Macht KI uns arbeitslos? Musk sieht den Worst Case – Experten widersprechen
Werden wir in Zukunft alle nicht mehr arbeiten? Zumindest stellt sich das Tesla-Chef Elon Musk vor. Bei der Viva Technology 2024 in Paris teilte er, via Livestream zugeschaltet, seine Erwartungen für die Tech-Zukunft in einer Fragerunde. Besonders seine Aussagen zur Zukunft der Arbeit sind im Gedächtnis geblieben.
Fürchtet Musk KI-bedingt um seinen Job?
Eine Frau fragte, ob er Sorge habe, durch künstliche Intelligenz seinen Job zu verlieren. Ein Ausschnitt aus seiner Antwort: „In einem schlechten Szenario hätten wir alle keinen Job mehr. Allerdings gebe es auch keine Knappheit mehr an Gütern oder Services“, so der Unternehmer. Laut Musk würden Roboter genügend Produkte herstellen und Dienstleistungen anbieten, damit die Menschheit versorgt wäre.
Arbeit verspricht dabei aber auch finanzielle Sicherheit. Was Musk anspricht – der Verlust der Arbeit durch KI – ist eine reale Sorge, die gerade die Kreativszene umtreibt. Das adressierte auch Scott Belsky, Chief Strategy Officer and EVP bei Adobe, auf der Viva Technology. Allerdings sah er genau das Gegenteil: KI werde nicht zum Jobverlust führen, sondern die Arbeit beflügeln.
Erste Millionen-Einsparungen durch KI – zulasten von Agenturen
Klingt gut, scheint aber nicht Realität zu sein. Wenige Tage nach der mehrtägigen Messe verkündete der Zahlungsanbieter Klarna, die weltweiten Agenturkosten um 25 Prozent gesenkt zu haben. Betroffen waren Übersetzungs-, Produktions-, CRM- und Social-Agenturen, eingespart werden sollen so vier Millionen US-Dollar an Betriebskosten.
Für Klarna klingt das nach einem Erfolg, zumal die Anzahl der Kampagnen sogar noch erhöht sowie das Marketingmaterial häufiger aktualisiert werden soll. Für 37 Prozent sei KI bei diesen Kosteneinsparungen verantwortlich – dabei geht es auch um die Produktion von Bildmaterial, die bei Klarna mit Tools wie Midjourney, Dall-E und Firefly erfolge.
Diese Jobs gefährdet KI bereits
Für Agenturen sind das schlechte Nachrichten. Unternehmen haben Budgets ohnehin schon gekürzt. Das sagte auch David Gabriel, CEO der Smarketer-Group, Anfang des Jahres. Sein Rat war damals, auf ein Team aus spezialisierten Fachkräften zu setzen und statt einem Full-Service-Angebot eher in die Spezialisation zu gehen.
Aber auch diese Strategie scheint nicht gegen KI zu schützen. In der Realität zeigt sich also: KI kann Jobs gefährden. Die Auswirkungen, die durch die Weiterentwicklung von Video-KI wie Sora noch kommen, sind dabei noch schwer einzuschätzen. Allerdings erwähnte auch Belsky, dass Videos bereits mit KI verlängert werden könnten.
Was nach Bequemlichkeit klingt, ist etwa für Videoagenturen ein Risiko: Möglicherweise gibt es weniger oder minimierte Aufträge für Drehs, wenn wenig Material künstlich verlängert werden kann.
Größte Sorge von Elon Musk: KI
Auch Elon Musk sieht dabei in der KI das, was ihm aktuell am meisten Angst mache, wie er zum Abschluss der Fragerunde sagte. Generell äußerte er sich in der fast einstündigen Session mehrmals besorgt über die bisher entwickelten KI-Modelle. Sie seien zur politischen Korrektheit entwickelt, wodurch er die Wahrheit gefährdet sieht. Das zeigt: Wer auf die Auswirkungen der KI in Bezug zur Arbeit schaut, ist schnell auf der Metaebene.
Die Metaebene ist die generelle Beschaffenheit der KI. Diese Gefahr sieht er bei ChatGPT von OpenAI, Gemini vom Google-Konzern Alphabet oder dem Llama-Sprachmodell von Meta. Der Meta-KI-Chef Yann LeCun, der live bei der Viva Technology sprach, teilt diese Einschätzung nicht. LeCun ist beim Thema KI generell etwas optimistischer. Er hofft auf eine KI auf dem Level der menschlichen Intelligenz.
Sein Plan: In fünf Jahren soll das Meta-Modell Llama auf einem deutlich fortgeschrittenen Niveau sein. Generell solle KI auch genutzt werden, um die physische Welt zu verstehen. Seinem Verständnis nach ist KI demzufolge etwas, was sich als ebenbürtig zum menschlichen Verstand entwickeln soll. Diese Entwicklung braucht laut LeCun allerdings Zeit. „KI ist kein Event, das von einem auf den anderen Tag passiert“, so der KI-Meta-Chef.
LeCun kritisiert Panikmache und gerät mit Musk aneinander
Aussagen, wie das auf die Arbeitswelt wirken soll, traf LeCun nicht im Detail. Allerdings wurde deutlich, dass er generell die KI als Ergänzung sieht – von Panikmache mit drohendem Jobverlust oder gar dem Ende der Menschheit hält er nichts.
Das machte er auch auf der Plattform X deutlich, auf der er mit X-Besitzer Musk aneinander geriert. Um Arbeit ging es dabei nicht, sondern um die generellen Auswirkungen der KI.
Auch wenn sich Musk und LeCun uneinig sind, ob KI die große Gefahr ist oder nicht, zeichnen sich die ersten Entwicklungen bereits ab – auch für Arbeitsplätze in der Kreativ-Branche. Während Belsky zwar positiv gestimmt ist und keinen Jobverlust fürchtet, zeigt die Klarna-Meldung die Gefahr für Jobs im Marketing. Künftig baut etwa Google sein Angebot für KI-generierte Assets immer weiter aus.
Wahrscheinlich bleibt für Berufstätige in der Branche das zu tun: nah an den Trends bleiben, die Technik ausprobieren und zum eignen Vorteil nutzen. Sprich: mehr ausprobieren, aber dabei auch deutlich machen, dass jedes Programm bedient werden muss. Schließlich ist KI immer nur so gut wie ihr Input – es ist an Menschen, neue Ideen zu entwickeln.