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Analyse

Ist es die Angst, die die Deutschen vom Investieren abhält?

Die Deutschen sind Investmentmuffel. Aber warum eigentlich? Was genau hält sie davon ab, mit Investments noch weitaus bessere Renditen zu erzielen, als sie mit dem reinen Sparen je erzielen konnten? Unser Gastautor geht auf Spurensuche.

Von Eike Kewitz
7 Min.
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(Foto: Shutterstock / Sayan Puangkham)

Blicken wir einmal zurück auf die goldenen 1920er-Jahre, die vor allem in den USA ein absolutes Konjunkturwunder hervorriefen. Über Jahre hinweg gewann insbesondere der Aktienindex des Dow Jones an immer mehr Wert. Leute nahmen euphorisch Kredite auf, um an der Börse ebenfalls von dem Wirtschaftsboom profitieren zu können. Und die Banken machten mit. Gedanken an ein gewisses Spekulationsrisiko suchte man vergebens, weshalb auch niemand die Investmentblase sah, die sich immer weiter aufblähte. Das Ende dieser Geschichte kennen wir. Am Schwarzen Donnerstag brach urplötzlich Panik aus und der Dow Jones zitterte. Am Schwarzen Freitag ging die Nachricht dann um die Welt und läutete, während die Kurse in Amerika praktisch ins Bodenlose fielen, den Beginn der großen Weltwirtschaftskrise ein. Eine Krise, in der viele, viele Menschen alles verloren. Nicht nur ihr Kapital an der Börse, sondern dank der nicht mehr bezahlbaren Kredite noch weitaus mehr.

Und wie wir wissen, sollte es nicht die letzte Wirtschaftskrise sein

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Erst vor einer Dekade kam es, ausgelöst durch eine massive Immobilien- und Konsumblase in den USA, zu einer erneuten Krise. Mit Lehman Brothers ging eine ganze Bank unter und rief weltweit ein gewaltiges Echo hervor. So können wir die Folgen der Krise noch heute spüren. Es scheint mehr als sinnbildend zu sein, dass diese Krisen also der Grund für das schwindende Investmentinteresse in Deutschland sind. Immerhin geht aus Statistiken hervor, dass nicht einmal ein Viertel der Deutschen bereit ist, in Aktien, Fonds und Wertpapiere zu investieren. Konservative Anlageformen wie das gute alte Sparbuch oder das neuere Tagesgeldkonto hat dagegen fast jeder. Obwohl sie nachweislich so gut wie keine Zinsen abwerfen.

Ein Rechenbeispiel:

Sowohl Tagesgeldkonten als auch Aktien und Fonds bringen den schönen Effekt des Zinseszinses mit. Das heißt, dass einmal ausgeschüttete Zinsen immer wieder neu mit verzinst werden, bis die Geldanlage aufgelöst oder ein Teil des Kapitals entnommen wird. Und das heißt wiederum, dass der Wert einer Geldanlage durch den Zinseszins irgendwann überproportional ansteigt. Bei Aktien und Fonds im Gegensatz zu Tagesgeldkonten aber weitaus stärker, wie das folgende Rechenbeispiel zeigt. Denn durch die schon jahrelange Niedrigzinspolitik können konservative Geldanlagen nur noch Null-Komma-Zinsen bieten – während Fonds durchschnittlich schon sieben Prozent Zinsen im Jahr bringen und Aktien manchmal sogar noch mehr.

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Das macht einen enormen Unterschied aus:

Nehmen wir einmal an, dass wir 10.000 Euro haben und diese anlegen. Einmal auf einem typischen Tagesgeldkonto mit schon überdurchschnittlichen 0,6 Prozent Zinsen. Und einmal in einem Fondssparplan mit durchschnittlichen sieben Prozent Zinsen. Jeden Monat packen wir 100 Euro pauschal dazu und führen das die nächsten fünf Jahre so weiter. Am Ende dieser fünf Jahre stellen wir dann fest, dass die konservative Geldanlage gerade einmal 395 Euro Gewinn gebracht hat. Der Fondssparplan weist dagegen einen Gewinn von 3.333 Euro auf. Ausgabeaufschläge, Verwaltungsgebühren und Steuern sind hier bereits abgezogen.

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Dazu kommt, dass insbesondere Fonds gar nicht mal so viel unsicherer sind als konservative Anlagemethoden.

Denn hält man sich von Spekulationsgedanken fern und bringt eine gewisse Zeit und Geduld mit, kann den Fondssparplan so gut wie nichts erschüttern. Vor allem dann, wenn diese Fondssparpläne durch Banken oder noch besser unabhängige Gesellschaften erstellt wurden, die nachfolgend den Markt und dessen Entwicklung im Blick haben. Drohen Kursverluste oder eine Krise, dann ziehen sie das Kapital bestenfalls heraus und parken es für ein erneutes Aufschwung-Investment. Doch selbst wenn man diesen Abzug nicht rechtzeitig schafft, ist die  Sache nur halb so schlimm. Denn Märkte rehabilitieren sich innerhalb von verhältnismäßig kurzer Zeit wieder und werden dann erfahrungsgemäß stärker als je zuvor. Das zeigen einschlägige Entwicklungen. Wer beispielsweise im Jahr 2000 in den DAX investiert hat, kann heute trotz der zwischenzeitlichen Krisen auf eine Durchschnittsrendite von 5 Prozent pro Jahr zurückblicken. Diese Entwicklung ist ein gutes und auch prominentes Beispiel dafür, dass Kursschwankungen von vielen Menschen überbewertet werden.

Und dennoch wehren sich die Deutschen dagegen, bei der Bank oder beim unabhängigen Berater anzurufen und den Investmentschritt zu gehen. Oder Aktien und Fonds gar in die private Altersvorsorge einzuschließen, sofern man denn eine hat.

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Warum ist das so?

Fast schon unbegründet ist die Angst vor einem Börsencrash und einem Kapitalverlust nach den bisherigen Ausführungen. Sie kann also kaum der wahre Grund dafür sein, dass so wenige Deutsche in Aktien und Fonds investieren. Gesellschaftswissenschaftler haben sich der Angelegenheit schon vor längerer Zeit angenommen und auch eine aktuelle Studie liefert weitere interessante Einblicke in die Köpfe der Deutschen. Unter anderem, dass die Investmentfaulheit der Deutschen weniger auf Angst, als vielmehr auf Erfahrung beruht. Und auch, dass es eine Bildungslücke gibt, weshalb die Menschen es nicht besser wissen und die Maßnahmen ergreifen, die sie eben kennen.

So sind Aktien und Fonds für viele nicht interessant, weil …

… sie nicht fest genug in unserem Alltag verankert sind.

Die Vereinigten Staaten haben weltweit die höchste Zahl an Aktionären. Das hängt jedoch nicht nur mit einer allgemein schon gesteigerten Investmentlust der Amerikaner zusammen, sondern vor allem mit der Altersvorsorge. Hier und auch in anderen (europäischen) Ländern sind Aktien und Fonds schon sehr lange fest in der Altersvorsorge verankert. Im Sozialstaat Deutschland konnte man dagegen immer auf die gesetzliche Rentenversicherung setzen. Erst jetzt beginnt die gesetzliche Altersabsicherung durch den zunehmenden demographischen Wandel zu bröckeln und es kommen Maßnahmen zur privaten Altersvorsorge auf den Plan. Dort geht es schon vermehrt um Aktien und Fonds, aber verständlicherweise zögern die Deutschen, diese „neuen Optionen“ anzunehmen.

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… die Menschen es nicht besser wissen.

Aktien und Fonds sind weitaus komplizierter als Sparbücher und Sparkonten. Und da Investmentoptionen an der Börse weder im Alltag noch im deutschen Bildungssystem eine tragende Rolle spielen, muss man sich selbst zeitintensiv mit ihnen auseinandersetzen. Natürlich können Berater dabei helfen, aber die Hürde, sich überhaupt erst mit seinen Finanzen zu beschäftigen, ist recht groß. In einem anderen Artikel wurde beschrieben, warum man sich als Freiberufler mit seinen Finanzen beschäftigen sollte. Eigentlich gilt das aber nicht nur für diese Gruppe, sondern für jeden einzelnen. Und dazu gehören zweifelsohne auch entsprechende Investmentanlagen. Die Menschen sollten damit anfangen, sich Finanzwissen anzueignen, nicht zuletzt wegen des eigenen Nutzens. Nämlich finanziell mehr Kontrolle zu haben und besser als vorher aufgestellt zu sein.

… das Vertrauen in Banken und ihre eigenen Produkte zu groß ist.  

Seit jeher sind Banken der erste Ansprechpartner für alle Finanzfragen bei den Deutschen. Ganz getreu des Mottos „da weiß man, was man bekommt“. Das Vertrauen in die Berater und insbesondere in die bankeigenen Produkte könnte kaum größer sein. Die Leute freuen sich über ihren Bausparvertrag oder über ihre Riester-Rente, die ihnen vorher mit all den schön klingenden Vorteilen angepriesen wurden. Bei Aktien und Fonds kommt dagegen das Thema Risiko auf den Plan, und die meisten sind dann auch schon raus. Somit besteht für die Leute kein Bedarf, kritisch zu hinterfragen und dadurch auf weitaus bessere Optionen zu stoßen. Immerhin gibt es mit den immer mehr aufkommenden Fintech-Unternehmen aber einen Gegenpol. Einfache Lösungen, die durch den Einsatz von smarter Technologie die Bedürfnisse der Kunden tatsächlich befriedigen können.

… Aktien und Fonds versteuert werden müssen.

Sobald man in Deutschland Kapitalerträge verzeichnet, das heißt Zinsen oder Dividenden ausgezahlt bekommt, muss man die sogenannte Abgeltungssteuer bezahlen. Sie beträgt 25 Prozent des erzielten Gewinns. Daraus erschließt sich, dass man mehr bezahlen muss, wenn man mehr einnimmt. Anstelle aber einfach den insgesamt größeren „Kuchen“ zu sehen, nehmen die Deutschen eher die größere Menge an „Krümeln“ wahr, die sie abgeben müssen. So sind Aktien und Fonds dann uninteressant. Dass so viele im Gegenzug dann aber Lotto spielen und die verschwindend geringe Gewinnchance nicht als Nachteil wahrnehmen, ist durchaus interessant.

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… die Deutschen aus Erfahrungen gelernt haben.

Eigentlich darf man die Deutschen gar nicht so sehr an den Pranger stellen. Denn es gab eine Zeit um die Jahrtausendwende, in der die Deutschen wirklich vielfach an die Börse gegangen sind und Kapital eingesetzt haben. Jedoch haben sie nicht genügend auf die Diversifizierung geachtet, also keine ausreichende Risikostreuung vorgenommen. Das hat dann wie schon vorher in der Börsengeschichte unerwünschte Effekte mit sich gebracht und man hat sich wieder zurückgezogen. Man könnte also sagen, dass die Deutschen weniger aus Angst, als vielmehr aus Erfahrung nicht investieren möchten. Aber aus der Erfahrung kann man lernen und es erneut versuchen.

Fazit

Aus verschiedenen Gründen, weniger aber durch eine tatsächliche Angst, sind Investments in Aktien und Fonds bei den Deutschen nicht beliebt. Sie standen nie im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses, weil wir mit den klassischen Produkten und Macharten immer gut klargekommen sind. Möchten wir nun also Investments machen, dann wartet zunächst die Einarbeitung in ein komplett neues Thema auf uns, was nicht zuletzt auch durch diverse Vorurteile gegenüber Aktien und Fonds abschreckt. Dazu kommen dann noch die hohen Steuerverpflichtungen und die dank vielen Vorteilen attraktiven Produkte von der Bank selbst. Mit denen müssen wir uns nicht lang auseinandersetzen, also nehmen wir sie. Doch das ist genau die falsche Herangehensweise. Wenn man sich nur ein bisschen mit Aktien und Fonds beschäftigt und sich zusätzlich an einen guten (und am besten unabhängigen) Berater wendet, wird man schnell feststellen, dass die Vorurteile unbegründet sind. Und dass die Investmentthematik insgesamt gar nicht so schlimm ist.

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Jamal

Jetzt mal ganz ehrlich, was soll das denn sein? Der Artikel ist einer der schlechtesten die ich je gelesen habe!

Die Ausgangsfrage der Überschrift wird nichtmal ansatzweise bearbeitet, außer man nimmt den halbherzigen Abriss einiger Finanzkrisen als „Analyse“.
Dazu ein paar Phrasen, ohne Tiefgang und ein Schreibstil wie ein Zehntklässler machen den Artikel zur Zumutung.

In der Beschreibung eines Kartenspiels stand bei Doppelkpf einmal „Doppelkopf ist ein schwieriges Spiel, lernen sie es von jemandem der es kann“. Ähnlich lässt sich wohl auch der Artikel zusammenfassen.

Wenn der Autor Spaß an Finanzen hat, sollte er dringend etwas darüber lernen!

Antworten
Julia Nikolaeva

Ich finde den Artikel sehr gut. Die Analyse ist treffend und der Text ohne inhaltsleere Ausschweifungen auf das Wesentliche reduziert, auf den Punkt gebracht. Inhaltlich treffen die Ausführungen ins Schwarze. Die Leute haben unbegründete Angst vor Risiken und Steuern und sind schlecht informiert. Die einfachste Lösung ist, den Leuten mitzuteilen, was sie verpassen, dass es sich lohnt, etwas Zeit und Mühe zu investieren, um sich zu informieren. An ihren Kenntnissen und konkreten Strategien müssen die Leute dann schon selbst arbeiten.

Antworten
Jamal

Gerne konkretisiere ich meine Kritik ein wenig.

Zuerst einmal sei festzuhalten, dass wir uns seit ca 5 Jahren in einem bullishen Umfeld befinden. Jegliche Risikoanalyse muss das zwangsläufig berücksichtigen, der Autor scheint das nicht zu tun.
Zweitens ist Investment nicht Investment. Wenn ich den Autor richtig verstehe mixt er das Averagen (monatliche Ansparen) in einem Asset mit dem einmaligen oder unregelmäßigen Investment in eines. Beim ersten reduzieren sie das Markt- und Kursrisiko durch eine zeitliche Diversifizierung, wenn sie so wollen, beim zweiten muss es durch die Wahl des Zeitpunkts versucht werden. Beide haben ein gänzlich anderes Risiko und Profit Profil. Das lässt der Autor unbetrachtet.

Zudem nimmt er eigentlich gar keine Risikobetrachtung vor. Sieben Prozent durchschnittliche Rendite eines Fonds sind optimistisch, aber durchaus realistisch, jedoch über dreißig Jahre betrachtet. Das lässt sich nicht einfach auf fünf Jahre übertragen, denn siehe oben, beim Averagen gilt je größer der Anlagehorizont, desto geringer das Risiko. Grundsätzlich lacht sie jeder aus, der sich mit Risikomanagement auskennt, wenn sie mit durchschnittswerten um die Ecke kommen. Erheblich interessanter ist die Verteilung, also die Standardverteilung der Renditen. Der Durchschnittswert kann maximal als Expected Case betrachtet werden, wenn überhaupt. Zur Risikobewertung ist es Murks.

Zu den Phrasen gehört Beispielsweise folgendes: „Denn Märkte rehabilitieren sich innerhalb von verhältnismäßig kurzer Zeit wieder und werden dann erfahrungsgemäß stärker als je zuvor.“ Was genau ist verhältnismäßig kurze Zeit? Vom Hoch im Jahr 2000 hat der DAX 13 benötigt um ein neues Hoch auszubilden. Oder auch: „Wer beispielsweise im Jahr 2000 in den DAX investiert hat, kann heute trotz der zwischenzeitlichen Krisen auf eine Durchschnittsrendite von 5 Prozent pro Jahr zurückblicken.“ Mag stimmen, aber wenn sie zwischen 1998 bis 2001 ein einmaliges Investment in den DAX getätigt hätten, so hätten sie bis 2013 eben eine negative Rendite, oder eine wirklich leicht positive, Rendite eingefahren.
Zudem betrachten sie gerne den Nikkei. Wenn sie zwischen 1987 und 1991 ihr Erspartes in den Nikkei gesteckt hätten, wären 2007 einmal fast beim Break even gewesen, aber auch nur kurz. Mit Averagen hätten sie so um die 2 – 3% Rendite erzielt.

Ein anderer Punkt ist der Drawdown. Wie hoch ist der üblicherweise beim Averagen? Wie viel hält der übliche Sparer aus? Ich garantiere Ihnen Schlaflose Nächte, wenn sich 80% Ihres Kapitals in Wohlgefallen auflösen! Ob das beim Averagen eine gültige Annahme ist weiß ich nicht, aber die Konsequenzen kenne ich sehr gut.

All das bleibt vom Autor unbetrachtet, er fokusiert sich ausschließlich auf die Rendite. Das ist auch nichts ungewöhnliches. Das geht quasi jedem so zu Beginn, es ist ein typischer Rookie Mistake. Denn man will ja Rendite erzielen. Eine alte Börsenweisheit lehrt, dein größter Verlust steht dir immer noch bevor. Wer lang genug am Markt aktiv ist lernt das früher oder später.

Eine weitere Phrase, die auch zum Rookie passt ist folgende: „Denn hält man sich von Spekulationsgedanken fern[…]“ Ab wann gilt denn etwas al sSpekulation? Ab wann als Investment? Was ist der fundamentale unterschied?

Dazu gibt es allerhand fragwürdige Statements wie: „Vor allem dann, wenn diese Fondssparpläne durch Banken oder noch besser unabhängige Gesellschaften erstellt wurden“ Warum ist das besser? Weil das Wort unabhängig drin vorkommt? Was ist der Vorteil? Gibt es Nachteile? Dinge auf die man achten muss? Womit wir bei einem weiteren Risikoaspekt sind, denn Fonds beinhalten nicht nur das Kurs/Marktrisiko sondern auch andere, welche je nach Fondart variieren können. Das Emittentenrisiko ist aber immer gegeben. Etwas, das bei kurzfristigen Anlagen eher weniger ins Gewicht fällt, ist bei einem Anlagehorizont von 30 bis 40 Jahren schon entscheidend. Zudem besteht immer das Risiko, dass ein Fonds vom Markt genommen wird, üblicherweise nicht nach üppiger Perfomance, dann ist die Strategie des Averagen auch dahin! Auch das bleibt unbetrachtet.

Neben den deutlichen Schwächen des Autors im Bezug auf Finanzen kommt auch noch eine scheinbare Unfähigkeit zur Gesellschaftsanalyse. Zum einen bleibt die Kriegs und Nachkriegsgeneration unberücksicht, welche einen großen Anteil an der Gesellschaft ausmachen. Diese Gruppen haben üblicherweise die Erfahrung gemacht, dass man a) nichts Geschenkt bekommt und b) man sein Geld nicht rsikiert und wer kann es Ihnen verdenken.
Dazu gibt es noch die Gruppe der Bevölkerung, der für das Ansparen schlicht die Mittel fehlen. Auch das bleibt unberücksichtigt.

Satttdessen folgende Zeile: „Fast schon unbegründet ist die Angst vor einem Börsencrash und einem Kapitalverlust nach den bisherigen Ausführungen.“ Nein, ist sie nicht, da der Autor keine auch nur annähernde betrachtung des Risikos vorgenommen hat. Gefolgt von von folgender Konklusion: „Sie kann also kaum der wahre Grund dafür sein, dass so wenige Deutsche in Aktien und Fonds investieren.“ Angst betrachtet der Autor also als etwas rationales. Glückwunsch!

Krönung aus Unwissenheit und analytischen Fehler ist dann der Punkt Steuern. Ich kenne wirklich keinen, der von Steuern vom Investieren abgehalten wird. Jeglichen Anhaltspunkt warum dem so sein sollte bleibt der Autor schuldig. Zudem werden auf Kapitalerträge 25% plus Soli und so anwendbar Kirchensteuer fällig! (Es ließe sich hier auch Warren Buffet zitieren, welcher sagte, niemand ließe sich ein profitables Geschäft entgehen, nur weil Steuern darauf fällig würden)

Die Grundaussage des Autors ist übrigens durchaus richtig, jedoch lässt sich eine Aussage wie sie hier gemacht wird „Investieren ist profitabel und fast Risikofrei“ nicht so pauschal treffen. Und auch wenn sie meinen, man müsse sich dann schon selbst um die Kenntnisse und Strategien bemühen, so kann man eine Aussage über Rendite und Risiko nicht treffen, ohne geklärt zu haben über welches grundsätzliche Vorgehen man redet, welche vehikel und welcher Zeitraum. All das lässt der Autor aus oder wirft alles wild durcheinander.

Um das vielleicht noch auszuführen, vom Renditestandpunkt sollten sie mit Futures handeln. da sind 7% Rendßite p.a. lächerliche Ergebnisse, sehen sie sich die Trading Worldchampionship an. Nah, bock drauf?

Antworten
Eike Kewitz

Hallo Jamal,

danke für das Feedback. Deine Ausführungen mögen absolut richtig sein, aber sie zeigen auch, dass du den Standpunkt des Artikels nicht verstanden hast. Mir geht es darum, Menschen zu sensibilieren, dass die Börse und damit verbundene Geschäfte nicht so böse sind, wie sie denken. Es geht nicht darum, eine wissenschaftliche Abhandlung bis ins kleinste Detail zu schreiben. Sondern darum, Menschen eine neue Perspektive zu geben, indem man ihnen zeigt, dass Aktien und Fonds doch recht einfach sein können und eben auch deutlich effektiver als Tagesgeld und Co, was du sicher nicht bestreiten willst. Ich habe mich auf einen einfachen und sehr leicht verständlichen Erklärweg eingelassen, womit es auch kein Wunder ist, dass es den Lesern, die sich auskennen, als ungenügend erscheint. Das Ziel war und ist es, mit diesem Artikel den grundsätzlichen Privatverbraucher abzuholen, der überhaupt keinen Plan hat, und somit auch keine Lust auf wissenschaftliche Abhandlungen. Dafür soll er dann zu einem Berater gehen und andere Artikel lesen. Die Julia hat es dort oben schon sehr gut getroffen, was meine Intention war.

Jamal

Hallo Eike,

erstmal vielen Dank für deine Rückmeldung.

Ich habe die Intention des Artikels durchaus verstanden. Meiner Meinung nach hast du sie einfach verfehlt und aufgrund der Art deiner Ausführungen würde ich wetten, weil du es nicht besser weißt.

Die Betrachtung eines Worst Case Szenarios ist wohl kaum unter dem Titel „Wissenschaftliche Abhandlung bis ins kleinste Detail“ zu subsumieren. Es ist einfach sauberes arbeiten. Das Thema Risiko hast du halt gar nicht behandelt, nicht mal oberflächlich. Es gehört aber dazu! Ein Satz wie „Im schlimmsten Fall hätten sie mit einem Fonds eine Rendite X…“ ist wohl kaum zu kompliziert für die meisten Leser!

Zudem wirfst du auch in deiner Antwort wieder Dinge durcheinander!
Ein langfristiges (>10 Jahre) ansparen eines regelmäßigen Betrages in einem Indexfonds ist eine einfache und relativ sichere und lohnende Sache. Bei Einzeltiteln ist das Risiko schon größer. Eine Unterscheidung die bei dir komplett fehlt.
In deiner Antwort sagst du „[…] die Börse und damit verbundene Geschäfte nicht so böse sind, wie sie denken.“ Was genau ist „böse“? Riskant? Komplex? Ich shorte Optionen an der CME (das ist eine Börse) und das ist ziemlich riskant, wenn man nicht weiß was man tut und zudem recht komplex.

Eine klare Definition des Subjekts, sowie eine vernünftige Betrachtung fehlen halt. Und nochmal, eine Risikobetrachtung ist keine wissenschaftliche Arbeit, sondern vernünftiges arbeiten! Man kann eine Risikobetrachtung auch in laymans terms beschreiben! Ohne eine Bewertung des Risikos lässt sich die Aussage, welche du gerne mit dem Artikel treffen würdest, gar nicht machen!
Dass du eine Betrachtung der Verteilungen der Rendite als „wissenschaftliche Ausarbeitung“ ansiehst, verstärkt im übrigen den Gedanken, dass du keine Ahnung hast wovon du redest!

Damit mag ich auch komplett falsch liegen, aber das glaube ich nicht!

Jeder geht durch die Phase, in der man glaubt super viel Ahnung zu haben, bis man merkt, dass man gar nichts weiß! Ich wette, du hast dich nicht vor 2012 mit dem Handel beschäftigt. Dann ein wenig gelesen, investiert, Gewinne gemacht und jetzt bist du Experte! Versteh mich nicht falsch, ich mag dich nicht angreifen, ich hab das nur schon 1000 mal gesehen und selbst an mir erlebt. Wie gesagt, wir alle haben diese Phase und du schreibst wie jemand der in dieser Phase ist!
„Auf ruhigem Wasser ist jeder ein guter Käpitan“ besagt eine alte Börsenregel und die letzten 5 bis 6 Jahre waren ein recht ruhiger Bullenmarkt!

Eike Kewitz

Hallo Jamal,

um es jetzt einfach kurz zu machen – Ich sehe ein, dass ich das Risiko nicht allzu sehr mit reingenommen habe und vielleicht kann ich das noch hinterherziehen, wenn die t3n-Redaktion da nichts gegen hat. Man ist als externer Autor solcher Beiträge immer mit der Frage beschäftigt, was man noch rein nimmt und was man raus lässt, wo man den Schlussstrich zieht. Man beschäftigt sich vorab mit dem Thema und arbeitet eine Artikelstruktur aus, wo man hin möchte. Meine Intention war es, zu sagen, dass da für den einfachen Privatverbraucher mehr drin ist als 0,5% p.a. und das entsprechend auszuführen. Mehr nicht. Alles andere, und wie hoch das Risiko dann doch sein kann und welche Worst Cases es gibt, wie sich Renditen verteilen und dass es neben Zinsen auch Dividenden und alles mögliche noch gibt, das kann man in aufbauenden Artikeln und Gegenstimmen schreiben. Daran wachsen ganze Internetplattformen, mit einem inhaltlichen Punkt nach dem anderen. Und wer nach diesem Artikel Hunger bekommen hat, liest sich das durch und erhält eine differenzierte Sichtweise, wo dann auch das Risiko nicht zu kurz kommt.

Pat

Stimme Jamal hier zu 100 Prozent zu – der Artikel ist fachlich auf unterstem Niveau:

– Zinsen bei Fonds: Aktien werfen keine Zinsen ab; auch bei Fonds ist das überwiegend der Fall – sofern sie nicht in Anleihen investieren.
– Steuern: Die werden nicht nur bei Wertpapieren, sondern auch bei festverzinslichen oder variabel verzinslichen Anlagen fällig. Sie können somit kaum ein Grund sein, warum die Deutschen mehr in Tagesgelder investieren als in Aktien oder Fonds.

Mit Finanzen kennt sich der Auto in jedem Fall nicht aus.

Antworten
Eike Kewitz

Hallo Pat,

danke für deinen Kommentar. Ich habe bei Jamal unten meinen Standpunkt zu dem Artikel genauer erklärt.

Zu deiner Kritik:
Warum sollten Aktien und Fonds keine Zinsen abwerfen, sondern nur Anleihen? Alles, was sich als Rendite auf Prozentbasis versteht, lässt sich mit dem Begriff Zinsen umschreiben. Für ein einheitliches Verständnis, weil die Menschen mit „Zinsen“ am meisten anfangen können. Sofern es dir darum geht, auf das richtige Wort zu pochen, hast du hiermit den Grund, weshalb ich von Zinsen schreibe.
Bei den Steuern hast du absolut Recht, diese werden bei jeder verzinsten Geldanlage fällig. Es ist aber so, dass (normalerweise) jeder einen Freistellungsauftrag besitzt (sofern die Bank darauf hingewiesen hat) und somit von den Steuern bis 801 Euro Rendite befreit ist. Mit Festgeld und Tagesgeld kommt man an diese Summe längst nicht heran, dafür muss man schon sehr viel Geld hinterlegen. Bei diesen Geldanlagen geht es den Leuten vor allem um die Sicherheit. Mit Aktien und Fonds ist es dagegen schon wahrscheinlicher, dass sie mit der Zeit (insbesondere durch den Zinseszins) über den Freistellungsauftrag hinaus Rendite erzielen und dann können die 25% Steuern echt wehtun.

Mit solchen Aussagen wie „der Autor kennt sich in jedem Fall nicht aus“ wäre ich persönlich immer etwas vorsichtig. Es ist schließlich immer alles eine Sache der Perspektive ;)

Antworten
Jamal

Hallo Eike,

ich nochmal.

Aktien können durchaus einen Zins kennen, das nennt man Dividende. Bei einem Fonds kommt es auf die Art an. Commodities zahlen keine Dividende, weshalb ein Commodity Fonds auch keine erhält und damit auch keine ausschüttet oder reinvestiert.

Der Satz „Alles, was sich als Rendite auf Prozentbasis versteht, lässt sich mit dem Begriff Zinsen umschreiben.“ ist einfach falsch. Einem Zins ist ein gewisser Anspruch inhärent. Einer Kursentwicklung fehlt dieser Anspruch!
Man kann eine Kursentwicklung als kalkulatorischen Zinsfuß darstellen, aber ganau das ist es dann auch, kalkulatorisch!
So unterliegen Aktien und Fonds auch nur kalkulatorisch einem Zinseszins, in der Relität jedoch nicht! (Ausnahme bei Fonds, bei denen Divinden reinvestiert statt ausgeschüttet werden).
Damit dürfte auch dein Grund „von Zinsen“ zu reden, weil es jeder versteht eher hinfällig sein, siehe den zweiten Teil deines Beitrages, womit ich mich auuch ziemlich komfortabel fühle zu sagen, ja du kennst dich nicht aus!

Sebastian Tüger

Naja, wie auch schon angemerkt, das Sparen hat sich einfach zu lange ausgezahlt und gerade dieser konservative und auf Sicherheit bedachte Zugang ist ja auch prinzipiell ein Pluspunkt. Durch die veränderte Wirtschaftslage ist es global aber halt interessanter als früher, mit dem wo/in was investieren Erfahrungen zu sammeln. Was nicht heißt, dass man deshalb Sicherheit prinzipiell außer Acht lassen sollte, man kann, mit genug Planung und Recherche, ja durchaus auch bei der Geldanlage darauf achten, dass man nur ein geringes Risiko in Kauf nehmen muss. Fonds sind natürlich eine Option, haben aber auch oft Gebühren und setzen Vertrauen in die Verwalter voraus. Persönlich schätze ich auch Güteranlagen, wie z.B. Deutsche Lichtmiete Invest für LED Beleuchtung oder Solaranlagen aus Düsseldorf, da mir die Mischung aus interessanten Angeboten und green economy zusagt und Direktinvestitionen stabiler sind aber das sollte natürlich jeder selbst entscheiden. Wichtig wäre, dass mehr Deutsche sowohl die Notwendigkeit als auch die Optionen einer stärkeren Streuung stärker ins Auge fassen und die Befähigung erlernen, Ratings und Bilanzen besser beurteilen zu können, da ein mittelfristiger Trendwechsel eher unwahrscheinlich ist.

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