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AAA-Flop auf Steam: Wie aus „Babylon’s Fall“ „Babylon’s Fail“ wurde

Das „Games as a Service“-Modell wird einen großen Teil des zukünftigen Games-Marktes bestimmen. Es gibt Beispiele, bei denen das schon jetzt gut funktioniert. Und dann gibt es „Babylon’s Fall“.

4 Min. Lesezeit
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"Babylon's Fall" kam bei niemandem so richtig an. (Screenshot: Square Enix)

Zum Beispiel „GTA Online“: Seit Jahren schon wird der Online-Modus von „GTA 5“ mit neuen Inhalten versorgt. Seien es neue Fahrzeuge, Nachtclubs oder Radiostationen – für Spieler:innen lohnt sich der Login fast immer. Doch Rockstar hatte bereits zum Release des Spiels für eine solide Ausgangssituation gesorgt. „GTA 5“ funktionierte tadellos. Der Online-Modus war eine Dreingabe. Heute aber ist er eine der größten Einnahmequellen des Unternehmens – und der Grund, wieso Gamer auf „GTA 6“ wohl noch länger warten dürften.

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So kann ein „Games as a Service“-Modell also funktionieren. Es setzt auf einem Fundament auf, das bereits genug Substanz bietet, um für Stunden zu unterhalten. Die zusätzlichen Inhalte sorgen dann dafür, dass die Spieler:innen noch über Jahre am Ball bleiben. Wenn das nicht der Fall ist, handelt es sich womöglich zumindest um ein „Free 2 Play“-Modell. Also ein kostenloses Spiel, das mit Zusatzkäufen lockt. „Babylon’s Fall“ ist beides nicht. Es ist ein Vollpreis-Titel mit vielen Fehlern. Und zeigt damit, wie leicht der Live-Service-Traum platzen kann.

„Babylon’s Fall“ – was?

Platinum Games stehen für Action-Games mit komplexen aber spaßigen Kampfsystemen. In Spielen wie „Bayonetta“ oder „Metal Gear Rising: Revengeance“ haben sie bewiesen, dass sie hochqualitative Videospiele entwickeln können. „Babylon’s Fall“, ihr neuestes Spiel, gehört nicht dazu. In Kritiken und Beiträgen von Gamern wird kaum ein Aspekt nicht verrissen. Es habe einen sonderbaren Filter, der die Grafik gezeichnet aussehen lassen soll – aber nur für verschwommene Texturen sorgt. Das Leveldesign sei uninspiriert und langweilig. Die Geschichte verwirrend. Und selbst das Kampfsystem könne nicht an die Standards heranreichen, die Platinum Games selbst gesetzt habe.

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Schlussendlich handele es sich um ein Spiel, in dem man durch die immer gleichen Schlauchlevel läuft, Gegner besiegt, schlechten Loot bekommt – und dann von Vorne beginnt. Die größte Kritik am Spiel trifft aber das Geschäftsmodell. „Babylon’s Fall“ gehört zu den „Games as a Service“. Es ist darauf ausgelegt, dass die Spieler:innen eine Community bilden, die über Monate bestand hat. Es soll zusammen gespielt werden – ohne menschliche Mitspieler:innen sei „Babylon’s Fall“ nicht nur langweilig, sondern auch schlecht ausbalanciert, so Kritiker:innen.

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Die Spieler:innen fliehen

Wie Techradar berichtet, fiel „Babylon’s Fall“ vor wenigen Tagen auf unter zehn gleichzeitige Spieler:innen auf Steam. Diese Metrik wird von der Seite Steamcharts erfasst. Aktuell liegt diese Zahl wieder etwas höher. Das dürfte aber vor allem an der negativen Berichterstattung über das Spiel liegen. Denn ein Blick auf das Allzeithoch der gleichzeitigen Spieler:innen zeigt: 1.166 User. Für ein Live-Service-Spiel ist das miserabel. Zum Vergleich: Das Hoch von „GTA Online“ liegt bei 360.000. Freilich kann ein relativ kleines Spiel wie „Babylon’s Fall“ da nicht mithalten. Aber es zeigt sich doch: Spieler:innen haben inzwischen einen höheren Anspruch – oder bleiben sonst einfach weg.

Denn auch andere Spiele zeigen diesen Trend. „Battlefield 2042“ etwa konnte zum Release über 100.000 Spieler:innen auf Steam anlocken. Gleichzeitig wurde es aber von Kritik überschüttet. Mangelnde Inhalte, unzuverlässige Server. Auch hier schwinden inzwischen die Spieler:innen. Die Metrik ist auf 2.000 gleichzeitige User gefallen.

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Die Konkurrenz ist groß – und der Tag hat 24 Stunden

Die Games-Branche ist sehr innovativ darin, neue Geschäftsmodelle zu erkunden – neue Wege, noch mehr Geld zu verdienen. Das „Games as a Service“-Modell ist seit Jahren das beliebteste. Square Enix, der Publisher von „Babylon’s Fall“ setzte zuletzt intensiv auf Service-Games. Mit mäßigem Erfolg. Auch das 2020 erschienene „Marvel’s Avengers“ konnte kaum jemanden überzeugen, wird aktuell nur noch von ein paar hundert Menschen auf Steam gespielt. Sicherlich fehlen in diesen Zahlen die Konsolen-User. Aber sie geben doch einen guten Einblick darin, ob ein Spiel ein gesundes Ökosystem aufbauen konnte oder nicht.

Darum geht es den Publishern schließlich: Eine Plattform zu bauen, die über Jahre Einkommen generiert. Wer ein solches Ökosystem in großen Stil aufbauen kann, hat erstmal ausgesorgt. Darum gibt es immer mehr Versuche, dieses Marktsegment zu besetzen. Nur wollen diese Spiele alle möglichst viel Zeit von ihren User:innen. Sie funktionieren nur, wenn die Gamer sich regelmäßig einloggen, Zeit verbringen, Geld ausgeben. Der Tag hat aber nur 24 Stunden und die wenigsten haben die Zeit und die Lust, sich mehrerer solcher Service-Games zu verschreiben.

Es gilt also, herauszustechen. Besonders dann, wenn es sich um einen Vollpreis-Titel handelt. Es braucht eine solide Grundlage, eine funktionierende Infrastruktur und einen guten Plan für die ersten Monate. „Babylon’s Fall“ hat nichts davon. Dass das Spiel gefloppt ist, sollte niemanden bei Square Enix überraschen. Den meisten Spieler:innen sind Geschäftsmodelle egal. Sie spielen „Games as a Service“ nicht, weil sie das Modell so mögen. Sondern weil sie das Spiel so mögen, das dann über Monate mit neuen Inhalten versorgt wird. Diesen Ausgangspunkt sollten einige Studios und Publisher wieder in den Fokus rücken.

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