Apple unterstützt China bei der Internetzensur: The Great Feigling

Apple-Chef Tim Cook, Retter der freien Meinung – aber nur, wenn es ins Konzept passt. (Foto: dpa)
Am besten fasste es die NZZ zusammen. „Apple wirft sich vor Peking in den Staub“, schrieb die Zeitung am Sonntag. Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass der US-Konzern die Internetzensur der Volksrepublik unterstützt: Apple sperrte Virtuelle Private Netzwerke in China mit dem Verweis darauf, dass diese Inhalte „illegal“ in dem Land seien. Die betroffenen VPN-Anbieter beschuldigten den Konzern daraufhin, freie Rede und bürgerliche Rechte einzuschränken.
Das ist nicht neu: 2016 warf der US-Konzern bereits die News-App der New York Times aus seinem App-Store, offenbar auf Wunsch der chinesischen Zensoren. Aus rein geschäftlicher Sicht kann man diesen Schritt als clever bezeichnen: Apple vermeidet damit, den Markt ähnlich wie Facebook und Instagram verlassen zu müssen. Die sozialen Netzwerke waren nach kritischen Nutzerkommentaren gesperrt worden. Apple hingegen will die chinesischen Nutzer offenbar nicht aufgeben – und spielt nach den Regeln der „Great Firewall“.
Auf freie Rede pochen und dann in China Gewinne abschöpfen
Das ist nicht nur feige, sondern auch scheinheilig. Denn Apple-Chef Tim Cook lässt sonst keine Gelegenheit aus, sich als Retter der freien Rede zu inszenieren. Erst im April erhielt er den „Free Expression Award“ und hielt eine Lobeshymne auf freie Meinungsäußerung. Sie sei die Grundlage für so viele unserer Rechte, wie Cook bei der Verleihung betonte. Nicht nur die unterhaltenden Formen der freien Rede, sondern besonders unbequeme Worte seien zu schützen. Apple nehme diese Arbeit sehr ernst.
Wer die freie Rede schützen will, der sollte das aber nicht nur in seinem eigenen Land tun, wo es zum guten Ton gehört, die Meinungsäußerung hochzuhalten. Er sollte diese Werte auch und gerade in einem Staat vertreten, in dem das nicht gewünscht ist. So wie es Google gemacht hat. Als Peking die Gmail-Konten von Dissidenten zu hacken versuchte, zog sich der Konzern zurück und ließ damit einen Milliardenmarkt hinter sich – einen Markt wohlgemerkt, in dem er einen Anteil von 35 Prozent besaß.
Stattdessen gibt sich Apple nach außen als Verfechter der freien Rede und schöpft gleichzeitig die Gewinne in China ab, auf Kosten der Meinungsfreiheit.