Marke vor Meinung: Apples KI soll lernen, Donald Trump nicht zu verärgern
Apple Intelligence: Der iPhone-Konzern soll seine KI angeblich auf die politische Linie der US-Regierung bringen. (Symbolbild: Mamun sheikh K/Shutterstock)
Wie das Magazin Politico berichtet, soll der iPhone-Konzern aus Kalifornien die internen Richtlinien für das Training seiner KI-Modelle angepasst haben. Die Änderungen seien im März 2025 in Kraft getreten, zwei Monate nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump.
Die Informationen stammen laut Politico von zwei anonymen Daten-Annotator:innen und aus internen Dokumenten des Apple-Dienstleisters Transperfect mit Hauptsitz in New York. Diese Annotator:innen bewerten und verbessern die Antworten der KI, die als Apple Intelligence bezeichnet wird.
Diversity soll jetzt als „kontrovers“ gelten
Dem Bericht zufolge wurden mehrere politisch sensible Bereiche neu justiert. Während in der früheren Version der Begriff „Intoleranz“ – definiert auch als eine Abneigung gegen Vielfalt – als „schädlich“ galt, sei diese Formulierung nun verschwunden. Stattdessen werde der Themenkomplex „Diversity, Equity, and Inclusion (DEI)“ in der neuen Fassung explizit als „kontrovers“ geführt. Explizite Erwähnungen von „systemischem Rassismus“ seien aus den neuen Dokumenten verschwunden.
Auch die Liste der als heikel definierten Themen sei erweitert worden. Neben Abtreibung oder LGBTQ+-Rechten fänden sich dort nun auch die Themen Impfungen und Wahlen. Die Anweisungen zum Umgang mit Anfragen zu Donald Trump selbst und seinen Anhänger:innen seien ebenfalls detaillierter geworden. Eine Formulierung wie „radikale Trump-Anhänger“ solle von den Bewerter:innen als potenziell „aufwieglerisch“ und stereotypisierend gekennzeichnet werden.
Ein weiterer zentraler Punkt der neuen Richtlinien sei der Schutz der eigenen Marke. Ein neuer Abschnitt namens „Apple Brand Impacts“ weise die Mitarbeiter:innen an, Antworten als sensibel zu behandeln, die sich auf Apple, seine Produkte und seine aktuelle wie frühere Führungsebene, einschließlich Tim Cook und Steve Jobs, beziehen. Negative Presseberichte oder der Anschein von Datenschutzverstößen fielen ebenfalls unter diese Regelung.
Apple und Subunternehmer dementieren
Der Bericht enthält auch Stellungnahmen der betroffenen Unternehmen. Ein Sprecher von Apple erklärte gegenüber Politico, die Behauptung einer strategischen Neuausrichtung sei „komplett falsch“. Man trainiere die Modelle auf Basis fester „Responsible AI“-Prinzipien und aktualisiere die Richtlinien regelmäßig, um die Modelle zu verbessern.
Ähnlich äußerte sich Phil Shawe, der Co-CEO von Transperfect. Er bezeichnete die Behauptungen ebenfalls als „komplett falsch“ und wies sie „in den schärfsten Worten“ zurück. Es habe im letzten Jahr über 70 Aktualisierungen gegeben, von denen aber keine eine grundlegende Richtlinie geändert habe.
Wie in „Severance“: Die Arbeitsbedingungen der KI-Trainer
Die Quellen des Berichts geben auch einen Einblick in die Arbeitsbedingungen bei dem Subunternehmer. Die rund 200 Annotator:innen von Transperfect im spanischen Barcelona arbeiteten unter strengsten Geheimhaltungsauflagen und wüssten offiziell nicht, dass sie für Apple tätig sind.
Einer der Mitarbeiter:innen verglich die Atmosphäre mit der Apple-TV-Serie „Severance“, in der Angestellte Aufgaben erledigen, ohne den Zweck ihrer Arbeit oder das Unternehmen zu kennen. Diese abgeschottete Arbeitsweise beleuchtet die oft unsichtbare, aber entscheidende menschliche Komponente hinter der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.
Die internen Dokumente zeigen ein Unternehmen, das bemüht ist, seine KI-Produkte vor politischen und markenschädigenden Kontroversen zu schützen. Ob dieser Balanceakt zwischen unternehmerischem Risikomanagement und dem Anspruch auf neutrale Informationsvermittlung gelingen kann, wird sich erst mit der Veröffentlichung der neuen KI-Funktionen zeigen.
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