AGI-Kontroverse: OpenAI und Microsoft streiten über den Zeitpunkt des KI-Durchbruchs
OpenAI und dessen Großinvestor Microsoft scheinen in Sachen Allgemeine Künstliche Intelligenz (AGI) grundsätzlich unterschiedliche Meinungen zu haben. OpenAI-Chef Sam Altman hält das Erreichen von AGI mit aktueller Hardware und schon 2025 für möglich.
Hat OpenAI die AGI schon erreicht?
Der OpenAI-Mitarbeiter Vahid Kazemi hatte erst vor wenigen Tagen (6. Dezember 2024) per X verkündet, dass das KI-Modell des Unternehmens seiner Meinung nach den AGI-Status schon erreicht habe. Aber auch er relativierte die ursprünglichen Erwartungen an die AGI.
Das Modell könne nicht jede Aufgabe besser lösen als jeder Mensch, so Kazemi. Aber bei den meisten Aufgaben übertreffe es die Fähigkeiten der meisten Menschen. Die Fähigkeiten würden sich derzeit am GPT-Modell o1 zeigen.
Microsoft: AGI erst in zehn Jahren
Microsofts KI-Chef Mustafa Suleyman widerspricht dem derweil ziemlich deutlich. Mit der aktuellen Hardware sei die Entwicklung einer AGI nicht möglich. Bis zum Erreichen einer AGI werde es noch zwei bis fünf Hardware-Generationen, also bis zu zehn Jahre, dauern, wie Suleyman in einem Podcast prognostizierte.
Jede konkrete Ankündigung, so Suleyman wohl mit einem Seitenhieb auf Altman und OpenAI, fühle sich für ihn „unbegründet und übertrieben“ an. Schließlich sei die Unsicherheit in der ganzen Angelegenheit noch sehr groß, wie The Verge schreibt.
Dabei sieht Suleyman durchaus eine ähnliche Definition für AGI wie OpenAI. Die Allgemeine Künstliche Intelligenz sei erreicht, wenn die bis dahin entwickelten KI-Systeme den Großteil der geistigen Arbeit von Menschen erledigen können soll.
Microsoft und OpenAI: Unterschiedliche Ansichten
Also warum dann die komplett unterschiedliche Einschätzung zum Zeitpunkt des Erreichens einer AGI bei OpenAI? Das könnte mit einer Klausel im Vertrag mit Microsoft zu tun haben. Demnach kann OpenAI die Zusammenarbeit mit dem Großinvestor beenden, wenn die AGI offiziell angekündigt wird.
Derzeit scheinen beide Unternehmen die jeweiligen Grenzen für einen möglichen Ausstieg auszuloten. Aktuell könnte OpenAI zwar finanziell kaum ohne die Microsoft-Milliarden überleben. Schon in fünf Jahren soll der Umsatz aber von aktuell 3,7 Milliarden auf 100 Milliarden US-Dollar anwachsen – mit entsprechend hohen Gewinnen.
Spannungen zwischen OpenAI und Microsoft
Microsoft-Manager Suleyman gibt Spannungen zwischen den beiden Unternehmen zu. Das sei „gesund und natürlich“, arbeite man doch in völlig unterschiedlichen Geschäftswelten. Der KI-Chef von Microsoft sieht aber positiv in die Zukunft.
„Partnerschaften entwickeln sich und müssen sich an das anpassen, was gerade funktioniert“, so Suleyman. Man werde sehen, wie sich die Beziehung der beiden Firmen in den kommenden Jahren verändern werde.