Anti-Aging: Forscher testen Medikamente für ein längeres Leben – dabei gibt es schon ein einfaches Mittel
Seite 2 / 3Gab es schon Studien zur möglichen Anti-Aging-Wirkung von Rapamycin mit Menschen?
Wir versuchen jetzt erstmal, die zellulären Mechanismen noch besser zu verstehen. Und es muss noch geklärt werden, ob Rapamycin womöglich unerwünschte Nebeneffekte hat. Denn der Wirkstoff hat eine immunsuppressive Wirkung, was man als Nebeneffekt natürlich nicht so gerne haben will. Das ist im Moment der größte Hemmschuh für Studien mit Menschen – auch wenn bisher alles darauf hindeutet, dass der Effekt nur bei relativ hohen Dosen auftritt, wie sie eben bei Organtransplantationen üblich sind, und nicht den geringeren Dosen, die in der Alternsforschung verwendet werden. Auch bei der Hundestudie wurden Vortests gemacht, um immunsuppressive Nebenwirkungen auszuschließen. Die Bedenken zeigen auch, wie wichtig es ist, die Tests aus dem Laborsetting herauszuholen. Denn erst wenn Pathogene ins Spiel kommen, kann man sehen: Hat die Medizin einen negativen Effekt auf das Immunsystem oder nicht?
Neben Rapamycin: Welche anderen Ansatzpunkte für Anti-Aging-Mittel werden noch verfolgt?
In einem Übersichtspaper wurden kürzlich zwölf sogenannte Hallmarks of Aging beschrieben. Also zwölf Prozesse, über die man direkt die Lebenszeit und die Gesundheit im Alter verändern kann. Für die meisten Strategien konnte die Effekte im Tiermodell schon nachgewiesen werden.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel Senolytika: Das sind Medikamente, die sogenannte seneszente Zellen abtöten. Also Zellen, die keinerlei Funktion mehr erfüllen, die sich nicht mehr teilen, die aber auch nicht absterben und vom Körper abgebaut werden. Diese Zellen reichern sich mit dem Alter in verschiedenen Organen an und führen dort zu Funktionseinbußen. Zum Beispiel nimmt die Entgiftungsfunktion der Leber ab. Außerdem sekretieren seneszente Zellen Stoffe, die auch umliegende Zellen schädigen können.
Welche Ansatzpunkte, das Altern aufzuhalten, gibt es noch?
Ein anderer Angriffspunkt sind die sogenannten Yamanaka-Faktoren. Das sind vier Transkriptionsfaktoren, die dafür da sind, die Zellen während der Entwicklung eines Embryos in einem embryonalen Zustand zu halten. Erst wenn sich die Zellen weiter differenzieren, also in andere Zelltypen entwickeln, werden diese Faktoren abgestellt. Man kann diese Transkriptionsfaktoren aber mit genetischen Tricks wieder aktivieren und so Zellen wieder in einen embryonalen Zustand zurückversetzen. In der Petrischale klappt das gut, aber wenn wir von einer Zelle in einem Organismus sprechen, dann will man die natürlich nicht unbedingt in den embryonalen Zustand versetzen. Weil sie einerseits so ihre Funktion verliert, und sie könnte sich dann auch in alle möglichen Zellen teilen und dadurch könnte es zu Krebswachstum kommen.
Also doch eher eine untaugliche Methode?
Nein, denn in Versuchen mit Mäusen konnten solche Effekte verhindert werden, wenn man dieses Verjüngungsprogramm nur teilweise ablaufen ließ, es quasi in der Mitte stoppte. Das funktioniert auch bei menschlichen Zellen in der Zellkultur, aber ob es im Gesamtorganismus Mensch funktioniert? So weit ist man eben noch nicht. Aber es wäre ein Ansatz, der eine wirkliche Verjüngung bringen würde, anstatt den Alterungsprozess nur zu verlangsamen. Damit könnte man theoretisch sogar alte Leute wieder verjüngen.