Das war’s dann, Paketdienste: Amazon liefert rund 50 Prozent der Pakete selbst aus

Amazon liefert in den USA mittlerweile knapp 50 Prozent seiner Sendungen selbst aus. Das wird hart für die Paketbranche. (Foto: Ina Fassbender/dpa)
Etwa 48 Prozent der Amazon-Sendungen soll der Online-Riese selbst befördern. Knapp 33 Prozent übernehmen (noch) die US Post, 16,5 Prozent UPS und 1,5 Prozent soll Fedex noch befördern, so eine Datenauswertung des US-Mediums Axios. Geliefert hat Rakuten Intelligence den Datensatz, der aus der Überwachung mehrerer Millionen Amazon-Paketnummern stammt. Amazon bestreitet die Genauigkeit der Zahlen ohne nähere Angaben.
Die gleiche Entwicklung ist auch in Deutschland zu erwarten. Im Endeffekt werden große Teile des Paketmarktes in den nächsten zwei Jahren zu Amazon gehen. Den Versandhändlern werden nicht nur Amazons eigene Pakete fehlen. Das wird eine Zerreißprobe.
Amazons eigene Sendungen stehen in den USA für 20 Prozent Marktanteil
In den USA stehe Amazon für 40 Prozent des E-Commerce-Marktes, daher würden die knapp 50 Prozent am eigenen Paketversand für knapp 20 Prozent des US-amerikanischen E-Commerce-Paket-Marktes stehen, so Axios. Und zitiert einen Analysten von Bernstein Research, der den E-Commerce-Anteil am US-Paketmarkt auf ein Drittel, also rund 35 bis 40 Milliarden US-Dollar, beziffert. Damit hätte Amazon schon rechnerisch rund sieben bis acht Milliarden Dollar Volumen an sich gezogen. Amazon hat gegenüber Axios die Zahlen zurückgewiesen — sie gäben die Sendungsaufteilung von Amazon nicht akkurat wieder.
Marktanteile von Amazon werden in Deutschland größer als in den USA
In Deutschland hat Amazon einen höheren Marktanteil als in den USA. Auch wenn die genauen Zahlen nicht bekannt sind – die Hochrechnungen gehen seit 2017 meist von rund 50 Prozent mit steigender Tendenz aus.
In zwei Jahren hat Amazon in den USA den Anteil an selbst ausgelieferten Paketen von 15 Prozent auf 48 Prozent gesteigert. Sollte Amazon innerhalb der nächsten zwei Jahre in Deutschland ebenso schnell wachsen, wird Amazon wohl mindestens rund 25 Prozent des E-Commerce-Marktes mit eigenen Lieferungen bestreiten.
Es wird mehr werden: Händler versenden auch über Amazon
Damit ist aber noch nicht das gesamte Paketvolumen von Amazon erfasst. Weil Axios Sendungsnummern verfolgt hat, die bei Amazon hinterlegt werden, sind zwar Händlersendungen erfasst. Ein weiterer Aspekt könnte aber für ein noch größeres Volumen sorgen: Amazon wird seinen Logistikdienst auch fremde Pakete ausliefern lassen.
Der Multichannel-Versand der Händler aus dem auch als FBA bekannten „Versand durch Amazon“ wird ebenfalls vom hauseigenen Logistikdienst abgewickelt werden. Dabei lassen Händler Bestellungen beispielsweise aus dem eigenen Onlineshop auch von Amazon abfertigen. Es ist zu erwarten, dass Amazon seine Kapazitäten bei einem voll ausgebauten eigenen Paketdienst auch stärker nach außen vermarkten wird. Erste Tendenzen zur Vermarktung von Kapazitäten sind in den USA bei einem Amazon-Frachtvermittlungsportal bereits zu sehen. Alles in allem wird die Luft dünner für die Paketdienste.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es Amazon hätte rechnerisch 700 bis 800 Millionen US-Dollar Marktvolumen auf dem US-Paketmarkt an sich gezogen. Das ist ein Rechenfehler: Es sind rechnerisch 7 bis 8 Milliarden US-Dollar.
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