Es ist 1976, als Steve Jobs und Steve Wozniak den ersten Apple Personal Computer auf den Markt bringen. Insgesamt 200 Stück produzieren sie vom sogenannten Apple-1, das Apple-Hauptquartier passt damals noch in eine Garage. Heute ist Apple einer der größten Tech-Konzerne weltweit.
Der Apple-1: Kein technisches Wunderwerk – aber von historischer Bedeutung
Doch was ist aus den ersten Geräten von 1976 geworden? Dieser Frage geht Achim Baqué zusammen mit einer weltweiten Sammler-Community nach. Im digitalen „Apple-1-Register“ hält er die Geschichten der einzelnen Exemplare, soweit bekannt, fest.
Baqué selbst besitzt insgesamt acht Apple-1. Nun könnte man meinen, der 54-Jährige sei überzeugter Apple-Jünger oder Fan von Steve Jobs. „Tatsächlich besitze ich kein einziges modernes Apple-Gerät“, im Alltag nutzt der Unternehmer Windows- und Android-Geräte.
Auch in seiner technischen Leistung sei der Apple-1 „vollkommen unbedeutend“, erklärt Baqué. Die Faszination liegt vielmehr in seiner Bedeutung für die Geschichte von Apple – als Grundstein für einen der größten Tech-Hersteller weltweit.
Von aufgeschraubten Festplatten zum ersten Apple-1
Neben seinen Apple-1-Exemplaren gehören zu Achim Baqués Sammlung mittlerweile über 1.000 alte Bauteile und Vintage-Computer, die zum Großteil in Bank-Safes in der Kölner Umgebung und einem gesicherten Lager aufbewahrt werden. Eigentlich wollte er nie zum Sammler werden. Aber: „Es hat sich nun einmal so ergeben“, sagt der Mann mit den weißblonden Haaren zu und lacht.
Als Sechzehnjähriger kommt Baqué im neu angebotenen Informatikunterricht erstmals mit Computern in Berührung. Mit 17 gründet er mit einem Schulfreund eine eigene Firma, programmiert als Auftragsarbeit eine Software für Gerichtsvollzieher. Die ermöglicht es Baqué bis heute, in einem kleinen, aber erfolgreichen Unternehmen sein eigener Chef zu sein.
Wer in den 80ern allerdings Interesse an einem halbwegs schnellen Computer hatte, musste ihn sich aus Einzelteilen selbst zusammenbauen. Einige ausgebaute Teile und aufgeschraubte Festplatten bewahrt Baqué in einer Vitrine auf, für ihn sind sie ein Stück Kunst.
In den 2000er-Jahren schlägt dann die Sentimentalität zu, Baqué beschließt, einen IBM-PC nachzukaufen. Den gleichen, den er in seinen unternehmerischen Anfängen genutzt und irgendwann – „dummerweise“ – verkauft hatte. Es folgen weitere Wegbegleiter, ein Apple 2 Plus beispielsweise, der erste PC, an dem er in der Schule gesessen hatte. Dazu kommen Exemplare, die er in seinen Informatikanfängen gerne gehabt hätte, sich aber nicht hatte leisten können. „Und das ist dann ein bisschen verrückt geworden“, sagt der Computerenthusiast mit einem verschmitzten Lächeln. 2015 ergattert er nach längerer Suche schließlich seinen ersten Apple 1.
Mit dem Apple-1 kommt die „Sisyphusarbeit“
Schon Baqués erster Apple-1 sorgt auch dafür, dass er zum Betreiber des Apple-1 Register wird. 2010 hatte der US-Amerikaner Mike Willegal die englischsprachige Seite ins Leben gerufen. An ihn wendet sich Baqué, denn sein neu erworbener Apple-1 soll Teil der Liste werden. Schnell wird dabei klar: Willegal ist die Arbeit am Register eigentlich zu viel geworden. Die Einträge enthalten kaum Details, werden nur schleppend aktualisiert. Eine Situation, die Baqué gerne ändern würde – und als er Willegal 2018 anbietet, zu übernehmen, stimmt der sichtlich erleichtert zu.
Auch für Baqué ist das Register manchmal „Sisyphusarbeit“. Anfragen vermeintlicher Apple-1-Besitzer beantworten, anhand von Fotos überprüfen, diskutieren, wie viel Information er letztendlich veröffentlichen darf. Bei den Anfragen, die besonders nach lukrativen Versteigerungen in die Höhe schießen, muss er vieles aussortieren, was eben kein Apple-1 ist.
Er habe immer wieder ans Aufhören gedacht, gibt Baqué freimütig zu. Nicht etwa, um die Füße hochzulegen, das liegt ihm nicht. Sondern um mehr Zeit für andere Hobbies zu haben: Foto- und Videografie, Reisen von Buthan bis in die Antarktik.
Steve Jobs und die Seriennummer: Die Detektivarbeit am Apple-1-Register
Es ist die Neugier, die ihn immer wieder zum Register zurückholt, die Detektivarbeit, die dazugehört. Ein Beispiel dafür ist die handgeschriebene Seriennummer, die auf einigen Exemplaren des Apple-1 zu finden ist. Von wem sie stammt, war zu Baqués Verwunderung lange ungeklärt. „Ich will wissen: Wieso und Warum, wer war das?“
Er forscht in seinem internationalen Netzwerk, zu dem auch zahlreiche Apple-Teammitglieder der ersten Stunde gehören. Niemand will die Nummern geschrieben haben. Ein forensisches Gutachten, das mithilfe von Schriftproben erstellt wird, zeigt schließlich: Die Seriennummern stammen aus der Feder von Steve Jobs.
„Endlich weiß ich, wer das geschrieben hat.“ Dass Steve Jobs‘ Handschrift die betroffenen Geräte finanziell noch einmal deutlich aufwerten könnte, interessiert Baqué wenig. Seine Exemplare des Apple-1 stehen ohnehin nicht zum Verkauf. Sie werden maximal zu Ausstellungszwecken verliehen oder könnten irgendwann in einem Tausch den Besitzer wechseln. Zum Beispiel gegen einen Micral N oder einen Xerox Alto. Die stehen nämlich noch auf der Wunschliste des Sammlers.
Für das Register erhofft er sich zukünftig noch mehr Unterstützung von allen, die irgendetwas über einen Apple-1 wissen oder selbst einen besitzen – damit er auch hier immer mehr Lücken füllen kann.