Amazon dementiert: Geleakte Zahlen waren „ein menschlicher Fehler“

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Mal so ganz nebenbei in einer E-Mail die lange als sicheres Geheimnis gehüteten Umsatzzahlen für den deutschen Markt ausgeplaudert? So sah es aus, was Amazon da in einer Mail an einen deutschen Händler durchsickern ließ, verbunden mit der Aufforderung, doch auch auf dem Marktplatz in den USA zu verkaufen. Auf dem US-Marketplace von Amazon.com werde sieben Mal so viel Umsatz generiert wie auf Amazon.de – mit nur halb so vielen Händlern, stand da geschrieben. Dass die deutschen Händler (und einige Medienvertreter) da nachrechnen würden, war klar. Mark Steier von Wortfilter.de kam auf einen deutschen Marktplatzumsatz in Höhe von 10,2 Milliarden Euro, wir berichteten ebenfalls.
Doch die Sache hat einen Haken: Amazon selbst hat nun die Zahlen in einem Statement an Medienvertreter dementiert. „Diese Zahlen sind in keiner Weise korrekt. Die Person, die diese Informationen zusammengestellt hat, hat Zahlen benutzt, die nichts mit den Verkäufen von Drittanbietern bei Amazon zu tun haben. Dies ist allein auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen und es wäre falsch, anzunehmen, dass diese Zahlen etwas über das Geschäft von Amazon in Deutschland oder auf der ganzen Welt aussagen“, heißt es in der E-Mail, die t3n vorliegt.
Deutschland-Zahlen: Nicht ganz aus der Luft gegriffen
Das lädt natürlich erst recht dazu ein, über die Wahrscheinlichkeit, dass die geleakten Zahlen stimmen, zu spekulieren. Klar ist: Wenn Amazon Mails an Händler verschickt, sind sie durch viele Hände gegangen – wenig überlässt man in der (planbaren) Kommunikation dem Zufall. Wenn also der Faktor sieben dort steht, dann ist das ein Näherungswert und kein exakter Betrag, der da kommuniziert wird.
Umgekehrt dürfte der Wert aber nicht ganz aus der Luft gegriffen sein – dass Amazon in der Mail den deutschen Händler, der offenbar im Vorfeld ein Gespräch mit Amazon-Mitarbeitern über ein Engagement auf der US-Plattform geführt hat, angelogen hat, wollen wir dann auch nicht unterstellen. Folglich ist die Rechnung, die Steier anstellt, wohl immerhin näherungsweise korrekt. Der menschliche Fehler, wie Amazon es nennt, bestand wohl alleine in der Kommunikation einer selbst näherungsweise richtigen Zahl über den deutschen Umsatz.
Eine andere Erklärung könnte ein absichtlicher Leak sein – so wie Smartphonehersteller „versehentlich“ einen Prototypen im Biergarten verlieren. Auch das war bei Bekanntwerden der Zahlen in sozialen Medien vermutet worden. Im vorliegenden Fall ist das aber eher unwahrscheinlich, weil Amazon in der Vergangenheit penibel darauf bedacht war, keine nach Einzelmärkten aufgeschlüsselten Zahlen zur Verfügung zu stellen. Alles in allem dürften die Zahlen wohl tatsächlich nicht zu 100 Prozent dem aktuellen Stand entsprechen (was Amazon das Recht gibt, zu sagen, dass sie falsch sind) – vollkommen aus der Luft gegriffen sind sie wohl dennoch nicht.
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