Anzeige
Anzeige
News
Verpasse keine News mehr!

Unsichtbares wird sichtbar: Forscher filmen Atombewegungen in Echtzeit

Der direkte Blick auf atomare Vorgänge ist jetzt möglich! Einem Forschungsteam gelangen Echtzeit-Einblicke in chemische Prozesse – mit einem Ergebnis, das Lehrbücher umschreiben könnte.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Ein viel größeres als das hier gezeigte Elektronenmikroskop hat revolutionäre Einblicke in den Tanz der Moleküle erlaubt. (Symbolfoto: Elizaveta Galitckaia / Shutterstock)

Was lange unmöglich schien, ist Forscher:innen der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois nun gelungen. Sie haben atomare Teilchen bei ihrer rasanten Arbeit während einer chemischen Umwandlung beobachtet. Möglich wurde dies durch eine revolutionäre Mikroskopie-Technik, die nicht nur präzise Momentaufnahmen liefert, sondern ganze Abläufe sichtbar macht – und dabei Erstaunliches offenbarte.

Anzeige
Anzeige

Die Technik: Smart-Em macht Atome sichtbar

Möglich wurde dieser Durchbruch durch eine spezielle Form der Elektronenmikroskopie namens SMART-EM (Single-Molecule Atomic-Resolution Time-Resolved Electron Microscopy). Man kann sie sich wie eine extrem hochauflösende High-Speed-Kamera für die Nanowelt vorstellen.

Statt die empfindlichen Moleküle mit energiereichen Strahlen zu zerstören, wie es bei herkömmlichen Methoden oft passiert, tastet Smart-Em die Probe mit sanften, ultrakurzen Elektronenpulsen ab. Das Ergebnis sind scharfe „Filme“, die nicht nur zeigen, wo einzelne Atome sitzen, sondern auch, wie sie sich bewegen, Bindungen eingehen oder lösen.

Anzeige
Anzeige

„Früher konnten wir nicht sehen, wie sich Atome bewegen. Jetzt können wir es“, bringt es Dr. Yosi Kratish, leitender Forscher am Institut für Chemie der Northwestern University, auf den Punkt.

Die Beobachtung: Ein unerwarteter „Klebeeffekt“

Das Team untersuchte eine grundlegende katalytische Reaktion: die Abspaltung von Wasserstoff von einem Alkoholmolekül an einer Katalysatoroberfläche. Solche Prozesse sind fundamental für viele industrielle Anwendungen – von der Treibstoffherstellung bis zur Pharmazie. Bisher ging man davon aus, dass die bei der Reaktion entstehenden Zwischenprodukte schnell vom Katalysator weg diffundieren.

Anzeige
Anzeige

Doch die Live-Aufnahmen zeigten ein anderes Bild. Das Zwischenprodukt, ein sogenannter Aldehyd, blieb überraschenderweise am Katalysator haften. Mehr noch: Die Aldehyde verbanden sich direkt an der Oberfläche zu kurzen Ketten – Polymeren. Diese Entdeckung eines gänzlich unerwarteten Reaktionsschritts stellt etablierte Modelle fundamental infrage und hat damit das Potenzial, bisheriges Lehrbuchwissen zu korrigieren.

Die Bedeutung: Von Black Box zu Blaupause

Doch was bedeutet das konkret für die Lehrbücher und die Praxis? Die bisherige Beschreibung, wie Moleküle auf Katalysatoroberflächen reagieren und was mit Zwischenprodukten geschieht, war offenbar unvollständig.

Anzeige
Anzeige

Die nun entdeckte Polymerbildung auf der Oberfläche erklärt womöglich, warum industrielle Katalysatoren oft unerwartet an Leistung verlieren oder „verkleben“. Mit diesem Wissen lassen sich zukünftig effizientere und langlebigere Katalysatoren gezielt konstruieren.

Katalysatoren sind die Arbeitspferde der chemischen Industrie, aber ihre genaue Funktionsweise ist oft eine Art „Black Box“. Man weiß, was vorn hineingeht und hinten herauskommt, aber die entscheidenden atomaren Schritte dazwischen blieben meist verborgen.

„Indem wir diesen Prozess visualisieren und die Mechanismen verfolgen, verstehen wir exakt, was im feinsten Detail passiert“, erklärt Dr. Kratish in einer Pressemeldung der Universität.

Anzeige
Anzeige

Mit diesem neuen Wissen können Forscher nun gezielter Katalysatoren designen, die effizienter, selektiver, langlebiger und umweltfreundlicher arbeiten – etwa für die Produktion von grünem Wasserstoff oder für nachhaltigere chemische Synthesen. Auch die Entstehung unerwünschter Nebenprodukte lässt sich so besser verstehen – und vermeiden.

„Das ist ein großer Durchbruch“, so Dr. Kratish. „Smart-Em verändert die Art, wie wir Chemie betrachten.“ Die Studie, die am 11. April im Fachjournal Chem veröffentlicht wurde, ist wohl erst der Anfang einer neuen Ära der „visuellen Chemie“.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige