Alaskas Rohstoffe: Wie Trump nicht nur Öl und Erdgas erschließen will

Das wird Alaskas Zukunft wohl weit mehr verändern als der Goldrausch im 19. Jahrhundert und der Ölrausch der vergangenen Jahrzehnte: Gleich am ersten Tag seiner Amtsübernahme, am 20. Januar 2025, unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine folgenreiche „Executive Order“, eine Durchführungsverordnung für das US-Bundesland im Norden. Demnach soll der Erschließung von Erdgas und mineralischen Ressourcen in Alaska Vorrang eingeräumt werden. Damit nahm Trump auch gleich die Restriktionen zum Schutz von Umwelt und Natur wieder zurück, die sein Vorgänger Joe Biden durchs Parlament gebracht hatte.
Erdgas und Mineralien erschließen: Welche Folgen wird das für Alaska haben?
Konkret sollen die Behörden in Alaska ab sofort vor allem darauf hinarbeiten, alle administrativen und bürokratischen Hürden für die Öl- und Gasgewinnung in der „Arktischen Ebene“, der „North Slope“-Region, zu beseitigen. Das Gebiet liegt nördlich der Brooks-Gebirgskette am Nordpolarmeer im Nationalpark „Arctic National Wildlife Refuge“ (ANWR) und hat die Größe Österreichs. Das Prudhoe-Bay-Ölfeld direkt an der Küste gilt als das größte Erdölvorkommen der USA. Über die Trans-Alaska-Pipeline fließt das Öl zum eisfreien Hafen Valdez im Süden.
Start für die Alaska-LNG-Pipeline
In und am ANWR-Nationalpark soll jetzt also nach Trumps Willen auch noch nach Gas gebohrt werden. Zum Abtransport wird der Bau der lange geplanten Alaska LNG Pipeline angegangen. Über 1.300 Kilometer wird sie ebenfalls nach Süden führen, aber in Nikiski südlich von Anchorage enden. Da sie traditionelle Gebiete indigener Völker durchquert, dürfte es früher oder später zu Landrechtskonflikten kommen, wie bereits bei ähnlichen Vorhaben.
Das 44-Milliarden-US-Dollar-Projekt soll 2031 abgeschlossen sein und Gas liefern. Es scheint, dass sich Japan und Südkorea ebenfalls an den Kosten beteiligen wollen, in der Hoffnung, auf diese Weise den Strafzöllen wegen ihrer Exportüberschüsse in die USA entgehen zu können.
Für kritische Metalle: Straßenbau soll Bergbauregion besser erreichbar machen
Ein zweites großes Infrastrukturprojekt ist das „Ambler Road Projekt„, eine 340 Kilometer lange Stichstraße, die das Ambler-Minengebiet östlich von Kotzebue an den Dalton-Highway zwischen Fairbanks und Prudhoe-Bay anschließen soll. Sie wird mitten durch den zweitgrößten Nationalpark der USA führen, den „Gates Of The Arctic“. Auf diese Weise soll sie den Zugang zur Ambler-Bergbauregion erleichtern, für die bekannt ist, dass dort reichlich kritische Metalle vorkommen. Dank dieser Straße, so hoffen die Behörden jetzt, würden sich noch mehr Minen ansiedeln.
Der Abbau von kritischen Mineralien, wie Seltene Erden und andere Metalle, müsse jetzt ganz dramatisch ausgebaut werden, so Trump. Dazu diene auch die „Ambler Road“. Seiner Meinung nach sind die USA viel zu sehr von Importen der auch strategisch und militärisch wichtigen Mineralien abhängig – die obendrein zum größten Teil auch noch über China eingeführt werden müssen. Genau mit dieser Abhängigkeit will der neue Präsident Schluss machen.
Doch gegen die „Ambler Road“ gibt es Widerstand von Gruppen von Minderheiten, wie den Inupiat in Nordwest-Alaska und der Konferenz der Tanana Häuptlinge. Letztere sind ein Zusammenschluss der Chiefs von 39 Dörfern und 37 Stämmen im Gebiet des mittleren Yukon. Die Oberhäupter erklärten, dass sie „weiterhin die Resolutionen der Stämme respektiert, die sich gegen das ‚Ambler Road Access Project‘ aussprechen und sich für den Schutz der Subsistenzressourcen einsetzen“. Die Straße, so fürchten sie, würde die Interessen der Minengesellschaften über die der indigenen Völker stellen.
Wie sich die Gruppen in Zukunft allerdings verhalten werden, ist ungewiss. Denn zumindest die Inupiat profitieren von der Red Dog Mine, dem größten Arbeitgeber am geplanten westlichen Ende der „Ambler Road“.
Rohstoffe: Alaska noch weitgehend unerforscht
Im Hinblick auf die geologische Erforschung der Bodenschätze ist Alaska noch immer ein weitgehend unerforschtes Pionierland. Der 49. US-Bundesstaat ist zwar kleiner als Grönland, aber mit 1.717.854 Quadratkilometern immerhin fast so groß wie der westeuropäische Kontinent ohne Italien. Seit noch nicht allzu langer Zeit erst kartiert der Geologische Untersuchungsdienst der USA großflächig das Land auf der Suche nach vielversprechenden Lagerstätten.
Nordalaska entstand, als das Yukon-Tanana-Terrain, das sich heute über das südliche Alaska erstreckt, vor etwa 200 Millionen Jahren mit der nordamerikanischen Platte zusammenstieß. Dadurch hoben sich die Bergkette „Brooks Range“ und die „White Mountains“. Zurück blieb die Ebene „North Slope“ zwischen der „Brooks Range“ und dem Nordmeer. Unter dem „North Slope“ liegen umfangreiche Öl- und Gasvorkommen. Mineralvorkommen, wie Zink, Blei, Silber, Gold, Graphit und Jade, sind dagegen in den Bergen in und um die „Brooks Range“ und in den „White Mountains“ zu finden.
An den Stränden der „Seward“-Halbinsel ganz im Westen sammelten bereits im späten 19. Jahrhundert Goldsucher das sogenannte Seifengold ein. Als Seifengold bezeichnen Geologen die Goldkörner, die durch Verwitterung des umgebenden Gesteins freigesetzt werden und sich im Flusswasser ablagern. Auch heute noch wird an den Stränden und auf dem Meeresboden um den Ort Nome in zahlreichen kleinen Minen Gold gewaschen. Nordwestlich von Nome dagegen fand man ein riesiges Graphit-Vorkommen, das derzeit unter dem Namen „Graphite Creek Deposit“ entwickelt wird.
Erste große Umweltwunden Alaskas
Ins Innere Alaskas, zwischen der „Brooks Range“ im Norden und dem Aleutenbogen im Süden, wanderten Goldsucher ebenfalls im späten 19. Jahrhundert ein. Sie wuschen aus den Bächen und Flüssen, die in den Yukon und den Tanana River münden, das Seifengold heraus. Diese ersten Claims führten dann im frühen 20. Jahrhundert zu massiven Ausbaggerungen, den ersten großen Umweltwunden in der Landschaft. Heute liegen in diesem Gebiet zwei große Goldminen, die „Pogo-“ und „Fort Knox Mine“.
Trumps „Executive Order“ zu Alaska dürfte den Staat und seine Menschen somit über die nächsten Jahre hinaus entscheidend verändern. Dazu kommen die Auswirkungen der Klimaerwärmung, die in der Arktis besonders stark zunimmt. Auch soziale Spannungen in den Communities nehmen zu zwischen denen, deren Jobs an Minen und Fossilenergien hängen, und denen, die sich um Natur und Kultur sorgen.