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6 Regeln für den erfolgreichen Aufbau einer Multi-Cloud

Immer mehr Unternehmen verlagern ihre IT-Infrastruktur in eine Public- oder Private-Cloud-Umgebung. Um die Abhängigkeit zu einem Provider zu verringern, steht das Thema Multi-Cloud ganz oben auf der Agenda vieler CIO und IT-Manager.

Von Tim Ehrich
6 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / Rawpixel.com)

Nicht eine, nicht zwei, sondern viele: Immer mehr deutsche Unternehmen setzen auf Multi-Cloud-Lösungen. Kein Wunder, schließlich kommen sie dadurch dem großen Ziel näher, die IT-Infrastruktur als Massengut zu behandeln. Eine Multi-Cloud macht unabhängig von einem einzigen großen Anbieter und erhöht gleichzeitig die Einsatzszenarien. Außerdem bekommt man mit einem Multi-Cloud-Ansatz die Chance, spezielle Anwendungsfälle beim besten Anbieter platzieren zu können. Beispiele dafür sind SAP-Applikationen oder der Einsatz in China. Damit eignet sich die Multi-Cloud besonders für Unternehmen mit einer Vielzahl von Einsatzszenarien sowie für Firmen, die Risiken und Abhängigkeiten verringern wollen.

Unabhängig, flexibel und belastbar

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Dadurch, dass in einer Multi-Cloud Infrastrukturressourcen verschiedener Anbieter parallel genutzt werden, macht sich das Unternehmen weniger abhängig von einem einzelnen Anbieter. Damit behalten Firmen mehr Flexibilität bei wechselndem Bedarf, Preis oder Leistung der Cloud-Angebote. Der Weg in eine Konstellation wie auf dem Strommarkt, mit einem einfachen Wechsel zwischen den Anbietern, scheint damit geebnet zu sein. Wichtig sind jedoch die zentrale Steuerung sowie ein ganzheitlicher Blick auf die vorher notwendige Transformation. Denn diese ist nur zum Teil eine technische und ermöglicht erst die Basis für den einfachen Wechsel zwischen verschiedenen Cloud-Providern. Der Schlüssel liegt dabei in der erfolgreichen Veränderung innerhalb des Unternehmens sowie seiner Prozesse und Funktionen. Wie dies in der Praxis gelingen kann, wird im Folgenden anhand einiger Regeln verdeutlicht – und gleichzeitig wird auch auf mögliche Fallstricke hingewiesen.

1. Klein starten und von den Anfängen lernen

Eine Multi-Cloud sollte sich zwar aus mehreren, aber nicht aus mehr als drei bis vier Cloud-Providern zusammensetzen. Wichtig ist es, bei der ersten ausgewählten Cloud-Plattform die technische Architektur im Detail zu definieren und aufzubauen. Es geht dabei darum, einen sogenannten virtuellen Data-Center-Layer aufzusetzen, der zentrale Funktionen, wie zum Beispiel Firewall, DNS oder ein Active Directory beinhaltet. Zu beachten sind hier natürlich auch die entsprechenden IT-Security- sowie Datenschutzregularien. Hat man diesen virtuellen Data-Center-Layer einmal erfolgreich aufgebaut und getestet, lassen sich die Konzepte auf andere Cloud-Provider übertragen. Wichtig dabei ist auch, dass man sich mit dem ersten Aufbau nicht den Weg auf weitere Cloud-Plattformen verbaut.

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Tipp: Nutzt die erste Cloud-Umgebung vor allem auch, um den internen Veränderungsprozess anzustoßen und alle Kollegen an Bord zu holen – diese Phase wird ausreichend viele Problemstellungen mit sich bringen, erleichtert aber den anschließenden Weg der System-Migrationen in die Cloud.

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2. Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Eine gelungene Multi-Cloud lebt und atmet von ihrer Unabhängigkeit. Unternehmen leiden heutzutage ohnehin schon viel zu sehr unter ihrer Vielzahl an Outsourcing-Verträgen. Vermeidet daher auch bei der Multi-Cloud, alles vorschnell auf ein Pferd zu setzen und in technische oder personelle Abhängigkeiten zu geraten. Natürlich ist es zunächst verlockend, ein Plattform- oder Software-as-a-Service (PaaS und SaaS)-Angebot von AWS, Azure oder Google Cloud „on demand“ zu nutzen und dieses ins Zentrum der eigenen Applikation oder Infrastruktur zu stellen. Dadurch erhöht sich jedoch die Gefahr eines Vendor-Lock-ins enorm und dieser steht im Widerspruch zu den eigentlichen Vorteilen einer Multi-Cloud. Wenn ihr eure Cloud-Anbieter zusammenstellt, denkt daher stets bereits an mögliche Exit-Szenarien. Plant ihr zum Beispiel die reine Migration eures internen oder ausgelagerten Rechenzentrums, so fokussiert euch zunächst fast ausschließlich auf die Infrastruktur-Services (IaaS). Damit vermeidet ihr eine zu große Abhängigkeit und bewahrt euch die Chance, eine echte Multi-Cloud aufzubauen und später eine übergeordnete Multi-Cloud-Management-Plattform zur Orchestrierung einzusetzen.

3. Einkauf und Controlling müssen mit der IT an einem Strang ziehen

Eingangs wurde beschrieben, dass die Transformation zur Multi-Cloud nur zur Hälfte eine technische Veränderung ist. Wie wichtig der Wandel auf allen Ebenen ist, zeigt das folgende Beispiel: Viele Clouds ziehen – wenn man die sperrigen Prozesse beibehält – auch viele Freigabeverfahren, Kostenstellen oder Projektbudgets nach sich. Werden diese Abläufe nicht flexibilisiert und verschlankt, so droht Prozesschaos – und die Geschwindigkeitsvorteile der Multi-Cloud lösen sich in Luft auf. Wer sperrige Abläufe über die ansonsten flexible Cloud stülpt, erstickt nicht nur ihre technologischen Vorteile, sondern auch die Motivation der am Wandel beteiligten Mitarbeiter.

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4. Das Kleingedruckte lesen

Alle großen Public-Cloud-Anbieter bringen neben den eigenen Services auch Marktplätze für Plugin-Services von Drittanbietern mit. Ein klassisches Beispiel sind die gängigen Firewall-Anbieter, die ihre Produkte in Kombination mit der entsprechenden Hardware anbieten. Um einen derartigen Dienst zu nutzen, muss man meist nur die „Terms and Conditions“ beziehungsweise Lizenzbestimmungen bestätigen. Doch hier lauern häufig nicht beachtete Fallen: In den Nutzungsbestimmungen gibt es nicht selten Einschränkungen, die ihr auf keinen Fall ignorieren solltet. Zum Beispiel wird es Outsourcing-Anbietern häufig untersagt, Lösungen von den Marktplätzen als Bestandteil ihrer Dienstleistungen weiter zu verkaufen. Nutzer von Public-Cloud-Plattformen sollten sich darauf einstellen, dass Lizenzprüfungen in der Zukunft nicht nur auf die On-Premise-Lizenzen fokussieren, sondern auch auf die genutzten Dienste über Cloud-Plattformen. Dies kann gerade dann gefährlich werden, wenn man im Rahmen eines Devops-Ansatzes zahlreichen Personen im Unternehmen Zugriff auf die Cloud-Management-Plattformen gibt.

5. „Lift and Shift“ schlägt Refactoring

Häufig ist die Rede davon, dass Applikationen noch nicht bereit sind, um in die Cloud migriert zu werden. Das stimmt natürlich für Applikationen mit einer starken Hardware-Abhängigkeit zu Appliances oder speziellen Operating-Systems wie zum Beispiel AIX. Laufen die Applikationen jedoch auf üblichen Operating-Systemen aus der Linux-Familie, spricht häufig nichts gegen ein „Lift and Shift“ auf die Cloud. Denn ob eine Linux VM on-premise oder in der Cloud läuft, macht in der Regel keinen Unterschied. Dann liegen die Herausforderungen einer Migration eher in den Interfaces. Daher ist die Empfehlung, lieber schneller diese Workloads in die Cloud zu migrieren und dann erst die möglichen Einsparungen für eine Optimierung beziehungsweise ein Refactoring zu nutzen, statt erst ein teures Refactoring anzugehen und somit die Hürden für die Freigabe der Budgets hoch zu hängen. Damit kann der „Budget-Elefant“ in kleinere und verdaubarere Teile geschnitten werden und die IT kann so Handlungsfähigkeit und Geschwindigkeit zeigen.

6. Ganzheitlicher Blick statt Fokus auf Infrastrukturkosten

Vergleicht man die reinen Infrastrukturkosten, so ist die Multi-Cloud häufig nicht günstiger. Insbesondere, wenn man sie im Detail kalkuliert und Stolperfallen wie zum Beispiel die Kosten für ausgehenden Daten-Traffic (der häufig extra kostet) mitberücksichtigt. Meist sind es die internen Prozesse und Organisationen, die den Business-Case einer Migration in die Cloud positiv gestalten. Devops spielt dabei eine große Rolle: Speziell durch Multi-Cloud-Umgebungen lassen sich einfach und schnell Infrastrukturen bereitstellen. Dieser Vorteil sollte vor allem in die Software-Entwicklungsorganisation eingebracht werden, um dort die Umstellung auf Devops-Prozesse zu forcieren und von der potenzierten Innovationskraft sowie beschleunigten Entwicklungsgeschwindigkeit zu profitieren. Darüber hinaus runden die Service-Management-Prozesse und der Abbau von Personalkapazitäten in der Steuerung der Outsourcing-Dienstleister das Spektrum ab. Wenn ihr also einen Business-Case für die Migration in die Cloud kalkulieren wollt, ist die klare Empfehlung, ganzheitlich zu rechnen. Denn die Veränderungen werden große Teile der Organisation betreffen. Für eure Mitarbeiter heißt die Multi-Cloud auch, dass in Zukunft von ihnen andere Fähigkeiten gefragt sein werden und ihre täglichen Aufgaben sich ändern. Hiermit ist behutsam umzugehen, denn gerade in Deutschland wird die digitale Transformation noch mit Furcht und Skepsis betrachtet.

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Fazit: In der Ruhe liegt die Kraft

Wer die obigen sechs Tipps studiert, merkt vor allem eines: Beim Aufbau einer Multi-Cloud gibt es vorab vieles zu durchdenken und strategisch zu planen. Statt also Dinge zu überstürzen, ist es empfehlenswert, in aller Ruhe einen Schritt nach dem anderen zu gehen – auch, um Finanzen und Ressourcen im Griff zu behalten. Dieser lange Atem zahlt sich aus: Unternehmen, die auf die Multi-Cloud setzen, sind flexibler und unabhängiger.

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2 Kommentare
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Albert Schmidt

Guter Artikel, den kann man so unterschreiben.
Erwähnenswert finde ich noch, die Auswahl der Cloud-Anbieter nicht von der Preisfrage abhängig zu machen. So wird in naher Zukunft die Alibaba-Cloud vermutlich mit Lockangeboten in den Markt drängen; man sollte sich dann aber bewusst sein, dass China eben einen anderen Umgang mit Daten hat. Das wird speziell für die Alibaba Cloud vermutlich das größte Hindernis sein.
Spannend finde ich auch die CO2 Frage, die meist sehr stiefmütterlich behandelt wird. Die Azure Cloud arbeitet z.B. CO2 neutral. Für mich persönlich ist das ein Argument. Wir bei Orange Networks haben auch damit begonnen, mit anhaltendem Wachstum der Firma Bäume zu pflanzen.

Albert Schmidt
Orange Networks GmbH

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Toni Krause

Vielen Dank für die Zusammenstellung von Tipps zu einer Multi-Cloud. Punkt 6 über die Infrastrukturkosten fand ich sehr interessant. Eine Umstellung auf Devops-Prozesse ist ein absoluter Vorteil von Multi-Clouds.

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