Amazon soll Mitarbeiter:innen mit Behinderungen das Homeoffice erschweren
Demnach teilte Amazon seinen Mitarbeiter:innen mit Behinderungen kürzlich mit, dass es sowohl für neue Homeoffice-Anträge als auch für Anträge auf Verlängerung bestehender Regelungen ein strengeres Überprüfungsverfahren einführen werde.
Betroffene Mitarbeiter:innen müssten sich einer „mehrstufigen Führungsüberprüfung“ unterziehen und möglicherweise für eine einmonatige Probezeit ins Büro zurückkehren, wo demnach festgestellt werden soll, ob es für sie wieder zurück ins Homeoffice gehen kann.
Amazon bestreitet, dabei Hintergedanken zu haben
Das brisante Thema unterstreiche Amazons „Entschlossenheit, seine Mitarbeiter wieder an fünf Tagen in der Woche ins Büro zu bringen“, schreibt Bloomberg. Die überarbeitete Behindertenrichtlinie bringe die Belegschaft in Aufruhr, heißt es weiter.
Amazons CEO Andy Jassy erklärte, die Rückkehrpflicht werde die Unternehmenskultur stärken, die seiner Meinung nach seit der Pandemie gelitten habe. Doch die Richtlinie machte Amazon zu einem Außenseiter in der Technologiebranche und wird von einigen Mitarbeiter:innen als Mittel wahrgenommen, um Leute zum Aufgeben zu bewegen und die Belegschaft zu verkleinern. Amazon bestreitet, dabei Hintergedanken zu haben, und erklärte, die neue Behindertenrichtlinie spiegele die umfassende Philosophie der Rückkehr ins Büro wider.
Rechtlich kann Amazon Menschen mit Behinderung ins Büro zurückzurufen
Amazon-Sprecherin Margaret Callahan verwies in einer Erklärung auf die „Vorteile des Zusammenseins im Büro“ und erklärte, „in einigen Fällen“ gebe es Homeoffice-Ausnahmen. Sie teilte aber nicht mir, wie viele Anträge genehmigt wurden.
Rechtlich wird dieser Bereich in den USA vom Americans with Disabilities Act geregelt. Dieser verpflichtet Arbeitgeber, „angemessene Vorkehrungen“ für Menschen mit Behinderungen zu treffen. Es gibt jedoch keine festen Regeln, die diesen Mitarbeiter:innen das Recht auf Homeoffice garantieren. Amazon hat also rechtlich die Möglichkeit, sie ins Büro zurückzurufen, selbst wenn sie erfolgreich von zu Hause aus gearbeitet haben.
Befürworter:innen der Behindertenfürsorge sorgen sich
Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte, sagte, der Prozess sei so kompliziert, dass seit der Beantragung seiner Ausnahmegenehmigung Wochen vergangen seien. Weitere Mitarbeiter:innen befürchten, dass der Prozess so konzipiert wurde, dass die Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung von Anträgen geringer sei.
Einige Befürworter:innen der Behindertenfürsorge befürchten, dass Amazons Position als zweitgrößter privater Arbeitgeber des Landes andere Unternehmen beeinflussen könnte. „Es schafft einen gefährlichen Präzedenzfall für andere Arbeitgeber“, sagte Ariel Simms, Präsident und CEO von Disability Belongs, einer US-Interessenvertretung. „Einige Mitarbeiter kündigen einfach ihren Job, wenn der Anpassungsprozess zu schwierig zu bewältigen ist.“