ADAC: So lange müssen wir noch auf autonomes Fahren warten

Nur eine der spannenden Fragen: Wann wird Markus Söder autonom unterwegs sein können? (Bild: DPA)
Gerade in Zeiten von Dieselgate bleibt das automatisierte und autonome Fahren neben der vielbeschworenen Elektromobilität Lieblingsthema der Autohersteller. Grund: Der Begriff hört sich im Gegensatz zu drohenden Fahrverboten nach Zukunft an. Einzig, wann diese endlich anbricht und auf deutschen Straßen eigenständige Fahrzeuge mit hohem Automatisierungsgrad unterwegs sind, bleibt leider unklar.
Um das Ungefähre zumindest ein wenig greifbar zu machen, hat der ADAC Geld in die Hand genommen und einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Das Prognos-Institut hat man mit der Studie „Einführung von Automatisierungsfunktionen in der Pkw-Flotte“ beauftragt. Deren Ziel sei gewesen, herauszufinden, „welche Hoffnungen in das automatisierte Fahren berechtigt sind“.

Hemmnisse bei der Einführung des automatisierten Fahrens. (Grafik: Prognos)
Daneben geht es zum Beispiel auch um eine Einschätzung, wie lange die Phase des Nebeneinanders von Fahrzeugen mit und ohne Fahrer dauern wird. Denn darauf, heißt es im Vorwort, würden die von den Autoherstellern aufwändig inszenierten Visionen „in der Regel keine Antworten geben“.
Die Analyse zeige, „wie schnell Automatisierungsfunktionen sich voraussichtlich in der Pkw-Flotte durchsetzen und (wichtig für das ADAC-Klientel) welche Potenziale sich dadurch für die Verbesserung der Verkehrssicherheit ergeben“.
Straßentyp stark ausschlaggebend
Was also steht drin im Papier? Zunächst einmal: Je nach Straßentyp schwanke das Potenzial der Automatisierung „sehr stark“. Die Studie unterstellt, dass Automatisierungsfunktionen ab 2020 zuerst für den Autobahnverkehr angeboten werden. „Bis zum Jahr 2050“ könnten dort etwa 40 Prozent aller gefahrenen Kilometer automatisiert absolviert werden, zumindest nach Einschätzung der Autoren.

Automatisierungspotentiale der drei Technologien. (Grafik: Prognos)
Allerdings werde auf Autobahnen nur ein Drittel der Fahrleistungen erbracht. Zudem seien die Autobahnen schon heute die sichersten Straßen, und der Anteil der Verkehrstoten ist mit zwölf Prozent relativ gering. Systeme, die auch den Stadtverkehr beherrschen und erst recht solche, die auf allen Straßenarten funktionieren, kommen laut Prognos erst „deutlich später auf den Markt“. Gerade auf Landstraßen würden Automatisierungsfunktionen allerdings die größte Wirkung entfalten.
Prognose für Landstraßen: „Gegen 2040“
Denn hier werden nicht nur knapp die Hälfte der Fahrleistungen erbracht. Mit einem Anteil von 60 Prozent sind auch die meisten Verkehrstoten zu beklagen. Entsprechende Systeme für Landstraßen werden „vermutlich erst gegen 2040“ verfügbar sein, heißt es in der Studie. Ihre Verbreitung im Bestand ist somit bis 2050 noch so gering, dass nur vier Prozent der Fahrleistungen automatisiert erfolgen.

Automatisierungspotentiale der Technologien (BAB = Bundesautobahn). (Grafik: Prognos)
Da vor allem auf Landstraßen schwere Unfälle passieren, also dort, wo die Automatisierung bis 2050 noch kaum greifen kann, ist das Potenzial des automatisierten Fahrens für die Verkehrssicherheit bis dahin „geringer als allgemein erwartet wird“.

Fahrleistung 2050 nach Straßentyp und Automatisierung: Pessimistisches Szenario. (Grafik: Prognos)
Aber immerhin: Sicherheitsorientierte Assistenzsysteme, wie zum Beispiel Notbrems- und Spurhalteassistenten, die immer häufiger in Fahrzeuge verbaut werden, könnten, wie die Studienautoren es formulieren, schon heute „deutliche Verbesserungen“ bewirken.