
Bei der Bafin gehen viele Beschwerden über Neobroker ein. (Foto: Shutterstock)
Bei der Verbraucherschlichtungsstelle der Finanzaufsicht Bafin sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Beschwerden über Finanzdienstleister eingegangen als im Vorjahr.
Im Vergleich zu 2023 beschwerten sich Verbraucher:innen doppelt so häufig über Banken und Broker bei den Schlichter:innen, die dann in berechtigten Fällen versuchen, zwischen beiden Parteien zu vermitteln.
Ärger mit Neobrokern
Im Jahr 2024 kamen insgesamt 1110 Beschwerden von Verbraucher:innen bei der Bafin an, im Vorjahr waren es lediglich 460 gewesen. Wieder einmal standen dabei vor allem Beschwerden über Neobroker im Fokus. Ganze 681 der über tausend Beschwerden betrafen das Wertpapiergeschäft.
Geärgert haben sich die Kund:innen vor allem über „Probleme bei Depotüberträgen, wie die Nichtausführung von Aufträgen oder zu lange Ausführungsdauern“, schreibt die Finanzaufsicht. Auch dass die Anschaffungsdaten von Wertpapieren nicht eingestellt wurden und es Fehler beim Steuerabzug bei Dividendenzahlungen oder bei Erlösen aus der Veräußerung von Wertpapieren gab, ärgerte die Kund:innen. Bei bestimmten Instituten seien diese Fehler gehäuft aufgetreten, berichtet die Bafin, ohne Namen zu nennen.
Bekannt ist aber, dass viele Nutzer:innen der Neobrokers Trade Republic im vergangenen Jahr unzufrieden mit dem Service des Fintechs waren. Dabei ging es unter anderem um fehlgeschlagene Kontoschließungen, Probleme beim Depotübertrag oder zu hohe abgebuchte Kapitalertragsteuern.
Auch die Verbraucherzentralen berichteten im Sommer 2024 über eine steigende Zahl von Beschwerden von Kund:innen, die sich über den schwer erreichbaren Kundenservice, gar keine Reaktion oder unpassende Antworten bei Trade Republic beschwerten. Das Fintech versprach daraufhin, den Kundenservice zu verbessern.
Trade Republic hat im vergangenen Jahr mit vielen neuen Angeboten Kund:innen gewonnen: Die Nutzerzahlen verdoppelten sich auf acht Millionen Menschen.
Dabei hilft die Schlichtungsstelle
Verbraucher:innen wenden sich an eine Schlichtungsstelle, wenn sie im Clinch mit einem Finanzunternehmen liegen und den Streit nicht selbst beilegen können. Die Schlichtungsstelle versucht dann, einen Kompromiss zu finden, bevor der Streit vor Gericht gehen muss.
Neben den Brokern sind Probleme mit Bankgeschäften das zweitgrößte Ärgernis für die Verbraucher:innen (180 Anträge), gefolgt von Zahlungsdienstleistern (112). Insgesamt schafft offenbar die zunehmende Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen Probleme. Diese war laut Bafin auch eine Ursache für zahlreiche Betrugsfälle, die an die Schlichtungsstelle herangetragen wurden.
Zudem steigt die Zahl grenzüberschreitender Konflikte. Die Zahl der Schlichtungsanträge mit Auslandsbezug lag im vergangenen Jahr bei mehr als 15 Prozent des Gesamtvolumens.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Bafin-Schlichter:innen nicht in allen Fällen helfen können, insgesamt waren im vergangenen Jahr 650 Beschwerden unzulässig, weil sie sich etwa gegen Unternehmen richteten, für die die Schlichtungsstelle gar nicht zuständig ist oder weil kein vollständiger Antrag gestellt wurde. In insgesamt 242 Fällen haben sich die Parteien aber gütlich geeinigt.