Betrug mit günstigen und gebrauchten Festplatten: Was ihr vor und nach dem Kauf beachten müsst

Wenn euch der Speicherplatz ausgeht, ist oftmals die einfachste Lösung die Anschaffung einer zusätzlichen Festplatte. Sei es, um diese direkt im Laptop oder PC einzubauen oder einfach, um die Speicherlösung extern an eure Geräte anzuschließen. So könnt ihr problemlos Daten auslagern, die ihr nicht jederzeit benötigt. Die Suche nach einer Festplatte kann sich aber als finanzielle Herausforderung erweisen.
Denn oftmals sind Speicherlösungen recht teuer. Gerade Hard-Disk-Drives (HDD) für euer heimisches NAS-System oder besonders schnelle Solid-State-Drives (SSD) mit viel Speicherplatz gehen schnell ins Geld. Dementsprechend suchen viele Nutzer:innen nach günstigeren Alternativen – und finden Refurbished-Angebote für gebrauchte Festplatten. Viele Onlineshops verlangen zwar nur einen Bruchteil der eigentlichen UVP, doch können euch die gebrauchten Festplatten schnell Nerven und noch mehr Geld kosten.
Wenn Festplatten zum Betrugsfall werden
Wie CBL Datenrettung berichtet, gibt es immer wieder Fälle, in denen Kund:innen mit gebrauchten Festplatten übers Ohr gehauen werden. Dabei ist es egal, ob sie HDDs oder SSDs suchen. Beide Festplattenarten kommen mit ihrer ganz eigenen Betrugsmasche. Bei HDDs gibt es mehrere mechanische Bestandteile in der Festplatte. Diese können mit der Zeit verschleißen und die Festplatte unbrauchbar machen.
Dementsprechend ist es beim Kauf einer gebrauchten HDD wichtig zu wissen, wie lang diese schon vorab genutzt wurde. Sollte sie schon hunderte Stunden in einem System hinter sich haben, steigen die Chancen auf Ausfälle enorm. Laut CBL kommt es immer wieder zu Fällen, in denen die Laufzeit der gebrauchten Festplatten von den Verkäufer:innen verschleiert wird. So etwa in einem Fall, bei dem ein Kunde eine gebrauchte 10-Terabyte-Festplatte von Seagate bei einem Drittanbieter kaufte.
Eine Analyse zeigte, dass die Festplatte manipuliert wurde. Denn über die sogenannte „Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology“ können die verbauten Sensoren der Festplatte ausgelesen werden. So bekommen Nutzer:innen Daten zur Laufzeit, zu Lesefehlerraten und den Start- und Stopp-Vorgängen der Festplatte. Obwohl die Festplatte laut Onlineshop schon genutzt wurde, zeigte das S.M.A.R.T.-System der HDD keinerlei Nutzungszeit. Offenbar wurde diese von den Verkäufer:innen zurückgesetzt. Dementsprechend könnte die Festplatte schon über mehrere Jahre Tag und Nacht in einem Serversystem gelaufen sein. Ein Ausfall könnte also jederzeit bevorstehen.
Bei SSD-Festplatten gibt es keine mechanischen Bauteile, was die Nutzungsdauer und Ausfallraten verringert. Hier können Betrüger:innen aber auf andere Weise tricksen. So können sie etwa ein Gehäuse einer SSD nehmen und darin deutlich günstigere USB-Sticks oder SD-Karten mit weniger Speicherplatz verbauen. Anschließend manipulieren sie die Daten des Sticks, sodass beispielsweise ein Terabyte freier Speicher angezeigt wird, obwohl lediglich wenige Gigabyte gespeichert werden können.
Im ersten Moment gibt es also keine offensichtlichen Probleme mit der SSD. Erst wenn User:innen mehr Daten speichern wollen, kommt es zu Komplikationen. Um Fehlermeldungen zu einem vollen USB-Stick zu vermeiden, sorgen die Betrüger:innen dafür, dass der Stick alte Daten automatisch überschreibt, sobald der Speicherplatz voll ist. Dementsprechend können Nutzer:innen auch ein Terabyte auf den 64-Gigabyte-Stick ziehen. Am Ende bleiben dann aber auch nur die letzten 64 Gigabyte der Übertragung auf dem Speicher.
Worauf ihr beim Kauf von Festplatten achten solltet
Grundsätzlich lohnt es sich, beim Kauf von Festplatten auf Neuware zu setzen. Denn in den meisten Fällen wollt ihr auf den Platten wichtige Daten speichern, die ihr im Falle eines Verlusts nur mit viel Mühe wiederherstellen könnt – oder aufgrund fehlender Backups komplett verliert. In diesen Fällen solltet ihr ein paar Euro mehr investieren, um eine gewisse Sicherheit zu bekommen und letztlich eure Nerven zu schonen.
Solltet ihr aber unbedingt eine gebrauchte Festplatte wollen, könnt ihr in manchen Fällen noch vor dem Kauf erkennen, ob es sich um ein realistisches Angebot handelt. Im ersten Schritt solltet ihr den Angebotspreis mit der Neuware und anderen Onlineshops vergleichen, die Gebrauchtware anbieten. Bewegen sich die Gebrauchtpreise beispielsweise im Schnitt 50 Euro unter dem Preis der Neuware, solltet ihr misstrauisch werden, wenn ein Onlineshop über 100 Euro weniger für die HDD oder SSD aufruft.
Ein weiteres Indiz kann die Website des Shops selbst sein. Ist euch die Seite nicht bekannt, solltet ihr unbedingt nach Erfahrungen von anderen Kund:innen im Netz suchen. Plattformen wie Trustpilot und Trusted Shop geben euch einen Einblick, ob es sich um eine seriöse Seite handelt. Aber selbst bei eigentlich seriösen Webseiten wie Ebay und Amazon könnt ihr Gefahr laufen, Fake-Angeboten zu Festplatten auf den Leim zu gehen.
Denn auf diesen Plattformen dürfen Dritte ihre Waren anbieten – per Auktion oder über den Amazon-Marktplatz. Dort solltet ihr also nicht blindlings zugreifen, nur weil eine vermeintlich seriöse Seite dahintersteht. Schaut euch in diesen Fällen die Profile der Händler:innen an, von denen ihr die Produkte kauft. Neben den Wertungen von anderen Kund:innen solltet ihr darauf achten, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Im Falle einer Rücksendung oder eines Garantiefalls kann die Abwicklung mit einer ausländischen Firma schwieriger werden.
Gebrauchte Festplatten unter Windows und Mac prüfen
Habt ihr eure gebrauchte SSD oder HDD schließlich in den Händen, solltet ihr sie zunächst mit S.M.A.R.T. überprüfen. Windows und MacOS bieten grundlegende Funktionen auch ohne Zusatzprogramme. Unter Windows öffnet ihr die Suchleiste mit der Windows-Taste und gebt dort „cmd“ ein. Dadurch öffnet sich die Eingabeaufforderung. Gebt dort den Code wmic diskdrive get model,status ein. Wenn das System „OK“ anzeigt, gibt es zunächst keine offensichtlichen Fehler. Steht dort „Pred Fail“, könnte eure Festplatte bald ausfallen.
Auf eurem Mac klickt ihr auf das Apple-Symbol oben links und wählt dort „Über diesen Mac“ aus. Klickt im neuen Fenster auf „Weitere Infos“. Im Infofenster wählt ihr schließlich ganz unten „Systembericht“. Wählt dann in der linken Spalte „Festplatte“ aus. Ganz unten steht dort der S.M.A.R.T.-Status der Festplatte. Gibt es Fehler, werden sie euch dort angezeigt.
Wollt ihr mehr Details über eure gebrauchte Festplatte erfahren, braucht es doch zusätzliche Programme. Für Windows-Nutzer:innen gibt es Crystal Disk Info als kostenloses Tool. Es zeigt euch auch an, wie lang die Festplatte schon gelaufen ist und wie viele Fehler es bislang gab. Für Mac-User:innen gibt es DriveDx. Zwar gibt es hier nur eine kostenlose Testversion, diese sollte in den meisten Fällen aber ausreichen. Im Anschluss an die Testphase werden 20 US-Dollar für das Tool fällig.