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Eine Woche mit Apple Pay – als wäre es nie anders gewesen

Das Portemonnaie unseres Redakteurs ist eines schnellen Todes gestorben. Apple Pay hat sich innerhalb einer Woche eingenistet und beeinflusst teilweise auch die Orte, die für einen vollen Kühlschrank sorgen. Eine Woche mit Apples Bezahldienst. 

Von Johannes Schuba
6 Min. Lesezeit
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Eine Woche gibt es Apple Pay jetzt in Deutschland. (Foto: Apple)

Ja, ich bin es. Ich bin einer dieser bösen Kartenzahler. „Das macht dann 1,99 Euro.“ Dass meine Antwort darauf nur „Das würde ich mit Karte bezahlen“ lauten kann, versteht sich von selbst. Dass man an deutschen Kassenschlangen dafür zumindest vom Hintermann noch einen leicht angenervten Blick kassiert: geschenkt.

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Der Komfort der Bezahlung mit der kontaktlosen Karte und die daraufhin mögliche digitale Ausgaben-Auswertung sind es mir locker wert. Und mal ehrlich: Wer hat schon Lust, die neun Cent passend aus dem Kleingeldfach rauszusuchen? Karte raus, ans Terminal halten, piep, Karte einpacken, fertig. So weit, so einfach.

Vor einer Woche ist dieses einfache Verfahren um einen weiteren Schritt schlanker geworden: Ich muss nicht mal mehr die Karte rausholen. Ich verfrachte meinen Einkauf in den Rucksack, lächele den Verkäufer nett an, bitte um kontaktlose oder Kartenzahlung, drücke zweimal auf die Seitentaste meiner Smartwatch und halte sie kurz an das Bezahlterminal. Piep, fertig. So weit, noch einfacher.

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Apple Pay gibt es jetzt seit einer Woche in Deutschland und es fühlt sich nach mehr als einem Dutzend Transaktionen für mich schon jetzt an, als wäre es nie anders gewesen. Es ist zwar nur eine kleine Veränderung im Bezahlvorgang, aber eine mit Wirkung.

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Ist man nach der Einführung kontaktloser Bezahlkarten noch auf erstaunte Blicke und Nachfragen der Kassierer-Seite gestoßen, erstaunt mich wiederum die Normalität der Apple-Pay-Nutzung. Meine erste Zahlung verhielt sich ähnlich wie die von Kollege Daniel. Ich stehe in der Kassenschlange, mache mir den einen oder anderen Gedanken, ob das jetzt funktioniert oder ich am Ende doch auch der komische Nerd bin, der denkt, mit seiner Uhr bezahlen zu können.

Als ich an der Supermarkt-Kasse stehe, um die letzten Zutaten für das perfekte Pasta-Gericht zu besorgen, bin ich bestens vorbereitet. Ich weiß genau, wie Apple Pay funktioniert, bitte um Kartenzahlung, drücke die Seitentaste meiner Apple Watch zweimal, halte sie an das Terminal. Piep, fertig. „Brauchen Sie den Bon?“. Keine Nachfrage, kein Kommentar, für die Kassiererin auf der anderen Seite scheint es das Normalste der Welt zu sein, dass der junge Mann vor ihr die Uhr an das Terminal hält.

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„Für die Kassiererin auf der anderen Seite scheint es das Normalste der Welt zu sein, dass der junge Mann vor ihr die Uhr an das Terminal hält.“

Ab jetzt gibt es bei der Wahl meiner Einkaufsstätte nur noch ein Kriterium: Werden kontaktlose Kreditkarten unterstützt, sodass ich mit Apple Pay bezahlen kann? Ich probiere freudig aus. Mal zücke ich auch das iPhone aus der Tasche, die Bequemlichkeit, mit der Watch zu bezahlen, gewinnt aber meistens. Ich fühle mich ein bisschen wie in der Zukunft, die Nutzer in den USA schon 1.513 lange Tage vorher hatten.

Ein bisschen neidisch habe ich seit einigen Monaten auf die Android-Nutzer geschielt, die mit Google Pay schon ihr Smartphone zum Bezahlen nutzen können. Der entscheidende Vorteil: Android-Nutzer können auch Paypal mit Googles Bezahldienst verknüpfen. Denn eine Sache, die man immer wieder von Freunden und Verwandten hört, die bei einer meiner Zahlungen mit Apple Pay dabei sind: „Meine Bank ist leider nicht dabei.“ Ja, liebe Sparkassen, die meinen euch.

Der größte Nachteil von Apple Pay: Die Banken, die nicht dabei sind

Denn der größte Nachteil von Apple Pay dürfte genau der für viele Nutzer sein: Die eigene Bank ist nicht dabei. Und wer bei neuen Produkten nicht immer ganz vorne mit dabei ist, wird sich wohl auch nicht extra ein weiteres Girokonto bei Boon oder Bunq eröffnen. Mein Glück: Ich habe schon ein Konto bei einer teilnehmenden Bank und kann somit direkt am Startmorgen Apple Pay einrichten und loslegen.

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Und so ziehe ich von Geschäft zu Geschäft und entdecke sogar beim Gang über den Weihnachtsmarkt in einem Kurort bei Hannover einen Händler mit seinem kleinen Stand, der kontaktlose Zahlungen unterstützt. Er freut sich, dass ich einer der ersten Kunden bin, die mit Apple Pay bezahlen, ich freue mich über die köstliche Schokolade.

Aber auch nach sieben Tagen Apple Pay ist es trotz allem immer noch leicht ungewohnt, dass die Jackentasche mit dem Portemonnaie geschlossen bleiben kann. Völlig gelegt hat sich allerdings die erste Verunsicherung, ob es jetzt wirklich funktioniert.

Es ist egal, ob ich mein Portemonnaie – wie so oft – schon zu Hause in einer anderen Jacke habe liegen lassen. Merke ich das jetzt wie immer erst vor der Supermarkt-Tür, ändert sich eh nichts. Auch mit dem Nahverkehr kann ich schon ohne Portemonnaie unterwegs sein, das Vergessen ist also inzwischen wirklich nur noch halb so wild.

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Die Sache mit der Kartenzahlung in Deutschland

Was man aber auch in einer Woche Apple Pay merkt: Die Akzeptanz von Kartenzahlung in kleineren Geschäften lässt leider nach wie vor zu wünschen übrig. Hat man Glück, werden oft nur Girocards unterstützt. Kontaktlos oder Kreditkarte? No way. So zahle ich meine Brötchen beim Bäcker immer noch mit Bargeld, weil zwar ein NFC-Kartenleser da ist, der aber nur mit der hauseigenen Kundenkarte kommuniziert, die ebenso eine Guthaben-Funktion zur Bezahlung hat. Auch die frische Pizza aus dem Holzofen bekomme ich nur gegen Bargeld.

Genau das sind die kleinen Wehwehchen, die den Spaß an Apple Pay und dem mobilen Bezahlen insgesamt mindern. Nämlich die Situationen, in denen ich es nicht nutzen kann. Wenn ich wieder das Bargeld aus der Tasche kramen muss. Auch wenn das schon vor Apple und Google Pay kein Vergnügen war, fühlt es sich jetzt noch viel mehr nach vorgestern an. Da hilft nur eins: Öfter mal erwähnen, wie schade es ist, dass man nicht mit Karte oder kontaktlos bezahlen kann. Und hoffen.

Insgesamt aber hat sich das Heute beim Bezahlen schon überwiegend eingenistet. Abgesehen von Brötchen und Pizza gehört Apple Pay fest dazu und mindestens drei Viertel meiner Transaktionen der ersten Woche konnte ich schon mobil bezahlen. Und auch viele andere Personen sehe ich schon nach ein paar Tagen beim Bezahlen mit Apple Pay. Ein ähnliches Phänomen gab es auch beispielsweise mit Apples Airpods. Direkt nach dem Launch war man als Träger noch eher Exot, inzwischen verbreiten sich Apples komplett kabellose Kopfhörer immer weiter. Bei Apple Pay geht das gefühlt noch mal viel schneller.

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Und liebe genervte Leser: Ich verstehe all die, die dem Hype um Apple Pay nichts abgewinnen können. Am Ende ist es ein Ersatz für die kontaktlose Kreditkarte, aber auch einer, der die eigenen Kreditkartendaten durch die Sicherheitsmechanismen noch mal besser schützt, indem an das Terminal nur die Gerätenummer übergeben wird, die keiner richtigen Kreditkarte zugeordnet werden kann. Für mich ist es einfach das Stück mehr Komfort, an das man sich superschnell gewöhnt und ja, mir macht es auch einfach Spaß.

Jetzt erst recht: 1,99 Euro kontaktlos bezahlen

Und so werde ich weiter an den Kassen der Rossmanns, Rewes, Aldis, DM und wie sie alle heißen stehen, und meine 1,99 Euro mit der Apple Watch bezahlen. Einfacher wird es nur noch bei komplett kassenlosen Geschäften oder wenn immerhin das Bezahlterminal standardmäßig ohne eine Extra-Interaktion durch das Kassenpersonal aktiviert wäre.

Und am Wochenende, als ich der letzte Kunde in einem Geschäft bin, spricht mich die Verkäuferin dann doch mal an, als ich die Uhr zum Bezahlen bereit mache. Sie hätte auch immer mehr Kunden, die mit dem Smartphone bezahlen würden. Das wäre ja so schnell und einfach, für beide Seiten. Ich stimme ihr zu und zeige ihr das Interface. Noch ist sie nicht dabei, aber will sich Apple Pay nach Feierabend auch mal genauer ansehen. Ich halte die Uhr ans Terminal, piep, bezahlt, fertig. So weit, so einfach.

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4 Kommentare
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Leser

Sehr schöner Beitrag.
Sehe das alles zu 100% genauso.

Antworten
Stefan

Lasset Hirn regnen… Wenn das Bargeld erst ein mal weg ist werdet ihr euch noch um schauen..

Antworten
Rico

Herr lass Hirn regnen, genau. Hirn für all diejenigen ewig gestrigen die meinen ihre Meinung wäre der Mittelpunkt der Welt.
Was geht es euch an wie jemand seinen Kaffee bezahlt, seine Brötchen, sein sonstwas? Du liebst dein Bargeld? Schön für dich, bleibt nur zu hoffen das du noch nie was mit Karte bezahlt hast, denn damit trägst du selber zur Abschaffung des Bargeldes bei.

Antworten
Leser

Ohne Bargeld ist es dem Staat möglich jederzeit eine Sondersteuer einzuführen und diese sofort einzuziehen.
Würde mal darüber nachdenken.

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