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Bargeldloses Bezahlen: Warum Deutschland endlich auf den Geschmack kommen könnte

Apple Pay ist erfolgreich, Google Pay auch. Doch die Fronten zwischen Bargeldlos-Anhängern und Bargeld-Befürwortern werden sich in den nächsten Jahren noch verhärten.

3 Min. Lesezeit
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Ein Schritt übersprungen: Sieht so aus als würde Deutschland einen Payment-Sonderweg gehen. (Foto: Apple)

Es gibt nur wenige Länder, in denen die Menschen so vehement am Bargeld hängen wie Deutschland. „Nur Bares ist Wahres“ heißt es dann und dass man gerade in heutigen Zeiten möglichst wenig eigene Datenspuren hinterlassen will. Doch gleichzeitig tut sich auch einiges in Deutschland: 44 Prozent, so der Branchenverband Bitkom, wären bereit, gänzlich auf Bargeld zu verzichten – ein Wert, der einerseits verwundert, andererseits aber auch mit zwei Produkt-Launches der letzten Monate zu tun hat – die Rede ist von Google Pay und Apple Pay. Denn die Kunden setzen eben gerade nicht auf die in vielen Ländern omnipräsente Kreditkarte, sondern auf ihr Smartphone beim Bezahlen. So wie in verschiedenen Emerging Markets klassische Bankkonten zugunsten von digitalen Payment-Diensten übersprungen wurden, könnten die Kreditkarten-verschmähenden Deutschen die Kreditkarte überspringen.

Bezahlen per Smartphone in Deutschland erfolgreich

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Dass insbesondere Apple Pay ein Riesenerfolg ist, daran zweifelt in der Bankenwelt niemand – und selbst Apple-Chef Tim Cook hat diese Woche in einem Analystengespräch, in dem die aktuellen Geschäftszahlen diskutiert wurden, den deutschen Launch gelobt. Die Deutsche Bank darf zwar keine genauen Zahlen nennen, spricht aber anlässlich der Payment Exchange von einem mehr als gelungenen Start. Man habe innerhalb eines Monats die Ziele erreicht, die man sich fürs gesamte erste Jahr vorgenommen habe, erklärt Michael Koch, der den Apple-Pay-Launch für die Deutsche Bank mit verantwortet hat, gegenüber dem Handelsblatt 

Unter Beratern ist jetzt sogar öffentlich auf einer Veranstaltung die Rede von 40.000 Kunden für die Deutsche Bank durch Apple Pay, eine Zahl, die freilich ebenfalls niemand kommentieren wird, weil die Banken es nicht dürfen und Apple keine einzelnen Märkte genau beziffert. Aber zum Vergleich: Das von der gesamten Bankenwirtschaft verantwortete Projekt Paydirekt soll monatlich gerade einmal auf 40.000 Transaktionen  können – und das mit sämtlichen Banken und Sparkassen. Selbst wenn die aus Sparkassenkreisen kolportierte Zahl etwas höher ist, zeigt sie doch, was für eine Nachfrage nach Apple Pay besteht.

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Ähnlich sieht die Sache bei Google Pay aus: Insbesondere der Befreiungsschlag mit Paypal, der ermöglicht, dass jeder Nutzer ohne ein bestimmtes Bankkonto über eine virtuelle Kreditkarte Google Pay nutzen kann, soll dem Bezahlverfahren beeindruckende Zahlen beschert haben. Dazu muss man allerdings wissen, dass das Alleinstellungsmerkmal als Payment-Dienst bei Google Pay nicht ganz so groß ist, da Google, anders als Apple, durchaus auch andere Bezahlverfahren auf der eigenen Android-Plattform duldet. Gleichermaßen ist die von Cook als Seitenhieb zitierte Google-Zahl der Deutschen Bank kaum vergleichbar, da sie sich auf deren eigenen Android-Bezahldienst und nicht auf Google Pay bezieht.

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Vielleicht liegt es an der Bankenwelt, die in Deutschland so gut ausdifferenziert ist, dass es gerade einen Konzern wie Google oder Apple braucht, um einen echten Standard zu schaffen. Denn weder die Banken selbst noch die Mobilfunkbetreiber noch die Kreditkartenunternehmen haben es geschafft, die Bargeldbastion Deutschland so wirklich digital zu erobern. Das hängt aber auch mit der enormen Dichte an Geldautomaten zusammen (rund 58.000 in Deutschland), auch wenn deren Zahl stetig abnimmt.

Datenschutz: Barzahlen bleibt diskreter, das ist klar

Doch wie sieht es jetzt eigentlich mit Datenschutz und Privatsphäre aus? Zumindest bei Google Pay erfährt die Bank respektive der Bezahldienst nicht, was der Kunde genau gekauft hat, immerhin aber, wo er unterwegs war. Und auch der Händler bekommt keine Daten, die Rückschlüsse auf den Kunden ermöglichen, da nur der Zahlungsimpuls mit einem Token ausgelöst wird. Natürlich geben Barzahler weniger preis, aber schon bei einer heutzutage durchaus nicht mehr so exotischen Bezahlung per EC-Karte (heute Girocard genannt) weiß der Angestellte, wo man für wie viel Geld eingekauft hat.

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14 Kommentare
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User

Niemand mag Apple Pay..
Bargeldloses zahlen ja.

Antworten
Bloodred

Ich liebe beides.

Antworten
infinity

„Wer etwa die beschriebene Paypal-Lösung nutzt, wird sogar nicht mal mehr beim nächsten Bankbesuch darauf angesprochen werden, dass er im Bioladen und nicht bei Aldi oder Rewe eingekauft hat, weil hier schlicht nur eine Paypal-Zahlung auf dem Kontoauszug vermerkt ist.“

Theoretisch wäre das ein valider Punkt, jedoch ist es tatsächlich so, dass diese PayPal Abbuchungen auf dem Girokonto im „Buchungstext“ das Geschäft/Händler in voller Bezeichnung nennen.

Antworten
Tobias Weidemann

Das ist spannend, ich habe das gerade noch einmal bei mir selbst geprüft: Bei einigen Buchungen hast Du recht, bei anderen wiederum erscheint kein Händler. Gleich mal im Hinterkopf behalten, vielen Dank für den Input!

Antworten
Guenter Kraemer

Apple pay, wer will denn das? Ich kenne so viele, die komplett von Apple auf Android umgestiegen sind, und nun GPay nutzen (via Paypal) und sehr zufrieden sind.

Antworten
Herbert Brenner

Ich kenne niemanden, der von Apple auf Android umgestiegen ist. Apple Pay ist die beste Lösung.

Antworten
infinity

Ich kenne auch niemanden und wüsste auch nicht wieso.

Aber inwiefern ist Apple Pay besser/schlechter als Google Pay. Worauf fußt die Aussage? Ich sehe weder pro noch contra für Apple pay oder für GPay.

Anonymus

Ich bin einer , dessen letztes Gerät ein iPad 2 war.
Danach nur noch Android.
Genial!
(Auch Google Pay mit Android Wear ist genial. Per Puls Zahlungen freigeben

Anonymus

Google Pay verlangt keine Gebühren

Stefan Wolske

Mich würde der Umkehrschluss des Artikels interessieren. Alle Banken bieten Apple pay an? Die Artikel zum Digitalstandort hätten Content.

Antworten
Ludwig

Ich nutze keine der geannten Optionen und ja, ich nutze weiterhin mein gutes altes Bargeld. Es hat nämlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem digitalen bezahlen. Geld ausgeben mit Bargeld spricht das Schmerzzentrum im Gehirn an. Bei digitalen Bezahlmethoden ist das nicht der Fall. So tut ein einkauf mit Bargeld im wahrsten Sinne des Wortes mehr weh und ich kann mir vor einem Einkauf genau überlegen ob ich bestimmte Dinge wirklich brauche.

Bargeld hat noch einen Vorteil: Ich kann nur so viel ausgeben, wie ich im Geldbeutel hab. Ich setze mir jede Woche ein Budget und bleibe in der Regel darunter. Das klappt sehr gut und ich habe trotz einem relativ geringen Verdienst (1500€ Netto) jeden Monat ein Haufen Geld übrig. Das Geld kann ich dann in aller Ruhe und ohne schlechtes Gewissen sparen.

Ergo: Ich bleibe bei meinem guten alten Bargeld. Nicht aus Datenschutzgründen, sondern aus Selbstdisziplin.

Antworten
Stefan Wolske

Verstehe das mit der Selbstdisziplin. Es gibt da Möglichkeiten sich auch digital treu zu bleiben. Nach Gehaltseingang schiebt man alles auf ein Tagesgeldkonto, was gespart werden soll. Viele Banken haben zudem einen Kontowecker, dem man sich für ein bestimmtes Ereignis am Girokonto stellen kann. Einer Kategorisierung der Buchungsposten (z.B. N26) zeigt eine schöne Übersicht, für was man alles sein Geld verballert hat. Und wenn man unartig war, dann kann man sich als Sparkassenkunde Klicksparen einrichten. Beispielsweise drückt man nach dem Kippenkauf in der App aund es gehen 5 Euro auf das selbstgewählte Anlagekonto.
Was davon jetzt Google – und Apple pay zur Selbstdisziplin anbieten weiß ich leider nicht.

Antworten
Old's Cool

Was ich in dem Artikel vermisse, ist eine Information darüber, welche Daten Apple und Google/Paypal über meine Käufe bekommt und sammelt.

Meine Bank kann ich aus einer größeren Zahl auswählen und ggf. relativ einfach wechseln, bei Google/Apple ist die Auswahl geringer, mit einem Wechsel müsste ich mein gesamtes IT-Ökosystem wechseln und durch tägliche Nutzung vieler anderer Dienste bekommen sie weitere Daten hinzu.

Antworten
sunny

haha.. was für ein krasser Artikel.. Die Wahrheit als Headline wäre… „Warum Deutschland Apple Pay so hasst…“… die Amis sollten mit ihren tollen Ideen besser im Trump Land bleiben.. wir brauchen in der EU sicher kein Zahlungssystem das von den USA eines Tages direkt verwaltet werden könnte..

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