Tech-Aktien sind überbewertet? Ein Analyst hat nachgerechnet - t3n

Technologieaktien wie Nvidia feiern am Aktienmarkt Rekorde. Sind sie also vielleicht extrem überbewertet? Analysten von HQ Trust haben sich die Entwicklung der Börsenbewertungen genau angeschaut. Lohnt es sich jetzt noch, bei Nvidia einzusteigen? Die Aktie ist der Star des jüngsten Börsen-Booms und beeindruckt mit Rekordwerten. Vor dem gerade erfolgten Aktiensplit stieg sie innerhalb nur eines Jahres um mehr als 210 Prozent. Getrieben wird der Boom vom KI-Hype, wie auch das Beispiel Apple zeigt. Kaum hat der Konzern seine KI-Pläne konkretisiert, steigt er wieder zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt auf – und zieht damit an Microsoft und Nvidia vorbei, die sich zeitweise auf die Plätze 1 und 2 dieser Liste geschoben hatten. Lohnt sich der Einstieg noch? Doch angesichts der Höhenflüge fragen sich Anleger:innen zu Recht, ob das noch lange so weitergehen kann. Schließlich hat der Chipkonzern die Margen schon recht hochgeschraubt, weiteres Wachstum kann da schwierig werden. Manche Kritiker fühlen sich gar an die Dotcom-Blase der Jahrtausendwende erinnert. Sind Tech-Firmen wie Nvidia an der Börse also längst überbewertet? Auch Thomas Neukirch, Leiter der strategischen Vermögensplanung von HQ Trust, hat sich diese Frage gestellt. Um sie zu beantworten, hat er sich fünf große Tech-Werte vorgenommen: Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und Nvidia. Seine Auswahl nennt er die Magnificent 5 in Anlehnung an die Magnificent 7, womit die großen sieben US-Big-Tech-Konzerne beschrieben werden. Apple und Tesla fehlen in der Analyse. Apple schien zunächst im KI-Rennen nicht mithalten zu können und hat gerade erst seine Pläne und frische Zahlen vorgelegt. Jetzt sprechen Analysten auch bei dem iPhone-Konzern wieder von einer „Rückkehr zum Wachstum“. Die Aktie von Tesla ist dagegen die einzige der Magnificent 7, die nicht vom KI-Boom profitieren kann. Analyst Neukirch beantwortet die Fragen: Wie lange hat es bisher gedauert, bis diese Unternehmen in ihre ambitionierten Bewertungen hineingewachsen sind? Und welche Trends kann man daraus ablesen? Dazu hat er die Anzahl der Monate berechnet, die es dauert, bis die Gewinne der Aktien so weit angestiegen sind, dass bezogen auf ihren Preis eine faire Bewertung vorliegt. Außerdem hat er diese Entwicklung in Relation zur durchschnittlichen Entwicklung des Sektors gesetzt. Analyse: Tech-Aktien bestätigen ihre Bewertung In seiner Analyse gibt Neukirch Entwarnung: Zwar seien die Bewertungen der großen Tech-Aktien tatsächlich sehr hoch, doch die Unternehmen haben es bisher immer wieder geschafft, in die Bewertungen hineinzuwachsen. Dazu hat er eine lange Datenreihe analysiert, die im Dezember 1985 startet – auch wenn vier der Magnificent 5 erst zu einem späteren Zeitpunkt an die Börse gingen. Einen allgemeinen Trend, dass die Zeit zum Hineinwachsen sukzessive ansteigt, gebe es nicht. „Dies spricht gegen eine generelle extreme Überbewertung der Technologieaktien“, meint Neukirch. Die analysierten Magnificent 5 benötigten zuletzt im Schnitt 17 Monate, um in ihre Bewertungen hineinzuwachsen. So schneiden die Magnificent 5 ab Am besten stehen laut seiner Analyse Alphabet und Meta da: Auf Basis der geschätzten Gewinnentwicklungen würde es Stand April 2024 nur 13 Monate dauern, bis bei ihnen die hohen Bewertungen rückblickend gerechtfertigt seien. „Bei Nvidia sieht man, dass die Zeit, die die Aktie benötigen würde, um in ihre Bewertung hineinzuwachsen, auf Basis der geschätzten Gewinnentwicklung nur etwas über dem langfristigen Branchen-Median von rund 13 Monaten liegt“, sagt Neukirch. Seine Aussage bezieht sich allerdings auf den Januar 2024, aktuell sei aber noch kein Hineinwachsen in eine faire Bewertung erfolgt. Microsoft brauchte zuletzt 19 Monate, um dem Börsenwert zu entsprechen. Das liegt zwar über dem Branchenschnitt, ist laut Neukirch aber immer noch weit entfernt von den Extremwerten der Jahrtausendwende. Amazon hingegen hat es laut der Berechnung seit längerer Zeit nicht geschafft, in eine faire Bewertung hineinzuwachsen. Das letzte Mal gelang das dem Tech-Konzern im Mai 2023 und damals brauchte Amazon 24 Monate, um den Börsenwert zu rechtfertigen. Die Analyse zeigt: Die fünf Big-Tech-Unternehmen entwickeln sich momentan unterschiedlich, was ihren fairen Börsenwert angeht. Und damit ergibt sich auch ein anderes Bild als zu Zeiten der Tech-Blase. Damals brauchten Tech-Unternehmen im Branchendurchschnitt 200 Monate, um in ihre Bewertung hineinzuwachsen. Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information. Sie stellen keine Wertpapieranalyse im Sinne des § 34b WpHG, Empfehlung, Anlageberatung oder Aufforderung zum Handeln dar und ersetzen keine fachkundige, individuelle Anlageberatung.