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Ukrainekrieg zum Nachspielen: Wenn Gaming-Mods reale Konflikte aufgreifen

„Free Ukraine“ oder „Ukraine War“ heißen Modifikationen, mit denen Videospiele um ukrainische Uniformen oder Waffen erweitert werden. Von denen gibt es einige – nicht erst seit Februar 2022.

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Die Mod "Ukraine War" für das Spiel "Call of Duty 4: Modern Warfare". (Screenshot: Activision Blizzard/"Ukraine War")

Seit Modifikationen von Videospielen möglich sind, existieren Mods von realen Kriegen. In Strategiespielen werden so etwa Schlachten aus dem Zweiten Weltkrieg nachgespielt – mit originalgetreuen Modellen. Solche von Fans erstellten Erweiterungen von Spielen werden von den Herstellern meist nur geduldet. Wenn sie genutzt werden, um beispielsweise nationalsozialistische Propaganda zu verbreiten, gehen die Firmen aber auch nur selten dagegen vor. So gibt es auf Steam und in Spieleforen etliche Mods, in denen Spieler und Spielerinnen mit Hakenkreuz auf der Flagge den Zweiten Weltkrieg gewinnen können.

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„Hearts of Iron IV“ ist ein solches Spiel. Das Strategiespiel bietet Kampagnen an, die in den Jahren 1936 und 1939 beginnen. Doch bereits am 26. Februar 2022 ist auf Steam eine Mod mit Namen „Free Ukraine“ erschienen, die die Ukraine als Kriegspartei hinzufügt. „Gebt es den Russen mit einer starken ukrainischen Nation, die beim Start ins Spiel eingefügt wird“, heißt es in der Beschreibung. Auf der Diskussionsseite der Mod wird moniert, dass die Ukraine im Spiel etwas zu stark sei. Direkt daneben eine Diskussion darüber, wie Putin aufgehalten werden kann – und Kommentare, in denen User ankündigen, diese Mod zu melden. 

Ein „realistisches Kriegsspiel“

Schon Ende 2021 startete die Mod „Ukrainian Factions Project“ für „Arma 3“, die bis heute regelmäßig mit Updates versorgt wird. Mit akribischer Arbeit: „Bei der Erstellung der Mod wurden zehntausende Referenzbilder der Fahrzeuge, Waffen und Ausrüstung der ukrainischen Verteidiger vom Beginn der russischen Militäraggression sowie der „Vorkriegszeit“ verwendet“, sagen die Entwickler. Die „Squad Ukraine„-Mod wiederum wurde im September 2021 veröffentlicht und fügt dem Spiel „ukrainische Tarnungen und Uniformen hinzu“.

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Die „Arma“-Reihe will „authentisches Gameplay“ bieten. Anders als etwa ein „Call of Duty“ setzt das Spiel darauf, dass hier nichts leicht von der Hand geht. Das Handling der Waffen: kompliziert. Items aufsammeln: kompliziert. Sich auf der Karte zurechtzufinden: kompliziert. Schon immer setzte „Arma“ darauf, ein „realistisches Kriegsspiel“ zu sein. So machten am Anfang des Krieges auch Meldungen die Runde, dass viele „Kriegsszenen“, die in den Sozialen Medien geteilt werden, eigentlich aus diesem Spiel stammen.

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Die Community der Spielereihe hat die Games seit Beginn durch Modifikationen erweitert. Das Nachspielen von realen Kriegen durch hinzugefügte Uniformen, Abzeichen oder Panzer spielte dabei immer eine große Rolle. So gibt es etwa seit 2010 eine Mod, die es ermöglichen will, „eine realistische und taktische Kampfumgebung im Indochina-Vietnam-Konflikt“ zu bieten.

Bugmeldungen neben Troll-Kommentaren

Neu am Krieg in der Ukraine ist jedoch, dass die Modifikationen schon gespielt werden, während der Krieg noch herrscht. Das liegt vor allem daran, dass die meisten dieser Hobby-Entwickler:innen bereits seit 2014 an den Mods arbeiten. Denn der Russisch-Ukrainische-Krieg begann Ende Februar 2014. In Foren und auf den Mod-Seiten wird der aktive Krieg genauso diskutiert wie der Krieg im Virtuellen. Beschwerden über Bugs, Wünsche um detailreichere Waffen und Uniformen steht neben dem immer wieder geäußerten Wunsch, dass die Ukraine diesen Krieg doch bitte gewinnen möge – in der Realität. Genauso finden sich hier aber auch, wie überall im Internet, russische Trolle, die Stimmung gegen das Land machen wollen und von einer ukrainischen Regierung fabulieren, die von Nazis unterlaufen sei.

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„Arma“ oder „Hearts of Iron IV“ sind erfolgreiche, aber dennoch nischige Spiele. Durch ihre Sperrigkeit werden sie meist nur von Gaming-Communities gespielt, die bereit sind, sich in Spiele hineinzuarbeiten und alle Systeme zu durchdringen. Ukraine-Mods gibt es aber auch für Spiele, die Teil des Gaming-Mainstreams sind. „Call of Duty 4: Modern Warfare“ etwa. Das Spiel erschien erstmal 2007 und wurde 2016 in einem Remaster neu aufgelegt. Die Verkaufszahlen beliefen sich bis Ende 2013 auf knapp 16 Millionen Euro. 2017 erschien eine Mod für das Spiel mit dem einfachen Titel „Ukraine War“. Auch hier werden dem Spiel neue Maps, Waffen oder Uniformen hinzugefügt. „Viele Modifikationen, es ähnelt eher einem neuen Spiel als einer Mod“, heißt es in einer Rezension – die alle sehr positiv ausfallen.

Ganz anders verhält es sich wiederum bei einer Mod für das äußerst beliebte Spiel „The Elder Scrolls V: Skyrim“. Für das Rollenspiel wurde am 28. Februar 2022 eine kleine Erweiterung erstellt, mit der „Reliefs des nationalen Emblems der Ukraine“ dem Spiel hinzugefügt werden können. Der User aus Japan, der diese Mod erstellt hat, hat einen Wunsch: „Ich habe diese Mod erstellt, damit die Leute sie für Charity-Streams für die Ukraine verwenden.“

Mods werden nicht verschwinden

Am 21. Mai 2022 wurde die Mod mehrfach geupdated. Die Patches haben Namen wie „Azov Battalion strikes – New weapon sounds v2 + AK-47 silenced“ oder „Donbass on fire + New weapon sounds v1“. Das mag makaber klingen – ist es auf eine Weise auch. Durch diese Mods werden Schlachten nachgestellt, die in der selben Sekunde noch toben und etliche Menschenleben fordern. Genauso scheinen sie für einige Spieler:innen aber auch eine Möglichkeit zu sein, sich mit dem Krieg auseinanderzusetzen. Das Fiktive aus ihren Spielen zu nehmen, und sich im Virtuellen mit der grausamen Realität auseinanderzusetzen.

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Es hat lange gedauert, bis Videospiele als Medium anerkannt wurden, in dem eine ernste Auseinandersetzung mit dem Krieg durchaus möglich ist. Spiele wie „This War of Mine“ oder „Through the Darkest of Times“ haben das bereits eindrücklich zeigen können. Mods sind feste Teile dieses Mediums. Die Erweiterungen sind eine Möglichkeit für Fans, ihre liebsten Spiele zu verändern – sie zu ihren eigenen Spielen zu machen. Es können kreative Orte sein, an denen sich auch mit gesellschaftlichen Themen auseinandergesetzt wird. Rollenspiel-Server sind etwa ein Beispiel dafür. Sie werden jedoch kaum kontrolliert. Weder ihre Qualität noch ihre teils zweifelhaften Inhalte. Die Plattformen, die diese Mods anbieten, sollten sich dieser Verantwortung stellen.

Diese 9 Videospiele helfen euch, mal abzuschalten Quelle:
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