Amazon Haul gegen Shein und Temu: Wann kommt die Billigplattform nach Deutschland?

Bereits im November hat Amazon eine mit Temu vergleichbare Lösung ausgerollt, die vor allem auf Waren unterhalb der 20-Dollar-Schiene spezialisiert ist und mit viel Gamification (und einem sehr bunten User-Interface) arbeitet. Zunächst gab und gibt es Haul, so der Name der Shopping-App, allerdings nur für die USA. Man wollte, erklärte das Unternehmen vor einigen Monaten, erste Erfahrungen sammeln. Die hat man nun offenbar – und plant, das Ganze in Zukunft auch in anderen Märkten anzubieten.
Auch wenn Amazon Haul selbst in den USA noch in der Beta-Phase ist, übernimmt das Unternehmen in den letzten Wochen bereits Praktiken aus der herkömmlichen Amazonwelt. So begann Amazon, gesponserte Produkte im Rahmen der Haul-Suchergebnisse einzublenden – Verkäufer:innen können somit dafür zahlen, dass bestimmte Artikel ganz oben auf der Seite erscheinen. Auch hat das Unternehmen inzwischen auf der Startseite kuratierte Produkte von Lifestyle-Influencern gefeatured.
Erste Stellenausschreibungen lassen auf baldigen Europastart schließen
Wie NBC aus zwei von mit der Angelegenheit vertrauten Quellen berichtet, könnte Amazon Haul im Laufe des Jahres auch in weiteren internationalen Märkten ausrollen. Dass dabei Deutschland mit auf der Liste steht, ist wahrscheinlich – schließlich ist es einer der umsatzstärksten in Europa und für Amazon traditionell wichtig.
Darauf deuten im Übrigen bereits einige Stellenanzeigen hin, wobei etwa ein:e Softwareentwicklungsingenieur:in für das Haul-Team gesucht wird, um bei einem globalen Start zu helfen. Die Stelle wurde auf Amazons Website veröffentlicht, aber inzwischen wieder entfernt. In einer weiteren Anzeige sucht man nach einen Senior Product Manager, der den Start in Mexiko unterstützt. Seitens Amazon hält man sich erwartungsgemäß, so NBC, bedeckt, macht keine weiteren Angaben dazu.
Einige Dinge dürften aber in der EU anders gehandhabt werden, etwa der Verzicht auf Kunststoffverpackungen, die nicht zu den hiesigen Nachhaltigkeitszielsetzungen passen. Das dürfte aber eher ein Detail am Rande sein – und eine Herausforderung, die sich sicher lösen lässt.
Nicht nur Haul könnte den deutschen E-Commerce-Markt umkrempeln
Dass Amazon nach einer passenden Antwort zum Erfolg der chinesischen Billigplattformen suchen würde, hatte sich schon länger abgezeichnet. Denn insbesondere in den USA, aber auch bei uns dürfte man den Wandel hin zu Temu und Shein schon empfindlich gespürt haben. Auch wenn vieles bisher bei Haul noch deutlich weniger nach Temu und Shein aussieht, könnte die Lösung dazu führen, dass Amazon weiterhin an den zahlreichen Produkten der besagten Preis-Range mitverdient.
Ob in Deutschland das „fesselnde Einkaufserlebnis, das preisgünstigere Produkte an einem zentralen Ort zusammenführt“ ebenso verfängt wie in den USA, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich dürfte der Ansatz aber angesichts der Erfolge von Shein und Temu auch bei uns funktionieren, wobei aufgrund des kürzlich angekündigten Starts von TikTok Shop in Deutschland ohnehin einiges im Umbruch ist.