Aus AVM wird Fritz: Warum das ein kluger Schachzug des Router-Marktführers ist

Will AVM zurück zum Markenkern? (Foto: Ralf Liebhold/Shutterstock)
Denn die bisher seit vielen Jahren bekannte Website avm.de wird seit einigen Tagen auf fritz.com umgeleitet. AVM selbst teilte dies zunächst lediglich über ein X-Posting mit und ergänzte, man gönne sich „jetzt erstmal ein Raider, ähh.. Twix“ – in Anspielung auf die Raider-Umbenennung in Twix, die schon 1991 erfolgte, aber bis heute sprichwörtlich für einen Namenswechsel bei gleichbleibender Produktqualität steht.
Zur Begründung hieß es, man wolle die Produktmarke Fritz besser in den Fokus heben. Marketingtechnisch ist all das ein bereits lange überfälliger Schritt, auch wenn die Kommunikation dazu eher „nebenbei“ erfolgt. Denn seit vielen Jahren ist die Fritzbox bei vielen eine Art Gattungsbegriff für Router und Modems, so wie Tempo für Taschentücher. Das Unternehmen verzeichnet rund zwei Drittel Marktanteil auf dem deutschen Markt der Internetzugangs-Devices, immerhin 18 Prozent sind es europaweit (laut IDC).
Der starke Markenbegriff Fritz wird betont
Erstmals tauchte der Begriff Fritz Mitte der 90er Jahre im Zusammenhang mit ISDN-Karten auf, die gleichnamige Box kam erst 2004 auf den Markt. Seitdem entstand ein ganzes Ökosystem an Produkten rund um die Fritzbox, das dazugehörige DECT-Telefon und eine Vielzahl an Smarthome Devices.
Mitte vergangenen Jahres wurde bekannt, dass ein in Luxemburg ansässiger Investor namens Imker Capital Partners das Unternehmen AVM übernimmt. Die Gründer haben sich weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen – ein Generationswechsel, der altersbedingt durchaus Sinn macht. Gleichzeitig hieß es da noch, AVM strebe „Wachstum durch neue Produkte und eine verstärkte Internationalisierung“ über den deutschsprachigen Raum hinaus an.
Ob Fritz als typisch deutscher Name der für den weltweiten Markt geeignete Begriff ist (oder vielleicht gerade deswegen), müssen Marketingexpert:innen entscheiden. Klar ist aber, dass wohl die wenigsten Nutzer:innen wissen dürften, dass der Name AVM eigentlich für „Audiovisuelles Marketing“ steht und aus der frühesten Zeit des Unternehmens stammt – aus Zeiten vor der Wiedervereinigung, als die Telekom noch Bundespost hieß und der Bildschirmtext über den Röhrenbildschirm flackerte.
Kommt jetzt die Neuausrichtung?
Spannend bleibt aber, ob hieraus auch eine versprochene (beinahe möchte man sagen: angedrohte) Neuausrichtung in der Produktpolitik resultiert. Im Herbst vergangenen Jahres hat der neue CEO Jan Oetjen, der von United Internet (genauer von der 1&1 Mail & Media Applications) kam, seine Arbeit aufgenommen.
Es bleibt abzuwarten, an welche Line Extensions die Berliner im Rahmen der Neuausrichtung denken. Wenig überraschend wären hier sicherlich weitere Devices innerhalb des eigenen Heimnetzwerkes. Ob und in welcher Form die über viele Jahre gepflegte Nachhaltigkeit bei der Modellpflege erhalten bleibt, muss man abwarten. Das Unternehmen hatte über Jahre hinweg langfristige Modellpflege betrieben und für jeweils aktuelle Treiber gesorgt. Auch wurden bei Modellreihen, die einige Jahre im Handel waren, noch spät mögliche funktionale Erweiterungen implementiert, soweit dies technisch möglich war.
Die Umleitung der eigentlichen Website von AVM auf Fritz funktioniert übrigens inklusive sämtlicher Unterseiten, zumal alles ansonsten gleich bleibt. Sämtliche durch Anwender:innen gespeicherte Links oder Lesezeichen sind so weiterhin problemlos auffindbar. Zumindest in dieser Hinsicht passt also das zum Raider-Spruch gehörende „ändert sich nix“.