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500-Millionen-Euro-Projekt scheitert: Lidl bläst SAP-Software ab

Sieben Jahre hat Lidl mit SAP an der Einführung eines neues Warenwirtschaftssystem gearbeitet. Jetzt erklärt der Lebensmittel-Discounter das Projekt für gescheitert.

2 Min. Lesezeit
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Lidl bläst neue SAP-Software ab. (Foto: Shutterstock-oleschwander)

Nach sieben Jahren und Kosten von voraussichtlich mehr als einer halben Milliarde Euro hat Lidl die Einführung des neuen Warenwirtschaftssystems „Elwis“ jetzt gestoppt. Das berichtet die Heilbronner Stimme. Das geplante SAP-System sollte auf die Bedürfnisse des Lebensmitteldiscounters angepasst werden. Lidl befindet sich seit Jahren auf einem Expansionskurs. In fast allen europäischen Ländern hat der Discounter mittlerweile Filialen und wächst auch in den USA. Das neue Datensystem hatte die Aufgabe, die immer komplexeren Geschäftsgänge zu überwachen und die Filialen, den Einkauf und die Logistik zu steuern. Jetzt hat der Discounter jedoch die Reißleine gezogen.

Probleme mit neuem Datensystem: Lidl bläst neue SAP-Software ab

Lidl befindet sich seit Jahren auf einem harten Expansionskurs. (Foto: dpa)

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Bislang wurde das neue System nur in kleinen Filialen in Österreich, Nordirland und den USA eingeführt. Während der Implementierung zeigte sich jedoch, dass die von über hundert IT-Spezialisten entwickelte SAP-Version für umsatzstarke Länder nicht taugt. In einem der Heilbronner Stimme vorliegenden Schreiben an die Mitarbeiter heißt es, die eigentlichen Ziele seien „nicht mit vertretbarem Aufwand“ erreichbar. Experten zufolge habe das Projekt jedoch jetzt schon mehr als 500 Millionen Euro verschlungen – etwa für kostspielige IT-Berater und SAP-Lizenzen. Lidl hat sich demnach ein Milliardengrab geschaufelt.

„Keine Entscheidung gegen SAP, sondern für ein eigenes System.“

Derzeit will Lidl nach eigenen Angaben sein altes Warenwirtschaftssystem „Wawi“ weiterentwickeln, das eigentlich von „Elwis“ abgelöst werden sollte. „In der Kosten-Nutzen-Abwägung spricht alles für die Weiterentwicklung der Wawi“, gaben der Lidl-Vorstandsvorsitzender Jesper Hojer und Verwaltungsvorstand Martin Golücke den Mitarbeitern zu verstehen. Gegenüber der Heilbronner Stimme erklärte Lidl, der Entschluss sei „keine Entscheidung gegen SAP, sondern für ein eigenes System“ gewesen. In anderen Bereichen wolle man weiter mit dem Software-Konzern zusammenarbeiten.

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Weil die Einführung eines neuen Datensystems nicht geklappt hat, musste auch die Deutsche Post vor drei Jahren hohe Verluste verbuchen. Ein IT-System mit dem Namen „New Forwarding Environment“ sollte 2015 ebenfalls helfen, die Geschäftsabläufe zu optimieren. Damals waren SAP sowie IBM angetreten, das Programm einzurichten. Sowohl im In- als auch im Ausland. Doch das System war extrem anfällig. Ein Jahr später, im Sommer 2016, galt NFE dann als gescheitert. Die Implementierung der individualisierten SAP-Module wurde abgeblasen. Experten sprachen ebenfalls von 500 Millionen verbrannter Euro.

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Dein t3n-Team

Sebastian

Für den Preis hätte ich LIDL 10 eigene Wahrenwirtschaftssysteme entwickelt…. Also falls das einer von LIDL liest… Meldet euch bei mir…. Habe 14 Jahre Erfahrung in der Programmierung und auch im e-Commerce….

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matrixOnline

haha….

zeigt aber nicht gerade von Kompetenz, wenn du so viel versprichst und nicht mal die Anforderungen kennst…

Btw… heißt übrigens noch lange nicht, dass die ITler gescheitert sind. Vlt liegts auch an lidl, …

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tom

Das Gleiche hat bestimmt auch SAP seinerzeit gesagt….

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Schall Rauch

Wenn das so einfach wäre, wir reden hier auch nicht von einer Filiale oder einem Standort sondern Ländern und Kontinenten mit eigenen Regeln und Vorgaben.

Die Schwierigkeiten die ich kennengelernt habe, sind meist das die früheren Prozesse mit dem neuen System abgebildet oder nachempfunden werden sollen. Die klappt jedoch meist nie. Lieber alle Prozesse nochmals durchdenken und auf das neue System aufbauen. Und vor allem Etappenweise sonst torpedieren die im Prozess involvierten Mitarbeiter das Projekt immer mehr.

Evtl. haben die Berater auch mit jedem abnicken ohne Einspurch dazu beigetragen?

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Ralf Xavier

Das könnte wir dann zusammen machen. Mache seit 30 Jahren SW und seit 15 SAP ;-)

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Christoph Römer

… und die eigenen Mitarbeiter mit ner kleinen Mark nach Hause gehen lassen.

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Torsten

Wirkt total überzeugend, wenn man das Produkt das man anbietet noch nicht mal schreiben kann ;)

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Torsten

*NARF* das war eigentlich eine Antwort auf Sebastian.

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Josef Willkommer

Wenngleich es sich hier sicherlich um ein mega-umfangreiches und extrem komplexes Projekt handelt bzw. gehandelt hat, macht mich dann doch ein wenig stutzig, warum eine solche Erkenntnis erst nach rund sieben Jahren Projektlaufzeit zu Tage tritt. Vermutlich haben sich da Reihenweise „Berater“ eine goldene Nase verdient.

@Sebastian: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber die Aussage von Dir halte ich ganz vorsichtig formuliert für äußerst gewagt!

@matrixOnline: Ich kann dir hier in Teilen sicherlich zustimmen. Bei einem Projekt in dieser Größenordnung und Komplexität gehören immer mehrere Seiten/Parteien dazu oder wie sagt man in Bayern so schön: „Ein Holzscheit alleine brennt nicht!“

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Ralf Xavier

Ich bin schon seit vielen Jahren als SAP Developer bei allen namhaften Unternehmen in DE, teilweise Österreich und der Schweiz unterwegs. Was ich aber in den letzten Jahren erlebe ist fast unglaublich. Es ist kaum zu fassen wie leichtfertig die Konzerne Aufträge vergeben ohne nur ansatzweise beurteilen zu können ob das was man Ihnen anbietet oder letztendlich liefert allgemein anerkannten Regeln der Informatik entspricht, Sie wissen nichts über SW-Qualität und schon gar nicht wie man diese beurteilt. Also zahlen sie für eine Blackbox die, und das passiert in letzter Zeit immer öfter, entweder nie fertiggestellt wird, nicht richtig funktioniert, kaum pfleg- oder erweiterbar ist, schlechte Performance liefert und zu guter Letzt auch noch schlecht bis gar nicht dokumentiert ist. Was sind die Gründe dafür?
1. fehlendes Know-How in den Konzernen. All zu oft liegt ein grobes Fachkonzept vor mit dem der Einkauf dann auf die Suche geht und Angebote einholt. Ohne klare Vorgaben obliegen somit nahezu alle Entscheidungen dem Beratungshaus, welches natürlich in erster Linie darauf achtet, dass der Profit stimmt. Da werden dann auch gerne total oversized Lösungen angeboten weil das dann ja auch schnell den Preis wachsen läßt.
2. wachsende Komplexität durch auswuchernden Technologie-Mix.
Zu viele unterschiedliche Technologien, zu viele Schnittstellen und zu viele schlecht bis gar nicht passend ausgebildete Mitarbeiter in den Beratungshäusern die sehr oft aus osteuropäischen Ländern aber auch Spanien stammen und hier als hocherfahrene SAP-Spezialisten verkauft werden. Erlebe ich eigentlich täglich.
3. Falsche Technologien werden eingesetzt, was oft darauf zurückzuführen ist dass das Beratungshaus im Moment nicht die richtigen Mitarbeiter zur Verfügung hat. Oder nicht qualifizierte Mitarbeiter werden unmittelbar vor Projektbeginn auf Schulung geschickt und lernen dann beim Kunden im Projekt erst mal damit umzugehen. Wie das dann endet habe ich auch schon oft erlebt.
4. Neue SAP Tools und Technologien. Es ist kaum noch möglich nur ansatzweise den Überblick zu behalten. Immer wieder erlebe ich, dass komplett neue Technologien eingesetzt werden ohne dass irgendwelche Erfahrungen dazu vorliegen. Man hat eine hübsche SAP-Folie gesehen, Alle klingt ganz toll und schon ist die Entscheidung gefallen. Das bittere Erwachen folgt dann später und meistens zahlt der Kunde dann die Rechnung.
5. Selbst die einfachsten Grundregeln der Informatik werden über Bord geworfen oder sind den beteiligten Personen nicht mal bewußt.
Oft hat man den EIndruck, dass alles Wissen nur noch via „learning by doing“ oder noch schlimmer „trial and error“ erworben wird. Grundlegendes Wissen der Informatik wird nicht mehr als wichtig erachtet.

Alles in Allem kann man schon sagen, dass die IT an einem Wendepunkt angekommen ist und sie sich entscheiden muß ob Technologien im Dienste erfolgreicher Projekte entwickelt und eingesetzt wird oder Ihrer selbst willen.

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Michael Schmidt

Hallo Ralf,
ich habe auch einiges von dem Projekt mitgekriegt. Das Fachkonzept wurde nicht vom Fachbereich, sondern von der IT konzipiert. Dass das nicht gut gehen kann, liegt nahe. Dazu kommen noch die Wünsche der einzelnen Länder, wo jeder gerne seine Wünsche verwirklicht haben will. Und Lidl ist ja nicht das einzige Projekt. Koordiniert wird alles von der Schwarz Dienstleistungsgruppe, die auch Kaufland und noch viele andere Projekte zu betreuen hat. Das heißt, das es innerhalb der Schwarz-Gruppe für ein und denselben Prozess mehrere widersprüchliche Anforderungen gibt. Da kann man keine Standardsoftware mehr einsetzen.
Man sollte halt mal fragen, wofür die ganzen Sonderlocken (siehe Bewertung zum Verkaufspreis) nötig sind. Bei anderen (z.B. Aldi) geht es doch auch weitestgehend mit Standard.

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