Wer in Berlin mit der U-Bahn fährt, muss sich für die Dauer der Fahrt von seinem gewohnten mobilen Surfverhalten verabschieden. Ruckelnde Videos, langsam ladende Websites und stockend verlaufende Chats sind die Regel. Seit vier Jahren verhandeln die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit den Mobilfunkanbietern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica über den Ausbau der Infrastruktur, um schnelles Internet (LTE/4G) in die Tunnel zu bringen – vergeblich. Jetzt übernimmt das Land Berlin die Initiative.
Berliner warten auf LTE in der U-Bahn – jetzt will Berlin den Netzausbau finanzieren
Die Berliner warteten schon viel zu lange auf den Ausbau des Netzes durch die Telekomkonzerne, twitterte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. „Wir unterstützen jetzt den Ausbau des schnellen Internets, sodass in der BVG ab Mitte 2019 LTE verfügbar sein wird“, kündigte Pop an. Die BVG wollte den konkreten Zeitplan der Senatorin nicht bestätigen, erklärte aber gegenüber der Berliner Morgenpost, dass die nötigen Bauarbeiten in allen Tunnelröhren im Laufe eines Jahres abgeschlossen sein könnten.
Noch Anfang dieses Jahres hatte es so ausgesehen, als würden sich die Telekomunternehmen auf eine gemeinsame LTE-Offensive für die Berliner U-Bahn einigen können. In sogenannten BTS-Hotels (Base-Transceiver-Station) sollte die Mobilfunktechnik untergebracht werden. Diese Stützpunkte hätten dann per Glasfaserverbindung mit den LTE-Modulen in den Tunneln verbunden werden sollen, wie die Morgenpost ausführt. Das Ganze scheiterte allerdings an den Kosten, die Konzerne wollten das notwendige Geld nicht in die Hand nehmen.
Sorry, für das späte Like! Wir hatten nur Edge.
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) November 19, 2018
Dass Berlin jetzt finanziell einspringt, ist aber rechtlich umstritten. Nur wenn ein Marktversagen vorliege – darauf beruft sich das Land Berlin jetzt –, sei eine Subventionierung des Netzausbaus möglich. Berlin wird Experten zufolge wohl bei der EU um Erlaubnis bitten müssen. Laut Morgenpost-Informationen dürfte die Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro an Telefónica gehen, das schon einen entsprechenden Testlauf in den U-Bahnlinien U7 und U8 realisiert hat.
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Peinlich für unsere Hauptstadt! Aber besser spät, als nie.
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