haben interessanterweise auch einige der Tech-Riesen. Gleichzeitig wächst der Wunsch der Menschen nach Remote Work weiter. Eine aktuelle Studie hat jetzt ein Städte-Ranking erstellt, wo das besonders gut klappt und wo noch Luft nach oben ist.
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1. Die Techunternehmen und das Homeoffice
Die Corona-Pandemie hat vielen Tech-Unternehmen zu neuen Höhenflügen verholfen: Amazon beispielsweise gehörte zu den großen Gewinnern, da die weltweiten Lockdowns den E-Commerce boomen ließen. Inzwischen ist das Geschäft wieder etwas getrübt, denn die aktuell hohe Inflation frisst die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden. Das Unternehmen steht vor neuen Herausforderungen. Was jedoch geblieben ist, sind Ansprüche und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die während der Krise entstanden sind.
Dazu gehört auch, dass viele Menschen weiterhin von daheim arbeiten möchten, anstatt zurück ins Büro zu ziehen. Hybridmodelle haben sich in den USA wie auch hierzulande etabliert. Auch Amazon hat sich den neuen Gegebenheiten angepasst und geht einen progressiven Weg.
Andere Tech-CEO tun sich damit deutlich schwerer als Amazons Andy Jassy. Extrembeispiel ist wie so oft Elon Musk, der seine Leute vor die Wahl zwischen Präsenz und Entlassung stellen will. Aber auch bei Apple, Google oder Meta sorgt das Thema immer wieder für Diskussionen.
Andreas Weck analysiert: Big Tech ist sich offensichtlich nicht immer einig bezüglich der Zukunft der Arbeit. Hybrid Work scheint zwar derzeit der kleinste gemeinsame Nenner bei der Mehrheit zu sein, jedoch gibt es auch große Unterschiede im Umgang damit – mal zur Freude und mal zum Kummer der jeweiligen Belegschaft. Dabei wird angesichts der vielen verschiedenen Ansätze deutlich, dass die Branche noch immer um eine One-fits-all-Lösung ringt, die alle glücklich macht. Ob es die jemals geben wird, bleibt jedoch fraglich. Wer Wegweiser wird, ebenso.
2. Deutsche Homeoffice-Hochburgen
Homeoffice ist unter Beschäftigten beliebt und dauerhafte Remote-Work-Regelungen sind heiß begehrt. Dass das Potenzial an Homeoffice in Deutschland längst nicht ausgeschöpft ist, zeigen aktuelle Zahlen des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo): Theoretisch könnten laut den Analysten bis zu 56 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland mindestens in hybriden Arbeitsmodellen beschäftigt sein, tatsächlich waren es neuesten Zahlen nach im August dieses Jahres aber nur etwa 24,5 Prozent der Menschen. Der Wert sei seit April sogar um 0,4 Prozent gesunken.
Das Homeoffice sowie andere Formen der ortsungebundenen Arbeit gelten in vielen Branchen und Berufen dennoch als etabliert, insbesondere im IT-Dienstleistungssektor wird remote gearbeitet – auch und gerade, um Fachkräfte anzuziehen, um die Tech-Unternehmen buhlen. Kaum ein Unternehmen kann es sich noch leisten, potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern diese Form der Flexibilität weiterhin zu verwehren.
Jedoch zeigt eine Erhebung der Beratungsfirma Remote jetzt, dass es regionale Unterschiede gibt bezüglich des Wunsches der Mitarbeitenden auf der einen und der Akzeptanz der Arbeitgebenden auf der anderen Seite – zumindest, wenn es um dauerhafte Remote-Work-Regelungen geht. Das Unternehmen hat die Häufigkeit beider Positionen abgefragt und zudem die zwischenliegende Diskrepanz ermittelt. Den Spitzenwert erreicht hier Frankfurt. Dort wollen mehr als 57 Prozent der Menschen remote arbeiten, das Angebot dafür liegt allerdings nur bei 27 Prozent.
3. Stechuhr-Pflicht: Arbeitszeiterfassung und die Folgen
Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden – und das Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts ist wie schon das EU-Gesetz zur Arbeitszeiterfassung vor allem eines: schädlich für eine zukunftsgerichtete Art der Arbeit in den Unternehmen.
Das eigentliche Problem liegt dabei tiefer. Es liegt in einem überholten Verständnis vom Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitenden. Es liegt auch in der in vielen Berufsfeldern falschen Annahme, Zeit wäre eine wirklich brauchbare Einheit, um Arbeit zu messen oder zu regulieren.
4. Tokenstreet-Gründerin Mona Feder und ihr Wunsch nach Innovation
Von Techno-Partys über Yoga-Kleidung zu Fintech – Mona Feder ist mit 24 Jahren bereits Seriengründerin. Ihr aktuelles Projekt ist das Berliner Startup Tokenstreet. Ihr Hauptmotivator sei dabei nicht das große Geld, sondern der Wunsch, Innovation in einen „verstaubten Markt“ zu bringen. Die 24-Jährige ist eine der Gründer:innen des Fintech-Startups Tokenstreet, mit dem sie zusammen mit ihren zwei Co-Foundern den Zugang zu Venture Capital und Private Equity demokratisieren will.
Ihr erstes unternehmerisches Projekt startete Feder bereits im Alter von 17 Jahren. Gemeinsam mit zwei Freunden organisierte sie damals Techno-Events in Nürnberg – „Non-Profit, einfach weil wir Bock drauf hatten.“ Als zunehmend auch Anfragen für Firmenevents von Unternehmen eintrudelten, erwuchs damals aus einem Hobby die Agentur Grauzone.
Trotz ihrer erstaunlichen Karriere hat Mona Feder wie viele andere junge Menschen beim Thema Beruf durchaus Diskussionsbedarf mit ihren Eltern. „Meine Eltern verstehen nicht wirklich, was ich mache. Aber ich kann es ihnen nicht verübeln, weil sie aus einer anderen Zeit kommen und ganz andere Karrierewerte haben.“
5. Praxistipp der Woche: Steuerrecht und Homeoffice-Pauschale
Das Bundeskabinett hat eine ganze Reihe von Änderungen im Steuerrecht beschlossen. Dazu zählen auch neue Regelungen zur Homeoffice-Pauschale. Was neu ist, haben wir kurz und knapp zusammengefasst.
Das Bundeskabinett hat die Pläne am Mittwoch abgesegnet, sodass sie nun ins Parlament übergehen. Dazu zählen unter anderem die zeitlich befristete Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas, die vollständige Absetzbarkeit der Rentenversicherung und die Erhöhung der Homeoffice-Pauschale. Arbeitnehmende, die teilweise im Homeoffice arbeiten, dürfen für die damit entstehenden Aufwendungen wie etwa zusätzliche Energie- und Heizkosten eine Pauschale von fünf Euro pro Tag geltend machen. Der Maximalbetrag wird dabei von 600 auf 1.000 Euro angehoben.
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