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So weit ist Elektromobilität inzwischen verbreitet

Analyse mit Überraschungen: Anhand des Automotive-Electrification-Index möchte das Beratungsunternehmen Alixpartners einen komplexen Markt „transparenter, nachvollziehbarer und exakter“ abbilden.

Von Ekki Kern
6 Min. Lesezeit
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Wie steht es um die Elektrifizierungsbemühungen der Autohersteller weltweit? Ein neuer Index soll den Markt transparenter machen. (Foto: Shutterstock)

Auch wenn es sich derzeit manchmal anders anfühlt: Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs habe in der weltweiten Automobilindustrie „Fahrt aufgenommen“, konstatiert das Beratungsunternehmens Alixpartners. Konkrete Zahlen will man diesbezüglich ab sofort anhand des sogenannten Automotive-Electrification-Index abbilden.

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Dieser soll quartalsweise die elektrische Reichweite der verkauften Fahrzeuge nach Weltwirtschaftsregionen, Ländern und Autoherstellern aufzeigen, heißt es vom Unternehmen. Zusätzlich ausgewertet werde der Elektrifizierungsgrad der verkauften Gesamtfahrzeugflotte.

Alixpartners sagt, man habe mit diesem neuen Werkzeug einen Ansatz entwickelt, der die Fortschritte der Elektrifizierung gerade für einzelne Länder und Autohersteller „deutlich transparenter, nachvollziehbarer und exakter“ messe. Der Schlüsselwert in der Berechnung des Index sei dabei die in den jeweiligen Absatzmärkten oder von Autoherstellern verkaufte elektrische Reichweite, also die Strecke, die ein elektrifiziertes Auto ohne Unterstützung durch einen Verbrennungsmotor und ohne Wiederaufladen zurücklege.

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Elektrifizierung setzt sich „massiv“ durch

Aus der nun veröffentlichen ersten Ausgabe des Index geht hervor, dass es im Hinblick auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen „deutliche regionen- und länderspezifische Unterschiede“ gebe. Vor allem der chinesische Absatzmarkt und Hersteller aus China hätten in den vergangenen Jahren „deutlich aufgeholt“, auch wenn mit Tesla ein US-amerikanischer Player „weiter in einer eigenen Liga“ spiele, sagt Alixpartners. Blicke man auf Einzelstaaten, so falle die starke Position kleinerer europäischer Länder auf, die mit zum Teil gewichtigen staatlichen Anreiz- und Infrastrukturprogrammen die Elektrifizierung befördern würden.

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Grundsätzlich, heißt es, beginne sich die Elektrifizierung in der globalen Automobilindustrie „massiv durchzusetzen“. Marktanteil und Anzahl der weltweit verkauften batteriebetriebenen Fahrzeuge, Brennstoffzellenfahrzeuge und Plugin-Hybride hätten sich seit dem ersten Quartal 2013 bis zum zweiten Quartal 2017 „ungefähr versechsfacht“.

Betrug deren Marktanteil damals noch 0,21 Prozent (Q1/2013), stieg er bis zum zweiten Quartal 2017 auf 1,19 Prozent an. Die Anzahl der verkauften Elektrofahrzeuge wuchs nach Angaben von Alixpartners von 41.023 (Q1/2013) auf 260.411 (Q2/2017). Mehr als versechsfacht hat sich laut des Automotive-Electrification-Index analog dazu auch die insgesamt verkaufte elektrische Reichweite aller Fahrzeuge und erreichte nun rund 47,5 Millionen Kilometer (Q2/2017) nach 7,3 Millionen Kilometern (Q1/2013).

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Der zusätzlich in der Analyse erhobene Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte halte damit allerdings nicht ganz Schritt, wie es heißt. Dieser habe sich nämlich von 0,08 Prozent auf 0,43 Prozent nur etwas mehr als verfünffacht.

Auch wenn der Trend in beiden Fällen deutlich nach oben weise, sei die Volatilität hoch. Rückgänge in Einzelquartalen seien durchaus möglich, prognostiziert Alixpartners. Singuläre Ereignisse könnten die Fortschritte der Elektrifizierung in der Automobilindustrie „merklich hemmen“. So führt Alixpartners den deutlichen Rückgang in beiden Analysen im ersten Quartal 2017 auf das vorübergehende Aussetzen staatlicher Anreizprogramme in China zurück.

China: „rasante Entwicklung“

Blickt man auf die großen Weltwirtschaftsräume China (in diesem Fall „Greater China“ inklusive Taiwan und Hongkong), Europa, Nordamerika und Japan/Korea, die zusammen ganze 86,3 Prozent (Q2/2017) des weltweiten KFZ-Absatzmarktes ausmachen, werde „die aktuelle Stärke Chinas“ deutlich. Im zweiten Quartal 2017 seien dort laut Index Fahrzeuge mit insgesamt rund 22,5 Millionen Kilometern an elektrischer Reichweite abgesetzt worden, in Europa hingegen mit circa 12,6 Millionen Kilometern kaum mehr als die Hälfte. Nordamerika folge mit rund zehn Millionen, der Wirtschaftsraum Japan/ Korea mit zwei Millionen Kilometern.

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Dieselbe Reihenfolge zeige der Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte, auch wenn die Abstände zwischen den Weltwirtschaftsräumen weniger groß seien, wie es heißt. In China betrage der Elektrifizierungsgrad aller verkauften Autos 0,7 Prozent, in Europa 0,46, in Nordamerika 0,37 und in Japan/ Korea 0,25 Prozent.

China vollziehe dabei „eine rasante Entwicklung“, konstatiert Alixpartners. Sowohl im Automotive-Electrification-Index als auch im Hinblick auf den Elektrifizierungsgrad der dort verkauften Fahrzeuge sei China vom letzten Platz gestartet und habe innerhalb von viereinhalb Jahren die Spitzenposition erobert.

Nordamerika: „Tesla bleibt Solitär“

In Nordamerika bleibe Tesla ein Solitär und scheine noch keinen Brancheneffekt ausgelöst zu haben. „Sowohl der europäische als auch der nordamerikanische und der japanisch-koreanische Absatzmarkt drohen bei der Elektrifizierung hinter China zurückzufallen. Das ist eine große Herausforderung nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch für die Regierungen vieler Staaten, die voraussichtlich noch stärker über Anreiz- und Infrastrukturprogramme nachdenken werden“, sagt Marcus Kleinfeld, Director bei Alixpartners.

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Dass regulatorische Maßnahmen und staatliche Anreizprogramme durchaus dazu beitragen können, die Fortschritte der Elektrifizierung zu beschleunigen, zeige die Entwicklung in den einzelnen Staaten, schreiben die Erfinder des Index. Diese liefere „ein differenzierteres Bild als der Blick auf die weltwirtschaftlichen Großräume“. 

Elektrifizierungsgrad der Gesamtflotte: Norwegen Spitze

Zwar könne sich die Volksrepublik China mit knapp 22,5 Millionen verkauften Elektrokilometern (Q2/2017) auch im Länder-Ranking des Index den Spitzenplatz sichern. Beim Elektrifizierungsgrad der Gesamtflotte würden aber weltweit ganz andere Staaten vorne liegen. So belegen mit Norwegen, Island, den Niederlanden, Österreich, Schweden und der Schweiz eher kleine europäische Länder, die eine vergleichsweise hohe Kaufkraft aufweisen und zum Teil umfangreiche staatliche Anreiz- und Infrastrukturprogramme aufgelegt haben, die ersten sechs Plätze im globalen Ranking.

Der Elektrifizierungsgrad der in Norwegen im zweiten Quartal 2017 verkauften Autos sei mit 11,86 Prozent „absolute Spitze“ gewesen, heißt es. China belege in diesem Ranking lediglich den neunten Platz, liege damit aber noch vor den USA (Rang 14) und Deutschland (Rang 15).

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„Einzelne europäische Länder zeigen, dass man die Elektrifizierung des Automobilmarktes erfolgreich befeuern kann. Auf Basis einer gesunden volkswirtschaftlichen Gesamtsituation können gezielte und stimmige staatliche Programme den Absatz elektrischer Fahrzeuge ankurbeln“, sagt Hannes Weckmann, Vizepräsident von Alixpartners.

Tesla: globaler Marktanteil von 22 Prozent

Tesla führt die Rangfolge der Autohersteller mit großem Abstand an: Mit über zehn Millionen verkauften elektrischen Kilometern im zweiten Quartal 2017 hält der Hersteller einen globalen Marktanteil von mehr als 22 Prozent. Auch beim Elektrifizierungsgrad ist Tesla führend und erreicht mit seiner voll elektrifizierten Modellpalette in den untersuchten Quartalen immer wieder die Einhundert-Prozent-Marke.

Unter diesen Ausnahmewert falle das Unternehmen nur, wenn die durchschnittliche elektrische Reichweite im verkauften Modellmix bei weniger als 500 Kilometern liegt, dem in der Berechnung des Elektrifizierungsgrads angesetzten Reichweitenstandard der Automobilbranche.

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Unter die „Top Ten“ der Autohersteller im Automotive-Electrification-Index hätten sich dabei mit BYD, BAIC, Geely, Zhidou und Jianghuai gleich fünf chinesische Produzenten geschoben.

Punkten könnten auch die Großen unter den Europäern, US-Amerikanern, Japanern und Koreanern. Renault-Nissan, der weltweit drittgrößte Autohersteller, komme mit sechs Millionen verkauften Kilometern auf Platz zwei, General Motors auf Platz fünf (2,64 Millionen Kilometer), Hyundai auf Platz zehn (1,84 Millionen Kilometer), Volkswagen als weltweit größter Automobilhersteller folge auf Platz elf.

Beim Elektrifizierungsgrad der verkauften Autos fallen die Fortschritte chinesischer Hersteller noch stärker auf. Unter den „Top Ten“ sind mit Zhidou, BYD, Zotye, BAIC, Chery, Jianghuai, Jiangling und Geely gleich acht chinesische Hersteller vertreten. Ihre Position hätten sie in den vergangenen Jahren „kontinuierlich ausgebaut“, heißt es von Alixpartners.

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„Sonderrolle“ von BMW

Der detailliertere Blick auf die Elektrifizierungsfortschritte der europäischen Hersteller zeige ein geteiltes Bild, sagen die Erfinder des Index. Viele europäische Hersteller hätten die verkaufte elektrische Reichweite in den vergangenen Jahren „nicht oder nur vergleichsweise langsam ausbauen“ können, heißt es. Eine Seitwärtsentwicklung mit einem leichten Wachstum zeige etwa PSA, Daimler wachse leicht, bei Volkswagen sei immerhin eine stärkere Zunahme der verkauften elektrischen Reichweite zu beobachten.

Angeführt werde das Feld der Europäer von Renault-Nissan. Insgesamt, sagt Alixpartners, sei „ein eher ruhiges Fortschreiten“ der europäischen Autohersteller zu beobachten – wovon nur die Entwicklung bei BMW abzuweichen scheine. Die vom Münchner Autohersteller verkaufte elektrische Reichweite habe sich in den vergangenen Quartalen vervielfacht und im zweiten Quartal 2017 mit 2,03 Millionen Kilometern Rang zwei unter den Europäern erreicht, heißt es.

Dass BMW „eine Sonderrolle“ einnehme, werde mit Blick auf den Elektrifizierungsgrad der verkauften Flotte nochmals deutlicher: Hier habe BMW sogar den europäischen Spitzenreiter Renault-Nissan im dritten Quartal 2016 verdrängt und liege seitdem auf den ersten Platz.

Bei Daimler, VW und PSA sei hingegen „noch wenig Dynamik“ in der Elektrifizierung der verkauften Gesamtflotte sichtbar. Hier weise sie nur eine schwache Tendenz nach oben auf.

Fazit des Automotive-Electrification-Index

Die Ergebnisse des Automotive-Electrification-Index würden deutlich machen, dass die Elektrifizierung der Automobilindustrie „in den Absatzmärkten angekommen“ sei und dass „viele Automobilhersteller mit der beschleunigten Elektrifizierung ihrer Flotte in das Rennen um Marktanteile gestartet“ seien.

Auch wenn dem chinesischen Absatzmarkt schon aufgrund seiner schieren Größe eine Schlüsselrolle zukomme, zeige die Entwicklung einzelner europäischer Länder, dass auch in westlichen Märkten für die Autohersteller „viel zu holen sein“ könne, stellt Alixpartners fest.

Tesla habe sich „als Pionier unter den Herstellern“ einen Spitzenplatz erarbeitet und „scheint diesen zu halten“, chinesische Player „holen auf“, BMW habe „große Dynamik“ in der Elektrifizierung entfaltet.

Die Karten, warnen die Autoren, könnten aber „schnell neu gemischt“ werden, nämlich dann, wenn die vielen Elektromodelle, die unterschiedliche Hersteller weltweit in Planung haben, auf den Markt kommen.

Die Analyse von Alixpartners, die den Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte ermittelt, basiere ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Daten, vor allem von IHS-Markit und EV-Volumes, sagt das Unternehmen. Die in den Berechnungen angesetzten elektrischen Reichweiten der Fahrzeuge beruhen auf Angaben von EV-Volumes sowie veröffentlichten Informationen der Automobilhersteller.

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Carl_Grau

So eine spannende Entwicklung. Es ist höchst interessant zu beobachten, wie nun die unterschiedlichen Automobilhersteller versuchen, dem Konkurrenzdruck und der Marktentwicklung Stand zu halten. So hat ja Volvo beispielsweise angekündigt, ab 2019 nur noch E-Autos auf den Markt zu werfen, siehe den Artikel Volvo 2019 nur noch mit Elektromotor . Und die Zeit bis dahin ist schnell vergangen. Ob die das einhalten können, ist daher fraglich. Ich werde das Geschehen weiterhin gespannt beobachten.

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Hans-Georg Michna

Was für ein Blödsinn, die Elektrifizierung an der Reichweite zu messen! Die spielt in der Praxis keine Rolle und dient hier wohl nur den Zweck, die wirkliche Elektrifizierung schlecht aussehen zu lassen.

Tatsächlich gefahrene Kilometer könnte ich ja noch verstehen, aber das hier ist grober Unfug.

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