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„Modell menschlich nicht sinnvoll“ – Adidas-Chef gegen dauerhaftes Homeoffice

Mitarbeiter sollen auch nach der Pandemie vielerorts von zu Hause aus arbeiten. Nicht so bei Adidas. CEO Kasper Rorsted will kein dauerhaftes Homeoffice und erklärt auch, warum.

3 Min.
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Homeoffice sei „menschlich nicht sinnvoll“, sagt Adidas-Chef Kasper Rorsted. (Foto: dpa)

Das Homeoffice scheidet nach wie vor die Geister: Während es durch die Coronakrise bedingt an Schub erhalten hat und Skepsis vielerorts abgebaut wurde, gibt es nach wie vor auch Kritiker, die schnellstmöglich zurück ins Büro wollen. Einer dieser Kritiker ist der Adidas-Chef Kasper Rorsted, der in einem Interview mit der Welt am Sonntag das dauerhafte Arbeiten in den heimischen vier Wänden ablehnt. „Ich halte nichts vom ständigen Arbeiten zu Hause“, sagte der Manager im Interview mit der Zeitung. Arbeiten sei seiner Meinung nach eine „soziale Sache“, bei Adidas hieße das im Unternehmensjargon „Teamsport“. Rorsted glaubt: Zu Hause entstehe keine Gemeinschaft.

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Er stelle sich vermehrt die Frage, ob „dieses Modell menschlich sinnvoll“ sei und hinterfragt, ob die Konsequenzen nicht „völlig unterschätzt“ sind. Nach der Krise so, der Konzern-Manager, wolle man sich bei Adidas wieder auf die Präsenzpflicht zurückbesinnen. Der Sportartikelhersteller habe „den besten Campus der Welt“, so Rorsted,  und die Unternehmensführung freue sich „sehr auf den Tag, an dem alle unsere Mitarbeiter hierher zurückkehren können“. Während der Pandemie-Monate habe das Unternehmen nie komplett auf remote umgestellt. Vor allem Vorstände und Führungskräfte arbeiten im Büro. „Wir treffen uns jetzt täglich“, sagte Rorsted.

Homeoffice: Hybridmodelle wahrscheinlicher

Arbeitsminister Hubertus Heil. (Foto: dpa)

Arbeitsminister Hubertus Heil will das Homeoffice fördern. (Foto: dpa)

Dass ein „Back to Normal“ für viele Unternehmen unwahrscheinlich sei, erklärt wiederum der Führungskräfte-Coach Stefan Lammers im t3n-Gespräch. Er kritisiert, dass viele Managerinnen und Manager derzeit versuchten, die Krise einfach auszusitzen, statt sich mit neuen Managementmethoden zur Führung auf Distanz auseinanderzusetzen. „Wir werden nicht mehr die gleichen Zeiten wie vor Corona haben“, so der Experte. Was unter dieser gelebten Passivität leide, sei die Motivation der Mitarbeitenden. Für viele Berufstätigen scheine jetzt klar, dass das Homeoffice funktioniere und in vielen Fällen auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstütze.

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„Der persönliche Kontakt untereinander schafft Dynamik.“

Das Thema wird auch auf dem politischen Parkett diskutiert. So stellte der Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zu Beginn der Coronakrise ein Recht auf Homeoffice zur Diskussion. Dieser Vorstoß wurde von Koalitionspartnern und Arbeitgeberverbänden jedoch mehrfach kritisiert. Ursprünglich hatte Heil einen Rechtsanspruch von 24 Tagen Homeoffice im Jahr schaffen wollen, war damit aber gescheitert. Jetzt sollen Beschäftigte zumindest das Recht bekommen, dem Arbeitgeber einen Wunsch nach mobiler Arbeit mitzuteilen. Der Arbeitgeber soll konkret auf den Antrag eingehen müssen, hat jedoch das Recht, aus betrieblichen Gründen eine Absage auszusprechen.

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Einer Umfrage der Stiftung Familienunternehmen zufolge sehen Arbeitgeber das Homeoffice weit weniger positiv als viele Arbeitnehmer. Demnach sehen nur 5,7 Prozent der Unternehmen eine Steigerung der Produktivität beim mobilen Arbeiten. Dagegen meldeten 30,4 Prozent der Firmen unveränderte und 27 Prozent sogar gesunkene Produktivität ihrer Belegschaften. „Die Erklärung für die geringere Produktivität mag auch darin liegen, dass Unternehmen ein sozialer Ort sind“, sagt Stiftung Familienunternehmen-CEO, Stefan Heidbreder, und stimmt dem Adidas-Chef somit in Teilen zu. „Der persönliche Kontakt untereinander schafft eine Dynamik und Innovationskraft, die auch Videokonferenzen nicht ersetzen können.“

Auch interessant: „Zurück ins Büro vs. Homeoffice – ein Streitgespräch“

Für viele Dax-Konzerne liegt deshalb eine Lösung in der Mitte. So hat die Deutsche Bank erst im November angekündigt, künftig auf eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro zu setzen. „Es wird eine Art Hybridmodell geben“, sagte Vorstandschef Christian Sewing bei einer virtuellen Bankenkonferenz auf die Frage, wie es diesbezüglich nach der Coronakrise weitergehe. Die Arbeit von zu Hause aus habe sich während der Pandemiemonate bewährt. Es sei aber zu kurz gedacht, Mitarbeiter im Homeoffice zu lassen, nur um Mietkosten für Büroräume zu sparen. „Neue Ideen und Innovationen entstehen nur, wenn Menschen zusammenarbeiten“, machte Sewing deutlich.

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Webling

Hält er es zu Hause bei Frau und Kind nicht aus, oder was ist sein Problem?

Lächerlich.

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Sunny

Ich denke nicht, dass jedes Unternehmen ein sozialer Ort sei. Vor allem gibt es meiner Erfahrung nach unter den Angestellten oft Konkurrenzkaempfe. Jeder will Aufsteigen und mehr verdienen als sein Gegenueber. Da ist man untereinander zwar höflich, aber hinter dem Rücken spielen sich die Angestellten oft gegeneinander aus. Vor allem habe ich sowas im Unternehmen mit Führungskräften der alten Schule erlebt. Den Grund, warum einige Firmenchefs in Deutschland nicht fuer Homeoffice sind, sehe ich vor allem im Kontrollverlust der Vorsitzenden. Es könnte sich ein Mitarbeiter ja mal einen Kaffee machen, zu einer Zeit, in der der Chef das gar nicht gerne sehen würde. Allein die Tatsache, dass es in einer Zeit wie heute noch das 9-to-5-Arbeitsmodell gibt, zeigt doch, wie veraltet das System ist. Besonders wenn nach der Mittagspause eine 3-stuendige Phase folgt, in der die Leistungskurve enorm absinkt, und der Mitarbeiter nur noch in der Lage ist, wenig innerhalb dieser Zeit umzusetzen. Das sind 3 Stunden Arbeitnehmerbezahlung fuer fast nichts. Aber so steht es im Vertrag und deshalb soll es so sein. Ein Mittagsschlaf verboten. Man koennte danach ja fit sein und doppelt so viel leisten (Ironie). Die Erklärung „wir sind eine Familie und müssen uns Angesicht zu Angesicht unterhalten“ weil sozial, halte ich fuer Quatsch und vorgeschoben, um eine Erklärung zur Mitarbeiter-Kontrolle zu umgehen. Deutschland scheint mir ein Land zu sein, das mit aller Gewalt versucht, die Digitalisierung und den Fortschritt abzulehnen. Wenn die Chefs unbedingt Kontrolle ausüben wollen, könnten sie zb. durch Aufgaben-Deadlines kontrollieren. So arbeitet der Angestellte dann trotz Homeoffice sein Soll – kann sich die Zeit aber selbst einteilen.

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Peter

Das man sich freiwillig in seiner eigenen Wohnung versklaven will.

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Titus von Unhold

Vielleicht solltest du umziehen oder eine Einrichtungsberatung bei einer Innenarchitektin in Anspruch nehmen.

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