Keine Vorstellungskraft? Das steckt hinter dem Phänomen „Aphantasie“

Australischen Forscher:innen sind Fortschritte auf dem Gebiet der Aphantasie-Forschung gelungen. (Foto: Mongkolchon Akesin / shutterstock)
Einfach ausgedrückt ist Aphantasie die Unfähigkeit, sich mentale Bilder von Objekten zu machen, die sich nicht in der Sichtlinie befinden. „Wenn ich meine Augen schließe, erlebe ich nur Dunkelheit, ich habe keine sensorische Erfahrung“, schreibt Neesa Sunar in einem Artikel über das Phänomen. Ein Startup in Australien ist auf der Suche nach einem objektiven Maß dafür ist, wie lebhaft die menschliche Vorstellungskraft ist.
Bis zu drei Prozent der Bevölkerung davon betroffen
Laut der US-amerikanische Medienwebseite Cnet sind zwischen ein und drei Prozent der Bevölkerung von Aphantasie betroffen – abgesehen von jenen Menschen, die nicht wissen, dass sie an Aphantasie leiden. Dennoch bleibt es ein relativ unbekanntes Thema. Es ist zum Beispiel unklar, wer dazu neigt, ohne das, was manchmal als „geistiges Auge“ bezeichnet wird, durchs Leben zu gehen, oder ob es eine genetische Disposition für das Phänomen gibt.
Vermutlich sind diese Wissenslücken geblieben, weil Aphantasie nicht unbedingt als „Störung“ oder „Zustand“ angesehen wird, sondern eher als menschliche Eigenschaft. Wir alle denken im Wesentlichen anders, also warum sollte das überhaupt eine Rolle spielen?
Ein Team der University of New South Wales Sydney scheint nun einen Weg gefunden zu haben, um zu überprüfen, ob jemand Aphantasie hat, indem es die Pupillenerweiterung misst. Es ist Teil des Future Minds Lab, einem experimentellen Startup, das darauf abzielt, das psychologische Phänomen zu entschlüsseln. „Dies ist wirklich der erste biologische, objektive Test für die Lebendigkeit von Bildern“, sagte Joel Pearson, Professor und leitender Autor der Studie, in einer Stellungnahme zu der Studie.
Pupillenreflexe sind entscheidend
Nach dem Studium der Pupillenreflexe von 42 Studienteilnehmer:innen, darunter einigen Aphantasiekranken, sahen sie, dass sich die Pupillen von Nicht-Aphantasie-Betroffenen und Aphantasiekranken deutlich erweiterten, wenn sie Objekte, die direkt vor ihnen waren, betrachteten. Allerdings zeigten nur die Nicht-Aphantasie-Betroffenen eine ähnlich starke Reaktion, wenn sie sich diese Gegenstände mental vorstellten.
„Es erinnert uns daran, dass, nur weil ich mich an etwas erinnere oder es auf eine Weise visualisiere, das nicht jeder tut“, sagte Rebecca Keogh, Forscherin an der Macquarie University und Mitautorin der Studie. Die öffentliche Diskussion über das Phänomen hat in den letzten Jahren stark zugenommen – und dürfte durch diese Forschungsergebnisse weiter angefacht werden.