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Autoindustrie kritisiert neue Vorgaben für Elektroauto-Prämie

Plug-in-Hybride haben einen großen Anteil an neu zugelassenen Autos mit Elektroantrieb. Doch rein elektrisch können sie nur relativ kurze Strecken fahren. Die Autoindustrie warnt vor zu hohen Anforderungen für eine Kaufprämie.

2 Min. Lesezeit
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Elektroauto an einer Ladesäule. (Foto: Shutterstock)


Die Autoindustrie hat geplante neue Vorgaben für Plug-in-Hybridfahrzeuge bei der Elektroauto-Kaufprämie kritisiert. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) warnten, der Hochlauf der Elektromobilität könnte kurzfristig bis mittelfristig ausgebremst werden. Kritik kommt auch vom Naturschutzbund (Nabu).

Ein Plug-in-Hybrid kombiniert einen Elektroantrieb mit einem Verbrenner. Nach einem Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums soll die Regelung zu Plug-in-Hybridfahrzeugen auf den elektrischen Antrieb fokussiert werden. Bei Plug-in-Hybriden muss bisher entweder ein CO2-Kriterium erfüllt oder eine Mindestreichweite gegeben sein. Ab dem 1. Oktober 2022 soll das CO2-Kriterium wegfallen und das Erfordernis einer rein elektrischen Mindestreichweite von 60 Kilometern greifen; zuvor sind es 40 Kilometer. Ab dem 1. Januar 2024 müssen Plug-in-Hybride laut Entwurf der Förderrichtlinie eine Mindestreichweite von 80 Kilometern vorweisen, um förderfähig zu sein.

Kaufprämie bis 2025 verlängert

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Hintergrund der neuen Richtlinie ist, dass die deutlich höhere staatliche E-Auto-Kaufprämie bis Ende 2025 verlängert werden soll. Bisher ist sie bis Ende 2021 befristet. Im vergangenen Sommer war die bestehende Kaufprämie (Umweltbonus) über eine „Innovationsprämie“ erhöht worden – der Bund hatte seine Förderung beim Kauf eines Elektrofahrzeugs verdoppelt. Seitdem sind die Neuzulassungen von E-Autos stark gestiegen.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte, der Verband begrüße grundsätzlich die Verlängerung der Innovationsprämie. „Aber der geplante Wegfall des CO2-Kriteriums wird den Hochlauf der Elektromobilität kurzfristig bis mittelfristig ausbremsen. Eine Vielzahl bisher förderfähiger Plug-in-Hybride wird für Kunden weniger attraktiv. Diese entscheiden sich dann möglicherweise für ein Fahrzeug mit klassischem Antrieb, und das kann politisch nicht gewollt sein.“ Die technische Herausforderung, die Mindestreichweite auf 80 Kilometer zu steigern, sei für die Autoindustrie mittelfristig lösbar. „Aber auch hier benötigt die Industrie Planungssicherheit, daher fordern wir, es hier bei der Frist von Anfang 2025 zu belassen.“

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Plug-in-Hybride bleiben umstritten

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel verwies darauf, nach derzeitigem Stand würde dies bedeuten, dass etwa 50 Prozent der von VDIK-Mitgliedern angebotenen Plug-in-Hybride nicht mehr förderfähig wären. „Gerade im Markthochlauf der Elektromobilität ist dies das falsche Signal. Auch kleinere und damit günstigere Fahrzeuge sind von diesen strengeren Vorgaben betroffen.“ Im ersten Halbjahr 2021 hätten Plug-in-Hybride einen Anteil von über 50 Prozent an den neu zugelassenen Fahrzeugen mit Elektroantrieb ausgemacht.

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Nabu-Verkehrsexperte Daniel Rieger nannte es „höchst problematisch“, dass auch Plug-in-Hybride weiter von der Förderung profitieren sollen. Diese Fahrzeuge würden gerade im gewerblichen Bereich eingesetzt und dort offenbar nur äußerst selten elektrisch gefahren. Entsprechend sei keine reale CO2-Minderung zu verzeichnen. „Im Gegenteil: Durch das Gewicht des zusätzlichen Motors sowie der Batterie liegt der Verbrauch dieser Fahrzeuge mitunter sogar höher als bei vergleichbaren Verbrennern“, sagte Rieger der dpa.

„Dass diese Technologie weiter steuerlich gefördert werden soll, ohne dass ein Nachweis über eine tatsächliche elektrische Fahrleistung und damit auch CO2-Minderung erfolgt, ist inakzeptabel“, sagte der Nabu-Vertreter. Es sei nur ein weiterer Weg gefunden worden, „der Autoindustrie beim Absatz fragwürdiger Modelle unter die Arme zu greifen“. Eine solche Maßnahme bremse auch den zügigeren Umstieg auf reine Elektroautos aus: „Die Hersteller wären gut beraten, sich voll und ganz auf die Entwicklung reiner Elektroantriebe zu konzentrieren, statt sich über verschärfte Vorgaben zu beklagen.“ dpa

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Kantenhuber

„Dass diese Technologie weiter steuerlich gefördert werden soll, ohne dass ein Nachweis über eine tatsächliche elektrische Fahrleistung und damit auch CO2-Minderung erfolgt, ist inakzeptabel“

Die europäische Autoindustrie hat mit zielsicherem Instinkt wieder einmal die schlechteste Option von allen aufgegriffen: Förderung ohne den Nachweis effektiver Einsparung beim realen Betrieb der Produkte. Stichwort „Plug-In“. Es riecht förmlich nach Diesel-Gate.

Toyota hatte aus gutem Grund die Plug-Ins weitgehend aus dem Produktportfolio heraus genommen, weil sie beim realen Betrieb bei den meisten Anwendern nicht den erwünschten Effekt geliefert haben, schon allein deshalb, weil sie nicht oder selten geladen werden, dafür aber eine schweres Akkupack mit sich herumschleppen und gleichzeitig auch noch die gesamte Mechanik des Verbrenners mit an Bord haben.

Hybride werden erst dann sinnvoll, wenn sie so einfach wie möglich aufgebaut sind. Parallele Anordnungen, um praktisch zwei Antriebe zu Verfügung zu haben, mögen auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, sind aber der mechanisch-elektrische Overkill. Nach wie vor gilt: so einfach, effektiv und vor allem leicht wie möglich spart Energie.

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