Streik bei Amazon: Arbeitsniederlegungen an drei Standorten
Das Muster ist seit 2013 bekannt: Wann immer Amazon saisonal oder durch eigene Verkaufsaktionen bedingt mit einem erhöhten Warenversand rechnen kann, kommt es an den Standorten des E-Commerce-Riesen zu Arbeitsniederlegungen. Auch die aktuell stattfindende Rabattaktion „Cyber Monday“ bildet da keine Ausnahme. Diese Woche werden die Amazon-Standorte in Leipzig, Bad Hersfeld und Rheine bestreikt. Dass der Konzern diesmal einlenken und Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi führen wird, darf bezweifelt werden.
Dass die Verdi-Streiks wenig Eindruck auf Amazon machen, hat mehrere Gründe: Erstens ist nur ein kleiner Teil der Amazon-Mitarbeiter überhaupt gewerkschaftlich organisiert. Zweitens kann Amazon etwaige Arbeitsausfälle notfalls durch Extraschichten in polnischen und tschechischen Versandzentren ausgleichen. Die übernehmen dann den Versand der Waren, wodurch sich für den Amazon-Kunden letztlich nichts ändert.

Verdi gegen Amazon: Darum geht es in dem seit Jahren schwelenden Streit
Verdi fordert von Amazon seit 2013 die Einführung eines Tarifvertrages auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels. Der Onlinehändler beharrt jedoch darauf, dass die Angestellten in den Versandzentren Logistikmitarbeiter seien und für ihre Tätigkeiten ausreichend entlohnt werden. Als es im September 2017 zu einer Gehaltserhöhung kam, sah Verdi darin zwar auch einen Erfolg der Streiks. Verdis Amazon-Konzernbetreuer Thomas Voß erklärte jedoch: „Die Anhebungen bleiben deutlich hinter der Branchenentwicklung und den Forderungen der Gewerkschafter zurück.“
Abgesehen von der Bezahlung kritisiert die Gewerkschaft auch die Arbeitssituation der Belegschaft. In der hohen Krankenquote, die laut Verdi bisweilen bei 20 Prozent liegt, sieht die Organisation ein Indiz für eine ungewöhnlich hohe Belastung der Mitarbeiter. Darüber hinaus kritisiert Verdi, dass viele Arbeitsverträge nur befristet abgeschlossen werden.
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